Mann und Frau den Mond betrachtend – Cécile Wajsbrot

  • Verlag Liebeskind
    OT: Caspar Friedrich-Strasse
    Aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller


    Gebunden, 140 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    In Berlin weiht ein Schriftsteller eine Straße ein, die den Namen Caspar David Friedrichs tragen soll. Um ihn herum entsteht eine neue Stadt, er jedoch hat nur Augen für ihre immer noch sichtbaren Ruinen, in denen sich die unerfüllten Träume der Menschen widerspiegeln. In seiner Rede beschreibt er einfühlsam neun Bilder Caspar David Friedrichs, die für ihn unsere heutige Zeit vorwegnehmen: die Zerrissenheit der Menschen, ihre Sorgen und ihre Einsamkeit. Von jedem Bild schlägt er den Bogen zu seinem eigenen Schicksal als einst gefeierter Schriftsteller. Unter den Baukränen Berlins, zwischen halbfertigen Häusern und Straßen, erzählt er von seiner Begegnung mit einer Frau, die ihn als Dichter inspirierte und sein Leben für immer veränderte.


    Über die Autorn:
    Cécile Wajsbrot wurde 1954 in Paris geboren. Sie studierte Literaturwissenschaft und arbeitete anschließend als Französischlehrerin und Literaturredakteurin. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin abwechselnd in Paris und Berlin. Bei Liebeskind erschienen bislang die Romane »Mann und Frau den Mond betrachtend« (2003), »Im Schatten der Tage« (2004) und »Der Verrat« (2005).
    Mit ihrem Roman »Aus der Nacht« wurde Cécile Wajsbrot für den Prix Renaudot und den Prix Femina nominiert.


    Meine Meinung:
    Ein ostdeutscher Dichter, Dichter der ehelichen Liebe (vorgeblich), nur kurzfristig erfolgreich, soll eine Straße auf den Namen Caspar Friedrich-Straße einweihen.
    Berlin und Rügen sind Schauplätze, auf denen der Dichter nicht nur auf den Spuren des Malers der Romantik David Caspar Friedrichs wandelt, und damit der deutschen Vergangenheit, sondern auch eine Geschichte einer unerfüllten Liebe. Doch die Liebesgeschichte tritt nicht so stark in den Bedeutungsvordergrund wie die Suche nach der Vergangenheit, die nie wirklich wieder gefunden werden kann. Es wird die Zeit des Mauerfalls, des Nationalsozialismus und Anfang des 19.Jahrhunderts (also Caspar David Friedrich Zeit) gezeigt. Wie bei den Gemälden spielen Landschaften und Natur eine Rolle.


    Entscheidend für den Roman ist nicht der Plot, den der Dichter uns, den Leser, erzählt, sondern der eigenwillige Stil, in denen die gewählten Metaphern mehr aussagen als das, was der Dichter sagt.
    Es ist nebenbei auch ein Portrait des Malers.
    Der Leser wird durch die Kapitel durch die Überschriften geleitet, die Namen von bekannten Gemälden Caspar David Friedrichs tragen, z.B. Abtei im Eichwald, Eichbaum im Schnee, Der Mönch am Meer, und natürlich auch Mann und Frau in Betrachtung des Mondes.


    Die Faszination der Bilder findet man auch in der Prosa Wajsbrot, ihr Stil ist unaufdringlich, spröde und äußerst symbolisch und metaphernreich.
    Nicht umsonst fängt das Buch mit dem Satz an: „Um uns sind überall Ruinen, wenn man nur bereit ist, sie zu sehen.“


    Kein einfaches Buch, nicht alle Symbolik ist leicht zu erkennen, aber es regt zu Überlegungen an. Die Sätze strömen geradezu auf den Leser ein und setzen des Dichters Erinnerungen frei.