2. Ausbildung - Erfahrungen

  • Da ich zur Zeit in meinem Beruf so wenig Geld verdiene, daß ich mit einer Ausbildungsvergütung plus ca. 200 Euro Zuschuß finanziell fast ebensogut zurechtkommen würde, habe ich mir überlegt evtl. noch einmal "von vorn" zu beginnen.
    Ich habe schon einige Ausbildungsberufe (berufsbezogen) in die engere Wahl gezogen, aber bevor ich mich (ich weiß, daß die Chancen ziemlich gering sind) bewerbe, möchte ich hier einmal nachfragen, welche Erfahrungen ihr mit einer 2. Ausbildung gemacht habt.


    :wave
    Charlotte

  • Ganz im Gegenteil, ich arbeite eigentlich sehr gern in meinem Beruf als Arzthelferin (Medizinische Fachangestellte). Aber wenn man vom Gehalt kaum leben kann, muß man sich auch mal für andere Dinge öffnen :-).


    Ich würde mich auch gern in meinem Beruf weiterbilden, aber 1. fehlt mir natürlich das Geld für teure Fortbildungen und 2. sind diese Zusatzausbildungen bei den Arbeitgebern zwar sehr gern gesehen, aber ich glaube kaum, daß diese dann auch beim Gehalt berücksichtigt werden.


    Und wenn ich temporäre finanzielle Einbußen in Kauf nehme und Kraft und Energie in eine Ausbildung oder Fortbildung stecke, dann sollte sich das letztendlich schon ein bißchen auszahlen.


    Deshalb ist mir der Gedanke gekommen vielleicht noch mal eine 2. Ausbildung zu wagen. Aber bevor ich mich bewerbe, wollte ich hier ein paar Anregungen, Erfahrungen etc. sammeln.

  • Sofern dir dein jetziger Beruf gefällt, sollte man sich vielleicht vorher fragen, ob man des Geldes wegen hinterher in Kauf nimmt, dass der neue Beruf einem nicht wirklich gefällt oder man andere Dinge negativ feststellen muss. (Arbeitszeiten, Arbeitslosigkeit etc.) Hast du denn schon etwas bestimmtes im Kopf?

  • Hast du schon probiert, dich einfach mal so bei einem anderen Arzt, aber in deinem alten Beruf zu bewerben? Wenn es wirklich nur am Geld liegt, könnte das auch eine Möglichkeit sein.


    Aber wenn es Berufe gibt, die dir genausoviel Spaß machen würden, wie dein jetztiger und bei denen dann auch noch das Geld stimmt, dann bewirb dich darum. Welche Erwerbsbiographie ist heutzutage schon ohne irgendwelche Knicke?

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

  • Zitat

    Original von Eddie Poe
    Hast du schon probiert, dich einfach mal so bei einem anderen Arzt, aber in deinem alten Beruf zu bewerben? Wenn es wirklich nur am Geld liegt, könnte das auch eine Möglichkeit sein.


    Wenn ich das so mit den Arzthelferinnen aus meinem Freundeskreis vergleiche befürchte ich fast, dass dieser Berufszweig generell nicht gut bezahlt wird. (Aber welcher ist das schon) Eine Freundin von mir, die gelernte Arzthelferin ist, verdient z.B. nicht wesentlich mehr Geld als ich, obwohl ich im 2. Jahr der Ausbildung stecke.


    Wenn dir der medizinische Bereich liegt, würde ich fast sagen, doch in die Krankenpflege zu wechseln, allerdings kommen eben trotz teilweise besserem Verdienst die Nachteile des Schichtdienstes und enormer Belastungen durch schlechten Arbeitsbedingungen hinzu.

  • Meine Cousine hat wg des schlechten Verdienstes gewechselt - sie ist jetzt Pharmareferentin und ist mit ihrem Verdienst und ihrem Firmenwagen mehr als zufrieden.


    Allerdings heißt das Außendienst zu machen und das ist nicht jedermanns Sache. Sie hatte vorher aufwändige Schulungen und Prüfungen in dem Unternehmen und mußte dafür 1/2 Jahr nach Berlin pendeln. Sie sagt, der Aufwand habe sich gelohnt. Ihren früheren Chef besucht sie jetzt als Vertreterin des Pharmakonzerns.

  • Wenn du im Mediznischen bleiben willst, könntest Du eine Ausbildung zur MTA in Erwägung ziehen.Da verdienst Du einiges mehr, kannst aber auch in einer Praxis arbeiten, wenn Du willst.Allerdings dauert die Ausbildung 3 Jahre und Du verdienst in dieser Zeit kein Geld.

