Das Mädchen seiner Träume - Donna Leon

  • Das Mädchen seiner Träume - Donna Leon



    Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
    Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (26. Mai 2009)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3257066953
    ISBN-13: 978-3257066951
    Originaltitel: The Girl of His Dreams
    Größe: 18,8 x 12,4 x 2,4 cm


    Kurzbeschreibung: von amazon
    Ein Mädchen treibt tot im Canal Grande und wird von niemandem vermisst. Brunetti aber geht die Elfjährige bis in die Träume nach. Aus einem venezianischen Palazzo kommt sie nicht, wohl aber aus einer Roma-Wagenburg auf dem Festland...


    Über die Autorin:
    Link zur Wikipediaseite


    Meine Meinung:
    Und wieder treffen wir auf eine Kurzbeschreibung, die den Roman im wahrsten Sinne des Wortes verkürzt. Die Leiche der Elfjährigen wird erst im zweiten Drittel des Romanes gefunden. Davor setzt sich Brunetti mit seinem Glauben bzw. Nichtglauben und dem Tod seiner Mutter auseinander. Donna Leon legt hier wieder weniger einen Krimi mit blutrünstiger Handlung als ein kleines, aber vor allem sprachlich feines Kammerspiel vor. Sie geht mehr in die Tiefe, wo andere oberflächlich bleiben. Wenn sie über die Korruption, die Mafia, den Einfluss von Politk auf Ermittlungen schreibt, bleibt immer das Gefühl, wenn es nicht wahr ist, so ist es gut erfunden. Sie macht Venedig lebendig, wenn sie über den Umgang der Einwohner mit Massentourismus und Minderheiten schreibt. Man merkt einfach, dass sie weiß, wovon sie spricht.


    Mein Fazit:
    Kein typischer Krimi, sondern eher eine philosophische Abhandlung mit Krimielementen, aber trotzdem oder genau deswegen sehr lesenswert.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Ich gebe Nachtgedanken völlig recht, ein sehr untypischer typischer Donna Leon. Sie geht viel mehr in die Tiefe bzw. in das Seelenleben von Guido Brunetti.


    Es geschieht zwar etwas Schreckliches, aber dennoch richtet sich die Geschichte nicht unbedingt auf das Verbrechen. Da ich Venedig total gerne mag und mich vor 1,5 Jahren auf Brunettis Spuren gemacht habe, liebe ich Donna Leons Geschichten.
    Ich fahre im Vaporetto mit und geh mit dem Commissario durch die Calle und über die Brücken. Für mich ist es immer wieder ein Lesegenuss, wenn auch dieses Mal ohne den typischen Krimieffekt.


    Von mir gibt dennoch 8 Punkte.

    Who is Keyser Soze?


    (\__/)
    (o ,o)
    (>_<) <- This is Bunny.


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  • Hier meine Rezension:


    Donna Leon greift in ihrem neuen Brunetti - Krimi "Das Mädchen seiner Träume" wieder einige brisant-politische Themen Italiens auf. Es geht um das Umgehen der Politik mit der Mafia, um das Verhältnis von Glaube und Geld und um den gesellschaftlichen Umgang mit Minderheiten wie den Roma, der in Italien durch kontroverse Diskussionen und zum Teil offene Fremdenfeindlichkeit geprägt ist. So prangert Leon in ihrem Roman auch die Arroganz der Macht und ihr Desinteresse an der sozialen Lage von Menschen an, die nicht dem italienischen Idealbild entsprechen.
    Daneben kommt jedoch auch im 17. Brunetti - Krimi die gekonnt-anregende Beschreibung Venedigs mit seinen vielen Touristen, seinen Cafés und romantischen Winkeln nicht zu kurz - ebenso wie das Privatleben des Commissars, der sich nach dem Tod seiner Mutter einige Gedanken über den Glauben und die Endlichkeit des Seins macht. Obwohl Brunettis Welt zwischen Mafiajagd und Espressobar manchmal etwas sehr idealtypisch wirkt, sind Donna Leons Krimis mit ihrem venezianischen Flair und den vielen leckeren Gerichten immer wieder ein echtes Lesevergnügen. Buch einstecken, und ab ins Café!


    LG Sisch

  • Info für Fans: Juni 2010 kommt Fall 18!


    Info:


    Nichts als schöner Schein - das denken sich wohl die Leute, wenn sie »la Superliftata« in der Calle begegnen. Brunetti aber merkt, dass sich hinter den starren Zügen von Franca Marinello Geheimnisse verbergen. Nicht anders als hinter den feinen Fassaden von Venedig: Den Machenschaften der Müllmafia auf der Spur, entdeckt Brunetti die Kehrseite der Serenissima.

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Das Buch ist ja am anfang richtig traurig ;-(


    Vor allem ist auf seite 77 noch kein wort vom klappentext-mord, dafür eine menge wunderbarer beobachtungen des allzumenschlichen:


    Patta ist auf einer Konferenz, und Signorina Elettra verordnet sich selbst eine kur, und erledigt die büroarbeit über laptop


    Ein alter priester sagt, man darf keinem menschen trauen


    und dass schlechte bildung und schwere körperliche arbeit unsensible aggressive klötze macht, die probleme mit fäusten und messern lösen
    und Vianello erkennt, dass wenn er seine frau schlagen würde, sie ihn im nächsten moment mit dem brotmesser an die küchenwand spiessen würde, und dass es offensichtlich zu wenig frauen ihrer art gibt


    jetzt frag ich mich, ob die beiden stränge die da offensichtlich nebenher laufen irgendwie zusammen gehen werden...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Ja, Brunetti ist nett


    -


    aber der klappentext ist ja ein hartes stück: erst auf seite 113 taucht das mädchen auf, und das bei 307 (englischen) seiten :wow

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


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  • Was mir schon in den letzten vier büchern auffällt: findet ihr auch, dass Brunetti und seine frau immer mehr trinken?
    Am anfang war's ein glas wein zu mittag, und inzwischen bleibt kein rest wein mehr vom vortag, sondern sie trinken die ganze flasche.


