Titel im Original: Baking Cakes in Kigali
Afrikanische Plaudereien bei Tee und Kuchen
Zum Inhalt:
Angel lebt mit ihrem Mann und ihren Enkelkindern in Ruanda, genauer gesagt in Kigali. Sie stammen eigentlich aus Tansania, sind aber aufgrund der Arbeit ihres Mannes als Sonderberater an der hiesigen Universität hierhergezogen, wo sich Angel mittlerweile als Kuchenbäckerin für besondere Anlässe einen Namen gemacht hat. Gemeinsam kümmern sie sich um ihre Enkelkinder von ihren zwei viel zu früh verstorbenen Kindern. Durch ihr Kuchengeschäft lernt Angel die verschiedensten Leute kennen und hört sich bei einer Tasse mit Kardamon gewürztem Tee deren Geschichten an. Man erfährt von Weißen, die für Hilfsorganisationen im Lande sind und leider allzuoft bloß an ihr eigenes hohes Gehalt denken; von Nachbarn, die ihre Frauen betrügen; von freudigen Anlässen bis hin zu verstörenden Geschehnissen in der Vergangenheit dieses kriegsgebeutelten Landes. Angel hört sich geduldig und neugierig die Geschichten ihrer Kunden an, freut sich mit diesen, spendet Trost, wo es nötig erscheint und lernt dabei auch einiges über sich selbst und ihre schmerzhafte Vergangenheit.
Meine Meinung:
"Kuchen backen in Kigali" ist ein ruhiges, unaufgeregtes Buch, das vordergründig die Geschichte der rundlichen Kuchenbäckerin Angel erzählt, darüber hinaus erfährt man allerdings viel über den "African way of life", über den Alltag im ehemaligen Krisenherd Ruanda, über die Rolle der Weißen, über das große Problem AIDS und vieles mehr. In einer schönen, gelungenen Sprache bringt die Autorin einem dieses ferne Land näher, das vor gerade einmal fünfzehn Jahren so traurige Schlagzeilen gemacht hat. An keiner Stelle fühlt man sich belehrt, vielmehr erfährt man vieles quasi nebenbei, verpackt in die Plaudereien der sympathischen, warmherzigen Hauptfigur Angel mit den Menschen ihrer Umgebung. Die ungewöhnliche Erzählperspektive finde ich sehr gelungen, auch das farbenfrohe Cover weiß zu gefallen. So mancher Leser wird vielleicht gerade den ruhigen, spannungslosen Handlungsverlauf als Kritikpunkt vorbringen; wer jedoch grundsätzlich ein Interesse für ein stilles, kluges und zuweilen tiefsinniges Buch voller kleiner Weisheiten mitbringt, wird seine Freude an "Kuchen backen in Kigali" haben.
Mein Fazit: ein warmherziges, toll ausformuliertes Buch, das mir beim Lesen ein gutes Gefühl vermittelt hat und auch ein wenig zu sensibilisieren versteht für den Alltag in einem Land in diesem uns nach wie vor so fremden Kontinent.