Carolina de Robertis - Die unsichtbaren Stimmen

  • Kurzbeschreibung
    Alles beginnt mit einem Wunder: Aus einem Baum, aus schwindelnder Höhe, fällt ein Mädchen. Man nennt sie Pajarita, kleiner Vogel . Aus einem verschlafenen Nest am Río Negro verschlägt es Pajarita nach Montevideo, wo sie ganz allein vier Kinder großzieht. Ihre Tochter Eva geht nach Argentinien, lebt als Dichterin in den Kreisen der Bohème von Buenos Aires und findet ihre große Liebe. Evas Tochter Salomé schließt sich den Rebellen im Kampf gegen die Militärdiktatur in Uruguay an und verschwindet für viele Jahre hinter Gefängnismauern.
    Fesselnd und voller poetischer Kraft erzählt Carolina De Robertis die Geschichte dreier Generationen von Frauen in Montevideo. Drei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Drei Frauen mit einem unbändigen Drang zu einem selbstbestimmten Leben gegen alle Widerstände. Drei Frauen, die für die Geschichte Südamerikas im 20. Jahrhundert stehen.


    Autorenporträt
    Carolina RobertisCarolina De Robertis wurde 1975 geboren. Sie wuchs in England, der Schweiz und Kalifornien auf. Ihre Familie stammt aus Uruguay. Nach ihrer Geburt gingen sie nach England. Im Alter von fünf Jahren zog die Familie nach Basel, wo sie Deutsch, Französisch und Schweizerdeutsch lernte. Mit ihren Eltern sprach sie Englisch und Spanisch. Im Alter von zehn Jahren zog die Familie nach Oakland, Kalifornien, wo die Autorin heute noch lebt. Zehn Jahre lang war sie für eine Frauenrechtsorganisation tätig. Sie arbeitet als Autorin und Übersetzerin aus dem Spanischen. »Die unsichtbaren Stimmen« ist ihr Debüt. Zur Zeit schreibt sie an einem zweiten Roman.



    Meine Meinung:
    Irgendwie kam ich in dieses Buch nicht rein. Die ersten Kapitel, die sich um Pajarita drehen waren holzig und schwer zu lesen und irgendwie voller obszöner Sexualität. Ganz sicher bin ich nicht prüde, aber hier wurde es mir mit der "Geilheit" ein wenig zu viel. Die nächsten Kapitel dann um Eva und ihr Leben, gefielen mir wesentlicher besser, der Stil wurde lockerer, gefühlvoller und obwohl auch hier viel sexuelle Gewalt vorkam, erschien es mir nicht so plastisch und widerlich geschildert, wie auf den ersten Seiten. Ob man nun wirklich die realen Personen, wie Peron, Evita, Che und ein paar Weitere hätte mit der Geschichte nicht belegbar verweben müssen, ist sicherlich Geschmackssache. Im Fall der Perons gefiel es mir, Che Guevara hätte nicht unbedingt in das Buch gemußt.
    Der nächste Abschnitt über Salome war dann wieder nicht so toll. Der Stil war zwar weiterhin eingängig und gut lesbar, aber es gab so viele Ungereimtheit, wie auch schon in den Kapiteln vorher, mag sein, daß das den "flüster Post Effekt" weitergegebener Sagen darstellen sollte, mich hat es genervt, da schmuggeln kleine Mädchen Waffen durch die Wohnung und niemand bekommt es mit, kleine Kinder haben meterlanges Haar und überleben alleine in der Wildnis, obwohl sie kurzvorher noch gesäugt wurden, Klopfzeichen wurden nie vereinbart und trotzdem beherrscht, das paßte für mich nicht und wirkte alles in allem ein wenig zusammen gestoppelt und zurecht gebogen.
    Sehr Schade, auch daß die Geschichte zwar von drei Frauen erzählt wird, alle aber die immer gleiche Sichtweise habe und mit Kritik am Verhalten dieser Frauen sehr gespart wird.
    So kommt z.B. während Salomes Gefängnisaufenthalt nicht einmal das Wort Reue vor.
    Dementsprechend war mir das gesamte Buch zwar eine nette Unterhaltung, aber insgesamt gesehen viel zu unkritisch.


    Zu dem Buch gab es eine Leserunde

  • Meine Meinung: * * * *
    Pajarita – Eva – Salome


    … so sind die drei großen Abschnitte des Romans überschrieben. Die Geschichte handelt von diesen drei Frauen der Familie Firielli, jede stellvertretend für eine andere Generation. Fasziniert hat mich der Erzählstil der Autorin, denn er verändert sich, wie die Zeit und die Protagonisten selbst. Ist er bei Pajarita noch von magischen Momenten und mystischen Geschichten geprägt, ganz in alter südamerikanischer Tradition, wird Evas Schicksal in einer bildhaften Sprache und sehr melancholisch geschildert, manchmal distanziert, dann wieder sehr eindringlich. Bei Salome werden die Leser mit der sachlichen Schilderung einer harten Realität konfrontiert.


    Das Ende wiederum ist zauberhaft und gibt dem Roman die richtige Abrundung.


