Drachenwacht/Victory of eagles
Temeraire 5
Inhalt:
Laurence wurde nach den Ereignissen am Ende des vorigen Buches als Verräter zum Tod am Galgen verurteilt und Temeraire zu einem öden Leben in der Zucht. Um den unberechenbaren aber wertvollen Drachen unter Kontrolle zu halten, wird sein Mensch vorerst aber nicht hingerichtet. Als Temeraire die falsche Nachricht seines Todes erhält, bricht seine Welt zusammen und, nun nicht mehr erpressbar, verlässt er mit den anderen Drachen das Zuchtgelände. Doch nicht um sich in die Wildnis zu schlagen, denn das Unfassbare ist geschehen, Napoleon ist mit einer Übermacht an Männern und Drachen in England gelandet. Temeraire gründet aus den reiterlosen Drachen und einigen menschlichen Milizsoldaten eine ganz
eigen(artig)e Truppe. Lawrence, der natürlich noch lebt, wird ausgeschickt, ihn zu finden. Das Todesurteil ist aber nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben.
Wird es der englischen Armee unter dem harten, aber begabten General Wellesley gelingen, Napoleon wieder ins Meer zu werfen? Kann Laurence seine Freiheit wieder gewinnen, indem er mit Temeraire einen entscheidenden Beitrag dazu leistet? Doch was ist, wenn es gar nicht darum geht, die Vergebung seiner Vorgesetzten zu erhalten, wo Laurence selbst sich doch nicht vergeben kann?
Meinung:
Ich habe das Buch natürlich gleich gekauft, aber vorerst nicht gelesen, weil ich eigentlich nur eher unbegeistertes darüber gelesen habe. Nun verstehe ich zwar, warum manche ein Problem damit haben, ich aber hatte keines, ganz im Gegenteil, ich halte es für eines der besten bisher.
Es ist hier eine Menge „Kriegszeug“, aber das hat mich ja noch nie gestört, außerdem ist der Krieg gegen Napoleon hier nun einmal der Hintergrund. Obwohl es doch äußerst schockierend ist, dass Novik ihn tatsächlich in England einmarschieren lässt. Aber, auch wenn sie hier sehr von der Geschichte abweicht, wäre es doch billig, hätte sie einfach die richtige hergenommen und mit Drachen garniert. Mit Drachen muss es anders sein.
Und das führt uns gleich zu Laurence und seinem Verrat, an dem er hier so schwer zu kauen hat. Ohne seine moralisch vollkommen richtige Tat, die französischen Drachen zu retten, hätte die Invasion nie stattfinden können. Es ist damit ganz und gar seine Schuld und es ist verständlich, dass er das verbunden mit dem Verlust seiner Ehre nicht einfach so abtun kann, auch wenn Temeraire es naturgemäß nicht verstehen kann. Denn Novik hat Laurence so geschaffen, wie er als englischer Gentleman und Offizier zu sein, zu fühlen und zu handeln hat. Ohne seine Ehre ist er nichts, daran kann auch Temeraire nichts ändern. Die weiteren Ereignisse hier sind dabei auch nicht hilfreich, als er Taten begeht, die er verabscheut, bis er an seine Grenzen stößt.
Das alles macht das Buch nicht fröhlicher und weit schwermütiger als die vorherigen. Aber, es ist konsequent.
Konsequent finde ich auch die Entwicklung von Temeraire, der einen großen Schritt auf dem Weg der Anerkennung der Drachen gemacht hat, indem er Colonel bzw. Commodore Temeraire wird. Gleichzeitig bemerkt er auch, dass es nicht immer einfach ist, Kommandant zu sein, vor allem wenn Iskierka zu seinen Untergebenen gehört! Armer Granby!
Aber bei den Drachen kamen auch wieder die liebenswerten Eigenschaften ihrer Drachen zu Tage. Diese Szenen fand ich wie immer allerliebst.
Ich war sehr gespannt, wie Novik Wellesley/Wellington darstellt und wurde nicht enttäuscht, denn ich habe ihn wiedererkannt, den begabten, aber unfreundlichen und harten General.
Zitat„I can and will deny any man, or beast, the right to tear apart the foundations of our state. …” (S. 335)
Das ist Wellington wie er leibt und lebt. Und doch musste er nachgeben und den Drachen endlich ihre Rechte gewähren, für die Temeraire so sehr gekämpft hat. Auch das ist konsequent, denn so wie Novik Temeraire erschaffen hat, konnte er nicht aufgeben, ehe er das erreicht hat.
Schade fand ich nur, dass sie keine Verwendung für dieses Zitat des echten Wellington gefunden hat: „I don't know what they'll do to the enemy; but, by God, they frighten me.“ Ich hätte mir das so schön vorstellen können beim Anblick von Temeraires Trupp.
Ich glaube, es zeigt sich am deutlichsten, wie sehr mir dieses Buch gefallen hat, dass ich kaum aufhören kann, zu schreiben, während ich bei den vorherigen Bänden relativ kurz angebunden war, so sehr sie mir auch gefallen haben.
PS: Ich werde diese Rezension auszugsweise auch für ein anderes Forum verwenden.