'Das Ende ist nur der Anfang' - Seiten 177 - 233

  • Ich hole hier mal ein Thema aus Teil 2 rüber, das mit der Selbstbestimmung (ich glaube, dort von Suzann angeschnitten) zu tun hat, weil mir das im dritten Abschnitt wieder eingefallen ist. Im Zusammenhang mit Anns vorbestimmten Todeszeitpunkt. Dass Anns Tod im Alter von 72 Jahren vorgesehen war, zeigt ja, dass für uns schon eine Art Lebensplan vorgesehen ist, den wir nach Möglichkeit um unserer selbst willen einhalten sollten.
    Da wir aber einen freien Willen haben, liegt es an uns, ob wir uns an ihn halten oder nicht. Gleich den Schulkindern, deren Lernprogramm vorgegeben ist, aber ob sie aufpassen oder Schule schwänzen, ist ihre Sache.
    Schwierig dabei find ich eben, herauszufinden, was das Leben von uns will, was wir in diesem Leben „lernen“ bzw. erreichen sollen/wollen. Ich glaube, umso mehr wir auf Zeichen achten, auf die leisen Signale hören, uns hin und wieder fragen „Warum passiert das jetzt gerade mir? Was will mir das Leben damit sagen?“, dann schaffen wir es vielleicht wirklich, unseren Plan für dieses Leben wenigstens annähernd zu erfüllen. Ein schöner Gedanke.
    Aber es ist und bleibt doch eine Art Blinde-Kuh-Spiel. Man wird mit verbundenen Augen ins Leben geworfen und soll seinen Weg finden.


    Was Chris da auf sich nimmt, finde ich beachtlich. Ich glaube, ich hätte Angst. Ich bin sogar sicher, dass ich die Hosen gestrichen voll hätte.
    Aber ich kann auch verstehen, dass er keine Ruhe finden würde, wenn er es sich in Summerland gut gehen lassen würde, in dem Bewusstsein, wo Ann jetzt abhängt ...


    Dass man sich für's "vom Weg abkommen" so bestraft, wie sie es tut, find ich schon heavy. :rolleyes

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Na ja, die katholische Kirche im Mittelalter (wo die Päpste wohl sein mögen :grin) hat die Höllenqualen nach Jahrtausenden für die Buße bemessen (oder sollte man bezahlen lassen sagen)?

  • Zitat

    Original von beowulf
    (wo die Päpste wohl sein mögen :grin )


    Na, bei ihrem Chef natürlich. :grin



    Zitat

    Original von Britt
    Dass Anns Tod im Alter von 72 Jahren vorgesehen war, zeigt ja, dass für uns schon eine Art Lebensplan vorgesehen ist, (...)


    Jetzt könnte ich ja behaupten, Matheson habe bei Kurt Wilhelm abgeschrieben. :grin Den Gedanken findet man nämlich auch im „Brandner Kaspar“. Dieser trickst ja den Tod aus. Die zugewonnene Lebensspanne muß anderweitig abgezweigt werden. Also stirbt Marei genau 18 Jahre früher als „geplant“ - eben die 18 Jahre, die der Brandner länger lebt bzw. leben will.



    Zitat

    Original von Britt
    „Warum passiert das jetzt gerade mir? Was will mir das Leben damit sagen?“,(...)


    Spätestens seit Dethlefsen frage ich mich das auch immer wieder mal. Ohne jedoch deswegen einer Antwort näher zu kommen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Britt


    Dass Anns Tod im Alter von 72 Jahren vorgesehen war, zeigt ja, dass für uns schon eine Art Lebensplan vorgesehen ist, den wir nach Möglichkeit um unserer selbst willen einhalten sollten. Da wir aber einen freien Willen haben, liegt es an uns, ob wir uns an ihn halten oder nicht. Gleich den Schulkindern, deren Lernprogramm vorgegeben ist, aber ob sie aufpassen oder Schule schwänzen, ist ihre Sache.


