'Das Ende ist nur der Anfang' - Seiten 073 - 176

  • Original von SiCollier


    Ich habe mit Begeisterung mehrfach die Huch'sche Beethovenbiographie gelesen. Die konnte ich streckenweise auswendig. Im Gedächtnis blieb mir immer der einsame, verbitterte Mann, der alleine durch die Fluren spazierte. Auch die Poster, die ich an der Wand hängen hatte, zeigten eher diesen Mann denn den „Salonlöwen“. Und dann natürlich „täglich die Fünfte“. Aber, und das müßte historisch korrekt sein, er war ein Freigeist und der erste freischaffende Künstler (zumindest im Bereich der Musik).


    Auch wenn es vom Thema abschweift, fand ich es schön zu lesen, dass es noch jemanden gibt, der sich so intensiv mit einem Komponisten befasst hat. Mir erging es ähnlich mit Mozart. Ich habe auch mit begeisterter Faszination seine sämtlichen Biographien "auswendig gelernt" und hatte Bilder von ihm an der Wand, die ihn meist eher traurig zeigten, obwohl Mozart nun wirklich kein bekümmerter Mensch und Einzelgänger war, sondern im Gegenteil ein Freigeist mit ganzem Einsatz, der das Leben in vollen Zügen genoss und es nach langem Kampf mit seinem Vater irgendwann endlich geschafft hat, sich von den einengenden Fesseln des Hofes zu lösen und ein freischaffender Künstler zu sein - wenn ich mich nicht irre, war ER sogar der Erste noch vor Beethoven! Beowulfs Vergleich "der wahre Falco seiner Zeit" passt auch hier einfach wunderbar, was sich später in Falco´s Song "Rock me Amadeus" grandios widerspiegelt.


    Original von SiCollier


    Ich dachte schon, ich wäre der einzige, dem der Film gefallen hat.


    Ich habe mir den Film bisher noch nicht angeschaut, wollte es eigentlich erst nach der LR tun, um nichts durcheinanderzubringen. Aber da die Diskussion hierüber nun so entflammt ist, werde ich das vielleicht doch vorziehen und bin mal gespannt, wie er mir gefällt...

  • Original von Britt


    Ich z. B. halte Gott nicht für einen gütigen alten Mann mit langem weißen Bart, der uns von irgendwo oben oder aus einer anderen Dimension heraus regiert, sondern für mich ist Gott durchaus eine Energieform - und damit nicht genug. Mein Gottesbegriff umfasst die gesamte Energie des Universums, die Energie in jedem Menschen, jedem Tier, jeder Blume, jedem Baum ... also die Gesamtenergie von allem was ist. So gesehen sind wir alle Teile von Gott, die sich durch ihre Konfrontation mit der Materie selbst erkennen sollen, um später (nachdem wir in Summerland fertig sind) sich wieder mit der Gesamtenergie - also Gott - zu vereinigen, nur eben bewusster als zuvor. Das sagt für mich auch das Gleichnis vom verlorenen Sohn aus - die Rückkehr in die Einheit Gott. Ganz egal, welche Fehler und Irrtümer wir in unserem Erdenleben begangen haben, sie waren wichtig, um daraus zu lernen, um mit all unseren Erfahrungen - guten wie schlechten - ganz zu werden (heil zu werden sagt Dethlefsen). Deshalb nimmt Gott den verlorenen Sohn auch trotz all seiner Verfehlungen mit offenen Armen auf. Wenn wir also Gott als Energiewesen begreifen, dass Teile von sich aussendet, mit dem Zweck, sich selbst zu erfahren und heil zu werden, begreifen wir uns weder als willkürlich regiert noch fremdgesteuert, sondern wir erkennen, dass wir ausgesandt wurden, um uns zu vervollkommnen - im Positiven wie im Negativen, von der Polarität zur Einheit.


    Das hast Du ganz toll gesagt, ich empfinde es Wort für Wort genauso.

  • Zitat

    Original von C.N.
    Insofern hatte ich das Gefühl, dass man dort erst einmal einen weiteren Lernweg vor sich hat, der je nach Entwicklungsstand des Bewusstseins kürzer oder länger sein kann. Von den grenznahen Bereichen Sommerlands ganz zu schweigen, wo Menschen nicht aus ihrer Haut können und immer noch ein "Maschendrahtzaun"-armes Leben führen.


    :write So habe ich das auch verstanden.



    @ C.N.
    Falls es noch nicht zu spät ist: der Film unterscheidet sich in manchen Dingen sehr vom Buch. Um nichts durcheinander zu bringen, würde ich beide nicht parallel lesen/schauen, sondern mit ein paar Tagen Abstand. :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Vivian
    Da ich keiner Religion zugehörig bin, kann ich mir ein Leben nach dem Tod nur schwer vorstellen. Trotzdem hoffe ich, dass es das gibt wie z. B. Sommerland.


