Hanser-Verlag
Gebundene Ausgabe: 105 Seiten
1997
Kurzbeschreibung:
In Meckels Bericht von seinem Nachbarn Mathieu, dem Lavendelbauern in den Bergen der Drome, entsteht das lebendige Bild eines Menschen am Rande der Gegenwart, gefangen in Kargheit und Enge seiner Provinz. Was draußen passiert, erreicht sein Bewusstsein nicht. Was dennoch eindringt, ist gefährlich - die schnelle Entwicklung der Epoche, die über Mathieu hinweggeht. Er bleibt zurück im Hinterland, in Gewohnheit und täglicher Arbeit, in archaischen Normen auch dann noch, als er erkennen muss, daß sich die Welt auch für ihn verändert hat. "Das kann ich dir sagen, mein lieber Freund, es hat keinen Sinn mehr, Bauer zu sein." Aber Mathieu bleibt der Bauer, der er war, seine Lebenskraft ist stärker als Resignation.
Über den Autor:
Christoph Meckel wurde 1935 in Berlin geboren. Nach zahlreichen Reisen durch Deutschland, Europa, Afrika und Amerika studierte er Grafik an der Kunstakademie in Freiburg und München. Er veröffentlichte verschiedene Radierzyklen sowie zahlreiche Prosa- und Gedichtbücher. Heute ist er Mitglied des PEN Zentrums in Deutschland und der Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Sein Werk wurde unter anderem mit dem Rainer-Maria-Rilke-Preis für Lyrik und dem Georg-Trakl-Preis ausgezeichnet.
Meine Meinung:
Eine kleine Perle ist dieses Buch des Lyrikers und Zeichners Christoph Meckel.
Der Autor erzählt in dieser langen Erzählung (oder Kurzroman) von der Provence und seine Bekanntschaft und vielleicht sogar Freundschaft mit dem Lavendelbauern Mathieu Combel, der ein typischer Vertreter eines französischen Bauern ist und doch noch etwas mehr. Ein ungewöhnlicher Typ, für Meckel so interessant wie für den Leser.
Auszug aus Seite 57: Mathieu ißt und trinkt gern, lacht gern und amüsiert sich; er redet und schweigt und mokiert sich gern; freut sich gern und grübelt allein auf den Feldern; betrachtet Frauen und atmet und arbeitet gern; pfeift oft vor sich hin.
Doch so prosaisch bleibt Meckel nicht in Mathieus Charakterisierung, in Betrachtung seines ganzen 74jährigen Lebens und den Einflüssen der Umgebung entwirft er ein ebenso ehrliches wie bewunderndes Portrait. Es kommt weder zur Romantisierung noch zur Stilisierung der Bauern als Helden oder Idioten.
Zu Mathieu gehört auch seine Schwester, die einzig unverheiratet gebliebene von seinen Schwestern, die bei ihm lebt.
Christoph Meckel beschreibt das Landleben so authentisch, weil er selbst ein fest integrierter Teil davon ist, lebt in Villededon als seinen zweiten Wohnsitz, deswegen wirkt er nie nur als bloßer Beobachter oder Fremdkörper.
Christoph Meckels Bücher gehen teilweise dem Ruf voraus, stilistisch etwas trocken und inhaltlich bitter zu sein, aber hier trifft das weniger zu. Er ist poetisch, da Meckel auch ein Lyriker ist, dabei bleibt er unprätentiös. Das verleiht dem schmalen Buch seine Kraft, sehr überzeugend!