Gebundene Ausgabe: 383 Seiten
Verlag: A1 Verlagsgesellschaft (März 2009)
Sprache: Deutsch
Originaltitel: A case of exploding mangoes
Kurzbeschreibung
Am 17. August 1988 explodiert wenige Minuten nach dem Start in Richtung Islamabad das Flugzeug des pakistanischen Präsidenten Zia ul-Haq. An Bord befinden sich neben dem Militärdiktator und treuesten Verbündeten der USA im Afghanistankrieg auch einige seiner ranghöchsten Generäle und der US-Botschafter Arnold Raphel. Bis heute ist es eine der großen offenen Fragen in der gewaltreichen Geschichte Pakistans, ob es sich bei dem mysteriösen Absturz um einen Unfall oder um ein Attentat handelte.
Mohammed Hanif greift dieses Ereignis auf und entwickelt daraus einen Roman mit anarchischer Komik und schwarzem Humor. Hatte die CIA ihre Finger im Spiel? Waren es pakistanische Generäle, unglücklich über ihre bevorstehende Pensionierung? Geschah es wegen des Fluches einer blinden Frau? Oder durch ein Geschenk der All Pakistan Mango Farmers Cooperative? [...]
Über den Autor
Mohammed Hanif, geb. 1965 in Okara/Pakistan, war Pilot der pakistanischen Luftwaffe, bevor er eine Karriere als Journalist einschlug. Ende der neunziger Jahre übersiedelte er mit seiner Familie nach London. Er schrieb Theaterstücke, Drehbücher, absolvierte das renommierte Creative Writing Programme der University of East Anglia. Im Herbst 2008 kehrte er nach Pakistan zurück und arbeitet dort als Korrespondent des Radiosenders BBC. Er lebt in Karachi.
Meine Meinung
In die Handlung findet man als Laie in Sachen pakistanischem Militär nur schwer hinein, obwohl die Geschichte bereits auf den ersten Blick interessant aufgebaut ist. Zu Beginn war ich noch stark in Versuchung, das Buch abzubrechen. Gearbeitet wird im Wesentlichen mit der Vorwegnahme besagten Flugzeugabsturzes im August 1988 – trotz der punktgenauen Zeitangabe ein fiktives Ereignis, das von erfundenen Personen bekleidet wird. Ali Shigri, aus dessen Perspektive etwa die Hälfte der erzählten Geschichte beschrieben wird, wendet sich nach Erwähnung des Absturzes gedanklich der Vergangenheit zu, hier insbesondere dem Verschwinden seines Kameraden Obaids und den für ihn damit verbundenen Konsequenzen.
Es wird deutlich, dass die beiden eine besondere Freundschaft verband und Shigri enttäuscht ist über das Verhalten Obaids, der sich ohne ein Wort auf und davongemacht hat. Mit dieser Grundlage startet man als Leser in zwei Handlungsstränge, die zum einen Shigri folgen, zum anderen dem General Zia Ul-Haq, dessen Lebensgeschichte – so merkt man am Ende – untrennbar mit Shigri und Obaid verbunden ist. Die gewählte Erzählweise unterstützt besonders zu Beginn nicht immer diese Intention – ja, die wahre Brillanz des gewählten Stils wird erst relativ spät deutlich. Belohnt wird man deshalb am Ende mit einem Aha-Erlebnis, das wirklich nachwirkt, und einem insgesamt satirischen Unterton, der öfter den Weg zu den Lachmuskeln findet.
Im letzten Drittel von »Eine Kiste explodierender Mangos « kommen mit jeder weiteren Seite neue Erkenntnisse ans Licht, und die beiden Säulen, aus denen die Handlung besteht, werden Stück für Stück zusammengeführt. Spätestens an dieser Stelle lässt sich die Qualität des Textes nicht mehr verkennen.
Die Lektüre kann durchaus als anspruchsvoll betrachtet werden, da vor allem der bereits erwähnte Rahmen durch das Militär einige Zusammenhänge nur untergründig sichtbar macht. In Nebensträngen werden immer wieder Konflikte zu Religion und Kultur, die in Pakistan auf vielfältige Weise vorhanden sind, aufgegriffen. Dieses Buch lässt sich nicht „einfach mal so weglesen“, es braucht Aufmerksamkeit und Zeit.
Fazit
Bleibt man bis zum Ende am Ball, ist »Eine Kiste explodierender Mangos« ein geradezu brillantes Buch, bei dem man staunend zurückbleibt – des Weg zu besagtem Ende ist jedoch steinig.
Bewertung
8,5/10 Punkten