„Ich war auf einer Party letzte Woche so betrunken, dass ich mir auf dem Rückweg im Taxi selber in den Ärmel gekotzt habe, damit ich keine Taxireinigung zahlen muss.“
Solche und ähnliche Peinlichkeiten, Absurditäten, Unverschämtheiten oder einfach lustige Geständnisse tummeln sich auf Deutschlands Beicht-Website www.beichthaus.com . Seit mittlerweile fünf Jahren geben Menschen dort anonym Einblicke in ihre intimsten Geheimnisse. Nun sind über 1000 dieser gebeichteten Sünden in einer Buchsammlung erhältlich und für die neugierige Nachwelt festgehalten.
Die eigene Mutter im Sexshop getroffen zu haben, scheint bei all dem nun wirklich harmlos zu sein. So wird den interessierten Leser(innen) ausladend Einblick gewährt in manches bittere, traurige oder urkomische Sexualleben. Ungeniert wird von Mobbingattacken gegen Kolleg(inn)en berichtet oder von wahrlich boshafter Rache an der Ex. Wir erfahren von peinlichen Macken und ungeahnten Freizeitvergnügen. Manch eine(r) bedauert geradezu, auf einige gebeichtete Ideen selbst noch gar nicht gekommen zu sein …
Diese Beichtsammlung ist eine recht unterhaltsame, dreiste und Lachattacken auslösende Lektüre. Bei manchen Geständnissen wird einem jedoch irgendwie unwohl: Was, wenn meine Freundin, mein Vater, mein Kollege, die Verkäuferin grad an der Kasse ganz genau das mit mir gemacht hat? Ist das wirklich alles wahr? Und was hätte ich zu beichten? Manchmal blieb mir auch, bei allem Amüsement, das Lachen im Hals stecken. Menschliches, allzu Menschliches begegnet uns hier. Aber auch wirklich Erschreckendes.
Die von Robert Neuendorf zusammengestellten Beichten sind eine gelungene Unterhaltung und machen zugleich nachdenklich. Es ist weniger die Tatsache, was Menschen ihren Mitmenschen so alles antun, als eher die fast schon unglaubliche Frechheit, auf vieles davon auch noch richtig stolz zu sein. Dass sich diese Leute dann aber nicht mit vor Stolz geschwellter Brust auch namentlich der Öffentlichkeit stellen? Da obsiegt dann wohl doch die Feigheit …
So möchte auch ich nun eine Beichte ablegen:
Ich gestehe, dass mich die Einblicke in die intimen Geheimnisse meiner Mitmenschen äußerst unterhalten, vielmals zum Lachen gebracht und ungeahnten Spaß gemacht haben. Und das eine oder andere Geständnis … es könnte auch von mir sein.
Wer vergibt mir?