Catharina von Georgien - Andreas Gryphius

  • Das musste ich für die Uni lesen und ich dachte, ich rezensiere es hier mal :-).



    Zum Buch:


    Titel: Catharina von Georgien oder Bewehrte Beständigkeit
    Autor: Andreas Gryphius
    Verlag: Reclam
    Erscheinungsjahr: 1986
    Seiten: 157 (davon umfasst das eigentliche Stück 110 Seiten)
    Erstveröffentlichung: 1657



    Zum Autor:


    Andreas Gryphius (eigentlich Andreas Greif) war ein deutscher Dichter und Dramatiker des Barock. Er wurde am 02. Oktober 1616 als Sohn des Archidiakons Paul Greif in Glogau im damaligen Schlesien geboren. Recht früh verstarben seine Eltern und Gryphius musste zunächst in Glogau bleiben. Dann folgte er seinem Stiefvater nach Driebitz, einem kleinen Ort auf polnischem Gebiet. Im Jahre 1632 zog er nach Fraustadt, wo er sein Leben einigermaßen geregelt fortsetzte. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Gymnasiums studierte er von 1634 bis 1636 am Akademischen Gymnasium Danzig. 1638 begleitete Gryphius zwei Söhne seines Mäzens Schönborner auf deren Kavalierstour durch die Niederlande. Er selbst studierte im Anschluss für ungefähr sechs Jahre an der Universität Leiden.


    1640 verstaben auch sein Bruder und seine Schwester innerhalb weniger Monate. Am 12. Januar 1649 heiratete Gryphius in Fraustadt Rosina Deutschländer, mit der er vier Söhne und drei Töchter hatte.


    1650 bekam Gryphius eine Stellung als Jurist bei den Glogauer Ständen. 1662 wurde er durch Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Sein Gesellschaftsname war der Unsterbliche. Am 16. Juli 1664 starb Andreas Gryphius an den Folgen eines Schlaganfalles.


    Gryphius' Tragödien und Gedichte beschäftigen sich oft mit dem Leid und dem moralischen Verfall während des Dreißigjährigen Krieges und mit der Unruhe, Einsamkeit und Zerrissenheit der Menschen. Die Motive, die er hauptsächlich behandelt, sind Eitelkeit und das barocktypische Motiv der Vergänglichkeit allen menschlichen Schaffens und Strebens. So auch in "Catharina von Georgien".



    Zum Inhalt:


    Bei "Catharina von Georgien" handeln es sich um ein barockes Märtyrerdrama in fünf Abhandelungen. Das Stück spielt am letzten Tag im Leben der Catharina von Georgien.


    Die Hauptperson ist Catharina, die Königin von Georgien, die im Krieg von Chach Abas, dem Persischen König, gefangen genommen wird. Er hält sie über Jahre gefangen und will sie dazu bewegen, seine Frau zu werden. Für Catharina hieße das, endlich keine Gefangene mehr zu sein und außerdem Königin des Weltreiches Persien zu werden. Doch sie lehnt seinen Antrag immer wieder ab; zum Einen weil sie nicht seine einzige Ehefrau wäre und zum anderen, weil sie, wenn sie Königin Persiens werden würde, zum Islam konvertieren müsste. Catharina will ihren Gott nicht verraten und bleibt standhaft, wenn sie Abas gegenüber auch nicht prinzipiell abgeneigt ist.


    Ein Gesandter von Georgien bewirkt, dass Chach Abas in die Freilassung Catharinas einwilligt. Als der Gesandte weg ist, bereut er seinen Entschluss jedoch. Er stellt Catharina vor die Wahl: Entweder, sie willigt ein, seine Frau zu werden, oder er lässt sie hinrichten. Aber Catharina ist bereit, für ihren Gott und ihre Religion zu sterben. Sie leht Abas Antrag ein weiteres Mal ab und besiegelt so ihr Schicksal.


    Catharina ist angesichts ihrer nahenden Hinrichtung jedoch nicht traurig oder verzweifelt; vielmehr sieht sie den Tod als Chance, wieder frei zu sein und ihrem Gott näher zu kommen. Bevor sie hingerichtet wird, wird sie nackt ausgezogen und gefoltert; sie bleibt jedoch standhaft und fällt nicht von ihrem Glauben ab. Catharina, die nach ihrer Folter schon halbtot ist, wird auf dem Scheiterhaufen verbrannt.


    Währenddessen erkennt Chach Abas, dass seine Entscheidung ein Fehler war. Er will die Exekution stoppen, doch er kommt zu spät. Am Ende erkennt er es als seine Strafe, dass er Catharina immer lieben wird.



    Meine Meinung:


    Hätte ich dieses Buch nicht für die Uni lesen müssen, hätte ich es wohl nie getan - und wirklich was verpasst.