    Drei starke Frauen, die mit ihren Problemen wachsen, die ihre große Familie und sich gegenseitig lieben, aber trotzdem letztendlich alleine und nur sich selbst verantwortlich sind, ihre Erlebnisse vor einem packenden geschichtlichen Hintergrund, der leider in der Handlung oft ein wenig zu kurz kam. Die Autorin hat hier, mit Abstrichen, ein starkes, zum Teil autobiographisches Debüt, vorgelegt. Hat man sich erst einmal eingelesen, fesselt dieser vielschichtige Roman bis zur letzten Seite.

  • Carolina de Robertis Familiensaga, die am Ende drei Generationen umfassen wird, beginnt mit der Geschichte eines ungewöhnlichen Mädchens, dass auf einem Baum gefunden wird. Dieses Mädchen - Pajarita - wird die Stammutter der Familie und die folgenden Generationen durch dieses Buch begleiten.


    Carolina de Robertis verflicht die Lebensgeschichten der drei Frauen mit der Geschichte Uruguays und Argentiniens, bringt neben den autobiographisch angelehnten Protagonisten auch bekannte Figuren wie Che Guevara und die Perons mit in Spiel. Ich wünschte ich könnte sagen, dass ihr ein fesselndes Stück Zeitgeschichte gelungen ist, aber dem ist leider nicht so. Oft hat man beim Lesen das Gefühl, die historischen Ereignisse laufen wie auf einer Leinwand ab, während sich die Protagonisten davor kaum bewegen. Spielfiguren, die einfach irgendwo in die Geschichte gestellt wurden.
    Keine der drei Frauenfiguren hat mich überzeugt, allen haftete etwas naiv Unbedarftes an, was sich bis ins hohe Lebensalter auch nicht geändert hat. Dagegen stehen männliche Protagonisten, die zu latenter Gewalt neigen und damit meist ungestraft durchkommen. Wer dieses Buch liest könnte fast annehmen, dass südamerikanische Männer ohne Rückgrat zur Welt gekommen sind.
    Zudem haben mich die sich durchgängig durch das Buch ziehenden, unterschwelligen sexuellen Anspielungen gestört sowie das offenbar aus Urugay nicht wegzudenkende Mate trinken. Das Aufgießen wurde so häufig zelebriert, dass mich die Kalebassen bis in meine Träume verfolgt haben.


    Carolina de Robertis ungewöhnlicher Schreibstil lässt einen über so manche kleine Ungereimtheit in der Geschichte hinwegsehen. Er ist manchmal sperrig, manchmal fließend, manchmal direkt, manchmal intensiv, manchmal nur angedeutet und oft so poetisch wie die Gedichte von Eva, der zweiten Protagonistin dieses Buches. Der Schreibstil war es auch, der mich davon abgehalten hat, das Buch zur Seite zu legen. Die Geschichte selber hätte das nicht vermocht.

  • Wenn ich ehrlich bin, fällt es mir gar nicht so leicht, ein abschließendes Urteil über den Roman zu fällen. Insgesamt betrachtet, scheitert die Geschichte an dem Anspruch der Autorin, neben dem Leben von drei verschiedenen Generationen auch noch viel zeitgeschichtliches Geschehen auf knapp 450 Seiten unterzubringen. Für eine Handlung dieses zeitlichen Ausmaßes ist das Buch einfach zu dünn. Die Figuren können sich auf so engem Raum gar nicht richtig entfalten und wirken dadurch blutleer und konturenlos. Ich habe einfach keinen emotionalen Zugang zu ihnen gefunden. Der erste Teil, der Pajarita gewidmet ist, war meiner Meinung nach der schwächste. Einige Informationen über ihr Gefühlsleben konnte ich mitnehmen, doch mit der Zeit wurden sie als Frau und Mutter immer weniger greifbar für mich. Eva kommt etwas besser bei mir davon, da ich mehr über sie erfahren habe. Dennoch ergaben sich meinerseits auch hier einige Verständnisfragen zu ihrem Verhalten und es bleibt vieles an der Oberfläche.


    Zudem wird die wechselvolle politische Geschichte Südamerikas, an dieser Stelle insbesondere Uruguays, nur sehr oberflächlich angerissen. Da nicht alle Leser über ein dementsprechendes Vorwissen verfügen, wären oftmals erläuternde Hintergrundinformationen wichtig gewesen. Ich konnte mir das Land und die Mentalität der Bewohner deshalb immer nur ansatzweise vorstellen. Dabei hätte ich so gern mehr über diesen Teil der Welt und seine Geschichte erfahren. Ein weiteres großes Manko stellen die vielen Ungereimtheiten der Handlung dar, die den Lesefluss für mich doch erheblich störten. Etliche Handlungsfäden und Gedankengänge führen ins Leere, anstatt bei passender Gelegenheit wieder aufgenommen und zu einem für den Leser nachvollziehbaren Ende geführt zu werden. Das empfand ich als sehr verwirrend.