    Im letzten buch hatten sie zu zweit eine flasche wein, und dann am wochentag - was die italiener, die ich kenne selten tun würden - zu zweit eine flasche grappa, und von dem haben sie dann noch eine zweite aufgemacht, was mich etwas verwundert hat...


    und jetzt überlegt er, ob er den ombra um 11h nehmen sollte, aber er will nicht mit einer fahne bei seiner schwiegermutter auftauchen, wo doch ein ombra eine venezianische sitte zum zweiten frühstück ist, die niemanden wundert und die niemand kommentiert, es sei denn, es ist bereits ein problem


    und am abend gehen sie prosecco trinken, nicht ein glas, sondern mehrere, und Brunetti stellt fest, dass seine frau bereits den haushalts-sherry trinkt...


    :wow :rolleyes


    ich will ja nicht behaupten, ich wäre ein asket... aber ein bisserl viel ist das schon, was die beiden da im laufe einer woche verschütten...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


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  • Zitat

    Original von sollhaben
    Oh mann Magna, das ist wirklich scharfsinnig von dir :-) Brunetti der Säufer - ich hoffe doch nicht :lache


    meine betroffene frage war, wie tief schaut die Autorin ins glas, wenn sie auf dieser frage so herumreitet?


    so, jetzt holt sich MagMa einen magenbitter, weil die vergammelte hirse von zu mittag hat sie drei stunden später noch im mund :uebel
    und im küchenausräumchaos ist der gurktaler nicht aufzutreiben...


    - uuups, fand ihn doch, die flasche stammt aus dem jahr 2000, und hat 2x das ausmalen der küche mitgemacht, sie ist von aussen nicht mehr wiederzuerkennen... *misstrauisch riech* naja, anders als hirse wird magenbitter ja nicht schlecht, hoff ich mal...


    *chuuuuuhst* wäääääh... :yikes ich weiss ja, warum ich das zeug nicht mag, ist ja noch schlechter als die hirse :rolleyes

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


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  • Ich habe "Das Mädchen seiner Träume" nun auch gelesen und kann sagen, ich war positiv überrascht. Nachdem mir die letzten Bände etwas zu sehr dahinplätscherten, fand ich diesen hier wieder sehr schön. Natürlich ist jeder der Action und Spannung erwartet bei Donna Leon falsch, sie hat es allerdings wieder mal geschafft mich nachdenklich zu stimmen. Die Problematik mit den Roma fand ich klug herausgearbeitet. Das Ende war wie so oft in den Brunetti- Romanen unbefriedigend aber es passte trotzdem. Das typische Krimi Schema, Mörder suchen- identifizieren- verhaften bedient Donna Leon selten und das ist auch gut so.

  • Ich fand das buch eigentlich grad wegen dem anfang gut - na gut kann sein, dass es wegen der langen ausbreitung der conditio humana etwas zu emotional geraten ist, aber letztendes passte es.


    Irgendeinen grund muss es ja haben, dass Brunetti und Paola inzwischen trinken, und anscheinend sind tiefgründige gedanken der grund dafür...

    DC :lesend


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  • Jeden Spätherbst ist das Erscheinen der Taschenbuchausgabe des jeweils vorletzten Brunetti-Krimis ein Fixpunkt in meiner Leseplanung und mit viel Vorfreude verbunden.
    "Das Mädchen seiner Träume" gefiel mir vor allem anfangs sehr gut, der Einstieg ist ungewöhnlich, aber gut gemacht, die darauf folgenden philosophischen und zwischenmenschlichen Betrachtungen ebenso.
    Mit dem Beginn des eigentlichen Krimiplots (sofern die Geschichte diesen Namen überhaupt verdient) ließ meine Begeisterung etwas nach - für mich übertreibt es die Autorin mittlerweile ein wenig zu sehr mit der Gesellschaftskritik. Nicht falsch verstehen, die Auseinandersetzung zum Thema "Umgang/Zusammenleben mit Minderheiten" halte ich für sehr wichtig, aber irgendwie würde ich mir mal wieder einen echten Krimi mit entsprechendem Schema und Abschluß aus der Feder von Donna Leon wünschen und nicht jedesmal wieder ein Manifest dazu, was alles falsch läuft in der westlichen Gesellschaft.
    Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen, vor allem sprachlich überzeugt mich die Venedig-Liebhaberin immer wieder und Brunetti ist sowieso einer meiner liebsten Charaktere.


    @ MagnaMater: Laß sie doch saufen, die Brunettis, sie scheinen es ja unter sozialer Kontrolle zu haben; trotz erhöhten Konsums sehe ich da noch keine Suchtgefahr. :-)

  • Sie haben wieder damit aufgehört... :chen Im nächsten trinken sie wieder 'weniger' - ein flascherl gönn ich ihnen ja eh, aber nicht drei... da krieg ich beim lesen leberschmerzen

    DC :lesend


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  • Ich bin von diesem Buch enttäuscht worden, meiner Meinung nach ist es der schlechteste Brunetti bisher. Die eigentliche Geschichte um das Mädchen war in Ordnung, aber sie nimmt nicht mal 100 Seiten ein. Der Rest sind ein paar Gedanken Brunettis und ganz viel Text der nur zum Seitenauffüllen dient wie die ganze Geschichte um den Prediger, den Missionar und diese Ermittlungen.