'Amazonentochter' - Seiten 001 - 109
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Für mich war weniger die Prüfung auf der Insel für die weitere Beziehung zwischen Palla und Selina Schlüssel als die Situation, in der Palla sich entscheiden muss, ob sie sich auf die Seite Penthesileas stellt und damit für den Versuch, Selina zurückzuholen oder eben auf ihre Mutter hört und damit ganz klar die Weichen stellt für die Zukunft. Sie entscheidet sich gegen Selina. Sollten sich die beiden je wiedersehen, wird es keine Freundschaft mehr zwischen beiden geben.
Ich denke sie ist so ruhig geblieben, weil Penthesilea nicht wirklich eine Mutterfigur für sie war. Kleite ist ihre Bezugsperson. Wirklich enge Bindungen scheint es nicht viele zu geben bei den Amazonen. Vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass es ein Kriegervolk ist und daher immer mit Verlusten gerechnet werden muss.
Ich fand es nur erstaunlich, dass sie sich mit der Aussage, dass die leibliche Familie unwichtig ist, so einfach abgegeben hat. Ich hätte wissen wollen, wo meine Wurzeln sind.
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Hier ist ja schon richtig viel los.
Leider, leider hatte ich heute gar nicht so viel Lesezeit, wie ich mir das vorgestellt hatte.
Aber dafür ist mir der Sprung von Rügen des frühen 20. Jhds. zu den Amazonen sehr gut gelungen. Das Buch fängt wirklich prima an. Es hat mich gleich in seinen Bann gezogen. Die Amazonen sind ein faszinierendes Thema.
Im letzten Jahr bin ich im Herbsturlaub in der Gegend um das damalige Hattusa gewesen. Dort ist es wirklich sehr interessant. Es gibt so viel zu sehen und zu lernen. Nur von Amazonen hat uns niemand etwas erzählt.
Selina ist meiner Meinung nach eine sehr sympathische Figur. Allerdings habe ich ab und an den Impuls sie beschützen zu wollen. Sie scheint einerseits so kriegerisch und andererseits noch so jung und verletzlich. Die Szene, in der sie im Harem auf Tudhalija losgegangen ist, hat mir dann doch ein Schmunzeln abgerungen, obwohl es für sie bestimmt nicht lustig gewesen sein kann. Aber die Vorstellung der wutschnaubenden und zornfunkelnden jungen Frau, die sich nicht unterkriegen lässt, war klasse.
Palla ist so ganz anders als Selina, aber mir ist sie nicht unsympathisch. Sie handelt im Grunde ja so wie sie erzogen ist und wie man es von ihr erwartet. Ich bin gespannt, ob sie in ihrer weiteren Entwicklung die Kurve kriegt und später weiß, wem sie was schuldig ist. Oder ob sie nur auf ihren eigenen Vorteil schauen wird. Ich denke ja mal, dass sie eine wichtige Rolle spielen wird?
Im übrigen stimme ich Bouquineur (mal wieder :-]) zu. Kleite war für Selina eher die Mutter als Penthesilea selbst. Da war der Schock vielleicht nicht allzu groß, als sie erfahren musste, dass sie nicht die leibliche Tochter der Königin ist. Und ich könnte mir vorstellen, dass Kleites feste Überzeugung, Selina sei ein Geschenk der großen Mutter an das Volk der Amazonen ein übriges dazu gegeben hat.
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Noch was zum Eindruck. Für mich ist das ja ein Re-Read, das Buch hatte ich ja bereits im letzten Oktober schon gelesen. Obwohl ich die Geschichte ja noch ein wenig kenne, entwickelt sich der gleiche Sog wie beim ersten Lesen. Ich genieße jede Seite und habe nie das Bedürfnis, irgendwo quer zu lesen oder Seiten auszulassen.
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Ja, die Beziehung zwischen Selina und Penthesilea ist zumindest keine, die auf mütterlicher Wärme und Emotionalität basiert. Selina bewundert Penthesilea eher als Frau und Kriegerin wie eine große Schwester.
Die Frage nach ihren Wurzeln ist für Selina ja auch nicht so einfach, denn sie kann sich ja überhaupt nichts anderes vorstellen, als die Frauengemeinschaft. (Wonach soll sie sich da sehnen, wenn sie noch nicht mal eine Vorstellung hat, wonach sie sich sehnen soll?)