  • Zitat

    Original von Eddie Poe
    Hast du schon probiert, dich einfach mal so bei einem anderen Arzt, aber in deinem alten Beruf zu bewerben? Wenn es wirklich nur am Geld liegt, könnte das auch eine Möglichkeit sein.


    Aber wenn es Berufe gibt, die dir genausoviel Spaß machen würden, wie dein jetztiger und bei denen dann auch noch das Geld stimmt, dann bewirb dich darum. Welche Erwerbsbiographie ist heutzutage schon ohne irgendwelche Knicke?


    Das Arzthelferinnen-Tarifgehalt liegt in einer Spanne von ca. 1.370 Brutto bis 2.200 Brutto. Für die 2.200 Brutto muß man allerdings schon 30 Berufsjahre und ein paar Zusatzfortbildungen vorweisen können ;-).
    Bei mir sieht es zur Zeit folgendermaßen aus:
    Ich kann 10 Berufsjahre in meinem erlernten Beruf vorweisen und erhalte 1.350 Brutto. Ich habe, bis auf einen Röntgenschein, keine sonstigen Zusatzausbildungen.


    Der medizinisch-praktische Aspekt meines Berufes liegt mir nicht so sehr (ich mache dies zwar auch gern, aber es hat nicht viel mit meinem "Traumberuf" zu tun). Altenpflegerin, Krankenschwester o.ä. käme daher nicht in Frage.
    Ich habe eigentlich schon ziemlich genaue Vorstellungen, welche Berufe ich anstreben würde, z. B. Sozialversicherungsfachangestellte für Krankenkassen.


    Ich wollte mir hier eigentlich eher ein paar Ratschläge holen, wie man so eine 2. Ausbildung finanziell bewältigen kann und ob man diesem Stress (mit 44 Jahren ;-) ) überhaupt noch gewachsen ist.


    Von diesen Erfahrungen hätte ich hier gern etwas gelesen.

  • Zitat

    Original von Isjoeckel
    Meine Cousine hat wg des schlechten Verdienstes gewechselt - sie ist jetzt Pharmareferentin und ist mit ihrem Verdienst und ihrem Firmenwagen mehr als zufrieden.


    Allerdings heißt das Außendienst zu machen und das ist nicht jedermanns Sache. Sie hatte vorher aufwändige Schulungen und Prüfungen in dem Unternehmen und mußte dafür 1/2 Jahr nach Berlin pendeln. Sie sagt, der Aufwand habe sich gelohnt. Ihren früheren Chef besucht sie jetzt als Vertreterin des Pharmakonzerns.


    Das hört sich sehr gut an, aber ein solcher Aufwand ist für mich leider zur Zeit unmöglich, da ich noch ein (wenn auch fast erwachsenes) Schulkind bei mir wohnen habe. Eine Ortsveränderung oder sehr zeitaufwendige Pendlerwege wären für mich nicht machbar :-(.

  • Ich kann nichts zum Thema Ausbildung beitragen, eher zum Thema Lernen - was ja zur Ausbildung auch irgendwo dazugehört. Ich bin 45, und habe letztes Jahre die tolle Idee gehabt, mal noch ein Fernstudium anzufangen.


    Und ich muss doch feststellen, dass mir das Lernen erheblich schwerer fällt als zu der Zeit als ich in meinen Zwanzigern studiert habe. Es ist schwieriger dranzubleiben, und es kommt mir schwieriger vor, irgendwelche Dinge in meinen Kopf reinzukriegen, so dass sie auch drinbleiben und nicht einfach wie durchs Sieb durchrutschen. Wahrscheinlich muss man sich erstmal die richtigen Lerntechniken erarbeiten, aber nach eineinhalb Jahren habe ich die immer noch nicht so richtig gefunden.


    Andererseits denke ich, wenn man es wirklich will, wenn man weiß warum man es tut und ein Ziel hat (und das hast du ja wohl), kann man es schon hinkriegen, wenn man die Zähne zusammenbeißt.

  • Danke für deine Antwort, Ushuaia.


    Ich finde deine Idee auch toll :anbet
    Genau solche Kommentare wollte ich gern lesen. Ich finde es bewundernswert, daß du dich nochmal getraut hast, so einen Weg in deinem Alter einzuschlagen.


    Ich denke nämlich auch, daß es ab einem gewissen Alter nicht mehr ganz so einfach ist etwas Neues zu lernen - auch wenn man den festen Willen und ein Ziel hat.

