Liebst du mich?

  • Ich bin seit langem schon nicht mehr bei ihr gewesen. Es ist so, als wären es Jahre. Um genau zu sein tausende von Jahre. Sie war immer für mich da. Immer wenn ich jemand brauchte, war sie da. Sie hat mich in den Arm genommen, mich getröstet und auch mit mir gelacht und total den Quatsch gemacht. Jetzt könnte sie Jemanden gebrauchen und ich gehe nicht zu ihr. Sie ist vielleicht am Ende oder gar nicht mehr ansprechbar.
    Nur einer könnte sie wieder so hinbiegen, wie sie einmal war. Und das bin ich. Jedoch traue ich mich nicht zu ihr zu gehen.
    Was sollte ihr Mann (Hat sie einen Mann?) von mir denken, wenn ich sie jeden Tag in Beschlag nehme. Nein, das kann ich nicht machen. Das wäre zu komisch.
    In meinem Kopf ist alles wirr. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Wieso kann ich meine beste Freundin nicht einfach besuchen und alles so sein lassen wie früher.
    Es gab einen Tag in meinem Leben der alles verändert hat. Es war der Tag, als ich sie nie wieder sah. Als sie mich für immer verlassen hat.


    Sie und ich gingen zum Stand. Wir waren allein, da es nicht gerade das schönste Wetter war. Sie fragte mich alles was sie über mich wissen wollte und da wir uns schon sehr lange kannten beantwortete ich auch alle Fragen.
    Auf einmal kam eine Frage, bei der ich stutzig wurde.
    „Liebst du mich?“, fragte sie.
    Ich wusste keine Antwort. Ich war geschockt über diese Frage und ihre Gefühle zu mir. Ich blieb stehen und schaute in die Weite.
    Sie bemerkte meine starre und fragte mich erneut.
    „Liebst du mich?“
    Ich wusste wirklich nicht was ich sagen sollte. Jahre lang waren wir Freunde. Wir kannten uns seit der ersten Klasse und waren Freunde. Nur Freunde. Nun kommt sie und fragt mich ob ich sie liebe.
    In meinem Kopf schwirren trübe Gedanken über unsere gemeinsame Zeit.
    Ich kann diese Frage nicht beantworten.
    „Liebst du mich?“, fragte sie streng und immer drängelnder.
    „Ich…“, begann ich. „ich… weiß es nicht. Ich kann das nicht genau sagen.“
    „Du musst doch wissen ob du jemanden liebst oder nicht.“, sagte sie traurig.
    „Ich kann es dir nicht sagen. Das kam jetzt alles wirklich plötzlich.“, sagte ich vorsichtig und sah, wie sie begann zu weinen.
    „Liebst du mich?“, wiederholte ich ihren Satz und wollte es genau wissen.
    „Ich weiß es nicht…“, affte sie mich nach und rannte weg.
    Ich rannte ihr hinter her. Wollte nicht, dass wir in Streit auseinander gehen.
    In meinem Kopf wurde einiges klar. Ich wusste, dass ich sie liebe. Ich liebte sie als Freundin und nicht als die große Liebe. Ich wäre ihr nicht hinterher gerannt, wenn ich sie nicht lieben würde.
    „Warte…“, schrie ich. „Bitte warte!“
    Sie drehte sich um und schrie mit Tränen im Gesicht.
    „Was!“
    „Ja, ich liebe dich. Ich weiß, dass ich dich nicht so liebe wie einen Ehepartner oder die große Liebe. Dafür bin ich noch nicht bereit. Aber ich liebe dich als Freundin. Ich liebe dich so wie du bist und würde dich nie im Stich lassen.“
    Sie begann erneut zu weinen.
    „Ich liebe dich auch!“, meinte sie und rannte fort.
    Sie rannte und rannte, bis ich ihre Silhouette aus den Augen verlor und sie seit diesem Tag nie wieder sah.
    Ich versuchte sie aber male anzurufen, jedoch gab es keine Reaktion von ihr.
    Ich fuhr zu ihr, jedoch war sie nie da.
    Ich konnte sie nie wirklich vergessen aber blendete sie für einige Jahre aus.


