Hier kann zu den Seiten 391 - Ende geschrieben werden.
'Die unsichtbaren Stimmen' - Seiten 391 - Ende
-
-
Salomé im Gefängnis fand ich ganz schön erschreckend. Man hat ja solche Geschichten schon gehört und weiß, wie es in Gefängnissen in Südamerika zugeht. Heute und damals schon. Trotzdem fand ich das furchtbar. Dass die Wärter die Fenster schwarz gestrichen haben, ist doch pure Boshaftigkeit. Einen anderen Sinn hat das ja nicht.
Salomé bringt im Gefängnis Victoria zur Welt. Einen passenderen Namen hätte sie dem Kind nicht geben können. Leider hat sie sich entschieden, das Kind wegzugeben. Oder vielleicht auch Gott sei Dank. Im Gefängnis hätte die Kleine wohl nicht lange überlebt. Und bei Salomé's Bruder ist sie ja gut aufgehoben.
Leider hat Salomé das Gefängnis und das Weggeben des Kindes nicht gut verkraftet. Aber wer hätte das schon?
Den Schluss des Buches fand ich sehr rührend und gefühlvoll geschrieben. Vor allem, die Versuche von Salomé an Victoria zu schreiben. Hat mir sehr gut gefallen.
-
Salome kommt ins Gefängnis und bringt Victoria zur Welt. Die Autorin erzählt die Schrecklichkeiten des Gefängnisalltages gefühlvoll und wahrhaftig. Salome kommt frei und zieht zurück in das Haus ihrer Grosseltern, mehr will ich nicht verraten, nur dass ich den gesamten Teil einfach grossartig erzählt finde. Voller treffender Vergleiche, spannend, emotional, sprachlich gigantisch ausgeführt. Ich bin echt von den Socken! Welch ein Schluss!
-
Ich bin noch ganz ergriffen von Salomes Schicksal.
Die vielen Jahre im Gefängnis, das ist schwer zu verkraften. -
Für mich war dieser Teil der stärkste des ganzen Romans! Endlich verbinden sich Handlungen, Gefühle und Sinneswahrnehmungen zu einem stimmigen Ganzen. Auch die Sprache erschien mir viel kraftvoller und ich fühlte mich zunehmend mitgerissen.
Es ist furchtbar, was Salomé während der langen Zeit im Gefängnis alles mitmachen muss. Ein Wunder, wenn nach solchen Torturen überhaupt etwas von einem Menschen übrig bleibt. Ich habe mich darüber gefreut, dass Salomé ihr Kind austragen möchte und dadurch neuen Lebensmut fasst. Wenn sie stattdessen hätte fliehen können, wäre das natürlich noch besser gewesen. Mit der Weggabe ihrer Tochter hat sie genau die richtige Entscheidung getroffen und Victoria ("die Siegerin" ist wirklich ein passender Name) so vor einem qualvollen Tod im Gefängnis bewahrt.
Ein Rätsel war für mich der Ausbruch der männlichen Tupamaros. Hat es denn nach der Flucht der Frauen keine verschärften Sicherheitsmaßnahmen in den jeweiligen Gefängnisbereichen gegeben? Und dann sind diese mehr als hundert Männer auch noch auf demselben Weg entkommen!
Ich konnte mich sehr gut in die Depressionen und abwehrenden Gefühle hineinversetzen, die Salomé nach ihrer Entlassung überkommen. Als wenn die Situation nicht schon schlimm genug wäre, erhält sie auch noch die niederschmetternde Nachricht von Tintos Heirat. Ich war richtig erleichtert, als Salomé sich von Orlando zur Mitarbeit bei der linken Zeitung überreden lässt und mit der Zeit ihr früheres Engagement für ein freies Uruguay auf eine sinnvollere Art und Weise wieder aufnimmt.
Es ist eine wahrhaft glückliche Fügung des Schicksals, dass Salomé aus dem letzten Telefonat mit ihrer Tochter so viel Kraft zieht, dass sie sich endlich mit der Vergangenheit und vor allem mit ihrer Mutter auseinandersetzen kann. Dadurch wird eine ganze Kette positiver Ereignisse in Gang gesetzt. Salomé lernt Zolá und ihre magischen Künste kennen und öffnet ihr Inneres für ein neues Leben. Ich habe ihr am Schluss gewünscht, dass sie ein glückliches Leben mit Orlando führen kann und ihre Tochter persönlich kennen lernt.