Sie ist ja wirklich komplett isoliert unter Frauen aufgewachsen - alles andere ist ihr fremd, und alles was einem emotional fremd ist, vermisst man in der Regel auch nicht.Danai : Die Verbindungen zwischen Amazonen und Hethitern sind auch eher vage. Allerdings gehen einige Wissenschaftler davon aus, dass die Amazonen vom Thermodon den Vorfahren der Hethiter (den Hattiern) entstammen könnten. Über dieses Volk ist wenig bekannt, aber man geht aus unterschiedlichen Gründen davon aus, dass es mutterrechtlich geprägt war. Die Hethiter haben die Hattier sozusagen vertrieben und das Land annektiert.
Bouquineur : Dass die Geschichte auch beim zweiten Mal noch nicht an Spannung für dich verloren hat, ist für mich ein Riesenkompliment
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So ich habe eben den ersten Abschnitt in einem Rutsch durchgelesen.
MIt dem Prolog konnte ich jetzt noch nicht so viel anfangen aber Birgit hat ja schon angedeutet, dass er noch wichtig werden wird.
Ich fand Palla gar nciht so unsympatisch. Ganz im Gegenteil. Ich mag sie. Liegt vielleicht daran, dass ich auch ehr eine Wilde Kriegerin, als ein sanfte Diplomatin bin
Das Selina Tudhalija mal so richtig eins auf die Nase gegen hat, hat mir gut gefallen
So ich werde jetzt noch schnell ein paar Seiten weiterlesen. Ich muss einfach wissen, wie es mit Selina weitergehen wird und ob auch Palla noch mal auftauchen wird.
Vorher werde ich mich aber noch zur Leserunde des zweiten Teils anmelden, bislang wollte ich es noch nicht, falls mir das Buch nicht gefällt aber nun kann ich da einfach nicht wiederstehen.
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Na da bin ich ja schon mal gespannt.
Da werde ich heute unbedingt noch ein paar Seiten lesen müssen, damit ich schnell zum Ahhh - Efekt komme.
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Ich habe nun die ersten Seiten gelesen und die Geschichte gefällt mir schon sehr gut.
Ich habe nur gleich mal eine Frage:
Auf Seite 29 erklärt Kleite wie ihre Töchter zu ihren Namen gekommen sind. Und zwar immer mit einer "weil" Erklärung. Das finde ich auch sehr schön.
Nur, erhielten die Töchter ihre Namen erst später ( nachdem dieses "weil-Erlebnis" stattgefunden hat ) oder hatte Kleite hellseherische Fähigkeiten? -
Rosenstolz, da hast du tatsächlich ein Versäumnis meinerseits erwischt.
Die Übersetzungen der Namen stimmen, allerdings habe ich tatsächlich nicht daran gedacht, hier eine Erklärung einzubringen, denn natürlich kann es nur so sein, dass sie die Namen erst später nach einer gewissen Persönlichkeitsbildung erhalten haben. -
Danke für deine schnelle Antwort, Birgit. Das ist eben der unschlagbare Vorteil bei Leserunden - man kann den Autor/die Autorin fragen und alles was unklar ist, direkt klären.
Dann werde ich mal schnell weiterlesen.
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Hatten die denn dann vorher gar keine Namen oder nur Kosenamen? Biss sich so ein typisches Verhalten zeigt, was zu einem passenden Namen führt, können ja durchaus einige Jahre vergehen.
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Gab es zu den Namen von Selina, Palla etc. auch noch Nachnamen oder weitere Bezeichnungen, um die Zugehörgkeit zu kennzeichnen. Oder waren bei den Amazonen tatsächlich alle so gleich, dass es wirklich keine Standesunterschiede gab?
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Zitat
Original von Bouquineur
Hatten die denn dann vorher gar keine Namen oder nur Kosenamen? Biss sich so ein typisches Verhalten zeigt, was zu einem passenden Namen führt, können ja durchaus einige Jahre vergehen.Das ist ja eben mein Versäumnis, Bouquineur - für die Namensfrage eine Erklärung mit einzubringen.
