Alles wegen Werner - Bettina Haskamp

  • Von der Heulsuse zur Landfrau - die Wandlungen der Clara B.


    Alles wegen Werner - "Alles wegen Werner - Gottseidank!" oder "Alles wegen Werner - endlich!" wären auch gute Titel gewesen.


    Kurze Zusammenfassung:


    Wir treffen Clara, Anfang fünfzig, verheiratet seit knapp 30 Jahren mit Werner: gutaussehend und leider in Claras Augen stinklangweilig.
    Da stehen Golfturniere und Bekanntenbesuche auf seinem Tagesplan, während sie in der gemeinsamen Villa (an der Algarve wohlgemerkt!) auf ihn wartet und ihm pünktlich das Mittagessen hinstellt.
    Schwer frustriert von ihrem Leben mit Werner hat Clara schon längst begonnen, ihren Frust mit Wein zu bekämpfen. Soll sie sich trennen? Schließelich haben sie sich nichts mehr zu sagen. Aber durchringen kann sie sich nicht - ohne Ausbildung sieht sie sich schon mit Nummernzettelchen beim Sozialamt.
    Dann lieber doch noch ein Glässchen Wein... Doch dann... ja, dann fährt Werner völlig überraschend nach Brasilien. Stinkesauer (war das doch ihr Traum!) bleibt Clara in Portugal zurück und ist sehr erstaunt als ihr Ehemann nach der Zeit gutgelaunt und ungewohnterweise sogar recht nett zurückkommt.
    Da muss wohl was faul sein - als dann sein Handy klingelt erfährt sie warum - er hat eine andere! Eine jüngere! Und als sie ihn damit konfrontiert, trennt er sich von ihr.
    Das sei ja wohl auch mal nötig mag mancher von uns denken. Da sie sich ja nicht durchringen konnte...
    Leider sieht Clara das anders und versinkt im Selbstmitleid. Sie trinkt und schläft und trinkt und weint und schläft - bis zu einem gewissen Augenblick.
    Und ab da ist alles anders! Ihre Wut erwacht, sie zieht samt Hund aus der Villa aus, nimmt sich einen Anwalt und verschwindet so schnell wie der Blitz ins Alentejo, wo sie sich spontan ein Haus, pardon: eine heruntergekommene Hütte mitten in einem staubigen Olivenhain im Nirgendwo sowie einen grünen VW-Bulli kauft.


    Was sie dort erlebt, wie sie sich aufrafft und was sie dann alles wegen (der Trennung von) Werner aus ihrem Leben macht (gottseidank, endlich) davon handelt dieses Buch.
    Ein wenig sei verraten: Wir lernen sympatische Portugiesen kennen, ein kleines Dörfen mitten im Nirgendwo, einen Mann der auf den Namen Leo hört und einen zweiten namens Rui und es wird vieeeeel Wein getrunken.


    Meine Meinung


    Der Beginn des Buches verbreitet nicht gerade gute Stimmung. Clara war mir anfangs gar nicht zympatisch. Zu heulsuserig, zu viel Selbstmitleid.
    Nein, nicht mein Buch dachte ich. Aber dann, als sie es endlich schafft sich aufzuraffen, da musste ich weiterlesen.
    Man kann die Kargheit der Olivenhaine und des Alentejo geradezu sehen, wenn man das Buch liest. Es ist spannend mitzuerleben, wie sich Clara aufrafft und versucht aus ihrem Leben etwas zu machen!
    Die komplette Story war mir zwar etwas zu seicht und hat mich ziemlich an das typische "Getrennte Frau sucht neue Liebe" Klischee erinnert, aber die portugisische Landschaft und die netten schrulligen Portugiesen holen vieles wieder raus.
    Das Setting ist einfach mal ein anderes und die Herangehensweise von Clara auch.


    Alles in allem ein nettes, unterhaltsames Buch, bei dem man ebenfalls Lust auf eine einsame Hütte in den Weiten Portugals bekommt.
    Die Beschreibung des Landes und der Leute waren für mich aber auf jeden Fall der bessere Teil des Buches im Vergleich zu den Trennungs- und Liebegeschichten Claras.



    Eine kurze Frage am Ende: Was soll das Cover damit zu tun haben? Die Zeichnung ist wirklich gut und okay, das Thema als solches trifft es auch, aber da hätte ich doch ein etwas 'mediteraneres' Bild gewählt.



