Roger Hutchinson - Eine Straße in Schottland

  • OT: Calum's Road


    Über den Autor
    Roger Hutchinson wurde 1949 in Farnworth, Lancashire, geboren. Nach einer spektakulären journalistischen Karriere in London ging er 1977 nach Skye, wo er für die West Highland Free Press arbeitete. Heute lebt er auf der Insel Raasay. Sein Buch über Calum's Road stand monatelang auf Platz 1 der schottischen Bestsellerliste.


    Kurzbeschreibung
    Schottlands stilles Heldenepos - Fast sein gesamtes Leben hat Calum McLeod im Norden der zwölf Meilen langen und zwei Meilen breiten Insel Raasay verbracht, wo er als Kleinbauer, Postbote und Leuchtturmwärter gearbeitet hat. Aufgrund des wirtschaftlichen Niedergangs schrumpfte die Bevölkerung schließlich auf zwei Menschen: Calum und seine Frau. Eines schönen Tages lädt Calum Spitzhacke, Axt und Schaufel auf seine Schubkarre und macht sich auf den Weg nach Süden, um eine Straße zu bauen.


    Meine Rezension
    Dieses Buch lässt mich höchst zwiegespalten zurück. :gruebel


    Das Thema und die Geschichte von „Calums Road“ finde ich eigentlich sehr interessant. Doch zu viele Informationen über Calum McLeods Vorfahren, die allgemeine Inselgeschichte und die historisch/politischen Widrigkeiten stehen im Mittelpunkt, es wird weniger Calums Geschichte als die der Hebriden im Laufe der Zeit erzählt.


    Was ich erwartet hatte, war die interessante Geschichte eines Mannes und seines ungewöhnlichen Lebenswerkes. Doch leider bekam ich um diese Geschichte herum zu viele trocken herübergebrachte Fakten serviert.


    Man erfährt viel über das Leben in früheren Jahren auf abgeschiedenen Inseln und mit welchen Problemen die Insulaner zu kämpfen hatten: Stromversorgung, Lebensmittel, Ärzte, Post, Schule…. All diese vermeintlichen Selbstverständlichkeiten müssen sich mühsam erkämpft werden und da dies nicht immer gelingt, setzt langsam aber sicher die Landflucht ein und die Menschen ziehen in „wirtlichere“ Gegenden.


    Doch Calum widersetzt sich und beginnt auf eigene Faust, eine Straße zu bauen, die den „unerschlossenen“ Nordteil der Insel Raasay mit dem Südteil verbindet. Doch alle Mühe nützt nichts: Nach der Fertigstellung waren er und seine Frau die einzig verbliebenen Einwohner von Arnish.


    Das Buch ist leider so spröde wie die Landschaft, in der es spielt. Die Geschichte des Calum McLeod wäre sicher sehr interessant gewesen. Doch sie wird leider von zuvielen Fakten erstickt, die die interessante Story verdrängen. Auf der einen Seite ist das Buch daher zwar interessant, auf der anderen aber leider dröge und spannungsarm. Vielleicht habe ich aber auch nur eine andere Geschichte erwartet? :gruebel


    Und so dauerte die Lektüre beinah genau so lange wie die eines doppelt so dicken Buches…


    Im Buchinneren ist eine Karte der Insel - ich hätte es aber sehr, sehr schön gefunden, wenn auch ein Foto von Calum McLeod und noch ein paar Fotos seiner Straße abgebildet gewesen wären.


    Doch wer sich außer mir noch für dieses Thema interessiert: Hier habe ich noch etwas dazu gefunden. :-]

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Vielen Dank, liebe Batcat, für deine hilfreiche Rezension! :-) Du hast mich gerade noch mal davor bewahrt, ein Buch zu kaufen, das mir nicht gefallen hätte. Denn bei meinen Kaufüberlegungen stand ebenfalls die Geschichte von Calum McLeod, also der menschliche Aspekt, im Vordergrund. Und dröge Bücher mag ich schon gar nicht! Der Link dagegen gefällt mir sehr gut, so erhalte ich wenigstens auf diese Weise ein paar nützliche Informationen über die Hauptfigur und ihr Anliegen. Danke schön! :knuddel1



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  • Nachdem ich im Juni ja erst selbst in Schottland war, musste ich das Buch natürlich sofort lesen. Dabei hatte ich den großen Vorteil, die Landschaft vor Augen zu haben, ich war nämlich auf der großen Schwester der beschriebenen Insel Raasay, auf Skye.


    Das Buch fand ich dann auch durchaus sehr interessant, es gestattet einen Einblick in das Leben in den einsamen schottischen Highlands und den Inseln: ohne Infrastruktur, dafür aber sehr nachbarschaftlich. Und manchmal müssen die Bewohner eben selbst Schaufel und Werkzeug in die Hand nehmen, wenn sie an ihrem Leben etwas verbessern wollen. Genau das macht auch Calum: in typischer schottischer Störrigkeit kämpft er lange vergeblich darum, dass sein Heimatdorf im Norden der Insel Raasay endlich an das Straßennetz angebunden wird. Irgendwann reicht es ihm und er baut diese Straße selbst, mit nicht viel mehr als einer Schaufel, einer Spitzhacke und einer Schubkarre. Das ist vor allem in der kargen, felsigen Landschaft dieser Insel eine beeindruckende Leistung.


    Das Buch erzählt nicht nur, wie Calum diese Straße baut sondern gibt noch viel mehr Hintergrundinformationen, zB zu den Highland Clearances. Das Thema an sich ist wirklich interessant, trotzdem hätte man meiner Meinung nach aus dem Buch viel mehr machen können! Dazu wird zu trocken erzählt und der Autor wiederholt sich viel zu häufig. Seitenweise wird da aufgezählt, wann wie viele Einwohner auf welchem Fleckchen der Inseln wohnten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Durchschnittsleser ein gesteigertes Interesse daran hat, das wirkt doch sehr ermüdend. Zeitweilig hatte man das Gefühl, dass der Autor jedes Fitzelchen an Informationen, das er nur irgendwo auftreiben konnte, in das Buch gepresst hat. Da wäre weniger mehr gewesen. Schade!


    Fazit: das Buch ist etwas für echte Schottlandfans, die sich auch dieses kleine Stück Geschichte nicht entgehen lassen wollen. Für alle anderen: es gibt sicherlich spannender beschriebene Bücher über das Leben in den Highlands und auf den Hebryden!


    ich hänge noch ein Foto an, von Skye der Blick rüber nach Raasay

  • Hey, tolles Bild! :-)


    Ich finde interessant, daß Du letztlich mehr oder weniger dieselben Dinge bemängelst wie ich. Du hast recht: Aus dem Buch und dem Stoff hätte man mehr machen können und vor allem, man hätte eine lebendige Story draus stricken können.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)