    Das hat mich im Buch zutiefst geschockt, dass Anns Tod im Alter von 72 Jahren vorgesehen war und sie ohne die Rettung durch Chris bis zu dieser Zeit in der fürchterlich beschriebenen Hölle zwischen Erde und Sommerland hätte schmoren müssen. Unfassbar! Da hoffen doch die Menschen, die einen Freitod wählen, sich von den Qualen ihres Lebens zu befreien, die sie nicht mehr ertragen können, und geraten in einen noch unerträglicheren Zustand, dem sie dann gar nicht mehr entkommen können.


    Insofern haben wir doch überhaupt keinen freien Willen und können wie Schulkinder wählen, ob wir lernen oder nicht mit lediglich der Konsequenz, es später im Berufsleben vielleicht mal schwerer zu haben als andere. Sondern wir sind gezwungen, alles durchzumachen und zu ertragen, ob wir wollen oder nicht, weil uns ansonsten noch Grausameres blüht.

  • Original von Britt
    Schwierig dabei find ich eben, herauszufinden, was das Leben von uns will, was wir in diesem Leben „lernen“ bzw. erreichen sollen/wollen. Ich glaube, umso mehr wir auf Zeichen achten, auf die leisen Signale hören, uns hin und wieder fragen „Warum passiert das jetzt gerade mir? Was will mir das Leben damit sagen?“, dann schaffen wir es vielleicht wirklich, unseren Plan für dieses Leben wenigstens annähernd zu erfüllen.


    Original von SiCollier
    Spätestens seit Dethlefsen frage ich mich das auch immer wieder mal. Ohne jedoch deswegen einer Antwort näher zu kommen.



    Ich habe das Gefühl, dass man wohl frühestens am Lebensende einigermaßen einzuschätzen vermag, was unser Lebensweg uns wirklich lehren wollte. Der Gesamtüberblick wird dies wahrscheinlich ermöglichen, während man sich zuvor oft vergebens bemüht, auf so viele Fragen und Schicksalsschläge sinnvolle Antworten zu finden. Eigentlich ist das ja auch nach gewissen Lebensabschnitten schon spürbar, manchmal begreift man plötzlich Dinge, die man vor Jahren so nie hätte einordnen können, unter denen man vielleicht furchtbar gelitten hat und auf einmal doch etwas Positives daraus ziehen kann.

  • Zitat

    Original von C.N.
    Eigentlich ist das ja auch nach gewissen Lebensabschnitten schon spürbar, manchmal begreift man plötzlich Dinge, die man vor Jahren so nie hätte einordnen können, unter denen man vielleicht furchtbar gelitten hat und auf einmal doch etwas Positives daraus ziehen kann.


    Ja, genau das meine ich auch. Und manchmal (ganz selten) denke ich auch, das direkt in der Situation ahnen zu können. Und für den Rest, den wir im Leben nicht kapieren, gibt es ja dann danach die "Rückschau". ;-)

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Ich sehe das manchmal viel banaler. Der Sinn des Lebens mag für einen Menschen auch sein, dass er an einem bestimmten Tag seines Lebens ein durchgehendes Pferd aufhält und damit verhindert, dass der Großvater von Florence Nightingale ums Leben kommt. Will heißen dieser Mensch selbst weiß den sinn seines Lebens im diesseitigen Leben nie, deshalb gab es ihn doch.

  • Im Moment bin ich gerade auf Chris und Ann eifersüchtig. Es ist so herrlich, wie Matheson durch Chris immer wieder diese Beziehung beschreibt. Einen Seelenpartner zu haben, ihn auch noch zu finden, mit jemanden so zu harmonieren, stelle ich mir sehr schön vor. Chris und Ann sind einander so verbunden, dass Chris sogar in Summerland spürt oder ahnt, dass mit seiner anderen Hälfte etwas gar nicht in Ordnung ist. Und er hat recht. Ann tut sich etwas an. Das ist die Schattenseite einer so innigen Beziehung. Alleine ist man unvollständig und bewältigt das Leben nicht.


