Hallo,
ich möchte euch mal das Buch "Die Weltenbaumler" von Gerd Scherm vorstellen, von dem ich ganz begeistert bin.
Es ist der vorerst (wer weiss, wer weiss) Teil von Gerd Scherms kleiner Trilogie.
Zum Inhalt:
Sie kennen ihn noch nicht? GON, den kleinen kurzsichtigen und toleranten Gott, der die Welt der Mythen bereits mehrmals kräftig aufgemischt hat? Nun, wenn in Asgard ein Gott ermordet wird, die mythischen Tiere die Flucht ergreifen und eine Selbsthilfegruppe gründen und der Drache Siegfried erlegt, kann das nur eines bedeuten: GON und sein Prophet wandern wieder – diesmal singen sie das Nibelungenlied
Meine Meinung:
Der Einstieg in die Geschichte ist problemlos möglich; man muss also die ersten beiden Teile nicht gelesen haben um zu verstehen worum es geht, das wird einem sehr schnell klar. Ich habe mit diesem Teil angefangen, der mit geschenkt wurde und ich vorher nicht wusste dass es noch andere Teile gibt.
Die Handlung beginnt in Ägyten, spielt dann aber ausschliesslich in Island. Es kommen verschiedene Mythologien vor, aber in diesem Band dreht es sich ausschliesslich um die nordisch/germanischen Sagen, wie sie in der Edda und im Nibelungenlied vorkommen. Alles wird jedoch mit einer großzügigen Portion Witz und Ironie ge- und beschrieben. Mitunter dadurch, dass jede Religion den Wahrheitsanspruch für sich beanspruchen will. Die Geschichte die hier erzählt wird unterscheidet sich auch weiterhin stark von der Edda: In hohem Tempo wird durch verschiedene bedeutende Stationen der nordischen Götter gezogen, die hier deutlich makelbesetzer sind als üblich.
Das Nibelungenlied bildet die zweite Hälfte und erzählt dessen Entstehung mit nicht ganz so heldenhaften Kriegern und glorreichen Königen.
Unkundige der nordischen Mythologie dürfte ein Teil des Spaßes vielleicht verloren gehen, da diese Geschichte auf den Erzählungen der Edda beruht. Zum besseren Verständniss und zum Nachschlagen der vielen Rollen hat der Autor eine Liste mit den vorkommenden Personen, Göttern und Wesen erstellt. Sehr nützlich.
Die Absätze und Prologe sind kurz und knackig, keine elendlangen Passagen und doch wirkt es sehr lebhaft, es lässt sich also sehr gut lesen.
Spannung gibt es vergleichsweise wenig in diesem Buch. Wie alles endet - oder zumindest in etwa - ist bekannt. Zumindest glaubt man das, denn gerade die Dreher in der "wahren Geschichte" sorgen immer wieder für Überraschung ohne sich allzuweit vom echten Lied zu entfernen. Die Geschichte ist einfach sehr skurril, komisch, flott und interessant. Freunde der nordischen Mythologie werden ihre Freude daran haben sofern sie nicht der Meinung sind, dass man an so einem alten Stoff nur ernsthaft herangehen darf.
Das Buch bekommt von mir 10 von 10 Punkten