Auch für mich war dieses Buch eine wunderschöne Sommerlektüre.
Angel ist die beste Kuchenbäckerin in Kigali. Ihre Kuchen und Torten sind die Krönung jeder Feier im Ort. Sie schmecken nicht nur sehr gut, sie erzählen jedes Mal eine andere Geschichte. Es sind sehr oft traurige Geschichten über das harte Leben in Afrika, über Krieg, Völkermord, Aids, Hunger und Tod. Aber auch die letzten Neuigkeiten aus der Nachbarschaft werden ausgetauscht und über die Nachbarn wird geplaudert.
Angel ist eine sehr gute Zuhörerin. Sie kann mitfühlen und gute Ratschläge geben. Sie ist eine sehr gute Freundin für viele Frauen in der Nachbarschaft, man schätzt sie sehr und sucht ihren Rat. Die Kuchenbäckerin ist eine sehr sympathische, warmherzige Frau, die sich jede Frau zur Freundin wünschen kann. Immer hilfsbereit und für Probleme der anderen da.
Es ist ein sehr schönes Buch über das Leben in Ruanda, über einfache Leute, die viel im Leben durchmachen müssten. Der Roman lässt uns Afrika besser kennen lernen und die Leute, die dort leben, bewundern. Sehr schön und einfach geschrieben, versetzt uns das Buch in eine warme nach frischgebackenen Kuchen duftende Stube, wo man eine gute Geschichte zu hören bekommt.
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Quietschebunt kommt das Cover daher, pink und gold dominieren. Genauso quietschebunt sind die Kuchen, die Angel in Kundenauftrag backt. Damit verdient sie etwas zum Lebensunterhalt dazu, müssen sie und ihr Mann sich doch um die fünf Enkelkinder kümmern, da deren Eltern bereits tot sind:
die Schwiegertochter starb an AIDS, der Sohn war ebenfalls infiziert, wurde aber erschossen, die Tochter war infiziert und brachte sich selber um, nachdem sie von ihrer Krankheit erfahren hatte. Angel ist in der Nachbarschaft geachtet, alle kommen mit ihren Sorgen und Nöten zu ihr, und allen steht sie mit Rat und Tat zur Seite. Sie (und damit auch der Leser) erfährt von ihren Mitmenschen alles über ihr Leben: vom Genozid in Ruanda, von Bestechung, von AIDS und der Verdrängung aus den Köpfen der Menschen, von Straßenkindern, unehelichen Kindern, Prostituierten, die mit ihrer Arbeit das Überleben der Familie sichern, von weiblicher Genitalverstümmelung und vielem mehr. Jeder Kuchen steht für eine neue Geschichte, so dass das Buch eigentlich aus vielen kleinen Episoden besteht.
Angel ist der Engel im wörtlichen Sinn: sie stiftet Ehen, hilft allen, so gut sie es kann, und wenn sie nur zuhört oder aus Resten eine warme Mahlzeit für die Straßenkinder zaubert. Trotz der Armut, die überall herrscht, findet man in diesem Buch eine Lebensfreude, die ansteckt.Das Buch lenkt den Blick auf Afrika, ohne belehrend zu sein, zeigt z.B. die Gräueltaten des Genozids auf, die sonst so nicht mehr in den Köpfen präsent wären.Für mich war es sehr gut lesbar, ein paar Setzfehler könnten bei der nächsten Auflage bereinigt werden. Allerdings hätte ich gerne eine Karte gehabt, denn im Urlaub hatte ich natürlich keinen Atlas dabei, um die Orte, in denen das Buch spielt, nachschlagen zu können.
Ich habe einen Spoiler gesetzt, weil zuviel vom Inhalt verraten wird. LG Wolke
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Readit, Du nimmst auch bei dieser Rezi wieder einen Teil des Inhalts vorweg, der erst im letzten Abschnittes dieses Buches aufgelöst wird. Hätte ich das Buch vorher nicht gelesen, würde mich das maßlos ärgern. Hier in diesem Forum ist es üblich, solche Dinge zu spoilern. Ich schreibs hier rein, obwohl ich nicht glaube, dass Du überhaupt noch in diesen Fred schaust. Bei der ersten Rezi, in der Du den Inhalt verraten hast (Alles über Werner), hast Du leider auch nicht reagiert.
