The steel remains / Glühender Stahl / Erwachen - Richard K. Morgan

  • Noch eine Anmerkung zur deutschen Ausgabe, die im Frühjahr 2010 bei Heyne kommt:
    Habe gerade voller Schrecken gesehen, dass die von Alfons Winkelmann übersetzt wird. Ich habe vor einiger Zeit mal die deutsche Fassung von 'Black Man' (ebenfalls von Richard Morgan) in der Hand gehabt, dt. Titel 'Skorpion', gleicher Übersetzer.


    Die Übersetzung ist ein Totalausfall, ich empfehle hier mal einen Blick in die Amazon-Rezensionen, die zitieren ein paar besonders gelungene Beispiele. Ich hatte damals den Eindruck, Herr Winkelmann hat den Text durch Babelfish gejagt und dann noch ein bisschen nachkorrigiert.
    Das Buch strotzt vor Stilblüten, die teilweise den Sinn vollkommen entstellen (z.B. Martial Arts --> Marsianische Kunst).
    Habe dann abgebrochen und das Original gelesen.



    Also langer Rede kurzer Sinn: Mit der deutschen Ausgabe sollte man vielleicht vorsichtig sein...


    LG, Elena

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • Hört sich ja super an, gleich mal für Weihnachten vormerken.
    Eine Frage an die Englischleser hätte ich aber noch:
    Bin selber lange in den Staaten gewesen, spreche gut Englisch (US), habe aber noch nie einen Roman in Englisch gelesen. Ist das eine große Hürde, oder mit Wörterbuch zu schaffen?
    Lg Merrit

  • Hi Merrit,


    also wenn Du US-Englisch sprichst, sollte es überhaupt kein Problem sein, das Buch zu lesen. So überragend schwierig fand ich die Sprache nicht, vor allem die Dialoge sind sehr umgangssprachlich. Mag sein, dass Du ein paar Fantasy-Fachbegriffe nachschlagen mußt, aber das sollte den Lesegenuß nicht trüben.


    LG, Elena

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • na, das lässt mich ja hoffen.
    Aber eine hab ich noch: diese Fantasy Wörter, sind die in normalen Wörterbüchern zu finden, oder aus dem Zusammenhang zu entnehmen? ... Nur falls ich mir gleich zum Buch eins kaufen muss :grin


    Lg Merrit

  • Ich denke, das sind Wörter, die man in einem normalen Wörterbuch finden kann. Also z.B. das ganze Mittelaltervokabular bezüglich Waffen, Pferde, usw. ... alles normale Wörter, die aber nur eben im Umgangssprachlichen nicht ständig benutzt werden.


    LG, Elena

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • Zitat

    Original von elwe


    Das Buch strotzt vor Stilblüten, die teilweise den Sinn vollkommen entstellen (z.B. Martial Arts --> Marsianische Kunst).
    Habe dann abgebrochen und das Original gelesen.


    :grin :grin Wie geil ist denn das??


    Ich bin aber eh am Zweifeln, dass das Buch 1 zu 1 übersetzt wird, oder ob Heyne da die Übersetzung, gerade mit der derben Umgangssprache, etwas abschwächen lässt.

  • Gelesen- und hin und weg.
    Nach dem Klappentext war ich erst skeptisch, weil es ziemlich nach Kriegsklingen klang. Vllt war das aber auch der Grund warum ich es gekauft hab und vollkommen begeistert bin! Stimmt schon, es ist wirklich brutal und pervers, aber auf eine spannende Art und Weise. Die Figuren sind wirklich lebensecht, auch wenn Egar meiner Meinung nach irgendwie der blasseste von den dreien ist. Dafür ist der Imperator herrlich gelungen, von dem hätte ich gern mehr gehört. Auch die Orte konnte ich mir prima vorstellen, muss in dem Zusammenhang aber sagen, dass eine Karte ganz hilfreich gewesen wäre.
    Das Ende fand ich ein wenig nichtssagend und ließ mich ziemlich unbefriedigt zurück. Es wird zwar einiges erklärt, aber auch nicht alles. Es wirkt ein wenig gezwungen und hinten dran geklascht, ein zweiter Teil würde für mich doch einiges erklären (hoffe ich). So wahr mir die Rolle der Götter die ja angeblich erwachen und so nicht ganz klar, wo es doch eigentlich um die Dwendas ging...


