Die Kleine Bijou – Patrick Modiano

  • Taschenbuch: 155 Seiten
    Verlag: Btb (1. April 2005)
    OT: La Petite Bijou
    Aus dem Französischen von Peter Handke


    Kurzbeschreibung:
    Ob die Frau in dem verschlissenen gelben Mantel ihre verschollene Mutter ist? Wie in Trance folgt Thérèse einer Fremden durch Paris, verschafft sich sogar Zutritt zu deren Wohnung. Vor vielen Jahren, damals war sie noch ein kleines Mädchen, hat ihre Mutter sie verlassen und ist nie zurückgekehrt. Während Thérèse die fremde Frau beobachtet, um herauszufinden, ob es die Mutter sein könnte, leben die Bilder ihrer Kindheit noch einmal auf, erst süß und sanft, schließlich immer schmerzlicher und alptraumhafter.


    Ein wunderbar sentimentaler Roman über den Zusammenhang von Erinnerung und Gegenwart – sinnlich und erotisch. Übersetzt von Peter Handke.


    Über den Autor:
    Patrick Modiano, geboren 1945, gilt als einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller der Gegenwart. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den großen Romanpreis der Académie française und den Prix Goncourt. Von Peter Handke für die deutschen Leser entdeckt, erschienen viele seiner Romane auch in deutscher Übersetzung.


    Meine Meinung:
    Ein kurzer Roman, der geschickt den Auslöser für Erinnerungen bei einer jungen Frau beschreibt, die glaubt, in der Metro in einer Frau um die Fünfzig ihre verschollene Mutter wieder zu erkennen. Die Mutter hatte sie einst, kurz nach dem Krieg, als sie noch ein kleines Mädchen war, verlassen. Sie gilt als in Marokko verstorben.
    Die 19jährigen Therese folgt dieser Frau, dabei erinnert sie sich an ihre Kindheit, als sie noch die kleine Bijou genannt wurde, und an die Exzentrik der Mutter, die sie nur bemerkte, wenn es ihr schlecht ging. Sie findet sogar die Wohnung dieser Frau, horcht deren Vermieterin aus, aber zu ihr zu gehen, wagt sie nicht.
    Ihre schwierige Kindheit hat sie in der Persönlichkeitsentwicklung behindert, so ist sie bisher sehr kontaktarm und steht nicht richtig im Leben.


    Ergänzt wird die Handlung durch Thereses Anstellung bei einer Familie als Kindermädchen. In dem kleinen Mädchen, das von den Eltern kühl und lieblos behandelt wird, erkennt Therese sich selber wieder.
    Das überraschende Ende lässt den Leser optimistisch und hoffnungsvoll zurück, aber das hängt auch von der Leseauffassung jedes Einzelnen ab.


    Die Sprache ist einfach und klar, keineswegs manieriert. An manchen (wenigen) Stellen wirkt es sogar etwas zu trocken. Die Technik Modianos, die er anwendet um die Erinnerungsströme fließen zu lassen, ist seine große Stärke.
    Ich vergebe gute 8 von 10 Punkten für einen kleinen, schnell und angenehm zu lesenden Roman.


    ASIN/ISBN: ‎342314243X