'Das Ende ist nur der Anfang' - Seiten 001 - 072

  • Wie jetzt, bin ich etwa die Erste?
    Na gut, dann fang ich mal an.


    Für jemanden, der Filme wie "Ghost-Nachricht von Sam" oder auch "The sixth sense" gesehen hat, bringen die ersten Seiten im Grunde nichts wirklich Neues. Jemand stirbt eines gewaltsamen, unerwarteten Todes (Unfall, Erschießen) und kann/will nicht begreifen, dass er tot ist, weil er sich noch als dasselbe Individuum empfindet, das er zuvor war. Die Unfähigkeit zu begreifen, dass man tot ist, obwohl man sich voll und ganz lebendig fühlt, obwohl man seinen toten Körper sieht, ihn aber nicht als das eigene Selbst wahrnimmt, ist hier allerdings so eindringlich, nachvollziehbar und detailliert beschrieben, dass man nicht umhin kommt, zu glauben, der Autor schreibt hier aus eigener Erfahrung - was freilich schlecht möglich ist, es sei denn, er war mal klinisch tot und ist zurückgekommen.
    Auf jeden Fall hat sich Matheson intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Beeindruckend ist in diesem Zusammenhang die umfangreiche Quellenangabe am Ende des Buches. (Da hab ich noch einigen interessanten künftigen Lesestoff gefunden.)
    Ich hab ja schon eine Menge zu dem Thema gelesen, aber ich glaube, noch nie ist mir der Vorgang des Sterbens intensiver beschrieben worden als hier (siehe auch Seite 20). Chris' Gefühle, seine Verwirrung, der verzweifelte Versuch, etwas zu erklären, was er sich nicht erklären kann, um dann auf etwas Vertrautes zurückzugreifen "es muss ein Traum sein". Die Zerrissenheit zwischen dem instinktiven Wunsch, zu gehen und der Notwendigkeit zu bleiben - das Nachlassen des körperlichen Schmerzes, sobald er sich dem Jenseits zuwendet und das sofortige Zunehmen des Schmerzes, sobald er sich seiner Familie und dem Gedanken ans Hierbleiben zuwendet.
    Faszinierend finde ich auch, wie Matheson das Lösen vom Körper beschreibt. Dabei merkt man deutlich, wie er um Worte ringt, um das Unerklärliche, das eigentlich nur auf Emfpindungen beruht, dem ahnungslosen materiellen Menschen rüberzubringen ("das richtige Wort ist 'gleiten'"). Das Empfinden des Geräusches zerreißender Saiten - davon hab ich noch nie gehört, aber jeder empfindet es vielleicht anders. Was reißt da? Die Silberschnur? Besteht die aus vielen dünnen Fäden, ähnlich wie die Sehne eines Geigenbogens?


    Auch das Nicht-mehr-identifizieren-können mit dem eigenen Körper - das entspricht eigentlich allem, was ich über den Vorgang des Sterbens in diversen Berichten von Todesnäheerlebnissen gelesen habe. Nur niemals so bildhaft und detailliert.

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Die beiden von Dir erwähnten Filme kenne ich nicht. Ob Matheson einmal klinisch tot war, weiß ich nicht. Er hat sich jedenfalls sehr intensiv mit der Thematik sowie spirituellen Themen auseinandergesetzt und später ein Buch mit dem Titel „The Path: A New Look At Reality“ geschrieben.



    Zitat

    Original von Britt
    Faszinierend finde ich auch, wie Matheson das Lösen vom Körper beschreibt. Dabei merkt man deutlich, wie er um Worte ringt, um das Unerklärliche, das eigentlich nur auf Emfpindungen beruht, dem ahnungslosen materiellen Menschen rüberzubringen ("das richtige Wort ist 'gleiten'").


    Richtig anfangen mit dem Buch werde ich erst heute Abend können; jedoch habe ich es schon (mindestens) zwei Mal gelesen. Ich entsinne mich dieser sehr intensiven und beeindruckenden Schilderungen des Lösens

    . Übrigens ist Matheson der einzige, bei dem mir körperliche Probleme bei einer Zeitreise begegnet sind. In seinem Roman „Somewhere In Time“ muß der Protagonist Richard Collier einiges körperlich durchmachen, nachdem er in die Vergangenheit gereist ist. Das ist ähnlich intensiv ge- und beschrieben wie hier.


