Gogols Petersburger Jahre. Gogols Briefwechsel mit Alexander Puschkin, zusammengestellt von Peter Urban
Über den Autor und den Übersetzer (Amazon)
Nikolai Wassiljewitsch Gogol wurde am 1. April 1809 in Welikije Sorotschinzy (Poltawa), Ukraine, geboren. Der Sohn eines ukrainischen Gutsbesitzers siedelte 1828 nach St. Petersburg über und versuchte sich als Beamter und Lehrer. Mit seinen ersten volkstümlichen Erzählungen erwarb sich Gogol 1831/32 große Anerkennung. 1848 unternahm Gogol eine Pilgerreise nach Jerusalem. Vier Jahre später starb er in Moskau.Alexander Sergejewitsch Puschkin wurde 1799 als Spross eines alten Adelsgeschlechts in Moskau geboren. Wegen seiner politischen Lyrik wurde der dichtende Graf, der im Außenministerium eine Stelle innehatte, 1820 nach Südrussland strafversetzt, später verbannt auf das mütterliche Gut. Er starb 1837 an den Folgen eines Duells.Peter Urban, geboren 1941 in Berlin, studierte Slavistik, Germanistik und Geschichte in Würzburg und Belgrad, war Verlagslektor bei Suhrkamp, Hörspieldramaturg beim WDR und ist Lektor im Verlag der Autoren in Frankfurt; er übersetzte u.a. Werke von Gorkij, Ostrovskij, Daniil Charms, Kazakov, Chlebnikov und das gesamte dramatische Werk von Anton Cechov. Für seine Neuedition und -übersetzung der Cechov-Briefe wurde ihm der Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis zuerkannt.
Inhalt und meine Meinung
Der Titel sagt es: In diesem Bändchen findet sich der Briefwechsel zwischen Puschkin, der als der Nationaldichter der Russen gilt und Gogol, von dem Dostojeski sagte: "Wir stammen alle aus Gogols Mantel." ("Der Mantel" ist eine bekannte Erzählung von Gogol.)
Gogol lernte den 10 Jahre älteren und schon auf der Höhe seines Schaffens und seiner Berühmtheit stehenden Dichter Puschkin 1831 kennen. Der Briefwechsel zeugt von der Bewunderung Gogols für Puschkin, aber auch von Puschkins Interesse für die Arbeit und das Fortkommen Gogols. Zweimal gibt Puschkin die entscheidende Idee für Werke Gogols: Sowohl "Der Revisor" als auch "Tote Seelen" schrieb Gogol auf Hinweis und Ideengabe von Puschkin.
Der Briefwechsel ist sicher leichter zu verstehen, wenn man die Eckdaten von Gogols Schaffen kennt, obwohl der Kommentar im Anhang ausführlich ist. Der Briefwechsel gibt zudem einen Eindruck in alltägliche Probleme Gogols wie denen mit der offensichtlich mächtigen Zensur, Geldnöten, Auseinandersetzungen im Rahmen von Publikationen und Schaffensproblemen.
Obwohl der Briefwechsel kurz ist - 4 Briefe von Puschkin und 9 von Gogol, sowie einige andere von einem der beiden an Dritte, spiegeln die Briefe den Umbruch in der russischen Literatur zur damaligen Zeit wider: Von der lyrischen Dichtung, deren Höhe- und Endpunkt Puschkins Dichtungen bilden, zur erzählerischen Prosa.
Wahrscheinlich muss man schon etwas interessierter an russischer Literatur oder Briefen großer Schriftsteller sein, um an diesem Büchlein Interesse zu finden, dann aber wird man sicher nicht enttäuscht sein. Ich habe mich jedenfalls sehr gefreut, dass sich der Verlag "Friedenauer Presse" zu diesem Projekt entschlossen hat.