    Allerdings muss ich der Autorin zugestehen, dass sich im letzten Drittel eine deutliche Steigerung vollzieht. Ab da war der Roman viel fesselnder und ich konnte mit den einzelnen Personen, allen voran Salomé, leichter mitfühlen. Auch wurden die Probleme der uruguayischen Bevölkerung transparenter. Wenn die Autorin sich auf das Leben von Salomé vor dem Hintergrund der kommunistischen Bewegung in Uruguay beschränkt hätte, wäre bestimmt ein richtig guter Roman dabei herausgekommen. So ist es nur ein ziemlich unstrukturiertes und bunt zusammen gewürfeltes Etwas, das eine Familiensaga sein will. Ein großes Kompliment gebührt der Autorin jedoch für ihren gekonnten Umgang mit Sprache. Die wunderschönen Bildern und außergewöhnlichen Formulierungen haben mich ziemlich beeindruckt. Das ist wahre Erzählkunst! Wenn Carolina de Robertis beim nächsten Mal die Logik weniger außer Acht lässt und sich etwas mehr Zeit für ihre Figuren und deren Entwicklung nimmt, wage ich gern einen zweiten Versuch mit ihr. Ich hoffe aber, dass es sich dabei dann um etwas anderes als einen mehrere Generationen umspannenden Frauenroman handeln wird! ;-)
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  • Ich hatte erhebliche Einstiegsprobleme, der erste Abschnitt mit Pajarita das war mir zu sehr "Fantasy" in so einem Roman.Ich hatte es schon weggelegt und dachte aber das kann es nicht sein.


    Irgendwann nahm ich das Buch nochmal zur Hand und dann gab es durchaus Abschnitte die mich motiviert haben weiter zu lesen. So konnte ich es zwischendurch auch mal nicht aus der Hand legen.



    Was mich an dem Buch gestört hat war, das alle drei Frauen miteinander etwas zu hatten und doch wieder nicht. Es wurde wenig geredet miteinander. Dadurch das sie in Abschnitte unterteilt waren, hat jede Frau ihre Geschichte gedacht, aber nicht gelebt, hatte ich das Gefühl.



    Es war zuviel Handlung und doch zu wenig.


    Ich weiß nicht wie ich das anders umschreiben könnte.

  • Die unsichtbaren Stimmen


    Im Mittelpunkt des Romans stehen drei Frauenschicksale. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts beginnt ein Familienepos in der Erzähltradition bekannter südamerikanischer Autoren. Isabell Allende und "Das Geisterhaus" fallen mir dazu ein. Beginnend bei Parajita, die von einem Baum ins Leben fällt, über ihre Tochter Eva, die als Dichterin das Argentinien der Perons erkundet, zu Salome, der Idealistin, deren Gerechtigkeitsempfinden sie in die Foltergefängnisse der herrschenden Diktatur Uruguays führt. An dieser Abfolge ist bereits zu erkennen, dass die Autorin den Pfad des Mythischen rasch verlässt und ihre Protagonistinnen alsbald durch die profane Realität des Alltags begleitet.


    Parajita :


    Ignazio, ein Gondelbauer aus Venedig heiratet kaum in Uruguay angekommen, die resolute Parajita, bald holen ihn die Dämonen der Vergangenheit ein, Alkoholmissbrauch, Schläge für Parajita sind die Folge.


    Der Einstieg des Buches ist kompliziert geschrieben, eine Vielzahl von Namen, Zeitsprünge beherrschen die Seiten, ohne das ein vernünftiger Grund für diese Vorgehensweise ersichtlich wird. Es folgt eine spannungsarme geschriebene Phase in Venedig. Die Autorin braucht knapp siebzig Seiten, bis sie sich warm geschrieben hat. Ab der Begegnung zwischen Parajita und Ignazio pulsiert die Geschichte, die ausgezeichneten sprachlichen Fähigkeiten, der Autorin kommen zum Tragen, faszinierende Vergleiche und verspielte Bildern voller Eindringlichkeit prägen den Schreibstil.


    Als Ignazio Parajita in Montevideo verlässt, sind es ihre Kräuter- und Gesundheitskenntnisse, die eine kleine Familie am Leben erhalten. Bis auf dieses Intermezzo bleibt Parajita allerdings in den gesellschaftlichen Verhältnissen hängen und übernimmt bald wieder ihren alten Platz, als sich der Mann zurückmeldet.


    Eva :


    Parajitas Tochter Eva wird von einem Bekannten Ignazios im Kindesalter missbraucht. Sie findet Trost im Schreiben von Gedichten, sucht die Nähe von Künstlern und verlässt bald mit Andres das Land, um in Argentinien ihr Glück zu suchen.


    Eine interessante Ausgangslage. Geschickt fischt die Autorin durch den Aufbau der Figuren nach weiblichen Publikum. Es sei ihr gegönnt. Sie schreibt flüssig, fantasiereich, farbig, ausufernd, philosophisch, tiefgehend, manchmal schwülstig trivial, alles in einem Buch. Nur dürften viele Leser von der emotionalen Leere, der Protagonistinnen wenig angesprochen sein. Oft wird die Motivation der handelnden Personen unzureichend dargelegt oder einfach weggelassen. Bis zu diesem Zeitpunkt des Romans stellen sich massenweise Fragen, nach dem wieso und warum. Wie gerne hätte ich erfahren, weshalb ausgerechnet Eva, die Freiheitsliebende wieder zurück ins Haus ihrer Eltern zieht und es vorzieht im familiären Mittelmass zu versinken. Ich habe den Verdacht, dass sie letztendlich dort aus mangelhaften konzeptionellen Gründen landet. Die unsichtbaren Stimmen wurde an manchen Stellen sichtbar zusammengeschustert. Schade! Aus der Figur hätte die Autorin viel mehr machen können. Wie schon bei Parajita wird die Frauenfigur auf halber Strecke aufgegeben.