    Ich habe derzeit ja nur die amerikanische Ausgabe hier, weil meine deutsche wandert. Ist in der deutschen hinten auch ein Nachwort von Stephen Simon, dem Produzenten der beiden Matheson-Verfilmungen, enthalten?


    Mehr dann später.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Damit Britt sich nicht ganz so alleine fühlt, bevor ich ins Bett gehe, noch ein paar Sätze zu den ersten gelesenen Seiten. (Ich schreibe einen neuen Beitrag, weil ich gerne die von mir verwendete Ausgabe mit verlinken möchte.)



    Ich kann, wie gesagt, nur von der amerikanischen Ausgabe ausgehen. Die beginnt mit einem Vorwort der Autors, welcher meint, das sei ungewöhnlich, bei dieser Thematik aber durchaus notwendig. Einen Teil der von ihm in der Bibliographie erwähnten Bücher kenne und habe ich (vor Jahren) gelesen, so daß mir viele Gedanken vertraut sind.


    Das Motto aus Shakespeares „Hamlet“ lautet im Original übrigens so:


    For in that sleep on death what dreams may come,
    When we have shuffled off this mortal coil,
    Must give us pause.
    (Hamlet, Act III, Sc. 1)


    Die hervorgehobene Stelle ist, nebenbei bemerkt, der Originaltitel des Buches, der - wie der weitere Handlungsverlauf zeigen wird - bedeutend besser paßt als der deutsche.


    Das letzte Wort der "Introduction" lohnt übrigens, sich zu merken (wie auch den Gedankengang).
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Die beiden von Dir erwähnten Filme kenne ich nicht. Ob Matheson einmal klinisch tot war, weiß ich nicht. Er hat sich jedenfalls sehr intensiv mit der Thematik sowie spirituellen Themen auseinandergesetzt und später ein Buch mit dem Titel „The Path: A New Look At Reality“ geschrieben.


    Ja, das merkt man deutlich, besonders an der Quellenangabe hinten drin.
    Diese beiden Filme würde ich übrigens allen, die sich für das Thema interessieren, sehr empfehlen. Ghost ist auch eine Liebesgeschichte - eine sehr schöne, in der Sam dringend noch was auf der Erde erledigen muss (mithilfe eines Mediums - wunderbare Whoopi Goldberg), bevor er sich ins "Sommerland" begibt.
    "The sixth sense" ist ein Thriller, aber einer, den man unbedingt gesehen haben muss- sehr anspruchsvoll, tiefgründig, der das Thema Leben nach dem Tod auf ganz eigene Weise aufgreift.
    Und eine Komödie zum Thema gibt es auch "Rendevouz im Jenseits" mit Bill Murray und Meryl Streep. Trotzdem hier alles ein bisschen auf die Schippe genommen wird doch sehr authentisch und informativ.


    Zurück zum Buch:
    Der Versuch von Perry, Chris für Ann sichtbar zu machen, ging ja mal total in die Hose. Hier wird sehr schön die Existenz paranormaler Fähigkeiten - und aber auch Missbrauch und Versagen und die Gefahr solcher Fähigkeiten aufgezeigt. Bei allem guten Willen zu helfen, wenn man's nicht wirklich kann, sollte man es lieber sein lassen.
    Interessant finde ich, dass der Autor schon zu diesem frühen Zeitpunkt die Existenz der verschiedenen feinstofflichen Körper thematisiert. Der Ätherkörper, der beim "zweiten Tod" zurückgelassen wird, das muss der Körper sein, aus dem die Zombies gemacht sind. Gruselig. Und was passiert mit dem Ätherkörper eigentlich, wenn der Astralkörper ins Jenseits eingeht? Löst der sich auf? Plötzlich war er ja verschwunden und Chris fühlte sich augenblicklich federleicht. Entweder hab ich da was überlesen, oder es kam nicht zur Sprache.


    Si Collier, das Nachwort, von dem du sprichst, ist in der deutschen Ausgabe leider nicht drin. Schweinerei, ich werde mich beschweren! ;-)

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  • What Dreams may come ... ein wunderschöner Titel :anbet Wegen der Verfilmung dieses Buches und wegen I am Legend wollte ich unbedingt einmal etwas von Richard Matheson lesen. Ich habe es bisher nicht bereut. Aber ohne eine Leserunde hätte ich es in meinen SUBs wohl ewig hin und her geschoben, da es nicht meinem normalen "Beuteschema" entspricht.