    Die Strafe: Ann muss solange in ihrer selbst geschaffenen "Hölle" leben, bis ihre eigentliche Sterbenszeit gekommen wäre. Das ist hart. Chris kann den Gedanken nicht ertragen und macht sich auf die Suche nach ihr. Zuerst mit Unterstützung von Albert, der Erfahrung mit den unteren Sphären an, in denen die weniger guten und schlechten Menschen gelandet sind. Jeder schafft sich seine Hölle selbst, wie Matheson anhand von ein paar Beispielen gut beschreibt. Der Geschäftsmann Mark, die Frau in Fäden eingesponnen... Hier kommt mir wieder der Gedanke, dass man sich auch schon auf der Erde seine eigene Hölle schafft, wenn man nicht ein bisschen über seinen Tellerrand hinausblicken will, wenn man selbstgerecht seinen Weg geht, die eigene Meinung über alles stellt, sich für perfekt hält. Man merkt gar nicht, was einem an Lebensqualität entgeht und man "quält" seine Mitmenschen mit diesem Verhalten.


    Auf dem Weg zu Ann muss Chris wieder mehr Substanz annehmen, dickere Luft atmen, Schuhe tragen, er muss wieder körperlicher werden, mit all den Zwängen, die einen das auferlegt. Wenn ich bedenke, was auf der Welt für ein Körperkult getrieben wird, wo es oft nur auf den äußeren Schein ankommt. Und Matheson beschreibt es als Strafe, sehr passend.


    Die Höllen in der Hölle: Ich musste mehrmals schlucken, als ich das gelesen habe. Was werden sich diese Menschen in ihrem Leben wohl zuschulden haben kommen lassen, um da zu enden? Waren das Mörder oder Sadisten oder reicht schon weniger, um da hin zu kommen? Chris´Bewußtsein war nur ein paar Momente in deren Fängen und doch kommt es ihm wie eine Ewigkeit vor. Warum ist er so anfällig für diese negativen "vibrations"? Das ist wieder so analog zu unserem Leben. Wir lassen uns so leicht runterziehen, von anderen. Wir passen uns an. Wir pendeln uns auf niedrigeren Niveau ein. Wir rechtfertigen "schlechte" Taten, unterlassene gute Taten damit, dass es die anderen ja auch so halten.


    Mir schwirrt noch viel mehr im Kopf herum, aber jetzt lass ich es mal gut sein. Noch eine Frage an fleißigere Matheson-Leser als ich einer bin: "Sind alle seine Bücher in diesem Stil geschrieben? Oder sind andere Bücher weniger kopflastig? Hat jemand "I am a Legend" schon gelesen und kann es empfehlen? Diese Thematik interessiert mich nämlich auch sehr. Der Gute mutiert in einer veränderten Welt zum Monster, obwohl er sein Verhalten nicht ändert..."

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich sehe das manchmal viel banaler. Der Sinn des Lebens mag für einen Menschen auch sein, dass er an einem bestimmten Tag seines Lebens ein durchgehendes Pferd aufhält und damit verhindert, dass der Großvater von Florence Nightingale ums Leben kommt. Will heißen dieser Mensch selbst weiß den sinn seines Lebens im diesseitigen Leben nie, deshalb gab es ihn doch.


    Interssantes Beispiel. Das wird er natürlich nie erfahren. Aber ich denke, es gibt so kleine Zeichen auf dem eigenen Entwicklungsweg, woran man merkt - manchmal erst Jahre später - dafür war es gut, dieses Ereignis damals hat mir für dies und jenes den Weg geebnet. Jedenfalls bei mir ist es so.


