Von der Heulsuse zur Landfrau - die Wandlungen der Clara B.
Alles wegen Werner - "Alles wegen Werner - Gottseidank!" oder "Alles wegen Werner - endlich!" wären auch gute Titel gewesen.
Kurze Zusammenfassung:
Wir treffen Clara, Anfang fünfzig, verheiratet seit knapp 30 Jahren mit Werner: gutaussehend und leider in Claras Augen stinklangweilig.
Da stehen Golfturniere und Bekanntenbesuche auf seinem Tagesplan, während sie in der gemeinsamen Villa (an der Algarve wohlgemerkt!) auf ihn wartet und ihm pünktlich das Mittagessen hinstellt.
Schwer frustriert von ihrem Leben mit Werner hat Clara schon längst begonnen, ihren Frust mit Wein zu bekämpfen. Soll sie sich trennen? Schließelich haben sie sich nichts mehr zu sagen. Aber durchringen kann sie sich nicht - ohne Ausbildung sieht sie sich schon mit Nummernzettelchen beim Sozialamt.
Dann lieber doch noch ein Glässchen Wein... Doch dann... ja, dann fährt Werner völlig überraschend nach Brasilien. Stinkesauer (war das doch ihr Traum!) bleibt Clara in Portugal zurück und ist sehr erstaunt als ihr Ehemann nach der Zeit gutgelaunt und ungewohnterweise sogar recht nett zurückkommt.
Da muss wohl was faul sein - als dann sein Handy klingelt erfährt sie warum - er hat eine andere! Eine jüngere! Und als sie ihn damit konfrontiert, trennt er sich von ihr.
Das sei ja wohl auch mal nötig mag mancher von uns denken. Da sie sich ja nicht durchringen konnte...
Leider sieht Clara das anders und versinkt im Selbstmitleid. Sie trinkt und schläft und trinkt und weint und schläft - bis zu einem gewissen Augenblick.
Und ab da ist alles anders! Ihre Wut erwacht, sie zieht samt Hund aus der Villa aus, nimmt sich einen Anwalt und verschwindet so schnell wie der Blitz ins Alentejo, wo sie sich spontan ein Haus, pardon: eine heruntergekommene Hütte mitten in einem staubigen Olivenhain im Nirgendwo sowie einen grünen VW-Bulli kauft.
Was sie dort erlebt, wie sie sich aufrafft und was sie dann alles wegen (der Trennung von) Werner aus ihrem Leben macht (gottseidank, endlich) davon handelt dieses Buch.
Ein wenig sei verraten: Wir lernen sympatische Portugiesen kennen, ein kleines Dörfen mitten im Nirgendwo, einen Mann der auf den Namen Leo hört und einen zweiten namens Rui und es wird vieeeeel Wein getrunken.
Meine Meinung
Der Beginn des Buches verbreitet nicht gerade gute Stimmung. Clara war mir anfangs gar nicht zympatisch. Zu heulsuserig, zu viel Selbstmitleid.
Nein, nicht mein Buch dachte ich. Aber dann, als sie es endlich schafft sich aufzuraffen, da musste ich weiterlesen.
Man kann die Kargheit der Olivenhaine und des Alentejo geradezu sehen, wenn man das Buch liest. Es ist spannend mitzuerleben, wie sich Clara aufrafft und versucht aus ihrem Leben etwas zu machen!
Die komplette Story war mir zwar etwas zu seicht und hat mich ziemlich an das typische "Getrennte Frau sucht neue Liebe" Klischee erinnert, aber die portugisische Landschaft und die netten schrulligen Portugiesen holen vieles wieder raus.
Das Setting ist einfach mal ein anderes und die Herangehensweise von Clara auch.
Alles in allem ein nettes, unterhaltsames Buch, bei dem man ebenfalls Lust auf eine einsame Hütte in den Weiten Portugals bekommt.
Die Beschreibung des Landes und der Leute waren für mich aber auf jeden Fall der bessere Teil des Buches im Vergleich zu den Trennungs- und Liebegeschichten Claras.
Eine kurze Frage am Ende: Was soll das Cover damit zu tun haben? Die Zeichnung ist wirklich gut und okay, das Thema als solches trifft es auch, aber da hätte ich doch ein etwas 'mediteraneres' Bild gewählt.
Von mir gibts 8 von 10 Punkten.
Bei Vorablesen gabs 3 Sterne, weil ich es nicht "Spitze" aber "Gut" fand... Die Wertung dort ist sehr komisch und ich vergebe kaum 5 Sterne, daher sind drei nicht schlecht