    What Dreams may come ist daher mein erstes Buch von ihm. Zu lesen ist es sehr angenehm. Ich bin froh, dass ich es mir in Originalsprache angeschafft habe. Zwar werde ich manches nicht richtig verstehen, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass gute Autoren einen eigenen Stil haben, eine "Handschrift" haben und so gut der Übersetzer auch ist, er fügt dem Buch seinen Fingerabdruck hinzu und ich will die Geschichte ohne diesen Fingerabdruck lesen. Im "nullkommanichts" habe ich heute morgen meinen ersten Abschnitt "Sleep of Death" (bis Seite 61) auch schon geschafft.


    Gleich am Anfang bin ich über das Vorwort gestolpert. Er schreibt sonst nie eines ?( :gruebel Zitat: "nur die Charaktere und ihre Beziehungen sind erfunden ... jedes andere Detail stammt aus Nachforschungen...... Trotz der Vielfältigkeit der Veröffentlichungen besteht über den Inhalt eine beharrliche Einheitlichkeit..." Gut dass ich gerade im Wörterbuch nachgeschaut habe ... beim ersten Lesen, hab ich den Abschnitt total mißverstanden. Ich hab ihn irgendwie ironisch aufgefaßt, aber anscheinend glaubt Matheson tatsächlich an ein Leben nach dem Tod....


    ... und damit wären wir auch schon beim ersten Abschnitt. Wie Britt schon erzählt hat, schreibt Matheson sehr eindringlich und bildlich über die Erfahrungen von Chris, als er stirbt und als Toter. Ziemlich nüchtern und klinisch kam jedoch die Beschreibung des Unfalls rüber, der doch eigentlich ziemlich dramatisch ist. Vor kurzem hab ich Gargoyle von Andrew Davidson gelesen und da war es genau umgekehrt. Davidson hatte den fatalen Unfall, bei dem alles anfängt, sehr intensiv beschrieben. Doch ich nehme an, für Mathesons Geschichte ist der Unfall nicht so ausschlaggebend. Chris musste sterben, egal wie, er hätte auch ertrinken oder bei einem Brand umkommen können oder erschossen werden. Am Verlauf der Geschichte hätte es nichts verändert.


    Anns Schmerz fesselt Chris an eine "Daseinsform", die ihm Leid bereitet. Perry kann ihn sehen. Am Friedhof klingt das noch ganz vertrauenswürdig, aber was bitte ist dann bei der Séance passiert? Ist Perry doch ein Schwindler? Da bin ich nicht ganz schlau daraus geworden.


    Anns Einstellung zu der ganzen Sache kann ich gut nachvollziehen. Auch ich glaube nicht an ein "danach" und mir ginge es genauso. Doch wenn man genug liebt und genug Schmerz über den Verlust verspürt, probiert man auch verzweifelte Sachen aus. Doch leider verpatzt es Perry.
    Zu Tränen hat mich der Brief seiner Tochter gerührt. Wie sie die Beziehung ihrer Eltern beschrieben hat. So weit möchte ich auch einmal kommen. Allerdings, das dann wieder zu verlieren ...

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • So, bin auch durch den ersten Abschnitt durch.
    Danke SiCollier für die englische Übersetzung aus Hamlet! Das passt so viel besser! Ich glaube, bei diesem Buch lohnt es sich, irgentwann auch mal das Orginal zu lesen. :rolleyes


    Soweit wurde ja alles schon gesagt, mich fasziniert die Art und Weise, wie Matheson beschreibt auch sehr. Es ist sehr plastisch und wirkt irgentwie nachvollziehbar.
    Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht... :lesend

  • Ich denke nicht, dass Perry ein Schwindler ist, aber er ist natürlich nicht vollkommen fähig, die Geisterwelt zu erfassen. Es gibt ja durchaus hellsichtige Menschen, die noch erdgebundene Verstorbene wahrnehmen können (ich habe selbst so eine Arbeitskollegin), und ich denke, Perry ist so einer. Natürlich machen Menschen Fehler, und so ist er bei dem Versuch, Chris für Ann sichtbar zu machen, weit über das Ziel hinausgeschossen, auch wenn der Anlass noch so edel motiviert war. Der Ätherleib ist ja nach dem materiellen, so wie ich das verstehe, der am nächsten dichteste Körper des Menschen, aber eben seelenlos, denn die Seele ist, wie ich das begreife, im Astralkörper. Chris stand also im Astralkörper daneben und hat beobachtet, wie Perry seinen Ätherleib versucht hat, Gedanken einzugeben und eine Reaktion zu entlocken. Ich schätze, dass es hier Parallelen zu den Zombies gibt.


