Barrayar/Lois McMaster Bujold

  • Barrayar/Barrayar


    Barrayar 2


    Enthalten im Sammelband “Cordelias Ehre” oder dem englischen "Cordelia's Honor"


    Inhalt:
    Cordelia ist nun als Arals Frau Lady Vorkosigan und muss sich an das Leben auf Barrayar gewöhnen, das von einer rückständigen und erzkonservativen Gesellschaftsordnung geprägt ist. Ein ziemlicher Kulturschock für eine Frau von Kolonie Beta.


    Als der sterbende Kaiser ausgerechnet Aral zum Regenten für den Kindkaiser Gregor bestimmt, ist die Hoffnung auf ein ruhiges Leben vorbei. Ein Mordanschlag auf Aral trifft nicht ihn, sondern das ungeborene Kind in Cordelias Leib. Es steht fest, dass es behindert auf die Welt kommen wird, ein Skandal auf Barrayar, wo Missbildungen jeglicher Art mit geradezu religiöser Abscheu gefürchtet werden. Und als das Kind (verpflanzt in einen sog. Uterusreplikator) mitten in einem Putschversuch bedroht wird, geht Cordelia „einkaufen“. Auf Cordelia-Art.


    Meinung:
    In diesem später geschriebenen Buch erfahren wir nun, wie es zur Behinderung von Miles, dem Helden der chronologisch folgenden Bücher, gekommen ist. Außerdem lernen wir hier das verrückte Barrayar kennen, in dem Cordelia ihren Platz finden muss. Es ist eine ausgesprochen turbulente Welt, wie sie bald feststellen wird, mit Adligen und eigenartigen Gesetzen, aber eine interessant ausgedachte. Aral, aber vor allem sie werden daran arbeiten, es moderner zu machen, damit Kinder wie Gregor, Ivan, Botharis Elena, aber vor allem Miles darin leben können.
    Der Putsch, kombiniert mit Cordelias verzweifeltem Kampf um das Leben ihres Kindes – gegen die Putschisten sowie ihren eigenen Schwiegervater – ist ziemlich spannend.


    Hier haben wir wieder die gleiche sehr gelungene Charakterisierung der Figuren und lernen einige neue Leute kennen. Besonders nett ist die Nebenhandlung um Drou und Kou.
    Nicht ganz unbedeutend scheint mir auch die Geburt des kleinen Ivan Vorpatril zu sein, der schon da einen gewissen Frust bei seiner Umwelt auslöst, wenn er hier auch noch nichts dafür kann.


    Ein Highlight ist der Epilog, in dem wir den kindlichen Miles kennenlernen und schon eine ungefähre Ahnung davon bekommen, was uns bevorsteht. Lieber, lieber Miles. Aber, es brauchte Menschen wie Aral und Cordelia, um ihn zu erschaffen und zu prägen. Und Barrayar.


    Edit: Englischen Omnibus ergänzt

  • Dieses Buch hat echt Spass gemacht zu lesen. Ich mochte die Charakteren und die Geschichte. Mir gefielen auch die gesellschaftlichen Gegensätze (eher archaische Kultur versus moderne Kultur) und die ganze Story rund um den Putschversuch.

    Wir werden vom Schicksal hart oder weich geklopft; es kommt auf das Material an.
    Marie von Ebner-Eschenbach

  • Zitat

    Original von AcrylDame
    Meint ihr, wenn man die späteren Bücher schon kennt, zahlt es sich aus, dieses anzuschaffen? Einerseits interessiert es mich, aber andererseits weiß ich leider schon, wie es ausgehen wird. Und der Kontrast Barrayar/Rest der Galaxie wurde auch in den Folgeromanen behandelt.


    Lohnt sich auf jeden Fall! Ganz besonders wegen Aral & Cordelia, denn sie sind ja später eher nur mehr Nebenfiguren. Und den Kontrast sieht man durch Cordelias Augen besonders schön.
    Außerdem lohnt es vor allem dann, wenn Du die anderen Bücher magst, denn so viele davon gibt es ja nicht, daß man eines auslassen sollte.