    Genau von diesem Tag an, wusste ich, dass ich sie liebe und sie nie verlieren wollte. Jedoch habe ich das, und kann nichts mehr dran ändern.
    Ich könnte versuchen sie erneut aufzufinden, jedoch würde sie mir nur die Tür vor der Nase zu knallen und mich wie einen nassen Hund vor der Tür stehen lassen.


    Würde sie keinen Kontakt mehr wollen und mich nie mehr wieder sehen wollen, gäbe es noch einen Satz den ich zu ihr sagen würde.


    „Egal wie weit wir auseinander sind, meine Liebe reicht bis zu dir und wird dir zeigen, dass keine Welten uns für immer Trennen können!“


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    Ich bin noch ganz am Anfang meiner Schreibkarriere, seid also bitte nicht so streng :wave :knuddel1

  • Damit Du nicht völlig feedback-los bleibst, möchte ich kurz meinen Eindruck zu "Liebst Du mich?" schreiben:


    Die Szene wirkt für mich wie ein Auszug aus einer längeren Geschichte oder aus einem Film; für eine in sich geschlossene Kurzgeschichte ist sie mir zu zerfranst und zu wenig pointiert, aber da könntest Du sicher noch mehr draus machen.
    Für einen ersten Versuch bekommst Du den Dialog jedenfalls schon ganz gut hin.


    Ich würde den Anfangsabsatz ganz weglassen, weil er schon viel vorwegnimmt und meiner Meinung nach eine bessere Wirkung erzielt wird, wenn Du gleich mit der Strandszene einsteigst.


    Áls nächstes würde ich ein paar Sätze aus dem Dialog streichen, um zu straffen und die Aussage, die Du rüberbringen möchtest, prägnanter zu machen. Dazu möchte ich auch gleich folgende Fragen stehen:


    Geht es in erster Linie darum, dass der Erzähler sich über seine eigenen Gefühle bewusst wird oder dass er sich in einer emotionalen Situation befindet, die er irgendwie bewältigen muss?


    Überlege Dir genau, was Du vermitteln möchtest und arbeite dann gezielt darauf hin. Ich denke, das Manko der Geschichte ist momentan einfach eine gewisse Ziellosigkeit, die sie ausstrahlt. Als ob sie aus einer Stimmung heraus niedergeschrieben worden wäre.


    Ich hoffe, meine Ausführungen helfen Dir ein bisschen weiter; es ist letztlich nur meine ganz persönliche Meinung und kein allgemeiner Maßstab. Toll finde ich, dass Du so mutig bist und Deine Idee anderen zugänglich machst. :wave



    edit: Tippfehler

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Alice Thierry ()

  • Und auch ich möchte noch meinen Senf dazu geben ...


    Ich finde diese Geschichte, eigentlich ist es ja eher ein Fragment, im Großen und Ganzen ziemlich gelungen. Ich mag deinen reduzierten Stil. Die Wiederholungen und knappen Sätze passen gut zu dem aufgewühlten Zustand, in dem sich dein Ich-Erzähler befindet. Dabei bist du allerdings am Anfang wesentlich besser als am Ende. Versuche, auch bei den letzten Sätzen diese Tonart wieder aufzugreifen, z. B.:


    Sie rannte und rannte, bis ich ihre Silhouette aus den Augen verlor und sie seit diesem Tag nie wieder sah.


    Besser wäre:


    Sie rannte und rannte, bis ich ihre Silhouette aus den Augen verlor. Ich habe sie nie wiedergesehen.


    Im Gegensatz zu Alice Thierry mag ich den Anfang sogar am liebsten, ihre restliche Einschätzung teile ich.
    Kleiner Tipp: Schau dir mal in anderen Büchern an, wie die Interpunktion bei der wörtlichen Rede gehandhabt wird. Das ist so ein Standard, an den sich (fast) alle halten, und es lässt sich einfach besser lesen, wenn du dich daran hältst. Nach zehn Seiten ist es dir so in Fleisch und Blut übergegangen, dass du gar nicht mehr darüber nachdenkst.
    Ansonsten kann ich nur sagen: weitermachen!


    Liebe Grüße von SteffB


    PS: Dieser Satz ist übrigens unterirdisch:
    "Jedoch habe ich das, und kann nichts mehr dran ändern."
    Das kannst du besser!