    Zitat

    Original von Suzann
    Warum ist er so anfällig für diese negativen "vibrations"? Das ist wieder so analog zu unserem Leben. Wir lassen uns so leicht runterziehen, von anderen. Wir passen uns an. Wir pendeln uns auf niedrigeren Niveau ein. Wir rechtfertigen "schlechte" Taten, unterlassene gute Taten damit, dass es die anderen ja auch so halten.


    Ja, genauso ist das, leider. Man schwimmt ungern gegen den Strom, passt sich seiner Umgebung an. Denn gegen den Strom schwimmen ist anstrengend. Der Weg des geringsten Widerstands ist immer, sich anzupassen. Gerade wenn man sehr offen für die Schwingungen der anderen Menschen ist. Unsere Umwelt beeinflusst uns mehr, als uns manchmal bewusst ist und als wir zugeben wollen.


    Mir fällt auf, dass Matheson das Wort "Strafe" ablehnt, und das, was Ann passiert, Gesetz nennt. Es gibt ja auch niemanden, der einen bestraft. Wenn man es überhaupt Strafe nennen will, dann sind wir selbst es, die sich bestrafen, indem wir in unseren negativen Überzeugungen haften bleiben, nicht die Kraft finden, uns davon zu befreien.

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich sehe das manchmal viel banaler. Der Sinn des Lebens mag für einen Menschen auch sein, dass er an einem bestimmten Tag seines Lebens ein durchgehendes Pferd aufhält und damit verhindert, dass der Großvater von Florence Nightingale ums Leben kommt. Will heißen dieser Mensch selbst weiß den sinn seines Lebens im diesseitigen Leben nie, deshalb gab es ihn doch.


    Gutes Beispiel! Das denke ich auch, dass wir manchmal einfach nur gut für die Situation eines anderen Menschen sind und das nie wissen werden... Wichtig ist eben nicht nur jedes einzelne kleine Puzzleteil, sondern auch das Ineinandergreifen aller Puzzleteile, um zusammen das fertige Bild zu ergeben, das erst am Ende für uns sichtbar wird.

  • Bin derzeit etwa in der Mitte dieses Abschnitts, den ich heute noch beenden möchte.



    Zitat

    Original von C.N.
    Das hat mich im Buch zutiefst geschockt, dass Anns Tod im Alter von 72 Jahren vorgesehen war und sie ohne die Rettung durch Chris bis zu dieser Zeit in der fürchterlich beschriebenen Hölle zwischen Erde und Sommerland hätte schmoren müssen.


    Diese Vorstellung war für mich (beim ersten Lesen) auch neu, wenngleich an dem Gedanken etwas dran ist. Problematisch ist halt wieder der Zeitfaktor, aber als Menschen können wir nur wie Menschen denken und uns etwas vorstellen.



    Zitat

    Original von C.N.
    Insofern haben wir doch überhaupt keinen freien Willen (...)


    Das ist ein weites Thema. Mein derzeitiger Stand ist, daß wir frei wählen können, ob wir uns (um diesen Begriff zu gebrauchen) Gottes Gesetzen freiwillig fügen - oder nicht. Mehr Freiheit kann ich momentan nicht erkennen.



    Zitat

    Original von C.N.
    Sondern wir sind gezwungen, alles durchzumachen und zu ertragen, ob wir wollen oder nicht, weil uns ansonsten noch Grausameres blüht.


    :write Eben, ergibt sich auch aus Vorigem.



    Zitat

    Original von beowulf
    Ich sehe das manchmal viel banaler. Der Sinn des Lebens mag für einen Menschen auch sein, dass er an einem bestimmten Tag seines Lebens ein durchgehendes Pferd aufhält und damit verhindert, dass der Großvater von Florence Nightingale ums Leben kommt. Will heißen dieser Mensch selbst weiß den sinn seines Lebens im diesseitigen Leben nie, deshalb gab es ihn doch.


    Aber dafür ein Leben lang Leid und Schmerz, nur um ein Pferd aufzuhalten? Das ist ziemlich zynisch dem „Pferdeaufhalter“ gegenüber, oder?