    Ansonsten: absolutes Hammerbuch!
    9/10 Punkten!!!


    edit und PS: es wäre besser wenn in den Threadtitel der deutsche Buchtitel eingefügt wird...

    Bücherliebhaber gehen niemals allein ins Bett

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  • Zitat

    Original von Arill
    edit und PS: es wäre besser wenn in den Threadtitel der deutsche Buchtitel eingefügt wird...


    erledigt :wave

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • Zitat

    Original von Delphin
    Die Reihe wird wohl doch eine Trilogie werden, obwohl der Autor auf seiner Homepage sagt, dass er jedes Buch in sich abgeschlossen sein soll. Das hier ist der zweite Teil:
    .


    :freude:freude:freude

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • Ich lese selten Fantasy, wenn ich es tue, muß das Buch etwas ganz Besonderes sein. Die Rezi zu Morgans 'Steel' enthielt genug Besonderheit, um mich zum Lesen zu verlocken.


    Es ist unstreitig eine Sex-and-violence-Geschichte. 'Bold, brutal, and making no compromises' laute der Werbespruch auf dem Cover meiner Ausgabe.
    Well, well. :grin



    Der Einstieg hat mich sofort für das Buch eingenommen. Es beginnt nämlich mit einer Verneigung in Richtung einer Autorin, die man nicht in diesem Genre und ganz bestimmt nicht in einer pornographisch-blutigen Variante darin vermuten würde. In den ersten beiden Sätzen klingt tatsächlich der möglicherweise berühmteste Romananfang der englischen Literatur an, Jane Austens Beginn von 'Pride and Prejudice'. Er ist wunderbar geschickt auf das Genre gewendet und dient ebenso geschickt zur Einführung wie zu einer beträchtlich tiefgehenden Charakterisierung von Gil, dem ersten Protagonisten. Unterhaltsam, intelligent, amüsant und fesselnd geht es auch weiter.


    Parallel zu Gils Geschichte wird die Geschichte zweier weiterer Personen erzählt. Das macht die Lektüre streckenweise fast unerträglich spannend, da die Erzählstränge selbstverständlich im gefährlichsten Moment gekappt werden, man mit dem nächsten Kapitel aber auf die Matte einer anderen Hauptperson gestellt wird. Die Erlebnisse der drei scheinen zunächst wenig miteinander zu tun zu haben, man muß sich beim Lesen über eine weite Strecke des Romans also auf drei Geschichten einlassen.


    Erzählt wird traditionell, von A nach B nach C, was einen guten Ausgleich zu der Anforderung schafft, drei nebeneinander laufende Handlungen im Blick zu behalten. Etwas störend allerdings wirkt es, daß die jeweilige Geschichte von Rückblenden im Kursivdruck unterbrochen wird. Das macht das Lesen unruhig. Man hat ein Jetzt, ein Früher und das gleich dreimal, bei jeder Person.


    Die Geschichte an sich ist einfach konstruiert, genügt aber gerade so, um das Ganze zu tragen.
    Bis gut zur Hälfte des Buchs habe ich mich großartig unterhalten.


    Danach kippte es leider ab, wenig zuerst, dann immer stärker. Die Rückblenden fingen an zu irritieren, ebenso der dauernde Wechsel von einer Person zur nächsten, obwohl die drei Einzelgeschichten langsam zusammengeführt wurden.