    Ich gehöre auch keiner Religion an und hab auch ein wenig ein gespaltenes Verhältnis zur Kirche. Aber ich betrachte mich als eine Art "Freidenker" und bin überzeugt, dass wir nicht aus irgendwelchen zufällig mutierenden Zellen entstanden sind, sondern dass es schon einen Sinn, eine höhere Ordnung hinter dem Leben gibt.
    (Vielleicht schon aus Protest, weil unsere Lehrer uns immer so verbissen davon überzeugen wollten, dass die Materie VOR dem Geist dagewesen sein muss. :grin - Bin im Osten aufgewachsen. :rolleyes )


    Zitat

    Original von C.N.
    PS. Mir kam Sommerland am Anfang irgendwie so einsam und verlassen vor. Chris konnte ja von Glück reden, wenigstens Albert an seiner Seite zu haben und seinen Hund wiederzutreffen... Insofern hoffe ich, dass ich dort am Anfang auch erst mal ein paar mir sehr vertraute, liebe Menschen wiederfinde, um mich nicht so verloren zu fühlen und all das Schöne genießen zu können.


    Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass Chris zunächst nicht überfordert werden wollte/sollte. Wahrscheinlich wäre er kollabiert (wenn das ohne Körper überhaupt geht), wenn da ein ganzes Empfangskommitte vor ihm gestanden hätte. :grin
    Aber das heißt ja nicht, dass das bei jedem so ist. Ich erinnere mich an meinen Vater, der schon vor seinem Tod in die Luft griff, als ob er jemanden berühren wollte. Oder daran, was Bea Hellmann in ihrer Leserunde über das Sterben ihrer Mutter schrieb.
    Sicher ist es möglich, dass deine Begleiter dich empfangen, wenn du dir das wünschst. Ich glaube, wenn du an sie denkst, werden sie da sein. ;-)

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Britt ()

  • @ SiCollier


    Du hattest mir damals, als ich Dein Wanderbuch las, ja schon geraten, besser den Film nicht gleichzeitig anzuschauen, woran ich mich auch dankbar gehalten habe, weil ich sonst in der LR bestimmt alles durcheinander geworfen hätte.


    Leider komme ich im Moment kaum zum Lesen, so dass ich an unserer LR nur aus meiner Erinnerung teilnehmen kann, der Umzugsstress raubt fast all meine Zeit. Insofern habe ich jetzt eigentlich genügend Abstand und hätte den Film dieses Wochenende sehr gern gesehen, um herauszufinden, wie er mir gefällt, nachdem ich so verschiedene Reaktionen gelesen habe.


    Doch auch dies scheiterte bis jetzt an meinem Umzugschaos, weil die Kabel erst wieder korrekt sortiert werden müssen. Ich hoffe, ich schaffe das noch während der LR...

  • Zitat von Britt


    Aber ich betrachte mich als eine Art "Freidenker" und bin überzeugt, dass wir nicht aus irgendwelchen zufällig mutierenden Zellen entstanden sind, sondern dass es schon einen Sinn, eine höhere Ordnung hinter dem Leben gibt.


    Mir geht es ganz genauso, obwohl ich mich manchmal direkt frage, woher meine zutiefste Überzeugung eigentlich kommt und wann sie begann? Denn ich habe nicht die geringsten Zweifel an einem tieferen Sinn und dem Weiterleben nach unserem Tod, obwohl ich sonst so sehr von allem überzeugt werden möchte, bevor ich etwas glaube.


    Falls ich mich recht entsinne, begann es damals, als ich "Krankheit als Weg" las, da wurden mir so viele Zusammenhänge plausibel zwischen dem Offenbaren und dem Dahinterverborgenen. Und seit dem habe ich alles immer so betrachtet, was soll mir eigentlich gesagt werden?


    Es erscheint mir absurd und viel zu simpel, wenn das ganze faszinierende Weltall, alles komplizierte Leben, Menschen, die in der Lage sind, Dinge zu spüren, die uns zunächst unerklärlich erscheinen, Wunderkinder mit riesen Talenten von frühester Kindheit an, die Dinge, die Menschen von Nahtoderfahrungen berichten, um nur ganz wenige Beispiele zu nennen, wenn all das nur just for fun reiner Zufall sein soll?

  • Original von C.N.
    Mir kam Sommerland am Anfang irgendwie so einsam und verlassen vor. Chris konnte ja von Glück reden, wenigstens Albert an seiner Seite zu haben und seinen Hund wiederzutreffen... Insofern hoffe ich, dass ich dort am Anfang auch erst mal ein paar mir sehr vertraute, liebe Menschen wiederfinde, um mich nicht so verloren zu fühlen und all das Schöne genießen zu können.