    Von mir gibts 8 von 10 Punkten.
    Bei Vorablesen gabs 3 Sterne, weil ich es nicht "Spitze" aber "Gut" fand... Die Wertung dort ist sehr komisch und ich vergebe kaum 5 Sterne, daher sind drei nicht schlecht ;-)

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

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  • Hier zum Vergleich meinen ersten Leseeindruck von vorablesen, ich war gar nicht begeistert... ;-)


    :grin


    Selbstmitleidsattake einer feschen Frau
    2 Sternchen


    Das Titelbild jedenfalls konnte mich auf den ersten Blick überzeugen - und auch die Kurzbeschreibung klang nicht übel - daher habe ich mich gleich an die Leseprobe begeben. Das Cover ließ mich an einen Roman wie ein schönes, lustiges Roadmovie denken, an eine Frau, die ihren Weg findet und ihrem (Ex-)Mann dabei eins auswischt.


    Leider erscheint mir diese Probe irgendwie als Ratgebener à la "Selbstmitleid für Fortgeschrittene". Die verlassene Ehefrau erscheint vorn vorne herein ziemlich frustriert und generft von ihrem kompletten Umfeld. Die (Noch-)Ehepartner sticheln und giften sich an, haben sich nichts mehr zu sagen und so erscheint es vorprogrammiert dass die Ehe geschieden werden soll. Obwohl Clara, die betrogene Ehefrau, von ihrer Ehe und ihrem Mann absolut nicht begeistert zu sein scheint, ist sie doch entsetzt, als ich Mann sich für eine junge und (vermutlich) knackige Brasilianerin entscheidet.


    Die ganze Situation wird recht zynisch und bissig aus Claras Sicht refelktiert und auch sich selbst nimmt sie dabei zeitweise recht arg auf die Schippe. Sie erscheint wirklich unzufrieden und biestig und ehrlich gesagt finde ich das manchmal schon zu viel. Freche und schlagkräftige Frauen sind sicher besser als duckmäuserische, aber Clara ist mir in der Probe nicht unbedingt sympatisch...


    Claras Reaktion auf die Scheidung? Die passt für mich so gar nicht zu ihrem sonstigen forschen Auftreten - Sie versinkt in Selbstmitleid und trinkt was das Zeug hält um ihre miese Situation zu vergessen. Wie es weitergeht? Ob sie sich rächt, oder sich einfach in eine neue Liebe stürzt, oder Werner doch zurückerobern will? Wir werden sehen.


    Das Titelbild und die Kurzbeschreibung gefallen mir im Moment jedenfalls weitaus besser als die Leseprobe.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

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  • Schon lange ist Clara in ihrer Beziehung mit Werner unglücklich. Zwar ist sie mit ihm schon seit dreißig Jahren verheiratet, aber eigentlich leben die beiden nur noch so nebeneinander her und haben keine Gemeinsamkeiten mehr, teilen ihr Leben nicht mehr miteinander. Eines Tages geschieht dann das unvermeidliche: Werner will die Scheidung. Eigentlich das Beste, was Clara passieren kann, aber so sieht sie das natürlich erst einmal nicht. Sie ist totunglücklich und versucht ihr Leben fortan allein zu meistern.


    Bettina Haskamp schreibt diesen Roman aus der Sicht der Hauptprotagonistin Clara. So wird oftmals vieles schon vorweg genommen, was passieren wird, aber man ist dennoch erpicht darauf zu erfahren, wie genau es dazu kommen wird.
    Insgesamt ist der Roman schnell gelesen und auch recht unterhaltsam. Die Landschaft Portugals wird mit viel Charme beschrieben, ebenso deren Bewohner.
    Die Geschichte ist mal wieder nichts Neues, aber durchaus nett. Dass eine Trennung auch durchaus seine positiven Seiten haben kann - insbesondere wenn die Beziehung vorher eigentlich schon keine mehr war - zeigt Bettina Haskamp durch Clara.


    Insgesamt würde ich sagen, dass das Buch nicht durch seine Geschichte, sondern viel mehr durch seine charmanten, portugiesischen Charaktere überzeugt.

  • Hm, das hört sich ja besser an, als ich nach der Leseprobe erwartet habe! :-)

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns." :eiskristall
    Franz Kafka


    :lesend Walsch: Gespräche mit Gott
    :lesend Norman: Grausames Spiel
    :lesend Patterson: 1st to die

  • Ich hole meinen Werner gleich bei der Post ab und freue mich schon sehr.
    Das Cover finde ich ziemlich genial, zwar nicht mediteran, aber genial. :lache

  • bula84 : Das gesamte Buch fand ich auch besser als die Leseprobe, obwohl ich die jetzt nicht unglaublich grausig fand, aber recht nichtssagend.