  • Ich hab bis zur Ekaterin Romanze begeistert gelesen, dann aber abgebrochen, weil's mir zu viel Hofgeplänkel und Romanze wurde (dabei habe ich den Cetaganda-Sammelband verschlungen *hust*).


    Danke für die Antwort, das liest sich sehr vielversprechend! :-) Cordelia ist ein interessanter Charakter, ich habe mich immer gefragt, welche Schattenseite sie verbirgt.

  • Zitat

    Original von AcrylDame
    Ich hab bis zur Ekaterin Romanze begeistert gelesen, dann aber abgebrochen, weil's mir zu viel Hofgeplänkel und Romanze wurde (dabei habe ich den Cetaganda-Sammelband verschlungen *hust*).


    Och, gerade das Geplänkel mochte ich gern, in "A civil campaign". Miles auf Freierfüßen, das ist schon ein Erlebnis. :-]


    Zitat

    Danke für die Antwort, das liest sich sehr vielversprechend! :-) Cordelia ist ein interessanter Charakter, ich habe mich immer gefragt, welche Schattenseite sie verbirgt.


    :gruebel
    Interessante Frage.

  • Weiß jetzt eigentlich gar nicht so genau, warum mich der Komarr Sammelband nicht so angesprochen hat. Vielleicht war's auch einfach nur der Kontrast zur phänomenalen Mark Geschichte.


    Bei Cordelia hatte ich immer das Gefühl, dass sie es faustdick hinter den Ohren hat. Vielleicht, weil sie so tolerant ist. Wer anderer Leute Spleens so freigiebig toleriert hat selber meistens ein geheimes Laster (spreche aus Eigenerfahrung).

  • Zitat

    Original von AcrylDame
    Bei Cordelia hatte ich immer das Gefühl, dass sie es faustdick hinter den Ohren hat. Vielleicht, weil sie so tolerant ist. Wer anderer Leute Spleens so freigiebig toleriert hat selber meistens ein geheimes Laster (spreche aus Eigenerfahrung).


    Tolerant ist sie ja, weil die Bewohner von Kolonie Beta offenbar schon zwanghaft tolerant und liberal sind. :grin
    Und bei den verrückten Barrayaranern, nun ja, so sehr nimmt sie ja nicht alles hin, was ihr dort aufgetischt wird. Daß sie es überhaupt auf sich nimmt, tut sie aus Liebe.
    Aber, lies ihre beiden Bücher am besten einfach und sag mir, was Du denkst. :-]

  • So, ich habe das Buch jetzt fertig, und es hat mir Spaß gemacht zu lesen, insbesondere das Ende und klein Ivans Geburt. :grin
    Man erfährt hier auch sehr viel über Barrayars Politik, fast noch mehr als in jedem anderen Buch der Serie, das ich gelesen habe. Insbesondere das Dilemma mit Piotr und der Exekution von Vorhalas hat mich fasziniert (Wobei ich Arals Entscheidung nicht zustimme. Lange Gefängnisstrafe ist ebenfalls abschreckend). Die psychologische Komponente war natürlich wieder hervorragend. Bei McBujold hat man immer das Gefühl, dass sie sich auskennt. Und das Buch ist überhaupt nicht schwarz-weiß malerisch. Es werden dem Leser immer wieder neue Begründungen geliefert, warum auf Barrayar etwas so ist wie es ist.


    Jetzt zum negativen Teil. Das Buch war teilweise schon recht zäh, manchmal hatte ich das Gefühl, dass die Konflikte sich im Kreis drehen. Und ich muss leider sagen, dass Cordelia auf Dauer eine eher langweilige Hauptperson ist - ich weiß nicht, sie ist mir irgendwie zu perfekt. Ich hatte fast das Gefühl, als wollte die Autorin krampfhaft das "Klotz am Bein Frau" Klischee vermeiden - und dabei ist sie fast in das Gegenteil gerutscht (insbesondere fällt mir da die Szene ein, als sie den Ärzten unmittelbar nach dem Anschlag erzählt, was die zu tun haben...).


    Trotzdem, ein gutes Buch, insbesondere für Leser, die gerne eine detailreiche Schilderung haben und ihr Gehirn beim Lesen einschalten.