Argon Verlag, 5 CDs,
Autorisierte Lesefassung. 378 Min
gelesen von Matthias Brandt
Aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl
Kurzbeschreibung:
"New York im Jahre 2002: Ein holländischer Bankier namens Hans van den Broek lebt allein unter den exzentrischen Gestalten im legendären Chelsea Hotel. Als Kind fuhr er perfekte, sichere Bahnen auf dem Eis der Grachten; heute spekuliert er erfolgreich auf Rohstoffpreise, aber wie die Stadt selbst nach dem 11. September ist auch er in seinen Grundfesten erschüttert. Nachts spricht er mit Engeln, oder er sucht verzweifelt bei Google Earth das Haus seines kleinen Sohnes, der mit seiner Mutter nach London zurückgezogen ist, nach Zeichen von Leben ab.
Doch dann, bei einem Cricket-Spiel in Coney Island, zu dem ihn das Heimweh nach England trieb, trifft Hans die Gestalt, die sein Leben verändern wird. Der Mann, ein dunkelhäutiger Westinder mit dem schönen, uramerikanischen Rufnamen Chuck, gehört zu denen, die noch Großes zu träumen wagen und ihr Schicksal in die Hand nehmen. Zusammen mit ihm macht Hans sich auf, ein aktives, brodelndes, ihm gänzlich unbekanntes New York zu entdecken ..."
Zum Autor:
Joseph O'Neill wurde 1964 als Sohn eines Iren und einer Türkin in Cork geboren und wuchs in Holland auf. Er studierte Jura in Cambridge und arbeitete als Anwalt in London. Später folgte er seiner Frau, einer Vogue-Redakteurin, nach New York, wo er heute mit seiner Familie lebt.
Meine Meinung:
Nachdem ich eine Lesung des Autors aus Niederland bei der LitCologne inklusive eines guten deutschen Vortrags gesehen hatte, manifestierte sich der Gedanke, dass dieser mit dem PEN/Faulkner-Award ausgezeichneten Roman auch ein gutes Hörbuch abgeben würde.
Doch die bisherige Rezeption bemängelte die deutsche Lesung von Matthias Brandt auf dem Hörbuch und abschließend muss ich dieser Kritik Recht geben. Der Stoff ist zurückhaltend, unaufdringlich und unspektakulär, doch das ist kein Grund, den Text derart verhalten zu lesen. Es wirkt fast motivationslos, bis der Zuhörer sich dann auf der letzten CD wohl an das Tempo und Monotonie des Vortrags gewöhnt hat.
Die Handlung und Stimmung des Romans bleiben bei nur wenig Leerlauf dennoch spürbar.
Man erfährt etwas über die USA kurz nach 9/11 und dem Leben eines aus Holland stammenden Mannes in New York, über seine Liebe zum Cricketspiel und seiner zufälligen Freundschaft mit dem exzentrischen Chuck. Und nicht zuletzt ist es wie nebenbei auch eine Geschichte des Zerbrechens einer Ehe, auch wenn lange nicht klar ist, ob die Trennung von Hans und seiner Frau dauerhaft bleiben wird.
Sprachlich erinnert Joseph O´Neill mich an Jonathan Franzen, doch ich würde ihn noch höher einschätzen.
Ich persönlich konnte auch nicht verhindern, mir bei den Schilderungen Hans van den Broek den Autor Joseph O´Neill vorzustellen, der in den Niederlanden aufwuchs, in London arbeitet und heute in New York lebt.
Hier geht es zur Büchereulen-Rezension der Buchausgabe, der ich mich im übrigen anschließen möchte:
Joseph O'Neill - Niederland