Kleiner Autoren-Workshop - Ursula K. LeGuin

  • Klappentext:
    Dieses Buch entstand nach einem Workshop mit vierzehn erfahrenen Autoren. Es ist sozusagen der gedruckte Workshop, der Anregungen und Übungen für Autoren enthält, die sich für das Handwerk narrativer Prosa interessieren.


    Autorin:
    Die Autorin wurde als Ursula Kroeber 1929 in Berkeley, Kalifornien, geboren, ...
    Ursula K. Le Guin begann schon früh zu schreiben ... Sie schreibt in unterschiedlichen Genres wie Science Fiction und Fantasy und verfasst Kinderliteratur, Jugendromane, Drehbücher, Essays, Songtexte ... und Sprechtexte ... Sie hat über hundert Kurzgeschichten ..., zwei Essaysammlungen, zehn Kinderbücher, fünf Gedichtbände und sechzehn Romane veröffentlicht. Für ihre Werke bekam sie unter anderem den National Book Award, fünf Hugo und fünf Nebula Awards, den Franz-Kafka-Preis, den Pushcart Prize und den den Howard Vursell Award der American Academy of Arts and Letters.


    Meine Meinung:
    Ich habe oben die Angaben zur Autorin gekürzt wiedergegeben und dabei stehen gelassen, worauf es ankommt: Hier liegt ein Schreibratgeber von einer Dame vor, die bewiesen hat, dass sie etwas vom Schreiben versteht. Ihre Bücher haben sich in den Bestsellerlisten etabliert, Fanseiten bevölkern das WWW und viele Autoren nennen sie als Vorbild.
    Für mich wird die Glaubwürdigkeit eines Ratgebers dadurch erhöht, dass man einen greifbaren Beweis dafür hat, dass der Verfasser weiß, worum es geht und seine eigenen Ratschläge mit Erfolg umsetzen kann. Das ist hier in einem Maße gegeben, wie man es bei Schreibratgebern selten findet.
    Das Buch versteht sich als Arbeitsbuch. Es ist nicht dazu gedacht, in einem Zug durchgelesen zu werden, wobei der Lernende dann zwischendurch an den passenden Stellen seufzt und zustimmend nickt. Vielmehr muss man sich darauf gefasst machen, ein Dutzend praktischer Übungen zu absolvieren, natürlich in Form von Übungstexten. Hat man daran kein Interesse, sollte man sich einem anderen Buch zuwenden, denn dieses hier lebt von den Übungen. Es gibt auch Tipps dazu, wie man es im Rahmen einer Schreibgruppe nutzen kann. Ich persönlich bin kein "Schreibgruppen-Typ", ich habe den Ratgeber "solo" durchgearbeitet, das ging ganz gut, auch wenn das Urteil über den Erfolg der Aufgaben natürlich nicht so solide sein kann, als wenn es von außen käme.
    Thematisch geht es hier um das Prosa-Schreiben im engeren Sinne, sprich um die stilistischen Techniken, die beim Verfassen eines Textes zum Einsatz kommen: Erzählzeit, Perspektive, Sprachrhythmus etc. Es geht nicht um das Plotten einer Geschichte oder um die Vermarktung eines Manuskripts. In einer Nebenbemerkung deutet LeGuin an, dass sie das Plotten, auf das andere Ratgeber solchen Wert legen, wohl für überschätzt hält. Damit befindet sie sich in einem Lager mit King, der in "Das Leben und das Schreiben" die "Creative Writing"-Lehre von "Prämisse" und "Figuren-auf-die-Couch-legen" anzweifelt.
    Ist der Ansatz dieses Arbeitsbuches auch ein interessanter, ist die Kompetenz der Autorin auch unbezweifelbar, so hat der Ratgeber doch eine deutliche Schwäche, nämlich, dass er von einer amerikanischen Autorin für den englischsprachigen Markt geschrieben wurde. In ihren Beispielen zitiert sie englischsprachige Literatur. In der vorliegenden Ausgabe sind diese Beispiele übersetzt, aber je nach Lektion ist dies mehr oder weniger unbefriedigend. Wenn es in einer Lektion etwa um Lautmalerei geht, dann wird es hier einen himmelweiten Unterschied zwischen dem Original und einer Übersetzung geben. Nicht immer ist diese Differenz so immens wie bei dieser Thematik, aber generell hat es eine Übersetzung immer schwer, stilistisch zu glänzen, ist hierfür doch nicht nur ein genialer Autor, sondern auch ein kongenialer Übersetzer von Nöten,und selbst dann bleibt es ein riskantes Unterfangen.
    In abgeschwächter Form wirkt sich diese Übersetzungsproblematik auch generell auf das Buch aus, über die Zitate hinaus, denn was für einen Englisch schreibenden Autor ein guter Rat sein mag, muss nicht notwendiger Weise in der deutschen Sprache ebensogut funktionieren.


    Fazit:
    Wer es ernst meint damit, sein Schreiben verbessern zu wollen, und dementsprechend auch Zeit in die Übungen investieren will, der macht mit diesem Ratgeber sicher keinen Fehler. Er braucht allerdings entweder das rechte Maß an Selbstkritik, um die eigenen Ergebnisse beurteilen zu können, oder eben eine ehrliche Schreibgruppe, die einem dabei hilft. Und man muss sich klar sein, dass es wegen der Übersetzungsproblematik Abstriche gibt.