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Ich lese das Buch gerade und wollte diese Dinge eigentlich selbst im Buch lesen und nicht schon hier.
Danke, Readit.
Es wäre schön, wenn Du nun wenigstens spoilern würdest, damit es nicht noch mehr Eulen so ergeht.
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Das Buch lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Angel als Figur hat mir einerseits gut gefallen, weil sie sehr lebensklug ist, Zusammenhänge schnell erfasst und mit einfachen Ratschlägen Dinge bewegt. Andererseits kam sie mir oft sehr naiv vor, was durch ihre Aussage: ich bin keine gebildete Person (ich lese keine Bücher) auch noch unterstrichen wurde. Sie hat mich oft an Mma Ramotswe erinnert, der Heldin aus Alexander McCall Smith Romanen.
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Gaile Parkin spricht viele Probleme an, mit denen Ruanda in den letzten Jahren zu kämpfen hatte: Völkermord, Aids, Armut, Beschneidung von Frauen - alles wird in ihrem Buch thematisiert, kratzt aber nur an der Oberfläche und so hatte ich öfters das Gefühl, dass diese Themen "lesergerecht" eingearbeitet wurden - erwähnen ja, aber bitte nicht ins Detail gehen, man möchte dem geneigten Leser ja nicht seine wohlverdiente Lesezeit mit unangenehmen Dingen vermiesen. Ich hätte mir hier das ein oder andere Mal mehr Tiefgang gewünscht bzw. etwas ausführlichere Schilderungen der Hintergründe. Intention der Autorin war aber wohl eher die Schilderung des gesellschaftlichen Lebens und das Miteinander der Menschen in Ruanda, die Darstellung ihrer Lebensart. Dies ist ihr vortrefflich gelungen - man sitzt beim Lesen gerne in Angels Küche, schaut ihr beim Backen zu und lässt sich von ihren Kuchencreationen verführen. Ebenso fasziniert folgt man ihren treffsicheren Ratschlägen und freut sich, wenn sie damit die Menschen in ihrer Umgebung glücklich macht.Mag auch Angel als Figur manchmal etwas naiv anmuten, so zeigt Gaile Parkin doch, dass auch in Afrika insgesamt langsam aber sicher ein Bewusstsein für die Aufklärung vor Aids, ein Streben nach besserer Bildung und der Widerstand gegen die Beschneidung von Frauen einsetzt. Sie zeichnet ein augewogenes Bild des Kontinents und verfällt hier nicht in reine schwarz-weiß-Malerei.
Insgesamt hat mir das Buch ein paar schöne, heimelige Lesestunden beschwert.
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Meine Rezension
Eigentlich war ich erst ein wenig skeptisch: Afrika lockt mich literarisch zur Zeit so überhaupt nicht. Doch der Klappentext und die bisherigen begeisterten Stimmen ließen mich doch zu diesem Buch greifen und ich habe es nicht bedauert. Ganz im Gegenteil: ich hätte es sehr bedauert, diese Leseperle NICHT entdeckt zu haben.Dieses Buch erzählt nicht nur eine Geschichte, sondern ganz viele kleine Einzelgeschichten eingebettet in einer Rahmenstory. Rund um Angel, die liebenswerte Kuchenbäckerin in Kigali entfalten sich die kleinen und großen Geschichten um ihre Familie, ihre Freunde und um ihre Kunden.
Dabei gelingt es der Autorin ganz wunderbar, Fäden zu verknüpfen von denen man nicht ahnte, dass sie zusammenpassen könnten. Das Buch ist voll von wirklich feinen kleinen Momenten (wie z.B. der Tochter Gutgenug, die dann letztlich Perfect getauft wird etc.)
Dabei erfährt man sehr viel über Land und Leute – und andeutungsweise auch über die Massaker der 90er Jahre, deren Schrecken und Folgen noch immer unvergessen sind.
Vordergründig geht es eigentlich nur um Angel und ihre Kuchen. Doch gleichzeitig geht es um noch unendlich viel mehr: Ehebruch, AIDS, das Massaker, Familie, Bildung, Beschneidung…. Ein buntes Kaleidoskop an Themen entfaltet sich, doch durch die Hauptfigur Angel verfranst sich die Handlung nicht. Angel ist keine intelligente Frau, aber dafür eine sehr weise, die klug denkt und handelt.
