Robert Neuendorf (Hg.) - Als ich meine Mutter im Sexshop traf

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  • „Ich war auf einer Party letzte Woche so betrunken, dass ich mir auf dem Rückweg im Taxi selber in den Ärmel gekotzt habe, damit ich keine Taxireinigung zahlen muss.“
    Solche und ähnliche Peinlichkeiten, Absurditäten, Unverschämtheiten oder einfach lustige Geständnisse tummeln sich auf Deutschlands Beicht-Website www.beichthaus.com . Seit mittlerweile fünf Jahren geben Menschen dort anonym Einblicke in ihre intimsten Geheimnisse. Nun sind über 1000 dieser gebeichteten Sünden in einer Buchsammlung erhältlich und für die neugierige Nachwelt festgehalten.


    Die eigene Mutter im Sexshop getroffen zu haben, scheint bei all dem nun wirklich harmlos zu sein. So wird den interessierten Leser(innen) ausladend Einblick gewährt in manches bittere, traurige oder urkomische Sexualleben. Ungeniert wird von Mobbingattacken gegen Kolleg(inn)en berichtet oder von wahrlich boshafter Rache an der Ex. Wir erfahren von peinlichen Macken und ungeahnten Freizeitvergnügen. Manch eine(r) bedauert geradezu, auf einige gebeichtete Ideen selbst noch gar nicht gekommen zu sein …


    Diese Beichtsammlung ist eine recht unterhaltsame, dreiste und Lachattacken auslösende Lektüre. Bei manchen Geständnissen wird einem jedoch irgendwie unwohl: Was, wenn meine Freundin, mein Vater, mein Kollege, die Verkäuferin grad an der Kasse ganz genau das mit mir gemacht hat? Ist das wirklich alles wahr? Und was hätte ich zu beichten? Manchmal blieb mir auch, bei allem Amüsement, das Lachen im Hals stecken. Menschliches, allzu Menschliches begegnet uns hier. Aber auch wirklich Erschreckendes.


    Die von Robert Neuendorf zusammengestellten Beichten sind eine gelungene Unterhaltung und machen zugleich nachdenklich. Es ist weniger die Tatsache, was Menschen ihren Mitmenschen so alles antun, als eher die fast schon unglaubliche Frechheit, auf vieles davon auch noch richtig stolz zu sein. Dass sich diese Leute dann aber nicht mit vor Stolz geschwellter Brust auch namentlich der Öffentlichkeit stellen? Da obsiegt dann wohl doch die Feigheit …


    So möchte auch ich nun eine Beichte ablegen:
    Ich gestehe, dass mich die Einblicke in die intimen Geheimnisse meiner Mitmenschen äußerst unterhalten, vielmals zum Lachen gebracht und ungeahnten Spaß gemacht haben. Und das eine oder andere Geständnis … es könnte auch von mir sein.
    Wer vergibt mir?

  • Also ich war sehr enttäuscht von dem Buch. Es ist nur eine Zusammenfassung einiger Beichten auf Beichthaus.com und wenn ich das gewusst hätte, hätte ich bestimmt kein Geld dafür ausgegeben. Noch dazu eine wirklich schlechte Auswahl an Beichten. Die meisten sind entweder total unlustig oder so bekannt, dass es wohl kaum wahr sein kann. Sogar das berühmte "Einmal, im Feriencamp..." aus American Pie war dabei :pille
    Beinahe hätte ich den ausgelutschten Witz mit der Musiklehrerin erwartet, welche ihre Musiker auffordert, sich einen Ständer runterzuholen.
    Das Buch ist voll mit "lustigen" Beichten wie: "Nach einem Jahr Ehe geht mir meine Frau zusehends auf die Nerven", oder: "Hallo! Ich betrüge meine Freundin".
    Wirklich lachen musste ich nur ganz selten und wahr war wohl das wenigste. Und das Titelzitat mit der Mutter im Sexshop war überhaupt nicht dabei...

  • Meine Rezension:


    Immer mehr Menschen nutzen das Internet und möchten dort auch selbst zu Wort kommen. Dabei entwickeln sich die skurrilsten Ideen. Auf dieser Grundlage entstand vermutlich auch die Idee der Webseite Beichthaus.com, denn hier kann jeder anonym seine intimsten Geheimnisse preisgeben – beichten eben!


    Diese Seite war auch Grundlage für die Idee zum Buch "Als ich meine Mutter um Sexshop traf". Hier findet nun man die witzigsten, überraschendsten und schockierendsten Beichten von Beichthaus.com vereint – so wird es zumindest vom Verlag plakatiert. Dabei ist das Buch in verschiedene Kategorien unterteilt. So gibt es etwa Beichten aus den Bereichen Sexualleben oder Job.


    Der Untertitel des Buches lautet "Die intimsten und peinlichsten Beichten der Welt", doch schnell fragt man sich bei der Lektüre, was diese häufig belanglosen Schilderungen beim Leser auslösen sollen. Oft ist es nämlich nur Verwunderung die man beim Lesen spürt. Da werden Dinge gebeichtet, die vollkommen normal sind, vieles hört sich wie absichtlich ausgedacht an und nur selten ist man wirklich überrascht.


    Dass diese Beichten intim sind, ist ja vollkommen klar – sind das nicht alle Beichten? Weshalb sie nun aber peinlich sein sollen, ist in weiten Zügen nicht festzustellen. Ab und zu passiert dem ein oder anderen Beichtenden tatsächlich etwas Unangenehmes, aber da hat man schon viel Peinlicheres gesehen, gehört und gelesen.


    Natürlich muss dem Buch zugestanden werden, dass es dem Leser gelegentlich schon ein Schmunzeln entlocken kann oder einen gewissen Überraschungseffekt bietet. Leider findet man diese erlesenen Stellen aber nur sehr vereinzelt im Buch vor. Dementsprechend schnell lässt die Leselust auch nach. Schließlich erwartet man durchgängig gute Unterhaltung und möchte sich nicht auf die Suche nach der bekannten Nadel im Heuhaufen begeben.


    Vielleicht ist das Buch etwas für die 10-minütige Fahrt zur Arbeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Werbepausen im TV. Wenn man nicht großartig nachdenken möchte und ein schnelles Unterbrechen der Lektüre möglich sein muss. Ansonsten ist davon aber eher abzuraten.


    "Als ich meine Mutter im Sexshop traf" scheint wieder so ein Buch zu sein, bei dem man versucht hat eine gewisse Internetstörmung in Buchform einzufangen. Immer öfter gibt es Versuche in dieser Richtung und immer seltener gelingt damit ein wirklicher Erfolg. Aber jeder möchte scheinbar ein Stück vom Kuchen abhaben und deshalb wird es wohl immer Menschen geben, die genau das versuchen. Hoffen wir, dass die nächsten dieser Versuche besser glücken.

  • Ich finde wir haben genug solcher "Beichtsendungen" im Fernsehn. Ich weiß nicht, wie sie alle heißen. Ob man wirklich über die komischen oder peinlichen Erlebnisse seiner Mitmenschen auch noch im Buch lesen möchte?
    Ich zumindest nicht.