    Dieses Vorwort, von dem du schreibst, Suzann, gibt es in der deutschen Ausgabe leider auch nicht. Witzig, dass du es zuerst ironisch aufgefasst hast, das ist aber in einer fremden Sprache, und wenn man sie noch so gut kann, auch sicherlich oft nicht genau auszumachen. Ich denke aber, wenn Matheson nicht an ein Leben nach dem Tod glauben würde, hätte er dieses Buch nie geschrieben. Zumindest hätte er es nicht so anschaulich und überzeugend schreiben können. Ich bin sicher, jeder, der sich so intensiv mit der Materie beschäftigt (siehe Quellenanhang), kann gar nicht umhin, an das zu glauben, womit er sich so intensiv beschäftigt hat.
    Ich finde das total mutig, wenn man bedenkt, dass das Buch in den 70er Jahren geschrieben wurde, als man durchaus noch als Durchgeknallt galt, wenn man an ein Leben nach dem Tod und Reinkarnation glaubte. Heute ist das ja schon viel verbreiteter und durchaus gesellschaftsfähig. Hoffe ich zumindest, denn ich kenne inzwischen sehr viele Leute, die daran glauben bzw. entsprechende Erfahrungen gemacht haben.
    Tja, jetzt hoffe ich, ihr haltet mich nicht für Durchgeknallt. :grin

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  • Zitat

    Original von Britt
    Si Collier, das Nachwort, von dem du sprichst, ist in der deutschen Ausgabe leider nicht drin. Schweinerei, ich werde mich beschweren!


    Oder mir bei Interesse eine PN schicken (die auch ankommt, falls ich mich endlich mal dran mache, mein PN-Postfach aufzuräumen.)



    Zitat

    Original von Suzann
    What Dreams may come ist daher mein erstes Buch von ihm. Zu lesen ist es sehr angenehm. Ich bin froh, dass ich es mir in Originalsprache angeschafft habe.


    Das ist nach „Somewhere In Time“ mein zweites von ihm. Gelesen habe ich es das erste Mal auf deutsch, das zweite Mal im Original, und jetzt auch auf Englisch. Die Teile, die ich nicht verstand, fehlten in der deutschen Übersetzung übrigens auch.



    Zitat

    Original von Suzann
    Ich hab ihn irgendwie ironisch aufgefaßt, aber anscheinend glaubt Matheson tatsächlich an ein Leben nach dem Tod....


    Das ist bestimmt nicht ironisch gemeint, sondern ernst. Als ich vor Jahren das erste Mal in Kontakt mit Matheson kam, habe ich mich etwas mit ihm beschäftigt. In einer Besprechung (Quelle weiß ich nicht mehr) hieß es, in „Somewhere In Time“ habe er die Zeit, in „What Dreams May Come“ den Tod transzendiert. Beide Verfilmungen wurden auch vom gleichen Produzenten verwirklicht (wenngleich der zwischenzeitlich seinen Namen geändert hat). Und auch interessant: „Somewhere In Time“ hieß in der ersten Auflage „Bid Time Return.“ Ein Zitat aus Richard II, Act III, Sc. 2. Es steht als Motto vor dem Buch:
    O call back yesterdays,
    bid time return.

    * Denkt laut, daß das auch ein Buch für eine Leserunde wäre, allerdings auf Englisch, da nie eine deutsche Ausgabe erschien. *



    Zitat

    Original von Britt
    Dieses Vorwort, von dem du schreibst, Suzann, gibt es in der deutschen Ausgabe leider auch nicht.


    :yikes Das muß ich gleich mal kontrollieren, wenn mein Buch wieder da ist. Das ist mir nie aufgefallen. (Auch hier gilt: ggf. PN.)



    Zitat

    Original von Britt
    Tja, jetzt hoffe ich, ihr haltet mich nicht für Durchgeknallt.