In einer Rezi wurde moniert, das Buch hätte mehr Tiefgang haben sollen. Das hätte aber meiner Ansicht nach nicht zu diesem Buch gepasst. So aber weckt es das Interesse im Leser, sich mit dem Land und seiner Vergangenheit intensiver auseinander zu setzen.
Auf jeden Fall ist Gaile Parkin für mich eine Autorenentdeckung, die ich im Auge behalten werde. Das Buch hat mir nämlich wirklich sehr gut gefallen.
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Wieder einmal ein wunderschönes Buch, welches ich ohne die Büchereulen vielleicht nicht entdeckt hätte! An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an Luthien für`s Wandern Lassen!
Schon nach den ersten 80 S. stand für mich fest, dass es unbedingt in den Bestand unserer Gemeindebücherei aufgenommen werden muss. Kurz habe ich in Erwägung gezogen, es gleich weiterzuschicken und nach der Anschaffung fertig zu lesen, mochte mich dann aber doch nicht von Angel und ihren Freunden trennen :-).
Wie einige schon erwähnten, ist es ein ruhiges kleines Buch ohne einen komplexen Handlungsstrang und ohne Spannungsbogen. In schlichter, manchmal auch naiver Sprache wird aus dem alltäglichen Leben von Angel, ihrer Familie, ihren Freunden und Nachbarn erzählt.
Unaufdringlich und völlig ohne Pathos werden die erschütternden Probleme des heutigen Afrika/Ruanda zur Sprache gebracht. Am Beispiel einzelner Schicksale erfährt man u.a. wie der Genozid die Familien in Ruanda zerrissen hat und die Überlebenden ihren Platz im Leben suchen, die mittlere Generation an AIDS wegstirbt und so viele Kinder als Waisen zurückbleiben - u.v.m. Aber es ist kein trauriges Buch, der Grundton ist trotz des Elends, von dem berichtet wird positiv und eher heiter. Insofern hat es mich irgendwie an "die Asche meiner Mutter" erinnert.
Interessant fand ich auch die Schlaglichter, die auf die Anwesenheit und Aktivitäten der internationalen Organisationen in Ruanda geworfen wurden ;-).
Auch mich hat der Schreibstil an Mma. Ramotswe erinnert, allerdings hat "Kuchen backen in Kigali" trotz des eher trivialen Titels und trotz aller Leichtigkeit m. E. deutlich mehr Tiefgang. Mich hat dieses Buch sehr berührt!
Zumindest die negativen und problematischen Aspekte des Lebens im heutigen Afrika/Ruanda scheinen mir sehr realistisch beschrieben und ich hoffe sehr, dass auch die Tapferkeit, der Lebensmut und der Zusammenhalt, mit dem Angel und Co. ihr Leben zu meistern versuchen, halbwegs der Realität entsprechen.
Vom mir bekommt das Buch die vollen 10 Punkte!
P.S. Die quietschbunten Kuchen von Angel haben mich zwar fasziniert, aber nicht zum Nachbacken inspiriert :grin.
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Nach Euren ganzen begeisterten Rezis traue ich mich ja kaum es zu schreiben: meins Buch war es nicht.... ich habe es nach etwas einem Drittel abgebrochen...
ZitatOriginal von Lumos
P.S. Die quietschbunten Kuchen von Angel haben mich zwar fasziniert, aber nicht zum Nachbacken inspiriert :grin.ging mir ähnlich...
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@ chiclana
Es hat halt nicht jeder den gleichen Geschmack - wäre doch schlimm!
Aber es ist irgendwie komisch, wenn man nach so vielen positiven Rezis dann schreibt "mir hat`s nicht gefallen". Ich habe da auch immer Hemmungen und kann dich gut verstehen :knuddel1.
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Die zusammen mit ihrem Mann und ihren Enkeln in Kigali (Ruanda) lebende Angel backt Kuchen auf Bestellung um etwas zum Lebensunterhalt ihrer Familie beizutragen, da das Leben in Kigali nicht gerade einfach ist.
Dabei trifft sie auf unterschiedliche Charaktere und lernt neues über die verschiedenen Kulturen und gesellschaftlichen Schichten in Ruanda.