Dass Ignazio nun mit der toten Pajarita irgendwo in der Weltgeschichte "rumgondelt", macht mich zwar etwas nervös, aber wenigstens konnte er am Ende seines Lebens noch einen Herzenswunsch in die Tat umsetzen. Mit diesem Akt der Selbstbestimmung hat der Roman einen sehr würdigen Abschluss gefunden.
Mir hat dieser Teil gefallen und ich habe das Buch sehr viel befriedigter zugeschlagen, als ich nach dem Lesen der ersten Seiten vermutet hätte!
_____________________________
-
Ganz ehrlich, ich war auch ergriffen und traurig und mitgenommen, aber wenn man das ganze mal so beleuchtet, Salome war an einem gewaltätigen Überfall beteiligt, an dem mindestens ein Polizist zu Tode kam. 10 Jahre Haft erachte ich da als durchaus normal, egal welche ehernen Motive sie getrieben haben....
Ok, die Haft und Folter sind etwas gänzlich Anderes als hier in Europa, dennoch fehlte es mir an Mitgefühl und ich dachte schon das eine oder andere Mal, tja Kindchen selbst schuld, wer mit den Großen spielen will, der muß eben hart genug sein, um zu bestehen.
Hier irritierte mich dann auch wieder, wie das alles passend zusammen geschustert wurde. Klopfzeichen, die vorher nie vereinbart wurden, werden selbstverständlich angewandt und die anderen Insassen machen mit... nä... das glaub ich einfach nicht.
Denke noch weiter darüber nach, bevor ich eine Rezi schreiben werde...
-
Über die massiven Ungereimtheiten in jedem Kapitel habe ich am Schluss kaum noch Gedanken gemacht. Bei Salome war es auch nur relativ wenig, die Waffengeschichte sicher. Insgesamt war ich schon erstaunt über diese Fehleransammlung inhaltlicher Art. Babyjane hat den die Konstruktion des Romans als "zusammengeschustert" bezeichnend, dem möchte ich mich anschließen. Ich werde dazu noch eine längere Kritik verfassen.
-
Zitat
Original von Babyjane
Ganz ehrlich, ich war auch ergriffen und traurig und mitgenommen, aber wenn man das ganze mal so beleuchtet, Salome war an einem gewaltätigen Überfall beteiligt, an dem mindestens ein Polizist zu Tode kam. 10 Jahre Haft erachte ich da als durchaus normal, egal welche ehernen Motive sie getrieben haben....
Da hast du allerdings Recht! Ich habe mich sehr darüber gewundert, warum sich Salomé nie Gedanken darüber gemacht hat, dass sie eine Mitschuld am Tod anderer Menschen trägt. Sie hatte ja nun wirklich genug Zeit zum Nachdenken und Bereuen! Dieser Aspekt wird leider gar nicht weiter beleuchtet.
__________________
-
Wer dieses letzte Kapitel liest, das Buch zuschlägt und keine Gänsehaut hat, hat für mich etwas falsch gemacht! *bitte nicht persönlich nehmen*
Für mich war es ein fulminates Finale, welches man nicht emotionaler und überzeugender hätte schreiben können. In diesem letzten Teil läuft alles zusammen.
Salomes jahrelange Gefangenschaft muss grausam gewesen sein. Die Verhältnisse menschenverachtend etc.
Victoria ihre Tochter wird wohl all das errreichen, was ihr verwehrt blieb (oder was sie nicht wollte). Wie Salome versucht den Brief zu schreiben, fand ich sehr berührend.
Das Ende fand ich sehr passend und musste ein klein wenig schmunzeln.Alles in Allem ist zu sagen, dass das Buch vor Allen Dingen in der Mitte einige Fehler und Schwächen enthält. Was mich am Ende aber doch gnädig stimmt, ist der tolle Schreibstil der Autorin und die großen Spannungsbögen, die den Leser(in) immer wieder zum weiterlesen antreiben.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir von dieser Autorin noch viel Lesen werden. -
Gerade habe ich das Buch bei der letzten Seite zugeklappt und bin noch ganz erfüllt vom Finale, das ich persönlich ganz großartig fand. So rätselhaft wie die Geschichte mit Pajarita begonnen hat, so magisch ist auch dieses Ende. Dieser Schluss hat die Geschichte wunderbar abgerundet.