    Ach ja, zum Cover wollte ich eigentlich auch noch was schreiben. Als ich gestern drüber nachdachte, fand ich das Cover eigentlich recht unpassend. Aber heute muss ich sagen, dass es doch irgendwie stimmig ist ... hm :gruebel

  • Zitat

    Original von bula84
    Hm, das hört sich ja besser an, als ich nach der Leseprobe erwartet habe! :-)


    Das geht mir auch so. Dachte das wäre ein eher oberflächlicher, um Humor bemühter Roman.


    Danke Euch für die Rezis :wave.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Werner und Clara sind seit 30 Jahren verheiratet. Mittlerweile führen sie keine Ehe mehr sondern eine WG, Zweckgemeinschaft und ab und zu auch ein Diskussionsforum. Obwohl das letztere eher untergeht da Clara folgt wie ein Hündchen. Mach dies - mach das. Werners Kommentare und Sticheleien nehmen immer mehr zu und der einzige der Clara versteht ist ihr Hund Tom. Als Werner nach Brasilien reist - das Land Claras jahrelanger Träume - lebt Clara auf. Doch als er danach beschließt die Scheidung einzureichen geht Clara unter - vorerst.


    Ich hatte nach der Leseprobe die Hoffnung „Alles wegen Werner“ würde sich zu einem witzig, spritzigen – nicht ganz ernstgemeintem aber durchaus ideenreichen - Scheidungsratgeber entwickeln. Für Frauen die (noch) "wegen der Sicherheiten" verheiratet bleiben. In dieser Hinsicht wurde ich enttäuscht.
    Letzten Endes war es doch nur eine nette Lektüre für einen verregneten Julitag. Der Schreibstil gefällt mir zwar sehr (Ich – Form) und der Wortwitz ist vorhanden. Ich sage nur „Die Wüste lebt!“ Aber davon gab es eben zu wenig.
    Stattdessen wurde der Olivenbaum vor Claras Hütte öfter erwähnt als ihr Ex Werner. So ein bisschen Rache im Nachhinein wäre nicht schlecht gewesen und zwar mehr als „Verpiss dich!“
    Hinzu kam, dass es auch völlig unrealistisch ist mit einem wildfremden Kerl -der beim Nachhausekommen einfach mal so im Bett liegt - Wein zu trinken.
    Das nennt man wohl künstlerische Freiheit aber das hat mir eben nicht gefallen. Clara hätte wenigstens etwas schreien können.
    Die kurzen Kapitel und vielen Absätze lesen sich recht schnell weg und die Covergestaltung ist durchaus gelungen (Wo war aber da der Olivenbaum?) - man muss schon schmunzeln ohne zu lesen!
    Fazit: Kann man lesen. Muss man aber nicht.

  • Protagonistin Clara erwacht aus einem 30jähringen Dörnröschenschlaf, als sie vom untreuen Ehemann unfreiwillig ins Leben hinaus gestoßen wird. Sie gibt ein Leben auf, dem man meiner Meinung nach keine Träne nachweinen muss, aber es dauert eine Weile, bis sie ihr Leben ordnet und ihr inneres Gleichgewicht findet.
    Diese Entwicklung wird mit viel Wortwitz kurzweilig erzählt. Die Landschaft, die sie sich ausgesucht hat ist karg, aber die Leute, denen sie begegnet, sind liebenswert, bisweilen schrullig. Und so ist es unterhaltsam zu verfolgen, wie Clara ihre Erfahrungen macht. Schon beim Lesen stellt sich bei einem selbst ein gewisses Urlaubsfeeling ein. Ein Buch, das keinen großen Anspruch erhebt, sondern einfach erholsam ist.