In verschiedenen in sich geschlossenen Teilgeschichten erzählt Gaile Parkin die Geschichte von Angel und weist öfters auch auf Probleme in Ruanda hin.
In „Kuchen backen in Kigali“ verbindet die Autorin die positiven und negativen Seiten einer Gesellschaft und bringt dem Leser einige Charaktere nahe, die für sich sehr eigen sind.
Dennoch fehlt dem Buch das gewisse Etwas, weswegen es für mich nur ein netter Zeitvertreib, aber nicht mehr gewesen ist., denn irgendwie bleiben sowohl die Protagonisten, wie auch die Handlung sehr fremd und nicht greifbar.3 von 5 Sternen!
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hasewu, mir ist schon öfter aufgefallen, das Du in einem 5 Punktesystem wertest - Du bist hier bei Büchereule und die werten im 10 Punktesystem, ich wäre daher dankbar, wenn Du anstatt nur zu kopieren zumindest noch überarbeiten würdest.
Nun zu meinem Urteil:
Wie meinen Vorrednern hat auch mir das Buch sehr gut gefallen. Das Kuchenbacken zieht sich als roter Faden durch eine Serie von unterschiedlichen Geschichten.Da ich das Buch nicht in einem Rutsch gelesen habe, sondern immer mal wieder ein paar Tage Pause hatte, konnte ich teilweise die Namen nicht mehr zuordnen. Zumal die Auswahl der Namen doch teilweise sehr gewöhnungsbedürftig war.
Besonders berührt hat mich, wie in einem kleinen Ort versucht wird, die Vergangenheit zu bewältigen und verantwortungsvoll zu handeln. Die Unsympathen werden geschickt und ohne viel Aufhebens ausgebootet, ohne dies überhaupt mitzubekommen. Eine Anleitung für ein friedliches Miteinander, in dem trotzdem niemand zurücksteckt.
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Ein wunderschönes und herzerwärmendes Buch. Auch mich erinnerte Angel ein wenig an Mma Ramotswe und ihre Geschichten. Von mir neun Punkte
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Ich habe das Buch jetzt auch endlich gelesen und es hat mir gut gefallen. Die Figur der Angel erinnerte mich sehr an die Geschichten um Mma Ramotswe von Alexander McCall Smith. Auch sie wird mit den kleinen Geschichten des Lebens konfrontiert, wirkt zum Teil aber recht naiv. Andererseits war es aber auch sehr interessant zu lesen, wir mit der jüngeren Genozid-Vergangenheit von Ruanda umgegangen wird. Aus Ruanda habe ich bisher nichts gelesen, da kam das ganz recht. Trotz dieser Vergangenheit ist es aber ein Buch mit positivier Grundstimmung, das mir betimmt eine Weile im Hinterkopf bleiben wird.
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Mich hat "Kuchen backen in Kigali" mehr als ratlos zurückgelassen.
Ich hätte mir mehr von der Hintergrundgeschichte gewünscht, denn klar - ich habe auch von den Hutus und den Tutsis und dem Bürgerkrieg in Ruanda gehört - aber allein von meinem Alter her war das eben zu einer Zeit, in der mich Weltpolitik noch nicht besonders tangiert hat... Hier wird der Leser schon sehr allein gelassen und das ist schade, denn damit wird viel verschenkt.
Zudem gibt es keine wirkliche Geschichte, mal abgesehen davon, dass sich Angels Kuchen wie ein roter Faden durch das Buch ziehen und sie nicht nur Mama ihrer Enkel ist, sondern auch scheinbar für die gesamte Nachbarschaft da ist und immer wieder zu Rate gezogen wird.
Das ist alles liebenswert geschrieben, aber teilweise sind die Dialoge (vielleicht auch wegen der Übersetzung) so plump und "kindergartendeutsch", dass es wirklich keinen Spaß gemacht hat, das zu lesen. Zudem scheinen sämtliche Personen immer und immer und immer wieder EH zu sagen, Dialoge werden so wirklich extrem nervig zu lesen.
Ich würde das Buch nicht weiterempfehlen, einzig und allein eine Anekdote war wirklich toll - aber nur um zu lernen, was Kondome und Kardamomtee gemeinsam haben, muss man das Buch nicht selbst lesen.