    Nein, niemals. :grin :schnellweg



    Mehr substantielles von mir später. Wie (anderweitig) schon geschrieben, habe ich (beruflich) zwei recht üble Wochen hinter mir, wodurch bei mir lesemäßig alles durcheinander geraten ist (obwohl ich schon nur einen sehr kurzen Leseplan habe). Doch in ein, zwei Tagen sollte ich aufgeholt haben.


    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier



    Das ist bestimmt nicht ironisch gemeint, sondern ernst. Als ich vor Jahren das erste Mal in Kontakt mit Matheson kam, habe ich mich etwas mit ihm beschäftigt. In einer Besprechung (Quelle weiß ich nicht mehr) hieß es, in „Somewhere In Time“ habe er die Zeit, in „What Dreams May Come“ den Tod transzendiert. Beide Verfilmungen wurden auch vom gleichen Produzenten verwirklicht (wenngleich der zwischenzeitlich seinen Namen geändert hat). Und auch interessant: „Somewhere In Time“ hieß in der ersten Auflage „Bid Time Return.“ Ein Zitat aus Richard II, Act III, Sc. 2. Es steht als Motto vor dem Buch:
    O call back yesterdays,
    bid time return.

    * Denkt laut, daß das auch ein Buch für eine Leserunde wäre, allerdings auf Englisch, da nie eine deutsche Ausgabe erschien. *


    Bisher könnte ich dir zustimmen, denn der Schreibstil gefällt mir sehr gut.
    Aber erst mal abwarten, ob ich jemals zum Ende es Buches komme :lache

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Aber erst mal abwarten, ob ich jemals zum Ende es Buches komme :lache


    Ach, ich denke schon. So dick ist das Buch ja nicht, und (zumindest geht es mir so) wenn man erst mal drin ist im Fremdsprachenlesen, geht es recht gut. Zumal Matheson für meine Begriffe recht verständlich schreibt.


    Ich habe übrigens gestern meine Darkover-Leserunde beendet (bzw. das Buch). Interessanterweise mußte ich dabei sehr an dieses hier denken, weil teilweise gleiches Gedankengut auftauchte. (Spoilert den weiteren Verlauf dieses Buches hier):

    Insofern paßt "What Dreams May Come" jetzt sehr gut; es ist ab heute mein Hauptbuch.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zentnerweise Asche auf mein Haupt - natürlich steht das Vorwort auch in der deutschen Ausgabe. Ich habe es nur schlicht überblättert; habe mich davon täuschen lassen, dass das Hamlet-Zitat erst danach kam. :bonk
    Auf die Idee, dass vor dieser Zitat-Seite noch ein Vorwort zu finden ist, bin ich nicht gekommen. Muss aber zu meiner Verteidigung sagen, die Seiten klebten leicht aneinander. Sch... gebrauchte Bücher!
    Ich gebe zu, die deutsche Übersetzung des Hamlets klingt etwas steif, und ich bedaure zum weiß-nicht-wievielten Mal, dass mein Englisch nicht gut genug ist, um das Buch im Original zu lesen.


    Noch was zum ersten Teil:
    Chris' außerkörperliche Erfahrungen - z. B. uf Seite 29, dass er den Schmerz wegdenken kann, sobald ihm bewusst wird, das er ihn nicht braucht, bestärkt mich in der Auffassung, dass wir sind, was wir denken. Leider funktioniert das in unserer dreidimensionalen materiellen Welt nicht so gut wie in der körperlosen, dazu ist die Materie und unser Denken offenbar zu träge. Schade. Wieviel Aspirin und Ibuprofen man doch sparen könnte! Was den Schmerz in unserem irdischen Leben betrifft macht das natürlich Sinn - der Schmerz hat ja eine Funktion, er soll uns warnen, dass unser Körper in Gefahr ist, den wir ja hier brauchen, um uns auf der Erde bewegen zu können. Aber die Grundaussage, dass das Bewusstsein entscheidet wie wir uns fühlen und darauf enorm Einfluss nehmen kann, funktioniert ja auch in der materiellen Welt, nur nicht so unmittelbar. Es braucht mehr Anstrengung, läuft träger, unbewusster ab und braucht mehr Zeit. Aber Hypnose ist ein gutes Beispiel dafür - einfach eine Änderung des Bewusstseinszustandes und man kann Dinge wie z. B. Schmerz ausblenden.