    @ Suzann
    Ohne jetzt Dein Post zu zitieren, der Gedanke der „selbst geschaffenen Hölle“ findet sich auch in Charles Dickens’ „A Chrismas Carol“. Als Jacob Marley als Geist dem Scrooge erscheint und von seinem „Nachleben“ erzählt, das kommt vielem hier recht nahe.



    Zitat

    Original von C.N.
    Wichtig ist eben nicht nur jedes einzelne kleine Puzzleteil, sondern auch das Ineinandergreifen aller Puzzleteile, um zusammen das fertige Bild zu ergeben, das erst am Ende für uns sichtbar wird.


    Was mit anderen Worten heißt, daß man nicht gefragt wird, ob man überhaupt ein Puzzleteil sein wird. Womit die Frage nach dem (in gewisser Weise nicht vorhandenen) freien Willen beantwortet wäre.




    Zitat

    Original von Suzann
    Noch eine Frage an fleißigere Matheson-Leser als ich einer bin: "Sind alle seine Bücher in diesem Stil geschrieben? Oder sind andere Bücher weniger kopflastig? Hat jemand "I am a Legend" schon gelesen und kann es empfehlen?


    Jein. Ich habe zwar etliche Bücher von Matheson, aber gelesen habe ich bisher nur zwei. Dieses hier und „Somewhere In Time“ (keine dt. Ausgabe), eine Zeitreisegeschichte, die ebenfalls von Stephen Simon etliche Jahre vor diesem Buch hier mit Jane Seymour und Christover Reeve in den Hauptrollen verfilmt wurde. Der Film hatte mit etlichen Widrigkeiten zu kämpfen und war an den Kinokassen kein großer Erfolg, im Gegenteil. Allerdings zählt die spätere Videoveröffentlichung mit zu den erfolgreichsten. Das Buch liest sich ähnlich gut diesem hier. Nirgendwo anders habe ich die körperlichen Probleme, die eine Zeitreise für den Reisenden möglicherweise mit sich bringt, so anschaulich beschrieben gefunden wie in SIT. >Hier< ein Foto von der Stelle, an der sich Richard Collier und Elise McKenna das erste Mal trafen. ;-) Und >so< sieht das Paar aus (Achtung: es erklingt das SIT-Theme von John Barry aus dem Film, wenn man die Lautsprecher an hat).


    Und wenn ich schon dabei bin: >Hier< die Website von Stephen Simon, dem Produzenten der beiden Matheson-Verfilmungen. Typisch amerikanisch halt (obwohl er, wenn ich recht erinnere, deutsche Vorfahren hat).


    (Anm. Ich habe meine SIT-Ausgabe verlinkt. Amazon hat die Massmarket-Ausgabe am Lager, durch die Verlinkung auf der Titelseite leicht zu erreichen.)
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Aber dafür ein Leben lang Leid und Schmerz, nur um ein Pferd aufzuhalten? Das ist ziemlich zynisch dem „Pferdeaufhalter“ gegenüber, oder?


    Warum? Der kann doch ein glückliches und erfülltes Leben haben- ausser dass er beim Grübeln über den Sinn seines Lebens keine Lösung findet- und so geht es doch wohl sehr vielen, die sich überhaupt diesen Gedanken machen.

  • Zitat

    Original von beowulf
    (...) ausser dass er beim Grübeln über den Sinn seines Lebens keine Lösung findet- und so geht es doch wohl sehr vielen, die sich überhaupt diesen Gedanken machen.


