Kurzbeschreibung (Amazon):
Seit anderthalb Jahren bittet Giovanni di Lorenzo den Altkanzler jeden Freitagmittag auf eine Zigarette in sein Büro am Hamburger Speersort. Dann beginnt das Wortgefecht, ein Wechselspiel von Zeigen und Verbergen, Provozieren und Zurechtweisen, Anschauung und Analyse, das inzwischen mehr als eine Million alter wie junger Leser der "Zeit" begeistert: Viele von ihnen beginnen die Lektüre ihres Blattes jede Woche mit dem Magazin - ganz hinten auf der letzten Seite. Die Interviews dauern mal zehn Minuten, mal auch eine Stunde, und danach bleiben die Fenster im Büro des Chefredakteurs immer übers ganze Wochenende geöffnet. Damit sich der Rauch verzieht. Übrig bleibt eine einzigartige Mischung aus Politischem, Privatem und erlebter Geschichte: von Schmidts Wut auf Investmentbanker über den Walzer, den er einst mit Gracia Patricia tanzte, bis hin zu seiner Schulzeit mit Loki. Es gibt keinen zweiten Politiker in Deutschland, von dem man dergleichen so gern lesen möchte. Doch Helmut Schmidt ist nicht nur der berühmteste Raucher der Republik, er ist ein Zeuge des 20. Jahrhunderts, dessen Autorität bis heute ungebrochen ist. Hier leistet sich noch jemand ganz furchtlos eine Meinung - manchmal brachial vorgetragen, meistens aber mit diskretem hanseatischen Charme. "Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt" - die schönsten Gespräche zum Schluss der "Zeit"-Serie, ergänzt durch einige bislang unveröffentlichte Interviews.
Klappentext:
"Helmut Schmidt raucht ja nicht nur Zigaretten. Jedes Mal bringt er Schnupftabak mit und trinkt dazu Kaffee mit Milch und extra viel Zucker. Unsereins würde angesichts dieser Dröhnung wie Rumpelstilzchen durch die Flure hüpfen. Schmidt dagegen ist dann überhaupt erst auf Betriebstemperatur."
Was für eine großartige Überraschung dieses Buch war. Gestern mit einem Gutschein gekauft, eigentlich für den Urlaub, mal kurz hinein geblättert und heute schon fertig gelesen.
Ich muss gestehen, ich kannte diese ZEIT-Serie gar nicht. Mangels Zeit lese ich die ZEIT nicht mehr, daher bin ich umso froher, dass man sich zur Veröffentlichung dieser Kolumne entschieden hat.
Die Gespräche sind mal lustig, mal traurig, mal informativ, mal belehrend, aber immer interessant. Ein großes Problem von Büchern mit Kolumnen ist ja, dass sich nach einiger Zeit Langeweile einstellt, weil sich Kolumnen am Stück einfach nicht so interessant lesen. Nicht so bei diesen Gesprächen. Mir war nicht eine Minute langweilig. Vielleicht muss man dazu Helmut Schmidt grundsätzlich – so wie ich – schon mal mögen. Giovanni di Lorenzo stehe ich neutral gegenüber, ich mag seine eher softe und ruhige Art (im Gegensatz zu manch anderem Krakeler im deutschen Fernsehen), aber manches Mal empfinde ich ihn auch als klugscheißende Nervensäge. Nicht so hier, was vielleicht daran liegt, dass er manches Mal wie ein Schuljunge gegenüber Helmut Schmidt wirkt.
Man erfährt in kurzen Sätzen, fast so nebenbei, das Schmidt ein bisschen für Maischberger schwärmt (okay, DAS ist nichts Neues), nichts von Talkshows und Anne Will hält (da sind wir einer Meinung :zwinker), sich nicht nur für Klaviermusik der Klassik begeistert sondern auch ein "Freund des Jazz" ist. Eine herrliche Einschätzung der Amis, die am liebsten EINE Telefonnummer hätten, die man wählen kann, wenn man etwas von Europa will (und nicht 27). Und last but not least könnte er jederzeit aufhören zu rauchen, wenn er es denn für notwendig hielte. Und vieles mehr über Schmidt, Zeitgeschichte, aktuelle Politik etc.
Volle Punktzahl!! Kleine Mängel (die aber keinen Punktabzug geben): Bei den Kolumnen hätte ich mir ein Datum des Gesprächs gewünscht und ein Lesebändchen hätte zu der ansonsten sehr ansprechenden Optik des Buches gut gepasst.