Diese Amazonennamen sind überliefert, aber wenn jemand z. B. "Die Männer zur Trauer zwingt" heißt, kann sie diesen Namen kaum als Kind schon geführt haben. Man kann also davon ausgehen, dass Namen bei den Amazonen durchaus auch mit Eintritt ins Erwachsenenalter gewechselt werden konnten. Wobei z. B. ein Name wie "Die die wilden Pferde befreit" auch schon von einem Kind geführt werden könnte.
Etwas Genaueres zur Namensgebung aus historischen Quellen ist dazu nicht überliefert.Herr Palomar : Der Name Selina ist (obwohl er modern klingt) ein alter Name, abgeleitet von der Mondgöttin Selene. Sowohl Palla und Selina sind aber nicht die typischen von den Griechen überlieferten Amazonennamen (wie z. B. Myrine, Lampedo, Hippolyta, Bremusa etc.) Ich wollte möglichst eingängige Namen für meine Hauptpersonen, die man gut lesen und sprechen kann.
Die nicht stark ausgeprägten Standesunterschiede bei den Amazonen sind wiederum abgeleitet von Ausgrabungen auf der Insel Lemnos, wo eine Siedlung gefunden wurde, in der es zwei Megaronhäuser (also Versammlungshäuser bzw. Königinnenhäuser) gab und die Anordnung der Wohnhäuser bzw. deren Größe und Bauart sich kaum unterschieden. Man geht davon aus, dass es sich hier um eine matriarchal geprägte Siedlung handelt (Lemnos galt ja auch als Amazoneninsel) - bei matriarchal geprägten Gruppen fällt besonders oft das Prinzip der fehlenden bzw. abgemilderten Hierarchien auf. Die Hierarchieunterteilung ist eher eine männliche Sache, Frauen leben eher nach dem "Wir sind alle gleich und wollen Harmonie-Prinzip". So zumindest die gängige Theorie zu matriarchalen und patriarchalen Strukturen.
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Zitat
Original von BirgitF
Diese Amazonennamen sind überliefert, aber wenn jemand z. B. "Die Männer zur Trauer zwingt" heißt, kann sie diesen Namen kaum als Kind schon geführt haben. Man kann also davon ausgehen, dass Namen bei den Amazonen durchaus auch mit Eintritt ins Erwachsenenalter gewechselt werden konnten. Wobei z. B. ein Name wie "Die die wilden Pferde befreit" auch schon von einem Kind geführt werden könnte.
Etwas Genaueres zur Namensgebung aus historischen Quellen ist dazu nicht überliefert.Was ja bei anderen Völkern auch nicht ungewöhnlich war. Z. B. bei Heirat in ein anderes Volk einen neuen Namen anzunehmen.
Bei den Amazonen könnte ich mir einen Initiations-Ritus vorstellen, bei dem der Name verliehen wurde. Würde zu diesem Volk passen
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@Bouqineur: Das könnte ich mir auch gut vorstellen - auch wenn ich hierbei dann wieder als Autorin in einer Zwickmühle wäre - Namensänderungen, wenn man sich gerade an einen Namen gewöhnt hat, sind auch nicht immer so einfach unterzubringen. Bei einer Person im Buch musste ich das ja dramaturgisch so machen, aber ich hab es so gefrickelt, dass eigentlich immer wieder der alte sowie der neue Name von den Leuten benutzt wird und den handelnden Personen selbst die Verwirrung durch diese Namen in den Mund gelegt, so dass es für die Leser auch wieder lustig ist und damit eine emotionale Bindung an beide Namen entsteht. ... wahrscheinlich weißt du, von wem ich hier rede, ich möchte es nur für die anderen nicht vorweg nehmen.
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Die ersten 80 Seiten habe ich jetzt in einem Rutsch gelesen - ein wunderschönes Buch Birgit und vielen Dank für die Erklärungen (über die Namensgebung der Töchter von Kleite war ich auch gestolpert)!
Mit Selina und Palla gibt es zwei sehr unterschiedliche Protagonistinnen - da ist für jeden Geschmack was dabei - wobei ich eher mit Selina mitfühle, Palla ist mir fast zu emotional (gerade bei der Szene mit dem Pferdeopfer und beim Kampf). Aber sie wird ja auch zur Kriegerkönigin ausgebildet, da paßt ihr Temperament. Selina ist entführt worden - und ihr Stamm rettet sie nicht (aus egoistischen Gründen, denn Palla will alleinige Königin (mit festem Gefährten Pinjahu) werden...
