Klappentext:
Mit lakonischem Witz erzählt Dyer von einem Leben auf der Durchreise, er ist unterwegs von Amsterdam nach Kambodscha, von Rom nach Indonesien, von New Orleans nach Lybien, von Ko Pha-Ngan in die Wüste von Nevada. Denn Reisen in Dyers Sinne ist keine Tätigkeit, sondern ein Zustand - allerdings ein Zustand, in den man ihm als Leser mit Begeisterung folgt.
Über den Autor:
Geoff Dyer, geboren 1958, lebt zur Zeit als Schriftsteller in London, wo er einen Großteil seiner Zeit damit verbringt, sich zu wünschen, er lebte in San Francisco. Weitere Bücher von Dyer: Paris XTC und But beautiful.
Meine Meinung:
Der Titel "Reisen, um nicht anzukommen" hat bei mir bestimmte Erwartungen hinsichtlich des Inhaltes des Buches geweckt. Ich dachte dabei an Themen wie Reisen, um des Reisens willen, Reisen als Lebensmodell, Reise aus Neugierde, Kulturschock, Verlorenheit, da man kein Zuhause findet, etc. Die ersten Kapitel des Buches haben mich dann etwas enttäuscht: Es waren kleine Episoden von Orten, an die Dyer gereist ist. Nett zu lesen, aber mit wenig Bezug zum Titel oder den Erwartungen, die auch der Klappentext weckt. Doch mit jedem weiteren Kapitel gewinnt das Buch an Tiefe. Dyers Erinnerungen beginnen zu verschmelzen, er erschafft sich eine eigene Realität aus seinen Erinnerungen/Erfahrungen aus verschiedenen Zeiten und Orten. Ab hier wird es spannend und ab diesem Punkt macht dann auch der Titel des Buches wirklich Sinn: Reisen, um nicht anzukommen, wird zur Maxime, zum Lebensentwurf, zur ganz persönlichen Philisophie. Der Leser begleitet Dyer im letzten Kapitel nach Black Rock City: die flüchtigste Stadt der Welt und der Höhepunkt des Buches. Hier fügt sich alles zusammen und hier hat mich das Buch wirklich beeindruckt (aber zuviel möchte ich nicht verraten).
Dyers Sprache und Stil sind einfach, bestimmte Elemente (z.B. Einschübe) hat er mir zu inflationär benutzt, aber gut: Insgesamt lässt sich das Buch gut lesen. Sein Humor war nicht ganz mein Fall, hat mich aber auch nicht zu sehr gestört. Ein anderer möglicher Kritikpunkt sind die vielen Zitate und Anspielungen: Hat hier der Autor keine eigene Meinung oder ist er sich seiner eigenen Meinung so unsicher, dass er viele Zitate benötigt, um seine Thesen zu untermauern?
Die vielen Zitate möchte ich nicht negativ bewerten, ich habe sie als Anregung genommen und jetzt viele Autoren, Bücher und Künstler auf meiner "Watchlist", die ich vorher nicht kannte.
Insgesamt ein lesenswertes und überraschendes Buch. Von mir gibt es dafür 7 von 10 Punkten.