'Das Haus Gottes' - Teil 05

  • Der 5. Teil beginnt mit einer humorvollen Stelle (bisher gab es eher weniger zum Schmunzeln :-)):

    Zitat

    S. 276 "Wer ist eigentlich sie? Ist Portsmouth eine Frau?"

    Aimery gesteht seine Gefühle für Dorothy nicht ein, weder sich selbst noch einem anderen. Schweigen kann er richtig gut!


    Der Krieg beginnt, man vertraut auf Aimerys seemännisches und taktisches Können und er führt sie zum Erfolg.


    Auf S. 326 drückt Masun Aimerys Verhalten und Gemütszustand sehr treffend aus:

    Zitat

    "Warum wollt ihr um jeden Preis aus dem Leben eine unablässige Bussübung machen?"


    Luke ist doch nicht gestorben :-]!


    Gilbert bekommt den ersehnten Sohn, ob ihn dieses Glück von seinem Hass und Neid heilen kann? Schon bedenklich, wie er sein Begehren jetzt von Helewise auf Dorothy überträgt :gruebel.


    Diese hat mittlerweile keine materiellen Sorgen mehr, Aimery hat ihr den kompletten Sold geschickt! Ist aber rastlos und unglücklich, auch die "Unzucht, die sie mit Gocelin treibt" :-), bringt ihr keine Erleichterung.


    Gocelin hat einen hellsichtigen Moment und erkennt, dass Dottie in ihrem ständigen Genörgel und Gezeter um Aimery eigentlich nur sauer ist, weil er nicht zu ihr kommt und bleibt. Der Blinde scheint diesen "Durchblick" ebenfalls zu haben, er ist eine außerordentlich sympathische Figur!


    Am Ende sind Aimery und Dottie wieder zusammen - wie immer - und gehen auseinander - wie immer :-(. Dorothy hat sich aufgerafft, ist über ihren Schatten gesprungen und hat ihm ihre Gefühle gezeigt. Aber er flieht, glaubt, er hätte kein Anrecht auf Glück (s. oben Zitat v. S. 326) und fürchtet, die Vergangenheit könnte sich wiederholen.


    Oh Gott, was ein langes posting :rolleyes, aber zu diesem Buch gibt es so viel zu sagen bzw. schreiben, selbst wenn man versucht, sich auf`s Wesentliche zu beschränken.

  • Wow, bin ich tatsächlich mal die erste! (edit sagt: Ätsch zu lang gebraucht! :lache)


    Aimery zieht in den Krieg und wird tatsächlich auch von den Befehlshabern angehört. Wenigstes ist diesmal niemand da, der ihn verleumndet und wieder Unglück heraufbeschwört.


    Was mir gut gefallen hat ist, daß in diesem Abschnitt die Franzosen nicht als der übermächtige skrupellose Gegner dargestellt wird, sondern als ganz normale Menschen, die auchnur losziehen um ihr Land zu verteidigen.


    Im zweiten Abschnitt sind es noch die mordlüsternen Bestien, die kein Erbarmen kennen und in diesem Abschnitt schickt Aimery sogar noch einen stummen Gruß einem flüchtenen Schiff hinterher. Das fand ich ganz schön, zeigt es doch, daß auch im Krieg jeder nur Mensch mit seinen Ängsten ist und nicht einfach willenlose Kriegsmaschine.


    Dorothy dagegen stumpft immer mehr ab, habe ich das Gefühl. Was soll diese Affaire mit Gocelin? Führt doch zu nichts ausser zu Ärger und evtl. einem Kind, daß sich nicht erklären lässt.
    Ich kann es zwar durchaus nachvollziehen, daß sie frustriert ist und meint nur noch funktionieren zu müssen, aber da läuft sie meines Erachtens doch zu sehr aus dem Ruder.


    Und am Schluss macht ihr Gocelin klar, daß sie Aimery liebt und als sie das endlich einsieht und damit zu Aimery geht, verschwindet der einfach. Wie immer halt, wenn es schwierig wird. Irgendwann muss mal jemand komen und ihm gehörig den kopf waschen, er ist ja nun wirklich nicht alleine für das Unglück in seiner Familie zuständig, auch wenn sein Vater ihm das erfolgreich eingeprügelt hat. Das können die Familienmitglieder auch ganz gut ohne ihn.


    Sehr anrührend fand ich die Szene auf dem Friedhof, als klar wird, warum Francis seinen Sohn so hasst. Der hat ihm die geliebte Frau weggenommen und muss daher bestraft werden. Wie traurig ist das denn?

  • Zitat

    Original von Streifi
    Sehr anrührend fand ich die Szene auf dem Friedhof, als klar wird, warum Francis seinen Sohn so hasst. Der hat ihm die geliebte Frau weggenommen und muss daher bestraft werden. Wie traurig ist das denn?


