"Sieh einmal, hier steht er!" Struwwelpeters beschädigte Kinderwelt - Reimar Klein

  • Hier wie versprochen die Rezi. Ich habe sie mal unter "Klassiker" geschrieben; das erschien mir am passendsten :-).


    Zum Buch:


    Autor: Reimar Klein
    Verlag: Insel
    Seitenzahl: 120
    Erscheinungsdatum: 2005


    Zum Autor:


    Reimar Klein wurde 1942 in Halle / Saale geboren, er wuchs in Frankfurt am Main auf. Seit dreißig Jahren lebt er in Italien, seit zehn Jahren ist er als Professor für Übersetzung und Deutsche Literatur in Triest tätig.


    Zum Inhalt:


    Im Jahr 1844 zunächst als Gelegenheitswerk entstanden, ist Heinrich Hoffmanns Struwwelpeter längst das weltweit populärste - und auch am häufigsten interpretierte - Kinderbuch geworden. Es gibt wohl kaum eine Disziplin, die sich nicht mit dem Struwwelpeter befaßt hat; das kleine Werk wurde unter unzähligen sozialgeschichtlichen, pädagogischen, psychologischen und ideologiekritischen Analysen geradezu begraben.
    Reimar Klein will den Blick auf den Text selbst zurücklenken. Seine einfühlsamen, genauen und erzählenden Kommentare zu den einzelnen Geschichten machen die berechtigten Zweifel an der Gültigkeit der großen Erklärungsmodelle offenkundig. Ist der Firnis des durch sie zum Gewohnten und Selbstverständlich-Gewordenen erst einmal entfernt, so erscheint der Struwwelpeter in einem irritierenden, rätselhaft neuen Licht. Dies jedoch verlangt die Konzentration aufs Besondere: auf die einzelne Geschichte, das einzelne Bild, den einzelnen Vers. Erst von dorther, nicht aufgrund einer ideolog ischen Gesamtkonstruktion, lassen sich umfassendere Zusammenhänge erkennen.


    Meine Meinung


    Dieses Buch gehört wohl zu meinen Entdeckungen 2009 :-]. Es war sehr interessant zu lesen; zumal ich, wie viele andere bestimmt auch, den Struwwelpeter schon seit meiner Kindheit kenne. Die Aufteilung sieht so aus, dass es als allererstes ein Vorwort gibt. Im Hauptteil ist dann immer eine Geschichte aus dem Struwwelpeter vollständig abgedruckt. Dieser Geschichte folgt eine fünf bis sieben Seiten lange Abhandlung, in der der Autor die Auffälligkeiten des Textes und der Zeichnungen darlegt und Deutungsansätze präsentiert. Am Ende gibt es noch den Text "Struwwelpeter im Exil" und einen Anmerkungsapparat.


    Das Buch zusammenzufassen ohne etwas vorwegzunehmen, wäre aber schon schwer und ich wüsste nicht, mit welchem Punkt ich anfangen sollte. Ein Grund hierfür ist, dass der Text recht kompakt ist; d.h. der Autor schwafelt im Gegensatz zu vielen anderen Verfassern wissenschaftlicher Literatur nicht, sondern kommt immer ziemlich flott zum Punkt :-].


    Mir persönlich hat "Sieh einmal, hier steht er!" eine ganz neue Sichweise auf ein lange bekanntes Werk nahegebracht. Nebenbei war es auch schön, die ganzen alten Geschichten aus meiner Kindheit mal wieder zu lesen; bei den meisten wusste ich auch noch genau, was diese bei mir ausgelöst haben, als ich sie im Kindergartenalter zum ersten Mal gehört und die dazugehörigen Bilder angeschaut habe.


    Fazit: Wer sich nicht nur mit dem Kinderbuch Struwwelpeter beschäftigen möchte, sondern auch mit seiner Bedeutung für die deutsche Kultur, der ist mit diesem Buch wirklich gut beraten :wave.

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Eddie Poe ()

  • Danke für die Rezi! :) Hm ... hört sich eigentlich nach nem Buch an, das mich interessieren könnte. Aber hat das echt nur 120 Seiten :wow Ganz schön wenig.