    Männer spielen in den Kapiteln eine traurige Rolle, sie kommen überwiegend, als Vergewaltiger, Machos und Schwächlinge vor. Positive Männerrollen gibt es lediglich für Künstlernaturen oder Männern, die sich später in Frauen umwandeln lassen. Dazwischen gibt es nichts zu bestaunen, ein bestimmter Frauentyp, ein klarer Männertyp, das Muster zieht sich durch den Roman.


    Salome :
    Für mich die dicke Überraschung am Ende. Endlich entsteht bei mir eine emotionale Bindung zu einer Hauptfigur, die flammende Idealistin Salome stürmt unerbittlich in ihr Unglück, schliesst sich gegen Ende der sechziger Jahre einer Untergrundbewegung an und landet im Foltergefängnis.


    Sprachlich überaus gelungen, zieht Salome sofort in den Roman und spuckt einen am Ende atemlos aus. Während mir die vorherigen Kapitel konstruiert erscheinen, wirkt Salome lebensecht, eingebunden in ihre Zeit, plastisch in ihrer Naivität und bis in ihre Lebensmitte nachvollziehbar. Auch hier Schwächen im logischen Bereich, das Teenager Waffenlager unter dem Bett einrichten können dürfte Wunschdenken der Erfinderin sein. Trotz der Fehler fühlte ich mich gut unterhalten, was ich vor allem auf den lebhaften Schreibstil der Autorin zurückführe.

  • Ich habe das Buch lesen wollen, weil ich vor etwa 10 Jahren "Hannas Töchter" von Marianne Fredriksson gelesen habe und ich eine ähnliche Geschichte vermutet habe.
    Die Geschichte ist auch ähnlich, nur spielt "Hannas Töchter" in Schweden und "die unsichtbaren Stimmen" am anderen Ende der Welt in Uruguay. Leider habe ich zu diesem Buch keinen wirklichen Zugang bekommen, es kann mit (meiner Erinnerung an) "Hannas Töchter" nicht konkurrieren.


    Aber zum Buch: Es beginnt etwas mystisch und verwirrend mit einzelnen kleinen Schauplätzen, die man als Leser nur schwer zusammensetzen kann und so auch nicht richtig in Lesefluss gerät. Erst als sich dann Pajarita und Ignazio treffen, wird nur noch ein einziger Erzählstrang fortgeführt, man kann der Geschichte ab hier sehr viel besser folgen.
    Das Buch befasst sich mit dem Uruguay des 20. Jahrhunderts und einer Familie über 3 Generationen. Die Hauptrollen haben jeweils die Frauen jeder Generation, Pajarita, Eva und Salomé.
    Ich fand es sehr schwierig, ja fast unmöglich, mich in die Figuren der 3 Frauen einzufühlen. Die Charaktere werden nicht sehr gut beschrieben, man hat kein richtiges Bild vor Augen. Auch Gefühle werden nicht sehr gut dargestellt, zur Mitte und zum Buchende wird dies zwar besser, aber grundsätzlich bleibt das Buch sehr emotionsarm.
    Die Schauplätze Montevideo und Buenos Aires konnte ich mir sehr gut vorstellen, wobei ich mir auch hier bessere Beschreibungen gewünscht hätte.
    Im ganzen Buch gibt es einige Sachen die normaler Logik entbehren, was von falschen Zeitangaben bis zu versteckten Gewehren unterm Bett geht. Einige Gegebenheiten bzw. bestimmtes Handeln von Personen bleibt ebenfalls unklar, weil einfach zu wenig Informationen über die Motivation der agierenden Personen vorhanden sind.


    Mein größter Kritikpunkt gilt allerdings der Darstellung der männlichen Charaktere in diesem Buch. Es klingt wirklich so, als würden sämtliche Männer entweder gewalttätig und/oder vergewaltigend oder sonstwie obszön handeln oder vor aufkommenden Problemen flüchten. Es kommt kaum ein vernünftig rational handelnder Mann vor und einer der wenigen wird auch noch vom Mann zur Frau umgebaut. So etwas finde ich inakzeptabel.


    Trotzdem habe ich dieses Buch zuende gelesen, weil mir der Schreibstil gefallen hat. Die Autorin arbeitet sehr schön mit sprachlichen Bildern und streut immer wieder Zukunftsaspekte in die Geschichte ein. Diese Sätze machen Lust, das Buch weiterzulesen, um zu wissen, was dort in der Zukunft passiert, wie es dazu kommt, dass die beschriebene Situation eintritt.
    Auch die Geschichte Uruguays hat mich sehr interessiert, da ich mich bisher noch nicht damit beschäftigt hatte.


    Der deutsche Titel des Buches ist sehr schön, er macht wirklich neugierig auf das Buch, aber leider konnte ich persönlich ihn nicht mit der Geschichte in Einklang bringen. Der original englische Titel hingegen passt perfekt.

  • Die unsichtbaren Stimmen


    Der Roman erzählt aus dem Leben der drei südamerikanischen Frauen Parajita, Eva und Salome.
    Parajita ist das Wunder von Uruguay am 1. Januar 1900.
    Sie fällt aus einem Baum, kein Mensch weiß, wie sie da hoch gekommen ist.
    Ignazio, ein eingewanderter Italiener verliebt sich in sie. Die beiden heiraten und ziehen nach Montevideo.
    In einem eigenwilligen Stil wird das Leben der Familie erzählt, der nicht immer überzeugt.
    Ignazio verschwindet erstmal und Parajita muss die Kinder ernähren.


