Das Mädchen seiner Träume - Donna Leon

  • Nachdem ich voller Entsetzen (im positiven Sinne) gelesen habe, dass es schon den 18. Fall als Paperback gibt, musste ich jetzt auch endlich mal Nr. 17 lesen, denn die Amazon-Shoppingtour folgt dann bald :-)


    Ich war auch erst ein bisschen irritiert, dass ich ewige Seiten gelesen habe, ohne auch nur im Ansatz auf das Mädchen seiner Träume hingewiesen zu werden. Aber sie kam ja dann doch noch... Das "Vorgeplänkel" um den Padre fand ich aber dennoch interessant, ich finde gut, dass Brunetti auch ein Leben um den Fall herum hatte. Was ich aber eher seltsam fand: Mir scheint er immer weniger arbeiten zu müssen (oder zu wollen). Da liegt er immer im Bett oder geht um drei - das Leben hätte ich auch gern (aber bei dem von euch angesprochenen Alkoholkonsum muss er ja vielleicht auch so viel schlafen ;-) ).


    Ich bin weder enttäuscht noch total begeistert von dem Buch - es ist eigentlich wie immer bei Donna Leon :lache Ich mag ihre Bücher um Brunetti, aber ich sehe darin einfach nur eine relativ seichte im Sinne von einfach und gut zu lesende Unterhaltung in einer etwas exotischeren Umgebung als eben in einem deutschen Regionalkrimi. Schön ist, dass ich eben mittlerweile die Personen gut kenne und mich immer wieder auf ein Wiedersehen mit ihnen freue. Gut, solide, und auf zum nächsten Fall :-]


    Nur: Mir hat irgendwie das Ende um Mutti nicht so gepasst, da hätte schon bisschen mehr passieren können. Denn von der Seitenzahl her hätte sie ja noch was drauflegen können, dies ist ja nicht der dickste Band der Reihe.

  • Ich hab zu meiner überraschung den deutschen band 19 heut entdeckt, wohl noch hartgewickelt, aber zu meinem abgrundtiefen entsetzen bemerkt, dass es auf englisch schon band 20 gibt, aber glücklicherweise noch nicht im kleinen Arrows-paperback, da ist wohl noch ein jahr hin, und ich weiss, was ich nächsten herbst les.
    Kaufen tu ich heuer zu weihnacht das nächste/letzte mal bücher weil der SUB-auf/abbau heuer schon ein zu extremes ungleichgewicht hat, ich kann so nicht weiter machen, ich vererb ja sonst - wie war das große wort - 'einzellophanierte' bücher.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Ja, stimmt, den 19er gibts schon als Hardcover, aber nachdem ich alle anderen auch "nur" als Taschenbuch habe, rechne ich immer nur in Taschenbuch-Erscheinungsterminen :-)
    Das ist auch wirklich die einzige Serie, die ich vollständig habe und die ich auch in gleichem Erscheinungsbild haben möchte. Das klappt bei Diogenes ja sehr gut.
    Ist es nicht so, dass sie jedes Jahr ein Buch macht?
    Ich habe auch noch viele verpackte Bücher, deswegen werden jetzt auch nur die gelesen und ich geh nicht mehr in die Bibliothek. Und nur für Nr. 18 wird eine Ausnahme gemacht ;-)

  • Ich springe vom 12. Brunetti direkt zum 17., aber egal, geschieht es nie was gravierendes :grin


    Donna Leon und ihr Commissario Brunetti sind mir einfach ans Herz gewachsen. Ich liebe die Bücher, die ich gerne zur Hand nehme, wenn mir mal wieder nichts recht gefällt und ich nicht weiss was als nächstes lesen.
    In diesem Buch beginnt der eigentliche Krimi erst bei Seite 130, was sehr ungewöhnlich ist, aber eigentlich steht der zu lösende Krimi auch nicht im Vordergrund, vielmehr wird wieder viel Zwischenmenschliches diskutiert.
    Ein sehr angenehmer Roman von Donna Leon, weitere werden mit Sicherheit folgen.

  • Das Mädchen seiner Träume - Donna Leon


    Brunetti und das morbide Venedig gehen immer muss sich jemand gedacht haben, als er unseren Vielleserhaushalt mit dem siebzehnten Band beschenkte.
    Dabei konnte ich nach zweien und beliebig aus der Reihe ausgewählten Romanen die Faszination für den italienischen Kommissar mit bürgerlichem Umfeld bislang nicht nachvollziehen. Ähnliches gilt bislang ebenso für Venedig; Liebe auf den ersten Blick war es nicht, als ich die Stadt vor ein paar Jahren in Winterskälte zum ersten und bislang einzigen Mal besuchte.
    Nun fiel mir beim Aufräumen des Regals dieser Band in die Hände und erstaunte mich dann doch. Nach einem längeren und wie von Donna Leon gewohnt routiniertem Einstieg muss Brunetti in einem Fall von Kindstötung ermitteln. In einem Kanal wird ein totes Mädchen geborgen, das einer Roma-Familie angehörte und zu deren Lebensunterhalt durch Einbruchstouren beitrug. Der Commissario überbringt die Nachricht vom Tod des Kindes ihrer Familie und sieht sich mit den Problemen der aus Bosnien geflüchteten Roma konfrontiert. Hervorragend schildert Donna Leon nicht nur das Misstrauen der nomadi gegenüber der Polizei, sondern beschreibt auch die Vorurteile der Ermittler gegenüber den Zigeunern und lässt den Leser seine eigenen Schlüsse ziehen. Gerade die Nebenstränge mit ihren Figuren wie beispielsweise einer Sozialarbeiterin oder einem Arzt, der sich der Roma annimmt, verleihen diesem Unterhaltungsroman neben Tiefe auch eine glaubwürdige sozialkritische Komponente.


    Das Ende dieser Geschichte verwundert und überrascht nicht, aber darum geht es Donna Leon offensichtlich auch nicht. Trotz aller Vorurteile seitens der Polizei erzählt die Schriftstellerin eine Geschichte, in der sich am Schluss sowohl die Uniformierten als auch die Leser einig sind: Der Tod eines Kindes gleich welcher sozialen Herkunft ist tragisch.


    Brunetti ist mir mit dieser Geschichte nur bedingt nähergekommen; er zeigt sich als Familienmensch mit Gerechtigkeitssinn, dennoch bleibt seine Ehefrau Paola, die für jede Situation eine passende Lektüre parat hält, die eigentlich interessante Person dieser Reihe aus Venedig.


    "Das Mädchen seiner Träume" ist eine gut erzählte Geschichte mit Schauplatz Venedig, die im siebzehnten Band über soziale Probleme in und am Rande Venedigs fern der Touristenströme berichtet und die Stadt in einem neuen Licht
    betrachten lässt.

  • Eine Anmerkung zum Alkoholkonsum:
    Da ich nur wenige Bände gelesen habe, kann ich Brunettis Hang zum Alkohol und seine Entwicklung natürlich nicht beurteilen. Aufgefallen ist mir allerdings, dass in einer Szene der Kommissar in Begleitung in eine Bar geht und die Beteiligten jeweils ihr Glas Prosecco in einem Zug leeren. Die Gläser werden auf den Tresen gestellt und ohne dass ein Wort über ein Nachschenken erfolgt nippen die Beteiligten wieder am Glas. Vielleicht hat Donna Leon beim Schreiben auch ein gutes Tröpfchen genossen ;-).