Aber erst müßt ihr mich kriegen - Irene Awret

  • OT: They'll Have to Catch Me First: An Artist's Coming of Age in the Third Reich
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Katja Klier.


    Über das Buch
    (Kurzbeschreibung von amazon.de ausgeliehen)


    Ihr Talent rettete ihr das Leben - Der Lebensbericht einer eigenwilligen Künstlerin


    Irene Awret, jüdische Malerin aus Berlin, hat die finstersten Jahre des 20. Jahrhunderts durchgestanden, und nichts und niemand konnte ihre unbändige Lebenslust erschüttern. Ihre Bilder sind eine Chronik des Lageralltags - den sie überlebte. Ihre Erinnerungen spiegeln die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau und Künstlerin wider. Irene Awret erinnert sich an ihre Kindheit in den "Goldenen Zwanzigern": wie sich linke und rechte Extremisten auf der Straße bekämpften, die Reichsmark stündlich an Wert verlor und Lebensmittel knapp wurden. Doch auch ihr Stummfilmauftritt als Fünfjährige an der Seite der Diva Lil Dagover hat hier seinen Platz, ihre Begegnung mit dem Expressionisten Ludwig Meidner, der frühe Tod der Mutter und die erste Liebe. Als 18jährige flieht sie aus Berlin nach Brüssel, studiert dort an der Kunstakademie, bis Hitler auch in Belgien einmarschiert. Im Zwischenlager Mecheln wartet sie auf die Deportation nach Auschwitz, als ein SS-Mann ihr Skizzenbuch entdeckt - ein Glücksfall, dem Irene ihr Überleben verdankt: Sie soll in der Malerstube arbeiten, muß Nummernschilder für Mitgefangene, aber auch Porträts von Inhaftierten und Familienangehörigen der SS-Wachmänner anfertigen. Auf beeindruckende Weise gelingt es Irene Awret, die bitteren Erfahrungen ihres Lebens auch als eine künstlerische Weiterentwicklung unter schwierigsten Umständen zu verstehen.


    Über die Autorin
    (dito)


    Irene Awret, 1921 in Berlin geboren, floh 1939 nach Belgien, wurde 1942 dort von den Nazis aufgegriffen und in das Sammellager Mecheln gebracht. Nach der Befreiung des Lagers 1944 lebte sie einige Jahre in Brüssel, emigrierte 1949 mit ihrem Mann Azriel und ihrer Tochter nach Israel und lebt seit 1968 in Falls Church, Virginia. Ihre Bilder und Skulpturen sind in Israel und in den USA weitläufig bekannt.


    Meine Meinung


    Als die in den USA lebende Künstlerin Irene Awret mit ihrem Mann einen Vortrag über das belgische Bildungswesen in der Botschaft Belgiens in Washington besucht, erkundigt sie sich bei der noch jungen Rednerin, aus welcher Gegend Belgiens denn diese komme.
    Aus Malines, lautet deren Antwort.
    Malines - das früher, unter deutscher Besetzung, Mecheln hieß.


    Erschüttert stellt Irene Awret fest, dass diese junge Frau nicht die geringste Kenntnis davon besitzt, dass in einer ehemaligen Kaserne in Mecheln/Malines während des Zweiten Weltkrieges ein Sammellager eingerichtet war, in dem Juden und Zigeuner untergebracht wurden, ehe man sie nach Auschwitz transportierte.
    Das Sammellager, in dem auch Irene Awret über zwei Jahre verbracht hatte und wo sie ihren späteren Ehemann kennenlernte.


    Für Irene Awret war diese Begegnung der Anstoß, ihre Geschichte aufzuschreiben, wie sie oben in der Kurzbeschreibung grob umrissen ist.


    Das Buch ist großartig geschrieben, eingängig und lebendig, oft humorvoll - was das miterlebte Grauen der Repressialien, der Flucht und des Lebens im Untergrund, der Verhaftung und der Zeit im Lager nur noch eindringlicher und schrecklicher wirken lässt.
    Mir fehlen ein bisschen die Worte, alle Eindrücke in Worte zu fassen, weil in diesem Buch so viel steckt: Hoffnung trotz allem, die Absurditäten des Nazi-Regimes, Schrecken und Terror, Trauer, Unmenschlichkeit und Menschlichkeit unmittelbar nebeneinander.


    Ich kam mir vor, als säße ich bei Frau Awret auf dem Sofa, ein aufgeschlagenes Fotoalbum auf den Knien und hörte ihr stundenlang gebannt zu.


    Ein Buch, das mich beeindruckt, bewegt und aufgewühlt zurückgelassen hat.