  • Zitat

    Original von Charlotte
    Ich wollte mir hier eigentlich eher ein paar Ratschläge holen, wie man so eine 2. Ausbildung finanziell bewältigen kann und ob man diesem Stress (mit 44 Jahren ;-) ) überhaupt noch gewachsen ist.


    Ich hab mit 35 was ganz anderes studiert als ich eigentlich mal gelernt hatte und ich hatte das Gefühl, dass ich anders lerne als meine jüngeren Kommilitonen. Ich glaube, ich habe mehr Querverbindungen zwischen einzelnen Fächern gezogen und weniger auswendig gelernt. Und auch mehr verteilt gelernt und mir nicht in kürzester Zeit ganze Bücher ins Hirn gekloppt. Aber auch mit 40 kann man noch problemlos Diplomprüfungen bestehen. Und jetzt mach ich ja noch meine Therapeutenausbildung hintendran und bin dem Stress durchaus gewachsen. Wie Viktor Frankl schon sagte: "Wer sein Warum kennt, erträgt jedes Wie."

  • Danke auch dir, Delphin, für deine Antwort.


    Das, was du und auch Ushuaia geschrieben hast, klingt ja schon einmal sehr motivierend.


    Nun würde mich natürlich auch noch interessen, wie ihr das mit den Finanzen geregelt habt, denn mit 35 oder 45 Jahren macht man sich natürlich auch viel mehr Gedanken um das tägliche Überleben als mit 20.


    Also vorausgesetzt mir würde ein Unternehmen mit 45 Jahren einen Ausbildungsplatz anbieten, müßte ich natürlich auch die Differenz zwischen der Ausbildungsvergütung und meinen jetzigen Lebenskosten (Miete und das, was man als Minimum zum Leben braucht) irgendwie aufbringen müßen.


    Wie habt ihr das gemacht? Nebenjobs, Bafög oder wie kann das sonst funktionieren, wenn man einen eigenen Haushalt hat?

  • Charlotte,


    eine Freundin von mir hat Arzthelferin gelernt und arbeitet inzwischen mit Umwegen - aber ohne zweite Ausbildung - in einer Bank.


    Als ich sie fragte, wie denn sowas geht meinte sie, daß Arzthelferin eigentlich von der Ausbildung her als kaufmännischer Beruf gewertet wird (ich habe keine Ahnung, ob das wirklich so ist, ich wiederhole nur ihre Worte ;-)), weil man ja auch in der Berufsschule großes Gewicht auf die ganzen theoretischen Verwaltungskramsachen wie Kassenabrechnung etc. legt.


    Sie hatte sich irgendwann auf Bürojobs beworben - und hatte eines Tages Glück. Das braucht es aber sicher auch, besonders als Quereinsteiger.


    Meine Freundin hatte in ihrer Praxis damals auch viel Verwaltungskram gemacht, das war sicher in dem Fall ihr Vorteil. Ich weiß natürlich nicht, wie das bei Dir ist. ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Das Geld war der Grund warum ich eben ein Fernstudium angefangen habe, ich habe meinen Job nicht aufgegeben, sondern mache das Studium eben nebenher, abends, und vor allem am Wochenende - allerdings habe ich auch keinen Vollzeit-Job, aber ich verdiene trotzdem mehr als du, anders wäre das nicht zu machen, da ich hohe Studiengebühren zahlen muss.


    Zu dem was Batcat schrieb, ich hatte auch mal eine Kollegin, die ursprünglich Arzthelferin war, dann später jahrelang Arztsekretärin und dann in einen anderen Bürojob reinrutschte, ohne extra-Ausbildung.


    Es wird bestimmt nicht einfach in dem Alter nochmal so eine neue Richtung einzuschlagen, erst mal einen Ausbildungsplatz finden (wenn es keinen anderen Weg geben sollte, in einen anderen Job zu kommen), aber angesichts dessen, dass unsereins so rein theoretisch bis 67 arbeiten soll, ist es bestimmt nicht falsch das zu versuchen.

  • Ich verstehe nicht ganz, warum es denn eine zweite Ausbildung sein muß?
    Man hat heute doch durchaus auch die Möglichkeit als Quereinsteiger in einen Job zu rutschen, der einem Spaß macht und der einen ernährt.