    Ist mir auch aufgefallen! Aimerys Mutter ist wohl bei der Geburt gestorben und das hat Francis ihm nie verziehen und ihn ständig verprügelt. Aimery hat in seiner Kindheit keine Liebe erfahren und deshalb auch nie gelernt, welche zu geben und zu zeigen. Das hat dann seine Liebe zu Helewise und sein Leben zerstört.

  • Nun habt Ihr so viel Interessantes geschrieben und ich kann gar nichts (mehr oder minder) Cleveres dazu sagen, sondern nur mit dem Kopf nicken.


    Vielen Dank.


    Alles Liebe von Charlie

  • sieht ganz so aus, lumos, und das freut mich, denn ich sehe es ähnlich wie ihr und spare mir so die schreiberei :grin
    :wave

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Zitat

    Original von Lumos


    Ist mir auch aufgefallen! Aimerys Mutter ist wohl bei der Geburt gestorben und das hat Francis ihm nie verziehen und ihn ständig verprügelt. Aimery hat in seiner Kindheit keine Liebe erfahren und deshalb auch nie gelernt, welche zu geben und zu zeigen. Das hat dann seine Liebe zu Helewise und sein Leben zerstört.


    sehe ich genauso :write Aber nun wissen wir, woher die Narben auf seinem Rücken kommen

  • Bei Dorothy scheint es jetzt wieder besser zu stehen, denn sie hat wieder Schweine und die Familie hat zu essen im Gegensatz zu vielen anderen Bewohnern. Aimery läßt ihr regelmäßig Geld zukommen.


    Trotzdem wird Dorothy - wie Charlie schreibt - wunderlich, denn sie "züchtet" quasi den Raben in ihrem Garten.


    Daß sie jetzt mit Gocelin ein Verhältnis angefangen hat, ist m. E. reiner Frust. Sie muß für alle sorgen, Aimery meldet sich aus dem Krieg auch nicht, aber Gocelin ist halt mal in ihrer Nähe und gibt ihr kurzfristig Nähe und Liebe (?).


    Sehr schön fand ich auch, daß John ihr treu ergeben bleibt, obwohl sie ihm wissen läßt, daß sie ihn nicht mehr bezahlen kann. Ist halt so eine richtig treue und auf ewig verbundene Seele.


    .. und dann taucht doch tatsächlich Gilbert wieder auf und Dorothy tanzt mit ihm und trinkt und dann wollte ich schon halt rufen, aber dann hat sie gerade noch den Absprung gekriegt.


    Ihr wird zu Hause eine Truhe überreicht und sie denkt, daß das die Überreste von Aimery sein werden. Richilda stößt an die Truhe und siehe da, die Truhe ist voller Münzen. Nun sind wieder mal die Zukunftsaussichten besser.


    Und wie bisher bei jedem Kapitel ein dramatischer Schluß: Aimery geht zu seinem Schiff und Dorothy verzweifelt

  • Zitat

    Original von Lumos
    [Lockst du uns auf geschickt ausgelegte Fährten und amüsierst dich?


    Nein!
    Wirklich nicht.
    Ich versprech's.


    Alles Liebe von Charlie

  • Ein bißchen hat mich gewundert, daß imery den Plan nicht vermißt, den Agns ihm gestohlen hat. Kann aber auchdaran liegen, daß das noch nicht die endgültige Version war, sondern noch eine mit Fehlern, wie man an Gilberts vergeblichen Versuchen, daraus ein Schiff zu bauen, sehen kann.

    Dorothy fütter den Raben, den Schwarzen, ein Symbol dafür, wie sehr sie sich nach Aimery sehnt? Den sie komischerweise nie bei seinem richtigen Namen nennt.


    Aus Richilda wird sicher mal ein prima Mädchen. Sie ist ihrem Großvater Aimery ähnlich, vom Aussehen und auch vom Wesen her. Und sie scheint auch recht intelligent zu sein.

    Gocelin als Liebhaber von Dorothy? Na ja, immer noch besser, als wenn es Gilbert wäre. Aber da mißt Dorothy mit zweierlei Maß. Ronald und Isemay verurteilen, aber selbst zur Ehebrecherin werden. Dorothy sieht in Aimery den Versorger mit einer Selbstverständlichkeit, die mir nicht gefallt. So ein bißchen Dankbarkeit ihm gegenüber könnte sie schon empfinden. Aber Gocelin öffnet ihr schließlich die Augen und sie gesteht sich endlich ein, daß sie etwas für Aimery empfindet. Doch der - man möchte ihn kräftig durchschütteln - glaubt, daß er ihr Unglück bringt und verläßt sie. Was hat es wohl mit dem Schlüssel auf sich, den er um den Hals trägt?