    Zunächst einmal brauchte ich einige Zeit, um Zugang zum Text zu bekommen. Da er in der Sprache des Barock geschrieben ist, war er am Anfang wirklich nicht leicht zu verstehen; insbesondere den Schilderungen, wie die Beteiligten des Krieges zueinander stehen, konnte ich anfangs nur schwer folgen. Wenn man sich aber erst mal an die Sprache und ihren Rythmus (Alexandriner) gewöhnt hat, ist "Catharina von Georgien" eigentlich gar nicht mehr so schwer zu lesen. Obwohl das Drama sehr langatmig ist. Eine Thematik wird über Seiten gezogen. Als ich gerade die Zusammenfassung geschrieben habe, konnte ich nicht glauben, dass tatsächlich nur so wenig passiert.


    Zu der Handlung ist zu sagen, dass es mich schwer überrascht hat, dass tatsächlich mal einer der Protagonisten überlebt hat ;-). Wirklich spannend war sie allerdings nicht :grin. Ein Motiv, das immer wieder betont wird, ist das der Beständigkeit. Das erklärt sich wie folgt: Da das Barock von Unsicherheit und Tod geprägt war, wurde im Volk besonders viel Wert auf Beständigkeit (welche sich ja auch im Titel findet) gelegt. Catharina bezahlt für ihre Beständigkeit (bezüglich ihres Glaubens) bereitwillig mit dem Leben und stirbt den Märtyrertod.


    Ich bin so langsam der Meinung, dass das Lesen solcher Werke Spaß machen kann - allerdings nur, wenn man sich vorher Kenntnisse über die Epoche und die jeweiligen Dramentheorien aneignet. Dann erkennt man beim Lesen der Stücke einige Elemente der Theorien in ihrer praktischen Anwendung wieder und hat diesen Aha-Effekt. Ich glaube, wenn ich "Catharina von Georgien" ohne Kenntnisse über das Barock gelesen hätte, hätte ich es langweilig gefunden. Aber so kann man den Zeitgeist einer Epoche in einem Stück aufspüren, und wenn man mehrere Werke aus dem Literaturkanon eines Landes liest, auch die weltanschaulichen und gesellschaftlichen Strömungen und Entwicklungen verfolgen.



    Zum Schluss noch ein Zitat, über das ich mich sehr amüsiert habe (obwohl es bestimmt nicht lustig gemeint ist :chen):



    Man muss dazu sagen, dass es im Barock noch keine verbindlichen Rechtschreibregeln gab :chen. Aber es ist interessant zu sehen, wie sich die Laute im Deutschen in den letzten Jahrhunderten verschoben haben. Ein Beispiel ist das Wort "Haubt": Das "b" wurde zu einem "p", aber es hat sich im Wort "Haube" dennoch gehalten.

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

    Dieser Beitrag wurde bereits 7 Mal editiert, zuletzt von Eddie Poe ()

  • Das ich das Büchlein erst jetzt entdeckt habe...Danke für die Rezi Eddie Poe :wave
    Ist das ganze Buch so geschrieben wie das Zitat im Spoiler?)So kann ich evtl. einkalkulieren wie lang ich zum lesen brauche :grin) Hab bei so alten Büchern immer das Gefühl ich würde Rechtschreibfehler lesen und brauch entsprechend etwas länger..

  • Zitat

    Original von nofret78
    Das ich das Büchlein erst jetzt entdeckt habe...Danke für die Rezi Eddie Poe :wave
    Ist das ganze Buch so geschrieben wie das Zitat im Spoiler?)So kann ich evtl. einkalkulieren wie lang ich zum lesen brauche :grin) Hab bei so alten Büchern immer das Gefühl ich würde Rechtschreibfehler lesen und brauch entsprechend etwas länger..


    Ja, das Buch ist komplett so geschrieben. Das Vokabular ist für die Zeit wohl normal und die Versform (Alexandriner) war in der damaligen Zeit die einzig Sprache, die als für ein Trauerspiel angemessen erachtet wurde :wave.

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

  • Ich lese sehr gerne Dramen und setze mich auch gern mit klassischer Literatur auseinander. Die Dramen des Barocks gehören sicherlich nicht zu meinen Lieblingen, mit einigen konnte ich mich jedoch anfreuden. Nicht so mit diesem hier... Inhaltlich fand ich Catharina von Georgien gut, ja. Allerdings hatte ich Null Spaß beim Lesen. Es war mehr eine Tortur als eine Lesefreude und ich hatte riesige Probleme die Verse zu verstehen. Kein Drama hat mich bisher sooo lange vereinnahmt wie dieses hier. Und nach dem Lesen eines anderen Dramas von Gryphius muss ich mir leider eingestehen, dass dieser Mann nicht mein Autor ist! Ich bin froh es gelesen und es somit hinter mir zu haben, werde dieses Stück allerdings nie mehr anrühren. Außer die Uni verlangt es.