Die vielen grausamen Jahre, die Salome im Gefängnis verbrachte, haben ihre tiefen Spuren hinterlassen, sichtbare und unsichtbare. Sie hat ihre Liebe verloren, mußte ihre Tochter hergeben und war von aller Welt verlassen. Wenn man verfolgt hat, wie sich das Regime in der Zeit verändert hat, könnte man meinen, alles war umsonst. Viele der Tupamaros waren sicher einfach noch zu jung, um die Konsequenzen ihres Tuns komplett zu erfassen. Auch wenn es für eine gerechte Sache war, die Mittel zum Zweck waren nicht in Ordnung, das Vorgehen zu brutal und zu radikal. Die Behandlung im Gefängnis ist wieder eine andere Sache, und man wundert sich, dass Salome nicht komplett durchgedreht ist in dieser langen Zeit. Dass sie zuletzt doch noch die richtigen Worte für den Brief an ihre Tochter gefunden hat, fand ich sehr schön.
Auch wenn es etwas gedauert hat, bis ich mich mit dem Buch anfreunden konnte und ich dem einen oder anderen Abschnitt etwas zwiespältig gegenüberstand, hat mir der Roman insgesamt gut gefallen. Wie es schon auf dem Einband steht: "Ein Epos wie die großen Ströme Südamerikas: verschlungen, mitreißend, magisch" Dem kann ich nur zustimmen.
-
Zum Buchtitel habe ich mir gerade Gedanken gemacht. Ich denke, mit den unsichtbaren Stimmen sind die der Geister gemeint, die bei der letzten Szene im Wasser erscheinen.
-
Ich glaube nicht, dass es irgendeinen Bezug des deutschen Titels auf das Buch gibt. Im Original heißt das Buch "The invisible Mountain". Damit ist ganz klar der Monte Video gemeint, der praktisch nicht vorhandene Berg. Der eigentlich eher ein Hügel ist und dessen "Entdeckungsgeschichte" sich wie ein Band durch Buch zieht.
Salomes Schicksal hat mich ehrlich gesagt kalt gelassen. Sie hat sich für die Guerilla-Truppe entschieden und damit hätte ihr klar sein müssen, welches Risiko sie eingeht. Die Banküberfälle mögen harmlos gewesen sein, waren trotzdem aber eine Straftat. Sie waren bewaffnet und damit haben sie ihre Geiseln einem Risiko ausgesetzt. Zudem war Salome an der Entscheidung über die Exekution des Militär-Angehörigen beteiligt. Spätestens da waren die Tupamarus keine harmlose Revoluzzer-Bewegung mehr.
Die Tupamarus waren übrigens Vorbild für die RAF. Der Schwarze Stern ihres Logos findet sich ebenfalls im Logo der RAF.
-
Ich finde es mal wieder total interessant wie sich die Meinungen ähneln oder auseinandergehen. Es regt mich persönlich immer noch mal an, über die Themen die genannt werden, noch mal nachzudenken.
-
Zitat
Original von Bouquineur
Ich glaube nicht, dass es irgendeinen Bezug des deutschen Titels auf das Buch gibt. Im Original heißt das Buch "The invisible Mountain". Damit ist ganz klar der Monte Video gemeint, der praktisch nicht vorhandene Berg. Der eigentlich eher ein Hügel ist und dessen "Entdeckungsgeschichte" sich wie ein Band durch Buch zieht.Ich konnte mir auch überhaupt keinen Reim auf den deutschen Titel machen und wie so oft ärgere ich mich über die Übersetzung.
-
@ Bouquineur
Danke für den Link!
Hmm, nachdem ich jetzt ein wenig über die Tupamaros gelesen habe, ärgere ich mich noch mehr über die dürftigen Informationen dazu im Roman! Anscheinend war die Organisation damals sehr gewalttätig und radikal - eine Tatsache, die im Buch doch sehr verharmlosend und oberflächlich dargestellt wird. Wenn man fiktive Elemente mit wirklichen politischen Gegebenheiten und gesellschaftlichen Veränderungen mischt, so sollte dabei für den Leser etwas herauskommen, das ihm ein gut verwertbares Wissen über den Gegenstand und einen Zuwachs an emotionaler Bildung verschafft. Würde ich mir bei einem Unterhaltungsroman mit dieser Thematik jedenfalls wünschen!
ZitatOriginal von CathrineBlake
Ich konnte mir auch überhaupt keinen Reim auf den deutschen Titel machen und wie so oft ärgere ich mich über die Übersetzung.
Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass sich die Urheber des deutschen Titels überhaupt nichts bei ihrer Wortwahl gedacht haben. Hier und da ist mal von Stimmen und auch von etwas Unsichtbarem die Rede - voilá, schon steht der Titel! Bei manchen Kunstwerken und Gedichten steht ja ebenfalls kein Sinn dahinter und die Leser/Kunstinteressierten zerbrechen sich ganz umsonst stundenlang die Köpfe und interpretieren die dollsten Sachen ins Objekt hinein! Oder sind diese Gedanken absurd?
______________
-
In dem Artikel bei Wiki wird auf den Film "Der unsichtbare Aufstand" von Costa-Gavras verwiesen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Der_unsichtbare_Aufstand
Vielleicht wurde beim Deutschen Titel des Buches ein Bezug auf die Tupamaros genommen, bzw. auf den Abschnitt "Salome".
Die Tupamaros waren ja zunächst praktisch unsichtbar, haben im Untergrund gearbeitet. Und wer sich hinter den Tupamaros verbarg, war auch nicht klar. Mit viel gutem Willen also unsichtbare Stimmen.Passt halt nur nicht aufs ganze Buch.
-
Der Link ist interessant,
Danke
Den Daniel Mitrione hat Salome doch bewacht, oder? -
Zitat
Original von Deichgräfin
Der Link ist interessant,
Danke
Den Daniel Mitrione hat Salome doch bewacht, oder?Ja. Das war der, der dann exekutiert wurde. An der Entscheidung, ob er getötet oder freigelassen wird, war Salome beteiligt.
-
Habe gestern bis tief in die Nacht gelesen und heute die letzten rund 100 Seiten. Den deutschen Titel kann ich auch jetzt nicht nachvollziehen, zumal Stimmen an sich immer unsichtbar sind. Bei amazon.com habe ich ein Interview mit der Autorin gefunden. Die Familie der Autorin stammt aus Montevideo und sie hat viele Erzählungen von Verwandten darin verarbeitet. Deshalb vermutlich auch die mystischen Elemente der länger zurückliegenden Ereignisse?
In diesem Interview erklärt sie auch, dass der Titel sich auf Montevideo beziehe. ("The great irony in this story—which is something of a national joke, as well as a potent parable of this little nation’s self-perception—is that the city of Montevideo lacks elevation.") (Ich hoffe, dass das Zitat nicht zu lang ist.)Die letzten rund 100-150 Seiten haben mir fast am besten gefallen und das Ende war passend, nicht zu süß oder unrealistisch.
Salomé musste teuer bezahlen für ihren jugendlichen Eifer bei Tupamaros, viel teurer als die meisten ihrer Freunde. Die Beschreibungen des Lebens im Gefängnis und die Schilderung ihrer Gefühle und Gedanken in der neugewonnen Freiheit fand ich recht berührend. Auch die Beschreibung der veränderten Gesellschaft war interessant. Allerdings habe ich mir ein wenig mehr Informationen über das Leben ihrer Familie und Freunde in den 13 Jahren gewünscht. Die vielen Briefanfänge an Viktoria zeigten Salomés Gefühlsleben gut und ich fand dieses etwas offene Ende recht passend.
Das mit den Klopfzeichen kam mir auch etwas seltsam vor, aber das hätten die Frauen evtl. beim Hofgang vereinbaren können? Wie Salomés Familie die vielen Waffen entsorgt hat, wäre auch nicht uninteressant gewesen.
Ihr Vater ist völlig von der Bildfläche verschwunden und ihr Bruder auch noch eine Randfigur, die ohne Viktoria wohl kaum noch erwähnt würde.
Ein Nachwort der Autorin und ein paar kurze Informationen zu den Tupamaros wären wirklich hilfreich gewesen, sowie kurze eine Zeittafel der Geschichte Uruguays. So habe ich immer wieder Zeit am Computer verbringen müssen, um einiges nachzuschauen.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, viel besser als ich es nach den ersten 100 Seiten erwartet hätte. Vielleicht auch, weil in der zweiten Hälfte weniger (für mich tw. unverständliche) spanische Ausdrücke verwendet wurden und die sexbezogenen Anspielungen fehlten.
-
Habe gerade die Homepage der Autorin entdeckt, wo sie in einem Interview recht interessante Einzelheiten zum Buch erzählt. Ihr Debütroman hat demnach stark autobiographische Züge.
http://carolinaderobertis.com