Vielleicht habe ich nur einfach etwas ganz anderes erwartet, aber das Buch war in seiner Gesamtheit dann doch nichts für mich. -
Ich habe es ja befürchtet, und in der Tat, das Buch war nichts für mich.
Nicht, dass ich einen Problemwälzer erwartet und gewünscht hätte, aber das hier war nicht Fisch und nicht Fleisch.
Auf der einen Seite ist dieser Roman ein Kessel Buntes aller möglichen afrikanischen Missstände, Völkermord, Straßenkinder, AIDS, die den verschiedenen Protagonisten, denen Angel so im Laufe der Geschichte begegnet,förmlich in den Mund gelegt werden, nichts bleibt unerwähnt.
Obwohl das eine oder andere Tränchen verdrückt wird, ist andererseits die eigentliche Geschichte die Schilderung einer weitestgehend konfliktfreien heilen Welt, in der so ziemlich alle Menschen, trotz der durchlittenen Traumata, edel, hilfreich und gut sind. Wer noch nicht so sicher ist, wie die Probleme Afrikas zu lösen sind, dem wird von Angel auf die Sprünge geholfen: da werden Geschäfte angekurbelt, Ehen gestiftet, Waisen vermittelt. Angel weiß, was richtig ist, sie ist das personifizierte afrikanische Gewissen.
Das ist alles ganz furchtbar oberflächlich, weil bei der Fülle der Probleme, die die Autorin uns nahebringen will, zwangsläufig nur an der Oberfläche gekratzt werden kann. Auch die Protagonisten bleiben schemenhaft. Sie dürfen ihr Schicksal im Gespräch mit Angel zwar schildern, das alles wirkt aber irgendwie zugeordnet: Du bist mal der Kindersoldat, du die mit den ermordeten Kindern und du diejenige mit der Genitalverstümmelung. Jeder bekommt sein Problemmützchen aufgesetzt, echte Menschen entstehen so aber nicht.
Der ganze Roman wirkte auf mich zwar gutgemeint, aber genau daran scheitert er auch
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Hakuna matata
Angel, eine begnadete Kuchenbäckerin aus Tansania, muss sich nach dem Tod ihrer beiden Kinder um ihre fünf Enkel kümmern. Da ihr Mann in Ruanda nach dem Bürgerkrieg mehr verdienen kann, sind sie nach Kigali gezogen. Hier ist sie bekannt dafür, dass sie für besondere Anlässe wie Hochzeiten, Geburtstage, Taufen, Abschiede, Wiedersehensfeiern u.Ä. die schönsten Torten und Kuchen backt. Die Kuchenbestellung erfolgt stets bei einigen Tassen Tee; dabei erzählen die Kunden ihre Geschichten, die mal traurig und mal fröhlich sind, aber immer sehr interessant. Oft wird dabei über Themen wie AIDS, Politik, Bürgerkrieg, Völkermord, Tradition und Moderne gesprochen. Angel bezeichnet sich zwar selbst als „keine gebildete Person“, ist aber überaus weise, und da sie ein großes Herz am rechten Fleck hat, erhalten ihre Mitmenschen von ihr Hilfe in allen Lebenslagen. Das geht von guten Ratschlägen bis zur Organisation der Hochzeit eines jungen Paares, das seine Familien verloren hat.
Gaile Parkin beschreibt sehr ausführlich und detailliert, was einem zuweilen langatmig vorkommt, aber auf der anderen Seite vielleicht der "afrikanischen Mentalität“ entspricht und so doch sehr gut zu diesem Buch passt. Der Name „Angel“ ist ausgezeichnet gewählt, ist sie doch wie ein (Schutz-)Engel für die Bewohner ihrer Wohnanlage. „Hakuna matata“ ist ein Spruch aus der afrikanischen Sprache Swahili, der wörtlich übersetzt „Es gibt keine Probleme“ heißt. Zumindest gibt es keine Probleme, für die Angel nicht eine Lösung hätte.