  • Clara (51) und Werner Backmann (61) sind seit 30 Jahren verheiratet. Sie gehören mit ihrem Haus an der Algarve zur Upper Class. Man spielt Golf, fährt einen Land-Rover und ist Mitglied im Lions Club. Ihre Ehe ist nur noch ein Arrangement.
    Werner ist immer schon ein arroganter Macho gewesen, der die kostenlose Rundum-Versorgung durch seine Frau für selbstverständlich hält.
    In der Öffentlichkeit behandelt er sie despektierlich. Da sie ein "Heimchen" ohne Selbstvertrauen ist, wehrt sie sich nicht gegen seine Unverschämtheiten. Eine Trennung kommt für sie nicht in Frage. Die soziale Absicherung ist ihr immer noch lieber. Sie ertränkt ihren Kummer mit Alkohol, Koffein und Nikotin.
    Werner fliegt nach Brasilien, wo er seine Traumfrau trifft. Nach seiner Rückkehr will er sich sogleich von Clara trennen. Statt sich zu freuen, dieses Ekelpaket endlich loszuwerden, fällt diese noch tiefer in Depressionen.
    Auf leisen Sohlen betritt sie langsam ihr neues Leben. Sie bevollmächtigt einen Anwalt, ihre Forderungen gegen Werner zu vertreten, kauft sich einen VW-Bulli und erwirbt im öden Alentejo ein großes Grundstück mit einer heruntergekommenen Hütte. Schnell wird sie mit den einheimischen Bewohnern warm, besonders mit Joao (74-jährig) und seiner Ehefrau Ana.
    Mit Joaos Hilfe renoviert Clara ihre Hütte. Sie wird selbstbewusst. "Ich selbst mochte mich. Und ich mochte das Leben, das ich mir eingerichtet hatte." (S. 196)
    Natürlich erlebt Clara eine kleine Romanze, und Heike und Celeste, zwei überkandidelte Freundinnen, wollen sie gerne "an den Mann bringen" und nerven sie ziemlich.
    Mit einem möglicherweise unsicheren Zukunftsprojekt endet die Handlung.
    Dieser unterhaltsame, leicht zu lesende Roman ist aus Claras Sicht in der Ich-Form geschrieben. Claras Weg zu neuen Verhältnissen verläuft langsam. Das Ergebnis - Leben auf dem Lande - entspricht völlig ihrem Wesen und Charakter. Immer wieder hält Clara inne und reflektiert über sich selbst mit spitzer, ironischer Feder. Das ist amüsant und witzig.
    Portugals Alentejo ist eine karge, von Olivenbäumen geprägte Landschaft; sie ist dünn besiedelt, nur die älteren Einheimischen sind geblieben. Diese strahlen eine Herzlichkeit aus, die förmlich ansteckt. Diese Stimmung wiederzugeben ist Barbara Haskamp durch ihre genaue Beobachtungsgabe und die entsprechende Beschreibung sehr gut gelungen.
    Wohltuend ist, dass dieser Roman sich von anderen Frauenbüchern absetzt, indem er nämlich nicht das übliche Klischee der Frauen bedient, die nach der Trennung von ihrem Angetrauten endlich im Turbo-Gang abheben, um alles zu erleben, was ihnen bisher versagt war: jede Menge Bubis mit Geld, Auto und Designerklamotten, Sex im Rausch und zusätzlich noch den Top-Arbeitsplatz, der immer schon auf sie gewartet hat ...
    Als interessierte Leserschaft werden sich wohl überwiegend Frauen im Alter 40 plus angesprochen fühlen.

  • Clara ist 30 Jahre mit Werner verheiratet, als dieser nach einem Egotrip in Brasilien,- Clara eröffnet dass er sie verlässt wegen einer anderen Frau. Für Clara bricht eine Welt zusammen und sie weiß nicht wie es weitergehen soll. Denn Clara hat in dreißig Jahren gelernt ihre Klappe zu halten, ihren Mann zu bedienen und als privater Partyservice ihres Mannes zu dienen. Schon lange ist diese Ehe nur noch auf den Papier und Clare flüchtet in den Alkohol um das alles nicht zu ertragen.
    Umso schlimmer trifft es sie, das sie nun ihre geliebte Villa in Portugal verliert denn das Geld und die Villa waren es wert bei so einen überlaunischen Macho zu bleiben…..

    Meinung:
    Dieses Buch wird sich sicher nicht in den Bestsellerlisten wiederfinden, aber was viel wichtiger ist, es wird trotzdem in den Herzen seiner Leser hängen bleiben. Denn dieses Buch hat Charme.
    Besonders gut hat es mir gefallen das in „Alles wegen Werner“ hauptsächlich ältere Protagonisten zu Wort kommen. Mit lockerer Sprache und Schreibstil entführt die Autorin Bettina Haskamp den Leser in das sonnige Portugal und man riecht förmlich die Olivenbäume und nimmt die Weite des Landes auf sich.

    Clara ist keine Superheldin und nach der Trennung erwartet den Leser auch keine Frau die alles umkrempelt und alles wird gut Geschichte. Ganz langsam und mit immer wieder neuen Schwierigkeiten nimmt sie ihr Leben in die Hand. Gerade diese kleinen Rückschläge sind es die das Buch authentisch wirken lassen und hoffentlich Frauen in ähnlicher Situation auch ein wenig Mut geben können.