    Es gibt immer noch gute bis sehr gute Darstellungen, aber Gil rückte stark in den Vordergrund und die anderen beiden Personen blieben eher blaß. Vor allem Archeth verliert an Kontur, die sie bis zur Hälfte ohnehin nur mühsam gewinnt. Wer von den Leserinnen und Lesern dieses Romans auf ein ordentliches weibliches Gegengewicht zu all den Männern hofft, hofft vergebens. Frau ist hier nicht. :grin


    Als störend empfunden habe ich auch, daß auf Gil immer mehr Leid gehäuft wurde. Eine schreckliche Lebenserfahrung folgt auf die nächste. Die Details an Blut, Schweiß und Darminhalt werden der Leserin nicht vorenthalten. Daß er kein Heiliger im Folterkeller der Heiden wird, verhindert der Autor dadurch, daß Gil ein Schurke durch und durch ist. Leider kann auch ein schwarzer Schurke langweilig werden. Es gibt Situationen, in denen Gil nur noch ein Schlächter ist.


    Im gleichen Maß muß die Gegenseite böse und grausam sein. Das bringt der Leserin einige wirklich denkwürdige Gruselszenen, da es bei denen aber bleibt, verpufft der Effekt am Ende beinahe. Ein Monster wird nicht gruseliger dadurch, daß fünfzig von der gleichen Sorte auftreten. Die Angelegenheit wird blutiger, aber das ist etwas anderes.


    Die Dwenda habe mich auch nicht recht überzeugt, vor allem ihr Verbleib am Ende nicht. Überhaupt ist die Geschichte nur mäßig gut gelöst. Gil, der plötzlich zum vehementen Kriegs-Gegner wird, hat mich verblüfft blinzeln lassen, seine Rede an die Truppe verursachte leichte Seekrankheit bei mir wegen der Überdosis an Sentimentalität und rosarotem Humanismus.
    Ich tröstete mich damit, daß es ein Fantasy-Roman ist.


    Zwischen Amüsement und Kopfschütteln schwankte ich auch bei dem Teil der Geschichte, von dem ich annehme, daß er der eigentliche Grund für das ganze Geschehen ist: die Prophezeiung.
    Leider kann ich einen 'dark lord', der kommen wird, nach Sauron, Darth Vader sowie Voldemort als Leserin nicht mehr ernsthaft in Erwägung ziehen.


    Fazit:


    Bold - tollkühn: nein. Wenn man nicht darunter versteht, daß das Wort f**** auf jeder Buchseite etwa siebenmal vorkommt. Mutig ist es auch denkerisch nicht. Hier werden keine neuen Wege beschritten.
    Die Entscheidung dafür, daß Gil als Schwuler entsetzlich und nahezu pausenlos leiden muß, ist entschieden diskussionsbedürftig. Auch in einem Fantasy-Roman.
    Diskussionsbedürftug ist auch, daß Archeth zwar lesbisch sein soll, den Leserinnen aber eine Beschreibung körperlicher Liebe zwischen Frauen vorenthalten wird. Frauen sublimieren, Männer nicht? Seltsame Welt.
    Denkerische Grenzzäune werden mit dem Buch nicht niedergerissen. Nicht mutig.


    Brutal: unstreitig. Bis ins allerletzte Detail.


    Keine Kompromisse: Und ob. Die Geschichte ist konventionell gedacht, konventionell konstruiert und konventionell erzählt.



    Durchaus reizvoll, durchaus vergnüglich, aber alles andere als zufriedenstellend.



    :wave


    magali


    edit: ISBN mal wieder :rolleyes

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Mir hat das Buch sehr gut gefallen, was man schön daran sehen kann, daß ich mich nie gelangweilt habe, obwohl ich eigentlich etwas grundlegendes vermißt habe: die Handlung. Schon klar, letzten Endes steuerte es auf die Dwenda hin, aber mir kam es mehr vor wie ein Fall von "der Weg ist das Ziel", wobei ich mich auf diesem Weg gut unterhalten gefühlt habe. Ich muß wohl wirklich recht abgehärtet sein, denn ich fand das Buch nicht besonders schlimm, von ein paar Szenen vielleicht abgesehen.


    Etwas überflüssig fand ich Archeth und Edgar Egar, da sich mir bis zum Ende nicht wirklich erschlossen hat, wozu die nötig waren. Was ein bißchen schade ist, denn ich mochte sie beide, ebenso wie Gil, hätte gern mehr von ihnen gesehen.