    Ich drücke ja jetzt mit 27 wieder die Schulbank und muß sagen, daß mir das gar nicht behagt.
    Das Lernen fällt zwar sehr leicht, aber mir gehen meine jugendlichen Mitstudenten sowas von auf den Zeiger, dass ich das erste halbe Jahr nur durchgestanden habe, weil mein Kollege bei mir war.
    Außerdem behagt mir der Zustand gar nicht, aufeinmal wieder Lernende und nicht Wissende zu sein und auch als solche behandelt zu werden. Die Dozenten sind zwar sehr locker, aber wenn ich mal wieder vorm Sekretariat warten muß, weil irgendso eine Bürohippe erst ihr privates Telefonat zuende führen muß und mich dann behandelt, als könne ich nicht bis 3 Zählen, dann ist das nicht ganz einfach ruhig und gelassen zu bleiben.
    Diese Eindrücke solltest du dir auch vergegenwärtigen, bevor du alles hinschmeißt und etwas Neues beginnst.
    Bei dem von dir genannten Berufswunsch, würde ich sagen, besuch doch eine kaufmännische Schule nebenher (da gibt es sicherlich welche, die sich auf Versicherungswesen spezialisert haben und Fortbildungen / Abendkurse anbieten) und versuche dich dann weiter zu bewerben. Eine ganz neue Ausbildung, dafür sehe ich wirklich nicht die Notwendigkeit.


    Ich kenne dein persönliches Umfeld und deine Vorstellungen nicht, aber ich bezweifel, daß man von einem Ausbildungsgehalt mit Wohnung und Kindern ohne weitere Unterstützung leben kann.
    Natürlich kann man da Hilfen vom Staat beantragen, die Frage ist, ob der Staat die auch bewilligt.
    Die nächste Frage wäre, ob du in diesem Job dann auch direkt wieder Arbeit findest und ob die Bezahlung (ohne Berufserfahrung in deinem Alter) da so unbedingt besser wäre?
    Ich will dir nicht den Mut nehmen, aber du solltest dich ein wenig mehr informieren, nicht nur hier bei den Eulen, das Arbeitsamt wäre da mein erster Ansprechpartner, vielleicht kommt ja auch eine Umschulung für dich in Betracht?


    Die Möglichkeit eines Fern oder Abendstudiums gibt es ja auch, meine Schwester erwähnte da letztlich einen Studiengang medizinisches Management oder so ähnlich, was wäre denn damit?

  • Perry, du wirst lachen, der Gedanke schoß mir eben auch durch den Kopf, aber Bundeswehr bedeutet halt auch keine Standortgarantie, sprich Einsatz in ganz Deutschland, ob das einer Mutter so behagt? :gruebel

  • @ Batcat


    Ich bin während der Ausbildung auf eine Kaufmännische Schule gegangen.
    Dort wurde neben Medizinischer Fachkunde, Abrechnunswesen usw. auch Kaufmännisches Rechnen und Buchführung unterrichtet. Also ist es durchaus möglich, daß dieser Beruf als kaufmännischer gewertet wird.
    Auch wenn es jetzt eigenartig klingt, irgendwie war mir das tatsächlich niemals so bewußt, da ich Rechnen und Buchführung damals als Larifari-Fächer gesehen habe, die ich ohne Anstrengung mit sehr gut bestand.
    Für mich waren das damals "nur" Berufsschulfächer mit denen ich meinen Notendurchschnitt anheben konnte. :grin


    @ Ushuaia


    Genau. Ich habe noch 22 Berufsjahre vor mir und da könnte man durchaus noch einmal 3 Jahre Ausbildung in Kauf nehmen, wenn man dafür dann die restlichen 19 Jahre in einem Beruf arbeiten kann, der einem besser gefällt oder/und besser bezahlt wird.


    @ Baby Jane


    Die 2. Ausbildung sollte für mich nur eine mögliche Alternative sein.
    Natürlich wäre es mir auch am liebsten, wenn ich irgendwo quereinsteigen könnte.
    Meine Vorstellungen als Quereinsteiger wären z. B. in einem Krankenhaus als Schreibkraft angestellt zu werden und mich dann "hoch" arbeiten zu können.
    Und in solchen Berufen bewerbe ich mich auch weiterhin. Nur war das bisher wenig erfolgreich (bzw. habe ich nur Angebote als Teilzeitkraft erhalten) und so suche ich jetzt auch nach anderen Wegen um mich beruflich verändern zu können.
    Eine Umschulung kommt leider nicht in Betracht. Darüber habe ich mich schon beim Arbeitsamt informiert. Es gibt genug offene Stellen für medizinische Fachangstellte und somit ist kein Grund für eine Umschulung gegeben.
    Leider kann ich auch keine berufsbedingte Allergie oder ähnliches vorweisen :-(


    Danke für eure Antworten!
    :wave
    Charlotte