    Ihre Tochter Eva hat da keine leichte Kindheit.
    Nachdem Eva bei einem perversen Schuhmacher, einem Bekannten ihres Vaters arbeiten muss, nimmt sie ihr Leben selbst in die Hand. Sie kommt durch ihren Freund nach Buenos Aires, dort wird sie Dichterin. Später bringt sie den Arzt Roberto Santos dazu, sich von seiner Verlobten zu trennen und sie zu heiraten.


    Salome wird geboren und die wird ein eigenwilliges Kind.
    Dann kommt mal wieder die Politik ins Spiel.
    Die Familie muss flüchten und zieht wieder nach Montevideo.
    Durch die Freundschaft mit Leona kommt Salome zu den Tupamaros. Sie kämpft mit ihnen für die Freiheit und gegen die Unterdrückung. Leider ist sie dabei ziemlich naiv.
    Der Teil mit Salome ist ganz packend geschrieben.

  • Die Familiensaga "Die unsichtbaren Stimmen" von Carolina de Robertis ist in 3 Teile gegliedert. Der erste Teil, Parajita, erzählt die Lebensgeschichte einer Gauchotochter. Parajita, das Wunder des Dorfes, lernt Ignazio kennen und lieben, einen Einwanderer aus Venedig. In dem zweiten Teil, Eva, wird die Geschichte ihrer Tochter erzählt, wobei deren Leben zwischen Montevideo und Buenos Aires pendelt. Ihre Tochter Salome (der dritte Teil der Geschichte) zeigt die Zeit der Revolution in Montevideo (für mich der spannendste Teil).

    Ich habe mich mit dem Buch sehr schwer getan. Die Handlungen und die Charaktere der Frauen sind für mich nicht immer nachvollziehbar gewesen und auch die Handlung springt hin und her. Die Frauen der Familie zeigen in ihrer jeweiligen Zeit zwar viel Mut, teilweise auch politisches Engagement, aber ich konnte nicht mit ihnen "mitfühlen". Leider bleibt der Roman, trotz seiner schönen Bilder und interessanten Sprache hinter meinen Erwartungen zurück.

  • Südamerika, Uruguay…..hier spielt die fesselnde Geschichte, die uns Carolina de Robertis mit ihrem Erstlingswerk vorlegt.
    Die 1975 geborene Autorin präsentiert ihren Lesern ein wortgewandtes Familienepos, welches sich über drei Generationen hinzieht.


    Der Einstieg in die Geschichte fiel mir ein wenig schwer, die vielen fremdländischen Namen waren verwirrend und die Handlung schleppte sich zu Beginn etwas dahin.
    Aber nach etwa 60 Seiten geschah es: Der Roman zog mich in seinen Bann und voller Spannung verfolgte ich die Geschichte um die drei Frauen Pajarita, Eva und Salomé.


    Frau de Robertis, deren Eltern aus Uruguay stammen, lässt den Leser eintauchen in eine Geschichte voller Emotionen und Mystik, sie lässt ihn teilhaben an den politischen Geschehnissen in Uruguay und an dem Mit- und Gegeneinander einer Familie.


    Der sehr ansprechende Schreibstil hat mich für die ein oder andere Ungereimtheit entschädigt, aber einen Punktabzug nehme ich vor, weil die Autorin es nicht geschafft hat, den Protagonisten Leben zu verleihen. Sie bleiben mangels anschaulicher Beschreibungen blass und blutleer.
    Schade, das wäre eine gute Abrundung einer phantasievollen und interessanten Geschichte gewesen.

  • Dutzende bekannter Familienromane spielen im englischsprachigen Raum irgendwo in Großbritannien, Australien, Neuseeland oder den USA. Dass der Leser in Form einer Familiensaga auch mal in den lateinamerikanischen Kontext entführt wird, ist eher selten.


    Carolina De Robertis Debüt umfasst eine zeitliche Spanne von mehr als drei Generationen und eine räumliche Ausdehnung von Uruguay bis Argentinien. Drei Frauen in einer direkten Mütter-Töchter-Linie bestimmen die Strukturierung und die Entwicklungen des Buches. Der Leser lernt 'Pajarita' und ihre Tochter 'Eva' kennen, wie später auch wiederum Evas Tochter 'Salomé' eine entscheidende Rolle spielen wird. Großmutter, Mutter und Tochter der uruguayischen Familie Firielli stehen im Fokus dieses etwa 460 starken Buches.


    Der Schreibstil ist vor allem geprägt durch sparsame Dialoge, Zwischenmenschliches wird je nach Situation intensiv beschrieben oder nur oberflächlich angerissen. Dem Leser wird in den seltensten Fällen der Luxus detailreicher Erläuterungen zuteil. Oder positiv ausgedrückt: Die Autorin lässt dem Leser den größtmöglichen Raum eigener Interpretationen. Bei mir persönlich hat dies jedoch dazu geführt, dass ich mir nur schwerlich ein Bild der drei Hauptprotagonistinnen machen konnte. Wenig Erläuterungen bedeuten in dem Fall leider auch verdammt wenig Identifikationsfläche.


