Kurzbeschreibung:
So etwas passiert. Leute ertrinken und werden angeschwemmt. Aber nicht jetzt, nicht im November, dachte Martin Beck. Die Ostseeluft war kalt und schwer von Feuchtigkeit, und seine Intuition sagte ihm, daß etwas nicht stimmte mit dieser Toten. War es wirklich versuchte Republikflucht, wie seine Vorgesetzten ihm nahelegten? Dann wurde die Kugel in Hanna Schöns Hinterkopf gefunden: ein Westkaliber. Und Martin Beck begriff augenblicklich, daß sein Fall damit eine neue Dimension gewonnen hatte.Es sind die frühen Achtziger, ein scheinbar alltäglicher Mordfall an der Ostseeküste der DDR und ein linientreuer Polizist, der nachdenklich wird: Wer war Hanna Schön wirklich? Ist sie aus dem Westen übergelaufen? Und warum mußte sie sterben?
Über die Autorin:
Christa Bernuth, geboren 1961, gehört zu den renommiertesten deutschen Krimiautorinnen, und ihre Bücher wurden ihn mehrere Sprachen übersetzt. Bernuth, deren Familie aus Brandenburg stammt, wurde durch einen Besuch in der DDR, bei dem Anfang der achtziger Jahre die Staatssicherheit ihren Freund für viele Wochen gefangennahm, zu diesem Roman inspiriert. Sie lebt heute in München.
Meine Rezension:
Als die Mauer fiel war ich (Kind des Westens) 12 Jahre alt, von der ehemaligen DDR wusste ich nur das, was der Geschichtsunterricht und die Medien vermittelten. Doch diese Daten und Fakten geben nicht das wider, was es heißt, in einem Überwachungsstaat zu leben. Ein Gefühl hierfür vermittelt dieser Roman. Beklemmend, eindringlich und spannend wird die Geschichte des AVP Martin Beck erzählt, dem der mysteriöse Fall um eine ermordete, regimetreue und allseits beliebte Frau entzogen wird und dessen Glaube an das System zunehmend mehr bröckelt. Der Mord selbst ist nur der Aufhänger für eine Geschichte vor bedrohlicher Kulisse, die den Leser von Beginn an in ihren Bann zieht. Auch wenn die Entwicklung der Hauptfigur in der hier beschriebenen Form fragwürdig erscheinen mag und man manchmal den Eindruck hat, dass die Autorin zu viele Themen verarbeiten will (Stichwort General), bleibt ein durchweg spannender deutsch-deutscher Krimi, bei dem sich der (Verschwörungstheorien nicht abgeneigte) Leser fragen wird, wie viel Wahrheit dahinterstecken mag. Mir hat dieser ungewöhnliche Krimi trotz einiger kleiner Abstriche gefallen!
8 Punkte dafür.