    Original von Britt
    Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass Chris zunächst nicht überfordert werden wollte/sollte. Wahrscheinlich wäre er kollabiert (wenn das ohne Körper überhaupt geht), wenn da ein ganzes Empfangskommitte vor ihm gestanden hätte. Aber das heißt ja nicht, dass das bei jedem so ist. Ich erinnere mich an meinen Vater, der schon vor seinem Tod in die Luft griff, als ob er jemanden berühren wollte. Sicher ist es möglich, dass deine Begleiter dich empfangen, wenn du dir das wünschst. Ich glaube, wenn du an sie denkst, werden sie da sein.


    Deine Worte beruhigen mich etwas. Ich hoffe, dass mein Wunsch, meine Gedanken daran wirklich anfangs schon ausreichen werden, um es wahr werden zu lassen, denn Chris kann anfangs vieles noch nicht mit seinen Gedanken bewirken, was Albert längst erlernt hat. Aber die Vorstellung von diesem herrlichen Empfangskomitee zu meiner Begrüßung aus all den Menschen, die ich geliebt und geschätzt habe, das wäre einfach überwältigend schön...


    Dass Du das Gefühl hattest, Dein Vater griff in die Luft, als wolle er jemanden berühren, ist wunderschön. Aber vielleicht hat er auch nur das vielbeschriebene Licht am Ende des Tunnels gesehen, das alle Sterbenden beschrieben haben, die überlebten, und hat seine Arme danach ausgestreckt?


    Ich freue mich unendlich darauf, alle meine wirklichen Herzensmenschen eines Tages wiederzusehen!!!

  • Zitat

    Original von C.N.
    Mir geht es ganz genauso, obwohl ich mich manchmal direkt frage, woher meine zutiefste Überzeugung eigentlich kommt und wann sie begann?


    Das ist eine verdammt gute Frage! Genau die stelle ich mir schon seit meiner Kindheit. Ich bin ja, wie du weißt, komplett atheistisch erzogen worden und habe nie was von Gott und den Engeln o. ä. zu hören bekommen. Trotzdem habe ich in meiner frühesten Kindheit (in der ich unter übelsten Alpträumen litt) angefangen zu meinem Schutzengel zu beten. Jeden Abend vorm Einschlafen hab ich darum gebeten, keine Alpträume zu haben. Und - was soll ich sagen - es hat funktioniert! Jedesmal aufs Neue.


    Und noch heute frage ich mich: Woher wusste ich von der Existenz von Schutzgeistern? Und wieso vertraute ich ihnen so? Habe ich mich "erinnert"?

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Zitat von Britt


    Trotzdem habe ich in meiner frühesten Kindheit (in der ich unter übelsten Alpträumen litt) angefangen zu meinem Schutzengel zu beten. Jeden Abend vorm Einschlafen hab ich darum gebeten, keine Alpträume zu haben. Und - was s[oll ich sagen - es hat funktioniert! Jedesmal aufs Neue. Und noch heute frage ich mich: Woher wusste ich von der Existenz von Schutzgeistern? Und wieso vertraute ich ihnen so? Habe ich mich "erinnert"?


    Ich habe auch unter übelsten Alpträumen in meiner Kindheit gelitten, nur damals war ich noch nicht so weit, Schutzengel zu meiner Hilfe zu rufen. Aber ich hatte später mal ein Erlebnis, was mich tief geprägt hat, als eine Freundin zu mir sagte, schau doch nicht weg, wenn es ganz schrecklich wird, sondern versuch mal hinzuschauen. Ich fand das damals absurd, mich im Schlaf steuern zu können und es zu ermöglichen hinzuschauen! Es klappte auch nicht auf Anhieb, aber es klappte tatsächlich irgendwann, in gar nicht allzu ferner Zeit, man kann also schon zu Lebenzeiten auf dieser Erde mit Gedanken so viel erreichen, das weiß ich seit dem!

  • Zitat

    Original von C.N.
    Dass Du das Gefühl hattest, Dein Vater griff in die Luft, als wolle er jemanden berühren, ist wunderschön. Aber vielleicht hat er auch nur das vielbeschriebene Licht am Ende des Tunnels gesehen, das alle Sterbenden beschrieben haben, die überlebten, und hat seine Arme danach ausgestreckt?


    Das habe ich in der Hellmann-LR schon geschrieben; so etwas ähnliches geschah beim Tod meines Vaters auch. Er war seit langem gelähmt, aber zwei Tage vor seinem Tod fing er plötzlich über Stunden an, mit den (eigentlich unbeweglichen) Armen zu gestikulieren und schien sich mit jemandem zu unterhalten, jedoch nicht mit uns, die wir alle um sein Bett versammelt waren. Als ob noch jemand im Raum gewesen wäre.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")