Liebe Eulen,
Es war so eine schöne Veranstaltung, dass ich euch einige Höhepunkte des wunderbaren Leseabends nicht vorenthalten möchte, den Bodo und ich mit viel Freude und Spaß vorbereitet haben.
Als ich bei schönstem Sonnenschein gegen 18:30 Uhr am Leseort, dem Ort der Idylle (bei Wikipedia als "Treffpunkt am Wasser" bezeichnet) eintraf, saßen schon einige Besucher auf ihren Stühlen und harrten der Lesung.
Auch Bodo war bereits vor Ort, wir begrüßten uns und gleich darauf gesellte sich meine Freundin dazu, die extra aus Schleswig Holstein angereist war. Wir erzählten ihr, dass wir am Abend zuvor unsere Generalprobe hatten und dass es so kalt gewesen war, dass wir den zweiten Teil unserer Probe ins Auto verlegen mussten. Bodo erklärte ihr, dass wir das auf der Rückbank taten - so begann recht passend der Abend mit zweideutigem Gelächter.
Es folgte die Mikrofonprobe und ich war erstaunt, dass innerhalb dieser kurzen Zeitspanne viele Gäste hinzugekommen waren. Die meisten Stühle und die Bänke unter der Pergola waren schon besetzt.
Binnen weniger Minuten war klar, dass die Sitzgelegenheiten nicht ausreichten. Weitere Stühle mussten von irgendwoher angeschafft werden, die Besucher wurden vertröstet, und irgendwann war ein Laster mit einer Ladung neuer Sitzgelegenheiten gekommen. Doch der Besucherstrom versiegte nicht, sodass wir die Gäste bitten mussten, auf den Steinmauern und -stufen Platz zu nehmen. Dicht gedrängt saß das Publikum beieinander, manche Gäste saßen uns zu Füßen, die Besucher, die dann noch kamen, mussten stehend zuhören.
Der idyllische Ort, ein rund angelegter Garten mit einem kleinen Teich, kleinen Wegen und einer wild überwachsenen Pergola, ist ein ausgesprochen schöner Ort für eine Lesung. Mit rund 130 Besuchern entstand eine kuschelige Atmosphäre. Bodo und ich stellten uns gegenseitig vor. Als Bodo den Titel meines Romans erwähnte "Die Nächte mit Paul oder die Nacht ist anderswo", korrigierte ich ihn leise - er wiederholte den Titel korrekt (" ... oder der Tag ist anderswo") und erklärte, dass er bei einer erotischen Lesung eben an die Nächte denken würde. Aus dem Publikum entgegnete jemand, dass man "es" auch am Tage tun könne, die Besucher lachten, das Eis war gebrochen und es wurde heiß.
Ich begann mit den beiden Gedichten "Frühlingsnacht" von Eichendorff und "Ich ließ meinen Engel lange nicht los" von Rilke.
Bodo, der den Abend moderierte, klärte das Publikum über Hintergründe zum Entstehen der jeweiligen Werke auf und stellte die Biografien der jeweiligen Schriftsteller vor, sodass ein Rahmenprogramm die Lesungsabschnitte einbettete.
Zu hören waren u. a. Texte von Casanova, Boccaccio, Balzac, Nin und Gedichte von Heine, Brecht sowie Lyrik von Frauen aus unterschiedlichen Kulturen von der Antike bis zur Gegenwart.
Am Ende gab es viele positive Rückmeldungen, Bodo und ich standen noch mit einem Teil der Gäste zusammen, endlich gab es auch für für uns einen Wein; eine witzig-spritzige Unterhaltung entstand, während die Organisatoren der Veranstaltung Stühle und Technik abbauten. Als es dämmerte, war es ruhiger geworden, wir entschlossen uns mit einem kleinen Teil der Gäste, noch ein wenig zusammenzusitzen und landeten in einem Irish Pub.
Wein und Bier flossen reichlich, und am Ende des Abends landeten wir in einem Hotelzimmer - bitte nicht falsch interpretieren - wir hatten lediglich meine Freundin ins Zimmer gebracht. Davor aber hatte Bodo sich in einem der Hotelflure auf den Boden gesetzt, ein Buch hervorgezaubert und etwas vorgelesen. Ich hörte so etwas wie "Das war einer der schönsten Abende in meinem Leben".
In der Tat, es war ein unvergesslicher Abend. Danke dir Bodo, für deine gekonnte Moderation.
Corinna