    Besonders auffällig sind die zunehmenden politischen Tendenzen, die das Leben der Familie Firielle und weiterer Protagonisten bestimmen. Vergleichbar einer stetig ansteigenden Kurve wird dieser Aspekt größer und größer geschrieben. Gerade in diesem Aspekt meine ich die da hinter stehende Ausrichtung der Autorin zu erahnen: selbst aus Uruguay stammend, jedoch im Ausland aufgewachsen, möchte De Robertis den Leser möglicherweise auf die politische Gegebenheiten 'ihres' Landes stoßen.


    Ähnlich ansteigend verhält es sich mit der durchaus vorhandenen Spannungskurve: zu Beginn herrscht eine fast blumige Sprache vor, die nach und nach abgelöst wird durch eine ereignisintensive Erzählweise. Gerade im letzten Drittel des Buches um das Leben Salomés herrscht deutliche Spannung vor. Während mir die poetische Erzählweise des Anfangs besonders gut gefiehl, konnte ich mit größer werdendem Interesse vor allem dem letzten Drittel folgen. Die Schwachstelle des Buches befindet sich damit eindeutig im mittleren Drittel der Kapitel um 'Eva'.


    Alles in allem habe ich das Buch sehr genossen und es geliebt, in ein ländliches Uruguay der Gauchos entführt zu werden. Liebe, Freundschaft, Mut und Hoffnung sind neben den Komponenten der Familie weitere Schlagwörter, die deutlich die Atmosphäre des Buches mitbestimmen. Für mich eindeutig ein Frauenbuch - von einer Frau über Frauen für Frauen geschrieben.

  • Eine südamerikanische Familiengeschichte


    Schon als Kind sammelte Carolina de Robertis Geschichten. Als sie zwölf Jahre alt war, erzählte ihr Vater ihr alle ihm bekannten Geschichten über die eigene Familie. In ihrem ersten Roman hat sie die Schicksale der Frauen ihrer Familie und einiger Freunde verarbeitet. Schauplatz ist Südamerika, hauptsächlich Montevideo.


    Beginnend mit der Geschichte der Urgroßmutter Pajarita führt sie ihre Leser von der Jahrhundertwende 1900 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, durch bewegte Jahre der südamerikanischen Geschichte. Eine interessante Mischung, die mit mystischen Ereignissen beginnt, als Pajarita noch auf dem Land wohnt. Später wird das Leben der Frauen durch den Umzug in die Stadt Montevideo, sowie die sozialen und politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts geprägt. Während Pajarita noch Analphabetin ist, wird ihre Tochter Eva Dichterin und Evas Tochter Salomé wiederum hat die Möglichkeit, an der Hochschule zu studieren.


    "Aber Töchter werden nicht so, wie man sie zu formen versucht, das wusste sie selbst am besten." schreibt die Autorin über Eva und beschreibt damit sehr treffend die Mutter-Tochter-Beziehungen in diesem Roman. Männer spielen in diesem Roman keine große Rolle, weder als Väter, Ehemänner noch Brüder.


    Besonders gut gefallen hat mir die oft poetische und originelle Sprache, die Carolina de Robertis verwendet, sowie die warmherzige Schilderung des Alltaglebens, der sich teilweise kaum verändernden Sitten und Gebräuche. Maté-Tee gehört in allen Generationen genauso dazu wie Empanadas und einige andere Gerichte.


    Insbesondere in der zweiten Hälfte habe ich mir eine Zeittafel gewünscht, weil ich mit der Geschichte Uruguays und Argentiniens nicht sehr vertraut bin. Ein Vor- oder Nachwort der Autorin wäre auch interessant gewesen. Auf der Homepage von Carolina de Robertis ist ein längeres und sehr interessantes Interview mit ihr.


    Ein bemerkenswertes Erstlingswerk, bei dem mir den Einstieg etwas schwer fiel, das mit zum Ende hin immer besser gefiel. Zwei Punkte Abzug für den etwas spröden Anfang und die fehlende Zeittafel.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Pajarita, Eva und Salomé, drei Frauen aus Südamerika, die jeweils in einem völlig unterschiedlichen persönlichen und gesellschaftlichen Umfeld leben. Diese Individualität hat die Autorin in einer wohl einzigartigen Weise durch ihre besondere, wechselhafte Sprache betont.


    Der Schreibstil ändert sich von Kapitel zu Kapitel und passt sich den drei Protagonistinnen nach Lebensumständen und Lebensalter gekonnt an. Von der geheimnisvollen Welt der Kräuterfrau Pajarita über die poetische Welt der Wörter und Sätze der Dichterin Eva bis hin zur klaren, genauen Welt der Revolutionärin Salomé: Mal distanziert, dann wieder sehr nah an den Personen, teilweise auch in Ich-Form wird aus einem ganzen Jahrhundert Zeitgeschichte Uruguays berichtet. Vor allem im ersten Teil werden im lockeren Plauderstil zahlreiche, zum Teil verwirrende Mythen aus dem ländlichen Südamerika, aber auch aus dem Italien, erzählt. Die Geschichten sind allerdings alles andere als locker, zum Teil tragisch, zum Teil auch sehr brutal. Da wird nicht nur gelitten und gestorben, sondern auch gemordet, vergewaltigt und gefoltert. Harte Lebenswelten, die die Autorin den Leser zumutet.


    Leider bleibt – trotz oder aufgrund der besonderen Sprache? – das Innenleben der Hauptpersonen oft unnahbar. Gefühle müssen zwischen den Zeilen herausgelesen werden und Handlungsgründe für das Tun und Lassen der Personen bleiben im Dunkeln. Viele Ungereimtheiten lassen sich dann nur mit symbolischem Hintergrund erklären.