Fazit: Kuchen backen in Kigali ist ein leises Buch, das nachdenklich macht und uns auffordert, mehr auf unsere Mitmenschen zu achten. -
Zitat
Original von DraperDoyle
Auf der einen Seite ist dieser Roman ein Kessel Buntes aller möglichen afrikanischen Missstände, Völkermord, Straßenkinder, AIDS, die den verschiedenen Protagonisten, denen Angel so im Laufe der Geschichte begegnet,förmlich in den Mund gelegt werden, nichts bleibt unerwähnt.Obwohl das eine oder andere Tränchen verdrückt wird, ist andererseits die eigentliche Geschichte die Schilderung einer weitestgehend konfliktfreien heilen Welt, in der so ziemlich alle Menschen, trotz der durchlittenen Traumata, edel, hilfreich und gut sind. Wer noch nicht so sicher ist, wie die Probleme Afrikas zu lösen sind, dem wird von Angel auf die Sprünge geholfen: da werden Geschäfte angekurbelt, Ehen gestiftet, Waisen vermittelt. Angel weiß, was richtig ist, sie ist das personifizierte afrikanische Gewissen.
Das ist alles ganz furchtbar oberflächlich, weil bei der Fülle der Probleme, die die Autorin uns nahebringen will, zwangsläufig nur an der Oberfläche gekratzt werden kann. Auch die Protagonisten bleiben schemenhaft. Sie dürfen ihr Schicksal im Gespräch mit Angel zwar schildern, das alles wirkt aber irgendwie zugeordnet: Du bist mal der Kindersoldat, du die mit den ermordeten Kindern und du diejenige mit der Genitalverstümmelung. Jeder bekommt sein Problemmützchen aufgesetzt, echte Menschen entstehen so aber nicht.
Der ganze Roman wirkte auf mich zwar gutgemeint, aber genau daran scheitert er auch
Als ich das Buch zu lesen begann, hatte ich genau die gleichen Befuerchtungen: alle Probleme Afrikas werden schoen leserlich verpackt und sogar aufgeloest. Dies wirkte zunaechst alles zu einfach, ein bischen wie ein Maerchen.
Doch je weiter ich las, desto mehr zog mich das Buch in seinen Bann. Denn so kurz auch die einzelnen Kapitel und die Geschichten um die jeweiligen Kuchen waren, so schufen sie doch mehr und mehr ein komplexeres Bild der Gesellschaft Ruandas. Es ist etwas ungewoehnlich Kuchen fuer die Erzaehlstruktur eines Buches zu waehlen, und doch passt es hier ueberraschenderweise gut.
Ja es stimmt, einige Protagonisten bleiben gezwungenermassen schemen- und schablonenhaft. Doch das sind eher die kleineren Nebenfiguren, die Hauptcharaktere bekommen dagegen deutlich mehr Tiefe. Sie werden durchaus lebendig und wachsen mir ans Herz.
Und nicht alle Stimmen sind einseitig optimistisch, es gibt auch die wie der Richter aus Tanzania (da kann ich mich jetzt nicht mehr genau an die Person erinnern), die liebend gerne fuer ein paar Minuten mit Angel eine positivere Stimmung geniessen, aber ansonsten mit der Realitaet von Gewalt und Hoffnungslosigkeit tagaus und tagein zu tun haben.
Und nicht fuer alle hat Angel eine Loesung parat:
zumindest der Kindersoldat bleibt auch am Ende eine der traurigsten Charaktere ohne echte PerspektivenDie Sprache des Buches (ich hab's im englischen Original gelesen) finde ich sehr authentisch verglichen mit meinen eigenen Erfahrungen bei einer 2-monatigen Reise nach Tanzania. Ist ungewohnt fuer deutsche Ohren, aber ich denk mal nicht, dass das nur an der Uebersetzung liegt sondern einfach daran, dass sich da eben auch eine andere Kultur zeigt.
Das Thema Versoehnung ("reconciliation" auf englisch) ist eines, das mich sehr bewegt. Es wird in so vielen Laendern und so vielen verschiedenen privaten Situationen benoetigt. Ich werde mich auch weiterhin damit beschaeftigen und dieses Buch hat mich auch wieder dran erinnert eine DVD bei der Buecherei zu diesem Thema zu bestellen. "As we forgive" ist eine Dokumentation, die in D wohl nicht so leicht zu finden ist. Aber ich hab mal das Buch zum Film hier mit angehaengt.