    * Nickt sehr heftig * Die einzige sinnvolle Antwort auf diese Frage fand ich in (schon wieder dieser Name) einem Buch von Joseph Campbell. Entweder war es "Die Kraft der Mythen" oder "Das bist Du", wo es sinngemäß heißt:
    "Es gibt keinen Sinn außerhalb des Lebens. Das Leben ist. Mehr ist dazu nicht zu sagen."
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat von Beowulf


    Warum? Der kann doch ein glückliches und erfülltes Leben haben- ausser dass er beim Grübeln über den Sinn seines Lebens keine Lösung findet- und so geht es doch wohl sehr vielen, die sich überhaupt diesen Gedanken machen.


    Das wollte ich schon längst mal schreiben und komme durch Beowulfs Beitrag gerade wieder darauf, dass ich das Gefühl habe, dass es den Leuten entschieden besser geht, die über all das gar nicht nachdenken, sondern schlicht in den Tag hineinleben und sich ihres Lebens freuen. Und wir, die wir uns den Kopf zermartern, tragen die Last... Ich finde das ungerecht.

  • Als Ergänzung zu diesem Teil noch:


    Zu Beginn dieses Abschnittes, im Gespräch zwischen Albert und Chris, wird nochmals das schon Angesprochene deutlich: der Mensch hat zu leben und seine Lektion zu lernen. Gezwungen oder freiwillig.


    Seite 170 meiner Ausgabe (Kapitel „Anfang dunkler Gedanken“ (?)) dann der direkte Hinweis auf Charles Dickens’ „A Christmas Carol“, indem Marley und seine Ketten erwähnt werden.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Zu Beginn dieses Abschnittes, im Gespräch zwischen Albert und Chris, wird nochmals das schon Angesprochene deutlich: der Mensch hat zu leben und seine Lektion zu lernen. Gezwungen oder freiwillig.


    Das hat doch auch Dethlefsen in seinem "Schicksal als Chance" sehr schön erklärt! (Tschuldigung, wenn ich hier immer mal wieder auf Dethlefsen komme, aber mir kommt so vieles daraus bekannt vor.)
    Und zwar an der Stelle, als es um die Urprinzipien ging, dass jede Zeit unter einem bestimmten Urprinzip steht, dem man sich anpassen sollte, weil dann eine bestimmte Lernaufgabe ansteht. Stellt man sich dagegen, lernt man trotzdem, aber durch Schmerz und Leid.
    Mir fällt da gerade das Beispiel ein, wo er beschreibt, dass man eine Phase des Saturn-Prinzips (Kraft trifft auf Gegenwehr) entweder freiwillig durch beispielsweise Karate-Training oder unfreiwillig beispielsweise durch einen tödlichen Autounfall lernen kann. Krasses Beispiel, ich weiß, aber so ungefähr kann ich das mit dem freiwilligen und unfreiwilligen Lernen verstehen.


    Marley und seine Ketten hab ich jetzt in Bezug auf dieses Buch nicht mehr in Erinnerung, aber ich kenne natürlich Dickens Weihnachtsgeschicht und finde ja, das ist ein treffendes Bild.


    Zitat

    Original von C.N.
    Das wollte ich schon längst mal schreiben und komme durch Beowulfs Beitrag gerade wieder darauf, dass ich das Gefühl habe, dass es den Leuten entschieden besser geht, die über all das gar nicht nachdenken, sondern schlicht in den Tag hineinleben und sich ihres Lebens freuen. Und wir, die wir uns den Kopf zermartern, tragen die Last... Ich finde das ungerecht.


    Für dieses Leben - wenn man es im einzelnen sieht - mag es ungerecht erscheinen. Im großen Zusammenhang gesehen, ist der Mensch, der bewusster lebt, entschieden weiter, glaube ich.
    Aber, wie Kyber in seinen "Drei Lichtern der kleinen Veronika" schreibt (sorry, wenn ich das schon wieder zitiere): "Die Augen der Tiefe wachsen durch Tränen". Und er hat sooooo recht damit.
    Denn wenn man nicht durch Leid gezwungen wird, die Dinge zu hinterfragen, freiwillig tut man es wohl nicht. Denn welchen Grund und Anlass gäbe es dazu, wenn man mit seinem Dasein rundum glücklich und zufrieden wäre?
    Vielleicht heißt es deshalb "Wen die Götter lieben, den lassen sie leiden". Und vielleicht ging es deshalb Hiob so dreckig!