So, jetzt muß ich aber schnell weiterlesen....
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Zitat
Original von BirgitF
Bzgl. Tudhalija muss ich zugeben, dass ich wirklich mit jedem Schwinger emotional mitgegangen bin, den Selina ihm verpasst hat.Jetzt weiß ich auch, warum seine Nase so arg zerdeppert war, wir waren dann nämlich schon zu dritt - oder zu viert?
Die Aufgabenverteilung zwischen den beiden Königinnen fand ich sehr bemerkenswert, Penthesilea quasi für den Frieden, Lampedo für den Krieg. Birgt aber meiner Meinung nach auch jede Menge Gefahrenpotential in sich, wenn sich die Damen mal nicht so grün sind, was ich zumindest in Lampedos Fall meine schon herausgelesen zu haben. Dass sie Palla auf ihre Seite zieht, als es darum geht, Selina zu suchen und gegebenenfalls zurückzuholen, überrascht mich daher nicht. Wohl eher Pallas Glauben an ihre Stärke, wenn sie zusammen mit Pinjahu beide Völker führen will. Hat sie eigentlich nichts über die "Ursprünge" der Amazonen erfahren? Oder hat sie nicht richtig zugehört? Oder bildet sie sich ein, ihr würde es anders ergehen als ihren Vorgängerinnen?
Die Erzählungen Puduhepas fand ich ja sehr interessant (Site 96, 97)! Ich habe mich ehrlich gesagt nie sonderlich für die Geschichte der Hethiter, Hattier oder Amazonen interessiert, sondern einiges nur so nebenbei bei der Lektüre der "Bild der Wissenschaft" mitbekommen, aber irgendwo muss ich da mal etwas ähnliches gelesen haben über die Ursprünge der Völker.
Die Namen machen mir ziemliche Probleme, gebe ich zu. Besonders Prinz T., na ja, der hat bei mir sowieso schon einen ganz anderen Namen...Zu Seite 104: "...Hattusili wusste, dass seine Gemahlin ihn liebte, obwohl sie sich selber und alle anderen Männer dafür hasste. Sie, die große Priesterin, die stolz auf ihre Reinheit bedacht war und deren Wunsch es immer gewesen war, der Sonnengöttin zu dienen, schämte sich, dass es einem Mann gelungen war, eine Liebe in ihr zu entfachen, die sie allein ihrer Göttin hatte vorbehalten wollen." Auch wenn das vielleicht die Ansicht des Königs war, überlege ich schon die ganze Zeit, ob darin nicht auch ihr Handeln gegenüber ihrem Sohn begründet ist.
Das Buch wird jedenfalls immer interessanter! -
Jaaaaaaaaaaa, die Aufgabenteilung der beiden Königinnen ist nicht ungefährlich ... wenn man mal an so manche moderne Situationen an nur von Frauen besetzten - man könnte durchaus auch sagen REGIERTEM - Arbeitsplatz anzutreffen sind.
Palla handelt natürlich auch im Falle ihres Gefährten eher emotional als rational. Das kann gut sein, muss es aber nicht - je nach Situation.
Es gibt tatsächlich diese überlieferte Geschichte über einen Erlass Hattusilis I. in dem er die "Alten Frauen" bzw. die Priesterinnen verjagte, weil er sie fürchtete. Die Theorie, dass die Thermodon-Amazonen Nachfahren dieser Priesterinnen sein könnten ist auch im Gespräch.
Ansonsten ist ja die Hethitologie noch gar nicht so lange in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gerückt. Erst seit ein paar Jahren verfolgt die Welt hier verstärkt die Forschungen - es ist tatsächlich noch im Vergleich zur Ägyptologie eine junge Forschung, und man darf noch gespannt sein auf Funde.Tudhalija kann man übrigens wie man es schreibt sprechen ... Tud-ha-lija ... in etwa mit entsprechender Betonung.
Puduhepa steckt wirklich in einer besonderen Zwickmühle, was ihre Gefühle angeht. Denn die eine Liebe passt nicht zur anderen. Tatsächlich liegt ein Teil ihrer Abneigung, die sie ihrem Sohn gegenüber empfindet, in ihrem empfundenen Betrug an ihrer Göttin begründet. Immerhin ist Tudhalija ein erwachsener Beweis dafür.