Bruni Prasske - Immer noch träume ich von Deutschland

  • Über den Autor
    Bruni Prasske, geboren in Norddeutschland, studierte Interkuturelle Pädagogik, war Sozialarbeiterin in Flüchtlingsunterkünften und wirkte bei Einwanderungsprojekten in den USA mit, bevor sie ihr erstes Buch 'Mögen deine Hände niemals schmerzen' schrieb.


    Kurzbeschreibung
    Eigentlich sucht Bruni Prasske nur einen ortskundigen Stadtführer in Saigon, der Englisch spricht. Doch was sie stattdessen erlebt, ist einzigartig: Sie trifft Dien, den Rollstuhlfahrer mit dem Jackie-Chan-Charme, dem umwerfenden Lächeln - und den perfekten Deutschkenntnissen! Sein Schicksal als vietnamesisches Kriegskind, das in Hamburg aufwuchs - und dann zurückmusste in eine Heimat, die keine mehr war, lässt sie nicht mehr los. Die beiden beschließen gemeinsam zu reisen, gemeinsam Diens unbekannte Heimat zu erforschen! Täglich warten neue Herausforderungen in diesem Land, in dem Straßen keine Selbstverständlichkeit sind und Behinderung als Strafe Gottes angesehen wird. Es ist ein abenteuerlicher Trip, und die beiden ungleichen Weggefährten kommen sich näher ...


    Meine Rezension
    Dies ist die Geschichte von Dien, der sich nicht unterkriegen lässt. Man erfährt in diesem Buch sehr viel über sein Leben vor und nach der Verletzung im Vietnamkrieg durch einen Granatsplitter, die ihn in den Rollstuhl zwang. Diens Familie lebt weitab vom Schuß und in den Jahren nach seiner Rückkehr aus Deutschland, in denen Dien bei ihr lebte, kam er kein einziges Mal aus dem abgeschiedenen Ort. Doch Dien beißt sich durch und lebt später als Erwachsener in Saigon.


    Das Leben für einen Querschnittsgelähmten ist nicht einfach in Vietnam: Es gibt kaum behindertengerechte Orte und Einrichtungen und oft werden Behinderte auch systematisch ausgegrenzt, aus Angst vor Unheil – alter Aberglaube, der heute immer noch vor allem in ländlichen Gegenden an der Tagesordnung ist. Viele Themen, gerade auch persönlicher und hygienischer Art, sind auch schlichtweg tabu – man spricht nicht darüber, obwohl es manchmal doch sehr hilfreich wäre.


    Und obwohl seine Jahre in Deutschland (er kam mit ca. 5 Jahren über Terre des Hommes zur medizinischen Behandlung und Reha nach Norddeutschland) nun schon lange zurückliegen, ist er ein wenig Wanderer zwischen den Welten und vermisst seine „alte Heimat“ noch heute oft so, dass er sogar noch immer von ihr träumt.


    Sicherlich ist auch dies ein Grund mit dafür: „In Deutschland haben wir vergessen, dass wir behindert sind. Hier leiden wir unter unserer Behinderung.“ (S. 254)


    Man erfährt in diesem Buch aber nicht nur sehr viel über Dien und sein Leben, auch Land und Leute werden sehr farbig beschrieben und die vietnamesische Küche wurde (bis auf ein paar sehr wenige Ausnahmen) so lecker beschrieben, dass ich gleich mal nach entsprechenden Rezepten gefahndet habe. Auch über die Unterschiede zwischen Langnasen und Asiaten erfährt man sehr viel, es gibt doch jede Menge kultureller Unterschiede und Fettnäpfchen in die man tappen kann. So gibt es eine Unmenge an Verhaltensregeln und korrekten Anreden, die man unbedingt beachten sollte und natürlich Themen, die man keinesfalls in Gesellschaft anschneiden sollte.


    Bruni und Dien machen sich für dieses Buch auf, um das Land zu erkunden. Auch Dien kommt an Orte, wo er noch nie zuvor war – und er geht sogar das erste Mal seit vielen Jahren schwimmen. Eine spannende Reise, auf der wir die beiden begleiten dürfen und so entsteht auch vor dem Leser das Bild einer besonderen Botschaft, das noch abgerundet wird durch eine Handvoll Fotos im Mittelteil des Buches.


    Auf der Homepage von Bruni Prasske sind übrigens noch mehr Bilder von ihren Reisen, unter anderem eben auch von dieser Vietnamreise.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich habe neulich einen längerem Bericht im "Hamburg-Journal" (NDR-Regionalfernsehen für Hamburg) über Dien und Bruni Prasske gesehen. Beeindruckend. Schon da stand für mich fest dieses Buch nicht nur zu kaufen sondern es auch zu lesen. Deine Rezi bestärkt mich noch in diesem Vorhaben.


    Ganz herzlichen Dank für diese Buchvorstellung. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Das Buch ist sicherlich nicht allzu literarisch, dafür aber sehr authentisch und menschlich, es hat mir wirklich gut gefallen und ich habe mir heute auch noch dieses von ihr bestellt. ;-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    Das Buch ist sicherlich nicht allzu literarisch, dafür aber sehr authentisch und menschlich, es hat mir wirklich gut gefallen und ich habe mir heute auch noch dieses von ihr bestellt. ;-)


    Bei manchen Büchern muss man wohl den "literarischen Aspekt" ein wenig zurückstellen. In diesem Sinne noch einmal herzlichen Dank für diese Buchvorstellung...... :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.