    Zugegebenermaßen fehlt es Clara nicht an Geld allerdings hat sie eine ganz anderes Problem, nämlich die Sprache. Lebt sie zwar seit vielen Jahren in Portugal als Deutsche Auswanderin, ist sie in einer Siedlung wo viele deutsche Auswanderer ihren Lebensabend genießen wollen.
    Kleines Manko für mich als Leserin war das Werner nun sehr schlecht weg gekommen ist und die Darstellung fast so ist das eben alles Werner seien Schuld ist. Am Scheitern einer Beziehung aber gehören immer zwei zu. Dies wird kurz von einem Protagonisten eingeworfen aber auch nicht vertieft.

    Die Figuren sind außerordentlich tief und liebenswert gezeichnet so dass man sich rundum wohl bei Ihnen fühlt. Ob nun die flippigen beiden Freundinnen von Clara, die jeweils das Gegenteil von ihr sind, oder der 78 jährige Portugiese Joao mit seiner Frau die sich Clara annehmen. Keiner dieser Figuren lassen Antipathie zu.

    Ich habe mich rundum unterhalten gefühlt und auch wenn es kein Bestseller wird, in meinen Herzen wird ab heute immer ein wenig Portugal mit sein.

  • Zugegeben, anfangs fand ich das Buch recht langweilig und Clara, die Protagonistin unselbstständig, selbstmitleidig und einfach nur nervig. Doch zunehmend steigert sich die Geschichte mit ihrer Hauptperson: selbstironisch und stellenweise durchaus witzig darf der Leser die Wandlung der Ich-Erzählerin miterleben, die glücklicherweise recht schnell über Werner und den Alkohol hinwegkommt. Manche Szenen brachten mich zum Schmunzeln, wie der aufgebrachte Werner beim Warten auf Claras Anwalt oder die Begegnung mit dem portugiesischen Polizisten. Von solchen Stellen hätte es ruhig noch mehr (viel mehr) geben dürfen.


    Behutsam und nachvollziehbar wird die Weiterentwicklung von Clara geschildert. Dabei hat mir dieses ruhigere Tempo des Buches gut gefallen. Besonders toll fand ich das Urlaubsfeeling, das mir vermittelt wurde. Ich bekam richtig Lust auf Urlaub im Portugal, um auch unterm Olivenbaum sitzen zu können. Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen und ist aufgrund seiner geringen Dicke auch für Wenig-Leser geeignet.

    Das Cover hat mir nicht zugesagt, es passte nicht zum Buch (wo bitte ist den das südliche Flair geblieben?) und ich hatte Mühe, die gezeichnete ältere Dame mit der gepflegten Fünfzigerin des Buches in Einklang zu bringen.

    Mein Fazit: Lesenswerte Unterhaltungslektüre, die Lust auf Urlaub im Süden macht.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Batcat
    Ich war ja erst skeptisch, aber langsam denke ich mir, das Buch könnte sich gut für meinen Sommerurlaub eignen... :-]


    Tut es, hab ich grad zu ende gelesen, bin ein wenig im Streß, daher kommt die Rezi erst morgen, aber ja das wird die gefallen, bestimmt sogar! :-]



    Rezi:
    Werner ist ein Arsch, das war er schon bevor er seine Frau wegen einer jüngeren sitzen ließ. Allein deshalb müßte man schon vor Mitleid mit Clara, der armen Verlassenen zerfließen. Tut man auch, aber das Buch ist keineswegs eine Trauerlektüre für verlassene Ehefrauen oder gar seichte Hausfrauenstrandlektüre, das Buch ist klar, keine große und tiefgreifende Literatur, aber es beinhaltet so manche böse Wahrheit über den Beziehungs- und Eherummel. Clara ist die klischeehafte Verlassene, besäuft sich, zieht sich zurück, bekommt dann doch die Kurve oder auch dann wieder nicht, wer weiß das schon und was ist schon normal, wer kann schon von sich behaupten, jeden Tag mit dem Leben, daß er lebt auch wirklich glücklich zu sein? Werner hat Clara gestattet, kurz vor Schluß noch mal dem Leben einen neuen Kick zu geben, neue Dinge zu probieren, neue Menschen zu entdecken, neue Seiten an sich kennenzulernen....
    Danke, daß du mich verlassen hast und danke, daß es dieses Buch dazu gibt.
    Sehr humorig geschrieben, keineswegs eintönig, ein wenig vorhersehbar, aber trotzdem einfach nur eine feine und schöne Lektüre, doch das hat Spaß gemacht...
    Davon gerne mehr.