    Charlie : die zweite komplett unsympathische Person in diesem Roman fällt mir hier besonders auf: Hetfend. Der ist ja noch mal eine ganz andere Kategorie als Gilbert. Und gefährlicher, weil er mehr Macht hat. Ich fürchte, er wird Aimery noch schaden.

  • Die Leser, die Aimery schuetteln wollen, haeufen sich leider ... bitte nicht grob sein, nein (das ist schon der gemeine Autor)?


    Ich hab's mit dem Raben so gemeint, wie Du's gelesen hast, wollte es aber niemandem aufdraengen. Ich dachte: Wenn der Leser es nicht merkt, macht das nichts, denn Dorothy merkt es ja auch nicht.
    Ehrlich gesagt - Du bist die erste, die es gemerkt hat. Darueber freu ich mich jetzt ein bisschen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    Die Leser, die Aimery schuetteln wollen, haeufen sich leider ... bitte nicht grob sein, nein (das ist schon der gemeine Autor)?


    Ich hab's mit dem Raben so gemeint, wie Du's gelesen hast, wollte es aber niemandem aufdraengen. Ich dachte: Wenn der Leser es nicht merkt, macht das nichts, denn Dorothy merkt es ja auch nicht.
    Ehrlich gesagt - Du bist die erste, die es gemerkt hat. Darueber freu ich mich jetzt ein bisschen.


    Alles Liebe von Charlie


    Mir geht es eher umgekehrt, habe es schon zu Teil 02 geschrieben, ich möchte eher Dorothy schütteln. Warum spricht sie nicht aus, was sie denkt. :gruebel


    Wenn du ein Gärtchen hast und eine Bibliothek, so wird dir nichts fehlen. "
    Marcus Tullius Cicero

  • Zitat

    Original von Lumos


    Ist mir auch aufgefallen! Aimerys Mutter ist wohl bei der Geburt gestorben und das hat Francis ihm nie verziehen und ihn ständig verprügelt. Aimery hat in seiner Kindheit keine Liebe erfahren und deshalb auch nie gelernt, welche zu geben und zu zeigen. Das hat dann seine Liebe zu Helewise und sein Leben zerstört.


    Nicht das Aimery sich für den Tot seiner Frau Helewise veratwortlich fühlt, nein er glaubt auch das er seine Mutter getötet hat. Desshalb und wegen anderen Gründen lässt er sich geisseln und geisselt sich selber. Er fühlt sich unwürdiger als der Dreck unter den Fingernägeln. Dieser Man ist definitiv zu gut für die Welt; so wie Mason schon richtig sagt: ein ungeschliffener Juwel -
    :gruebel nur mal so ne Frage am Rande; Was ist wertvoller: ein geschliffener Juwel, der von allen bestaunt und bewundert wird, wegen seines Glanzes, der aber durch fremede Hand so geworden ist? Oder ein ungeschliffener Juwel, der nicht behauen und geschliffen wurde und somit in seiner Vollkommenheit steht, obwohl man das Leuchten in seinem Herzen nicht sieht? nur erahnen kann, aber es nie zur vollen Größe sehen kann?

  • Dieser Abschnitt war gar nicht so leicht zu verdauen. Es wird eine Menge angesprochen und für mich auch wieder Rätsel aufgegeben.


    Zunächst weiß ich noch nicht, was über das Verhältnis zwischen Gocelin und Dorothy denken soll. Für eine Frusthandlung scheint es mir zu tief zu gehen.


    Hetfend ist ein Unsympath. Von dem haben wir sicher noch ein paar Greultaten zu erwarten. Irgendwie scheint er eine falsche Schlange zu sein, die nur auf sein Wohl aus ist, obwohl er ein anderes Bild vorgibt.


    Aimery hat offensichtlich nur das Wohl seiner Familie, speziell Dorothy, im Sinn. Seinerzeit war es vermutlich ein richtig großer Aufwand, die Truhe mit Geld zu verschicken. Wem konnte man sie schließlich anvertrauen und das noch im Kriegsgebiet.


    Übrigens gehöre ich nicht zu denen, die Aimery schütteln wollen. Ich würde eher den Rest der männlichen Familienmitglieder schütteln. Allen voran Symond. Aimery kann seine Gefühle zwar nicht ausdrücken, doch handelt er immer authentisch, bleibt sich selber treu und bietet daher Verlässlichkeit.

  • Ach, Sally, da bin ich jetzt aber richtig erleichtert und dankbar. Du hilfst mir, ihn vor den Schuettlern zu beschuetzen, ja? (Irgendwer wollte ihn auch mal treten. Da hat's MICH geschuettelt!)


    Alles Liebe von Charlie