    Das letzte Kapitel über Salomé hat mich persönlich am meisten berührt. Hier konnte ich mich in die Person einfinden, mit ihr mitleiden und ihr Leben nachvollziehen. Das hat mir bei den vorhergehenden Frauen Pajarita und Eva oft gefehlt. Aber alle Personen empfand ich als sehr vielschichtig, sie entwickeln sich weiter und ändern immer wieder ihren Lebensweg. Es passiert sehr viel in den knapp 500 Seiten und viele Themenbereiche werden angeschnitten.


    Das Buch greift auch immer wieder die Geschichte der Länder in Südamerika auf, nicht nur Uruguay, sondern auch Brasilien, Argentinien oder Kuba. Schade, dass diese geschichtliche Einbindung zu kurz ausfällt und nicht weiter erklärt wird. Als Europäerin hätte ich mir darüber mehr Informationen gewünscht, vor allem, da diese Verflechtungen im Buch sehr gekonnt eingebaut wurden. Gefehlt hat mir auch ein Übersetzung, der (vor allem im ersten Teil häufig) vorkommenden spanischen Wörter. Den ungefähren Sinn konnte ich mir zwar aus dem Wortlaut erschließen, doch mehr Lesespaß hätte ich gehabt, hätte ich genau gewusst, was die Personen essen, sagen oder Tun.


    Fazit: Eine Lektüre, die vor allem durch ihren einzigartigen Schreibstil besticht, allerdings musste ich mich erst mal lange einlesen. Das Kapitel über Salomé hat nochmal viel gerettet, deshalb dann doch 7 Punkte.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich musste das Buch erstmal ein wenig verdauen, bevor ich mich daran machen konnte, eine Rezension zu schreiben, und noch immer tue ich mich ein wenig schwer. Das Buch hat mich ein wenig zwiegespalten zurückgelassen.


    Auf der einen Seite hat mich das Buch wirklich gefangen genommen. Sprachlich hat mich das Buch ungemein gefesselt, sodass ich es nach ein paar Anlaufschwierigkeiten nur ungern zur Seite gelegt habe. Der Handlungsort Uruguay hat mich sehr interessiert.


    Auch die Schicksale der drei Frauen, Pajarita, Eva und Salome, haben mich sehr berührt. Starke Frauen, denen in ihrem Leben Schreckliches widerfahren ist und die dennoch nicht aufhören, für ihr Glück zu kämpfen. Insbesondere Salomés Geschichte hat mich in den Bann gezogen, für mich der stärkste Abschnitt des Buches.


    Doch leider haben mich auch einige Dinge gestört: Mir blieben die drei Frauen auch in den Abschnitten, die aus ihrer Sicht geschildert wurden, seltsam fremd. Der Leser wird zum Teil über die Motive, im Unklaren gelassen, und die hätten mich doch sehr interessiert. Auch über die geschichtlichen Aspekte des Buches hätte ich mir mehr Informationen gewünscht, denn in dieser Hinsicht wird ebenso vieles nur angedeutet.


    Dennoch aufgrund der fesselnden, poetischen Sprache ein Buch, dass ich weiterempfehlen kann. Ich bin auf ein weiteres Buch der Autorin gespannt.

  • Das Buch "Die unsichtbaren Stimmen" dreht sich um die Geschichte von Pajarita, ihrer Tochter Eva und ihrer Enkelin Salomé. Drei Frauen und drei Generationen werden dem Leser eindrucksvoll näher gebracht.
    Zu Beginn der Leserunde hatte ich so meine Schwierigkeiten in dieses Buch reinzukommen. Ich habe die Sachlage mit dem Wunder

    nicht verstanden und war ziemlich genervt von den ständigen Sexualisierungen. Aus diesem Grund gefällt mir auch der erste Teil des Buches, in dem es sich um Pajarita dreht, nicht besonders gut.
    Dies ändert sich schlagartig in Evas Teil. Ihre Geschichte hat mich fasziniert und gefesselt.

    Salomés Teil habe ich dann mehr überflogen und fand ihn - entgegen der Meinungen meiner Mitleserinnen - nicht besonders gut.
    Alles in allem gefällt mir die Idee, das Buch in drei Teile aufzugliedern und somit drei Generationen zu beleuchten. Dennoch war mir das Buch insgesamt zu langatmig. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich an vielen Stellen nichts mit den spanischen Begriffen anfangen konnte. Ein Glossar wäre dementsprechend wünschenswert.
    Das Buch bekommt von mir 5 von 10 Punkten!

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns." :eiskristall
    Franz Kafka


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  • Carolina de Robertis verarbeitet in ihrem Buch mehrere traditionelle Geschichten aus Uruguay, die teilweise sehr mystisch sind, z. B. wie gleich am Anfang Pajarita vom Baum fällt. Am Anfang hatte ich schwer das Gefühl statt in einem Familienroman in einer Fantasy-Geschichte gelandet zu sein. Das wurde aber mit der Zeit besser.


