Kalix - Martin Millar

  • Kurzbeschreibung:
    London: Werwölfin Kalix MacRinnalch streift allein durch die Stadt. Sie hat ihren Vater, den Anführer des Werwolfclans, attackiert - eine unverzeihliche Tat. Nun wird sie nicht nur von mörderischen Werwolfjägern verfolgt, sondern auch von ihren rachsüchtigen Verwandten. Kalix findet jedoch Unterschlupf bei Daniel und Moonglow. Diese werden dadurch in einen Konflikt hineingezogen, der vom schottischen Hochland bis nach London reicht - und noch ein paar Dimensionen weiter.
    Denn die Werwölfe rüsten sich zum Krieg um die Führung es Clans, und Kalix steht im Zentrum des Geschehens...


    Zum Autor:
    Martin Millar wurde in Glasgow geboren und lebt seit vielen Jahren in London. Auf Deutsch erschien u.a. "Die Elfen von New York". Martin Millar wurde mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet. Er schreibt gerade an der Fortsetzung zu "Kalix".


    "Ich habe einen neuen Tiefpunkt aus Kummer, Demütigung und Nutzlosigkeit erreicht", dachte Kalix. "So tief kann nicht mal Angst vordringen." (Seite 510)


    Rezension:
    "Kalix" besteht aus 236 mitunter sehr kurzen Kapiteln, die sich auf 752 Seiten erstrecken. Die Handlung beginnt sehr zügig, es werden binnen kurzer Zeit viele Personen vorgestellt, die ich erst einmal langsam ein- und zuordnen musste. Die Geschichte selbst wird in der 3. Person erzählt und es gibt viele einzelne Handlungsstränge und Perspektiven.


    Da wäre zum einen die Hauptperson Kalix, eine junge Werwölfin, die aus ihrem Clan verstoßen wurde, weil sie ihren Vater, den Fürst der Werwölfe, angegriffen hat. Weitere Charaktere sind die Menschen Daniel und Moonglow, zwei Studenten, die Kalix bei sich aufnehmen. Dann wäre da noch Kalix' Cousine Dominil, die sich um die beiden Verwandten Beauty und Delicious, die eine Rockband gründen möchten, kümmert. Und zu guter Letzt Kalix' Schwester Thrix, eine angesagte Modeschöpferin und Zauberin, die stets neue tolle Outfits für die Feuerkönigin Malveria entwerfen muss.


    Martin Millar schreibt einfach, klar und mit viel Humor. Besonders die Feuerkönigin Malveria und ihre "elende Nichte" Agrivex hatten es mir angetan. Die Spannung bleibt zwar etwas im Hintergrund, das ändert sich aber zum Ende des Buches hin. Als einen weiteren Pluspunkt empfand ich die Darstellung der Werwölfe, insbesondere Kalix: oftmals depressiv, alkohol- und/oder drogenabhängig, aber auf der anderen Seite sehr interessiert an der neuesten Technik und Mode. Das macht "Kalix" zu einer wirklich originellen Lektüre, die allerdings Geschmackssache sein dürfte.


    Ein Manko, das ich erwähnen möchte, ist, dass mir das Buch mit seinen 752 Seiten etwas zu lang war. Es treten einige Wiederholungen auf, die man getrost hätte weg lassen können. Zwar fand ich die Feuerkönigin Malveria sehr erfrischend, aber ihr manchmal doch etwas nerviges Genörgel, was neue Kleidung angeht, war an einigen Stellen zuviel des Guten.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das dunkel gehaltene Cover zeigt das Gesicht einer jungen Frau, die als Kalix interpretiert werden könnte und die Rückseite ziert die Silhouette Londons in einer Art Scherenschnittoptik. Kleiner Störfaktor: Da "Kalix" ein recht dickes Taschenbuch ist, konnte ein Leseknick im Buchrücken nicht vermieden werden.


    Fazit: Wer über Werwölfe der etwas anderen Art lesen möchte und sich nicht daran stört, dass nicht nur Spannung sondern vor allem auch viel Humor in diesem Buch zu finden ist, ist mit "Kalix" gut bedient. Ich vergebe ein "Empfehlenswert".


    Wertung: 4 von 5 Punkten

  • Ein Fantasy-Roman, in dem nicht einmal Vampire erwähnt werden. Irgendwie war das schon fast merkwürdig, wenn man bedenkt, was sonst so an übernatürlichen Wesen eine Rolle spielt: Werwölfe, Hiyastas, Feenköniginen, Zauberinnen...


