Kurzbeschreibung:
Das Rauschen der Ostsee, die Blumenpracht, die Faszination der weißen Kreidefelsen - nach Rügen und besonders in das Seebad Binz zieht es Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Gäste. Hier lebt die schöne junge Marie, die glaubt, mit ihrem Mann, einem ehemaligen Kapitän, glücklich zu sein. Bis sie Sophie von Blankenburg kennenlernt, die für die Rechte der Frauen kämpft - eine Begegnung, die nicht nur Maries Ehe gefährdet, sondern auch das Schicksal ihrer Töchter und Enkelinnen dramatisch beeinflussen wird ...
Über die Autorin:
Judith Kern, 1968 geboren, studierte Politische Wissenschaften, Germanistik und Romanistik in Paris und Tübingen, bevor es sie in den hohen Norden zog, wo sie seitdem als Journalistin, Texterin und Autorin in Hamburg lebt. Zahlreiche Aufenthalte auf Rügen haben ihre Liebe zu dieser Insel geweckt und vertieft und sie zu "Das Leuchten des Sanddorns", ihrem ersten Roman, inspiriert.
Meine Meinung:
In ihrer mehrere Generationen umfassenden Geschichte erzählt Judith Kern nicht nur von Marie und ihrer folgenreichen Freundschaft zu Sophie, sondern auch von Klara, Maries Tochter sowie deren Kindern. Es ist eine Familien-Saga, die Judith Kern geschaffen hat. In fast schon epischer Breite begleitet der Leser in das Leid, die Freude, die Liebe, den Verlust und die Tragik der Familie Dahm, wunderschön eingebettet in die Geschichte Rügens. Der Leser erlebt Rügen als Hochburg der Sommerfrische, fühlt den Schrecken und die Entbehrungen des ersten Weltkrieges, den aufkommenden Nationalsozialismus, das Ende des zweiten Weltkrieges und den darauf folgenden Kommunismus. Judith Kerns Protagonisten machen es einem nicht immer einfach, sie zu mögen. Gerade Marie ist mit ihrer naiven und nicht greifbaren Art zu Beginn manchmal sehr anstrengend und man möchte sie gelegentlich gerne schütteln. Im Laufe des Buches reift sie aber deutlich und am Ende hat man sie dann wirklich gern. Auch die anderen Protagonisten haben Ecken und Kanten, gute und weniger gute Seiten. Niemand bleibt blass, alle sind liebevoll ausgestaltet. Das macht es einem leicht, tief in die Geschichte abzutauchen und die eigene Zeit für eine Weile zu vergessen, obwohl es keine heile Welt ist, die Judith Kern dem Leser zeigt. Sie erzählt die Geschichte ohne Kitsch aber mit dem richtigen Maß an Gefühl.
Einziges kleines Manko waren für mich die Zeitsprünge, die aufgrund der großen Zeitspanne, die dieses Buch umfasst, notwendig waren, für mich aber manchmal zu einem falschen Zeitpunkt angesetzt haben. So hatte ich gelegentlich das Gefühl, ich hätte die ein oder andere Entwicklung eines Protagonisten oder einen wichtigen Teil der Handlung verpasst. Oft wurde ich dann aber durch die darauf folgende Handlung wieder versöhnt.
Die Zeit ist vergänglich. Menschen kommen und gehen, was beständig ist auf Rügen ist der Sanddorn, der die Figuren dieses Buches immer begleitet, und damit auch die Erinnerung an die Menschen, die vor langer Zeit dort gelebt haben. Seien sie nun fiktiv oder echt.