    Das vielfach so kritisierte Cover fand ich im Übrigen grandios.... :anbet

  • Ich habe das Buch nun auch zu Ende gelesen und bin froh, dass ich es gelesen habe, denn gekauft hätte ich mir das Buch eher nicht, obwohl ich das Cover auch sehr gelungen finde.


    Das Buch braucht hier ja sicher nicht mehr rezensiert zu werden, haben ja schon einge hier getan.


    Meine Meinung zu dem Buch ist auch, dass ich es zu Beginn eher langweilig fand, obwohl mir der Erzählstil sehr gefallen hat, sehr flüssig und auch humorvoll.
    Richtig gut wurde das Buch für mich, wo Clara ihr Leben endlich selbst in die Hand nimmt und erkennt, dass das Leben auch schöner werden kann, wenn die 30 Jahre währende Ehe ein Ende hat....


    Insgesamt ein Buch welches man empfehlen kann, sicher muss man es nicht gelesen haben, aber wenn man es doch tut, dann hinterlässt es am Ende ein leichtes Gefühl :bluemchen.

  • Clara lebt in Portugal mit ihrem Ehemann Werner das Leben einer frustrierten begüterten Hausfrau. Die einzige Abwechslung verschafft ihr der Griff zur Flasche und die gelegentlicheN Gespräche mit einer Freundin. ihr Mann, ein Unternehmer im Unruhestand mäkelt an ihr herum, die beiden haben sich längst auseinander gelebt. Eines tages fliegt Werner nach Brasilien, um einen Geländekauf einzufädeln. Er verliebt sich in eine Einheimische und diktiert Clara die Scheidungsformalitäten. Clara wirkt bis hier hin passiv, dem Alkohol und der Tristesse ergeben. Sie fasst Mut und kauft in einer Gott verlassenen Gegend Portugals, dem Alentejo ein heruntergekommenes Haus. Rasch freundet sie dich mit einer Familie an und verbringt ihr Leben vorwiegend unter einem Olivenbaum, beim Wein trinken. Plötzlich nistet sich ein gut aussehender Mann in ihrem Haus ein und versetzt nicht nur Clara in Unruhe, die ihr Leben zunehmend in die Hand nimmt. Der Roman ist in der Ich-Form geschrieben.


    Mir hat das Buchcover gut gefallen, allerdings hat der olle Mann im Anzug und die ältere Dame nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun. Zum Sprachstil: Bettina Haskamp schreibt extrem anschaulich, verfügt über eine hervorragende Beobachtungsgabe und teilt mit trockenem Humor gegen Männer wie Weiblein aus. Auch Selbstironisches ist zu lesen. In die Richtung hätte sie ruhig etwas häufiger zielen sollen. Starke Bilder, excellente Beschreibungen über das Eingeborenenleben im staubtrockenen Alentejo runden das Bild ab. Die ersten Kapitel leiden unter Negativität der Protagonistin und der Detailverliebtheit der Autorin. Dann geht es aber steil bergauf. Ab dem Kapitel, das mit dem schönen Satz: "die Wüste lebt" beginnt fand ich das Buch richtig gut, ein sehr starkes Kapitel, emotional und tiefgehend. Die Geschichte rollt in der Phase ganz wunderbar, bis zwanzig Seiten vor dem Schluss, den ich ein wenig heruntergeleiert empfinde. Das Ende habe ich übrigens nicht erahnt. Der Roman ist inhaltlich strikt auf Klischees gebürstet, trotzdem funktioniert er. Er ist nicht besonders spannend, trotzdem ist er gelungen. Die Autorin geht keine Risiken ein und gewinnt. Einfach weil die Schlichtheit von Claras Gefühlswelt gekonnt erzählt wird. Alles ist glaubhaft geschildert, lebensnah. Kitsch kommt nur am Rande vor. Selbst bei der Wendung zum Schluss bleibt Clara noch ganz sie selbst: eine Frau, die sich selbst skeptisch gegenübersteht und doch springt. Bravo!

  • Zu dem Buch hätte ich mal noch ne ganz andere Frage:


    Wie nennt sich diese "Bindungsart" - nicht inhaltlich ( :-)), sondern vom Cover her? Es ist ja eine Art Taschenbuch, aber mit dem Klappen vorne und hinten gibts da doch sicher eine Bezeichnung!?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021