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Zitat

    Original von Britt


    Für dieses Leben - wenn man es im einzelnen sieht - mag es ungerecht erscheinen. Im großen Zusammenhang gesehen, ist der Mensch, der bewusster lebt, entschieden weiter, glaube ich.
    Aber, wie Kyber in seinen "Drei Lichtern der kleinen Veronika" schreibt (sorry, wenn ich das schon wieder zitiere): "Die Augen der Tiefe wachsen durch Tränen". Und er hat sooooo recht damit.
    Denn wenn man nicht durch Leid gezwungen wird, die Dinge zu hinterfragen, freiwillig tut man es wohl nicht. Denn welchen Grund und Anlass gäbe es dazu, wenn man mit seinem Dasein rundum glücklich und zufrieden wäre?
    Vielleicht heißt es deshalb "Wen die Götter lieben, den lassen sie leiden". Und vielleicht ging es deshalb Hiob so dreckig!


    Welches Dasein ist schon rundum glücklich und zufrieden? Es liegt in der Natur des Menschen, immer etwas zum mäkeln zu finden, auch wenn es einem eigentlich rundum gut gehen könnte. Ich denke, dass es nicht nur auf Leid und Schmerz-Erfahrungen ankommt, ob ein Mensch über solche Dinge nachdenkt, sondern auch, auf den Typ Mensch. Es gibt einfach Menschen, die bleiben lieber an der Oberfläche, hinterfragen nichts, beschäftigen sich lieber mit konkreten Dingen. Und natürlich gibt es auch Menschen, die machen sich Gedanken. Die stellen sich ab ihren pubertären Jahren die Fragen: "Warum bin ich hier? Was ist der Sinn meines Lebens?"


    Was war eigentlich so euer Einstieg in dieses "Thema". Wißt ihr das noch?

    smilie_sp_274.gif
    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Origianl von Britt


    Für dieses Leben - wenn man es im einzelnen sieht - mag es ungerecht erscheinen. Im großen Zusammenhang gesehen, ist der Mensch, der bewusster lebt, entschieden weiter, glaube ich. Aber, wie Kyber in seinen "Drei Lichtern der kleinen Veronika" schreibt: "Die Augen der Tiefe wachsen durch Tränen". Und er hat sooooo recht damit. Denn wenn man nicht durch Leid gezwungen wird, die Dinge zu hinterfragen, freiwillig tut man es wohl nicht. Denn welchen Grund und Anlass gäbe es dazu, wenn man mit seinem Dasein rundum glücklich und zufrieden wäre? Vielleicht heißt es deshalb "Wen die Götter lieben, den lassen sie leiden".


    Die Augen der Tiefe wachsen durch Tränen - ein Wahnsinnssatz und leider so wahr, wie mir scheint. Trotzdem verstehe ich nicht, warum ich diverse Menschen kenne, die sich um fast nichts kümmern, was in die Tiefe geht, die einfach vor sich hin leben, nie wirklichen Kummer haben und denen immer alles in den Schoß fällt, bei denen ich irgendwie das Gefühl habe, dass sie überhaupt keine Lektion in diesem Leben zu lernen brauchen. Wofür soll das gut sein? Ist das ein reines "Pferdeaufhalter"-Leben? Wieder anderen wird so viel aufgebürdet, dass ich das für ein bisschen viel empfinde für ein einziges Leben, da könnte man zwei daraus machen. Furchtbar ungerecht.

  • Original von SiCollier


    Aber dafür ein Leben lang Leid und Schmerz, nur um ein Pferd aufzuhalten? Das ist ziemlich zynisch dem „Pferdeaufhalter“ gegenüber, oder?


    Empfinde ich ganz genauso!