    Ich finde die Sichtweise (oder man könnte es auch Erkenntnis nennen) faszinierend, dass eigentlich alles, was wir denken und erleben eine Frage unseres Bewusstseins ist; das Bewusstsein entscheidet, wie wir eine Situation erleben. Wenn wir mit irgendetwas ein Problem haben, weist uns der Körper darauf hin, z.B. mit Krankheit oder Schmerz. Ich musste an Dahlkes "Krankheit als Weg" denken, und daran, dass Gesundung ja auch immer eine Art Bewusstwerdung ist.

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Zitat

    Original von Britt
    Ich finde die Sichtweise (oder man könnte es auch Erkenntnis nennen) faszinierend, dass eigentlich alles, was wir denken und erleben eine Frage unseres Bewusstseins ist; das Bewusstsein entscheidet, wie wir eine Situation erleben.


    Eine Überlegung, die mir schon öfters begegnet ist. „Krankheit als Weg“ kann einem sicher in den Sinn kommen.


    Ich habe gestern Abend ein Stück weitergelesen (leider nicht so weit wie ich kommen wollte), und dabei bemerkt, daß mir von den Details doch vieles entfallen ist; nur „die große Linie“ habe ich noch im Kopf. Hier im Buch kommen Chris’ Zweifel über seine Situation sehr schön zum Ausdruck; im Film ist das (zwangsweise) etwas flach geraten. Wenngleich sich Chris schon sehr an seine Traumtheorie klammert. Aber wer weiß, wie wir reagieren würden. ;-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    ... und beim Lesen bemerkt, daß mir von den Details doch vieles entfallen ist; nur „die große Linie“ habe ich noch im Kopf.


    Leider geht mir das auch so, weil ich dieses überaus faszinierende Buch zwar vor einiger Zeit als Wanderbuch gelesen habe, im Moment aufgrund meines bevorstehenden Umzuges aber kaum mehr zum Lesen komme. Drum Entschuldigung bitte, wenn ich nicht ganz so intensiv an der LR teilnehmen kann, wie ich es mir wünschen würde ...

  • Zitat

    Original von Booklooker
    :yikes Ich bin sooooo langsam. Ich bin noch dabei, habe aber noch nicht mal den ersten Abschnitt geschafft.


    Nur keine Panik, so viel schneller bin ich auch nicht. (Ich kann nur weiter vorne schon mitschreiben, weil ich das Buch schon mindestens zwei Mal gelesen habe). :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • So, diesen Abschnitt durch (und den nächsten zur Hälfte auch).



    Die Beschreibung von Chris’ Beerdigung ist ... gespenstisch. Er ist schon sehr stur, was seinen Standpunkt betrifft. Ob man wohl wirklich seiner eigenen Beerdigung beiwohnt? Das gäbe dann bisweilen möglicherweise ein „böses Erwachen“.



    Seite 29: Nothing as I thought it had been. Nothing as I hoped it had been. Only as it had been.
    Das ist dann wohl (wie es später auch heißt) das, was man landläufig als „Fegefeuer“ bezeichnet.



    Seite 30, fällt mir erst jetzt (beim wiederholten Lesen) auf, daß das eine wichtige Stelle ist:
    I was in a cottage somewhere, looking at an old man lying on a bed. Two people sat nearby, a white-haired woman and a middle-aged man.
    Sollte man sich im Hinterkopf behalten.



    Seite 37 ist mir auch ein Satz ins Auge gestochen:
    I don’t believe in survival after death,“ (...)
    (Ich glaube nicht an das Leben nach dem Tod,“ (...)

    (Hervorhebung und sinngem. Übersetzung von mir.)


    Das Wort „glaube“ ist ein „Kasus Knacktus“ und gibt sehr schön die Bruchlinie zwischen den Überzeugungen an.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat


    Seite 30, fällt mir erst jetzt (beim wiederholten Lesen) auf, daß das eine wichtige Stelle ist:
    I was in a cottage somewhere, looking at an old man lying on a bed. Two people sat nearby, a white-haired woman and a middle-aged man.
    Sollte man sich im Hinterkopf behalten.


    Ich hab mich schon gefragt, was das wohl zu bedeuten hat. Erfährt man das denn später im Buch? Kommt er irgendwann drauf zurück? Muss ich wohl überlesen haben.


    Na ja, ich hab das eh nicht zum letzten Mal gelesen. :-)

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)