    Überhaupt hat sich das Buch für mich eher wie eine Wiederaufnahme einer alten Serie gelesen, die, wo es um die Kriege ging, an die sich hier ständig erinnert wird. Interessante Methode, soviel Backstory einzubauen, daß man tatsächlich den Eindruck hat, da müßte es was geben. Ich würde das gern lesen, würde es je geschrieben, beschwere mich aber auch nicht über eine Fortsetzung, denn für mich hat sich dieses Buch auch nicht wirklich abgeschlossen angefühlt am Ende.


    Gestört haben mich weder die Cliffhanger noch die kursiven Rückblicke. Ich hätte das ohne Eure Kritik nicht mal wirklich wahrgenommen.


    Ich freue mich, nach Jahren der Fantasy-Misere wieder mal einen neuen Autor gelesen zu haben und nicht enttäuscht worden zu sein. Den Namen Richard Morgan werde ich mir gern merken.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, was man schön daran sehen kann, daß ich mich nie gelangweilt habe, obwohl ich eigentlich etwas grundlegendes vermißt habe: die Handlung.


    Hehe, das ging mir genauso. Wenn es nun der Auftakt einer Trilogie ist, dann kann ich damit leben, aber am Ende des Buches hatte ich zunächst so ein: "Was, das soll schon alles gewesen sein?"-Gefühl.


    Also, ich hab das Buch gern gelesen und bin nach einer langen Fantasy-Leseunlust mal wieder in eine Fantasy-Phase geraten. Leider finde ich trotzdem keinen weiteren Fantasy-Roman, der mich anspricht.


    Gestört haben mich zum einen die Cliffhanger. Die haben zwar einen gewissen Lesesog ausgelöst, aber da der Autor dieses Stilmittel penetrant jedes Mal zum Ende des Kapitel einsetzte, nutzte sich der Effekt bei mir in der zweiten Hälfte des Buches langsam ab.
    Zum anderen haben mich die kursiven Passagen gestört, zumal es keine Differenzierung zwischen den Gedanken der Protagonisten und Rückblenden gab.


    Archeth und Egar fand ich auch etwas blass/überflüssig. Von den Dwenda war ich ziemlich enttäuscht.



    Trotz meiner Kritik sehe ich es aber schon kommen, dass ich auch Band 2 kaufen werde. Irgendwie mochte ich Gil und auch Takavach. Außerdem würde ich gerne wissen, was es mit den Helmsmen auf sich hat. Deren Rolle war mir auch nicht klar.

  • Zitat

    Original von Delphin
    Irgendwie mochte ich Gil und auch Takavach. Außerdem würde ich gerne wissen, was es mit den Helmsmen auf sich hat. Deren Rolle war mir auch nicht klar.


    Das war mir auch bei diesen ganzen Gottheiten nicht wirklich klar, wer sie sind und was sie wollen. Ist OK für mich, ich kann gut damit leben, nicht immer alles zu verstehen. Hat mich in der Hinsicht sogar ganz leicht an Eriksons "Malazan" erinnert und mich daran erinnert, daß ich da auch mal irgendwann weiterlesen sollte.


    Zu den Dwenda:

  • Grisel


    danke für die Erläuterung zu den Dwenda.
    Könnte eine Lösung sein.
    Ich fürchte, ich muß das bei Gelegenheit noch mal nachlesen. Mehr auf das blaue Geflacker achten. :gruebel


    Ich sehe es schon kommen, ich werde den zweiten Band doch noch anpeilen. :cry


    Meine Lieblingsfigur war übrigens Grace-of-Heaven Milacar. Das sind Konflikte, mit denen ich mich gern auseinandersetze.
    Und gut, daß Du geschrieben hast, daß der Roman eigentlich kaum Handlung hat. Stimmt.
    Er ist character-driven. Genau deswegen bin ich dann doch dabeigebleiben. :grin


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • magali :
    Ich habe mich, ehrlich gesagt, bei Deinen Kommentaren auch über den "Folterkeller der Heiden" gewundert.