    Von Anfang an wird der Leser mitten in die Handlung geworfen und erst nach und nach werden die Zusammenhänge erklärt, was dem Autor aber problemlos gelingt. Ebenso wie sein witzig-sarkastischer Erzählstil, der sich sehr gut lesen lässt und sehr unterhaltsam wirkt. Auch sind die Figuren alle sehr gut gestaltet und es steht keineswegs – wie der Titel vermuten lässt – nur Kalix im Mittelpunkt der Geschichte. Stattdessen handelt der Roman von der ganzen Werwolffamilie, ergänzt um ein paar andere magische Wesen und ein paar Menschen. Und dabei gelingt es Millar jede dieser Personen als jemand besonderen hinzustellen ohne dabei in irgendwelche Klischees zu verfallen. So gibt es auch kein wirkliches gut und böse in der Handlung, obwohl genug Werwölfe und Menschen sterben (ich könnte mir gut Quentin Tarantino als Regisseur für ne Verfilmung vorstellen *g*). Aber die Handlungen von allen bleiben mehr oder minder nachvollziehbar und passen zu den Figuren.


    Gestört haben mich dagegen einige Logikfehler, auch wenn sie für die Geschichte unbedeutend sind. Aber wenn zuerst ausführlich erklärt wird, dass die Fürstenfamilie unter den Werwölfen was besonderes ist, weil sie als reinblütige Werwölfe die Einzigen sind, die sich jederzeit verwandeln können – und dann 50 Seiten später ein Werwolf mit einem Viertel Menschenblut sich einfach mal so ohne Vollmond verwandelt, dann frag ich mich doch, was das jetzt soll.
    Ebenso genervt war ich von den vielen, in meinen Augen unnötigen, Wiederholungen. So wusste ich dann doch irgendwann, dass die Werwölfe werwölfischen Besuchern Whisky anbieten und das Zeug gerne trinken. Ebenso wie ich mir nach der dritten Erwähnung gemerkt habe, dass Werwölfe tolle, dicke, lange, glänzende Haare haben... Ja, ist klasse, dass die Punkte für die Geschichte wichtig sind, aber irgendwann hat es jeder Leser begriffen und man kann es gut sein lassen.
    Und die Namensgebung fand ich teilweise merkwürdig, wenn auch gleichzeitig sehr amüsant. Auf der einen Seite Namen wie Kalix, Thrix, Serapen, Dominil, Madrigal – aber dann Markus. Was unter den ganzen Werwolfnamen genauso merkwürdig heraussticht wie Moonglow für eine Studentin. Und es wird nie erwähnt, dass es nur ihr Gothic-Spitzname sei...


    Ich debattiere noch mit mir selbst, ob ich den zweiten Teil lesen will oder nicht. Einerseits haben mich doch einige Punkt am ersten Teil schon gestört und ich zweifle, ob das beim zweiten Band besser sein wird. Andererseits sind viele Handlungsfäden nicht zu einem Ende geführt worden und die Auflösung würde mich schon interessieren. Auch sagt mir der locker-flapsige Erzählstil eigentlich schon zu...

  • Ja, dieses Buch macht es einem zu Anfang nicht sehr leicht. Es ist sehr eigenwillig geschrieben, es führt die Charaktere nicht sofort ein, sondern letztlich lernt man sie erst nach und nach wirklich kennen.
    Die ersten Seiten können durchaus anstrengend sein, da nicht viel erklärt wird, man aber aufpassen muss, nicht den Faden zu verlieren - trotz einer doch recht einfachen Sprache, die meiner Ansicht nach ein Spiegelbild der unvollkommenden Bildung der Titel-Anti-Heldin ist.


    Doch hat man sich ersteinmal durch den schweren Einstieg durchgekämpft, bietet sich ein leicht zu lesendes Werk voller mehr oder weniger sympathischer Charaktere. Beschrieben mit viel Witz, Tempo und Aktion und Tragödie.


    Für mich 9 von 10 Punkte wert und mit das Beste, was es über Werwöfe zu lesen gibt, auch wenn sich die Erzählweise extrem von anderen Autoren unterscheidet.
    Nur wer Romantik und Happy Ends braucht um glücklich zu sein, der ist hier falsch.