    Am besten gefallen an dem Buch hat mir die Sprache. Sehr poetisch, dicht und intensiv. Manche Sätze fand ich wirklich zum auf der Zunge zergehen lassen :-]


    Auf der anderen Seite blieben mir drei Frauen unnahbar und distanziert. Ich hatte zwar irgendwie schon ein Gefühl, was jetzt wohl die Motivation der einzelnen Frauen war und wie sie sich gefühlt haben. So richtig sicher, ob ich die drei wirklich richtig verstanden habe, bin ich mir nicht.


    Was mir auch gut gefallen hat, ist dass die Familie sich immer wieder versöhnt hat. Über alle Schwierigkeiten hinweg haben sie immer wieder zueinander gefunden. Gegen Ende sind mir die Familienmitglieder schon ans Herz gewachsen. Auch ich habe den Abschnitt mit Salome als den packendensten empfunden und den Anfang als schwächer.


    Schade fand ich, dass die geschichtlichen Hintergründe nur so eingestreut waren, hier hätte ich mir mehr Fakten, wie z.B. eine Zeittafel gewünscht.


    Alles im allem finde ich das Buch vor allem wegen seiner poetischen Sprache empfehlenswert.

  • Meine Meinung zu dem Buch:


    Von Venedig aus wird der Leser nach Uruguay gebracht. Für ca. ein Jahrhundert verweilt man nun hier und teilweise auch in Argentinien. In dieser Zeit ist man der stille Beobachter von drei Generationen, die hier aufwachsen. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Frauen dieser Generationen: Großmutter, Mutter, Tochter.
    Der Klappentext hatte mich sofort angesprochen und meine Erwartungen waren relativ hoch. Gleich nach den ersten 100 Seiten waren meine Ansprüche jedoch um einiges gesenkt worden. Es tauchen einige spanische Begriffe auf, zu denen es allerdings keine Übersetzungen gibt. Im letzten Teil des Buches kam hinzu, dass das politische Geschehen Südamerikas meiner Meinung nach zu sehr in den Vordergrund trat und damit eher zum Protagonisten wurde als die eigentliche Hauptperson.
    Es bleiben viele Fragen offen, weshalb in diesem Fall der Verdacht aufkommt, dass einige Handlungen nicht zu Ende gedacht worden sind. Wer sich nicht mit der Geschichte und Politik Südamerikas auskennt, wird ein Glossar vermissen. Zudem wäre eine Karte ggf. auch hilfreich gewesen und hätten den Inhalt deutlich aufgewertet.
    Bei diesem Buch hatte ich das Gefühl, dass die Autorin einfach zu viel wollte, sich damit selbst und den Leser überfordert hat. Daher ist mein Fazit zu diesem Buch: Manchmal ist weniger mehr.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Zitat

    Original von Luc

    Salome :
    Für mich die dicke Überraschung am Ende. Endlich entsteht bei mir eine emotionale Bindung zu einer Hauptfigur, die flammende Idealistin Salome stürmt unerbittlich in ihr Unglück, schliesst sich gegen Ende der sechziger Jahre einer Untergrundbewegung an und landet im Foltergefängnis.


    Sprachlich überaus gelungen, zieht Salome sofort in den Roman und spuckt einen am Ende atemlos aus. Während mir die vorherigen Kapitel konstruiert erscheinen, wirkt Salome lebensecht, eingebunden in ihre Zeit, plastisch in ihrer Naivität und bis in ihre Lebensmitte nachvollziehbar. Auch hier Schwächen im logischen Bereich, das Teenager Waffenlager unter dem Bett einrichten können dürfte Wunschdenken der Erfinderin sein. Trotz der Fehler fühlte ich mich gut unterhalten, was ich vor allem auf den lebhaften Schreibstil der Autorin zurückführe.


    Das kann ich so unterschreiben. :write
    Dieser letzte Abschnitt war für mich einfach nur grandios. Salomè habe ich direkt in mein Herz geschlossen, ihre Geschichte hat mich berührt und bewegt.


    Und vom Ende bin ich schlichtweg nur begeistert.


    Von daher bekommt das Buch, trotz des mässigen Beginns, von mir noch gute 8 von 10 Punkten.

  • Ich habe "Die unsichtbaren Stimmen" grade beendet und muss sagen, es hat mir wirklich gut gefallen! Ich bin schon im Vorfeld immer wieder auf dieses Buch gestoßen, weil ich das Cover wirklich sehr ansprechend finde und ich Familiensagas über mehrere Generationen grundsätzlich genauer in Augenschein nehmen muss. Vorgestern hab ich den Roman dann endlich angefangen und war erstmal relativ ernüchtert. Auch ich habe mich mit dem Beginn des Buches sehr schwergetan. Nach den ersten Seiten hab ich sogar überlegt, es wieder auf die Seite zu legen, weil ich überhaupt keinen Zusammenhang zwischen den einzelnen Passagen erkennen konnte. Das Durchhalten hat sich dann aber doch gelohnt! Die Handlung entwickelt sich immer flüssiger und letzten Endes hab ich das Buch dann kaum noch aus der Hand gelegt. Meine Lieblingspassage war die um Eva, bei Salomé sind mir am Ende dann doch häufiger die Gedanken wieder etwas abgeschweift.
    Einen Kritikpunkt hab ich aber doch: Irgendwie war mir alles zwischenmenschliche zwischen Männlein und Weiblein dann doch zu...unrealistisch. Aber gut, darüber kann ich hinwegsehen. Trotzdem mochte ich diesen Schmöker sehr gerne und bereue keineswegs, weitergelesen zu haben.