Das Liebesleben der Farne - Beate Rygiert

  • Zum Inhalt


    Caroline, 26 Jahre alt und Gärtnerin, hat ihre Mutter nie kennen gelernt. Bisher ist sie davon ausgegangen, dass diese bei ihrer Geburt gestorben ist. Doch als ihr Vater eines Tages mit einer Postkarte vor der Tür steht, ist plötzlich alles ganz anders: Ihre Mutter lebt und Caroline macht sich nach langem Zögern endlich auf die Suche nach ihr.
    Auch Gregor, erfolgreicher Werbetexter, begibt sich auf eine Reise. Sein kürzlich verstorbener Onkel möchte als letzten Willen an drei unterschiedlichen Orten Europas ins Meer gestreut werden. Eigentlich hat Gregor keine Zeit für so einen Unsinn, zumal er seinen Onkel gar nicht wirklich kannte. Doch sein Pflichtgefühl siegt und er macht sich auf den Weg – eine Entscheidung, die sein bisheriges Leben mit all seinen Grundsätzen umwirft.
    Und wie es das Schicksal so will, scheinen sich Carolines und Gregors Wege immer wieder zu kreuzen…


    Kritik


    Beate Rygiert erzählt auf unterhaltsame Weise Carolines und Gregors Geschichte, ohne sich dabei auf Oberflächlichkeiten zu beschränken. Immer wieder findet der Leser zwischen den Geschehnissen nachdenkliche Zeilen, die den Roman in meinen Augen aufwerten. Die Handlung gewinnt dadurch an Tiefe und reiht sich nicht in die Riege der kitschigen Liebesromane ein. Nichtsdestotrotz müssen Fans davon nicht enttäuscht sein, da die typischen Merkmale des Genres durchaus zu finden sind: Mann und Frau streiten sich, suchen sich, ziehen sich an und stoßen einander weg, bis schließlich alles doch irgendwie in einem Happy End mündet. Verpackt ist das Ganze auf sehr nette Weise, mit einer flüssigen, angenehmen Schreibe, bei der ich besonders hervorheben möchte, dass Rygiert den Perspektivenwechsel zwischen Caroline und Gregor überzeugend beherrscht.
    Im Ganzen handelt es sich bei „Das Liebesleben der Farne“ um einen unterhaltsamen Liebesroman, in dem es gefühlvoll, amüsant, aber auch nachdenklich und traurig zugeht. Eine schöne Lektüre für einen entspannten Sonntagnachmittag.


    Die Autorin


    Beate Rygiert studierte Theater-, Musik- und Literaturwissenschaft in München und war danach als Dramaturgin an verschiedenen Theatern engagiert, bevor sie mit Bronjas Erbe (Claassen 2000) ihren ersten Roman vorlegte. Mit dem Autor Daniel Oliver Bachmann gestaltet sie unter dem Namen "Salz & Pfeffer" Lesungen und literarische Performances und schreibt Drehbücher für Spielfilme. Beate Rygiert lebt und arbeitet in Stuttgart.

  • Gregor Beer und Caroline Nadler bekommen beide unverhoffte Post. Gregor bekommt die Urne mit der Asche seines Patenonkels Gregor, nach dem er benannt ist, mit der Bitte, die Asche an drei verschiedenen Stellen im Meer zu verstreuen. Caroline bekommt eine Postkarte mit ein paar belanglosen Worten von ihrer Mutter, die angeblich in ihrer Kindheit verstorben ist. Seitdem hat sie das Vertrauen in ihren Vater verloren und will auch seine Rechtfertigungen nicht hören.


    Caroline hat sich mit ihren Farnen selbständig gemacht. Sie wohnt in dem geerbten Haus ihrer Großmutter, wo sie sich ein hypermodernes Gewächshaus gebaut hat, mit dem sie sich allerdings hoch verschuldet hat. Sie will ihre Farne ausleihen und natürlich auch züchten, man erfährt sehr viel über die verschieden Arten von Farnen. Gregor ist einer ihrer Kunden. Er hat eine Werbeagentur in einer stillgelegten Kirche, die er für eine wichtige Präsentation mit den exotischen Farnen dekorieren lässt. Leider beachtet er überhaupt nicht Carolines Pflegeanweisungen, und als sie vor den vertrockneten Resten ihrer geliebten Farne steht, ist sie mehr als nur geschockt – sie bricht ihm erstmal die Nase vor Wut.


    Nach einigem Zögern macht Gregor sich auf die Reise. Allerdings wird direkt sein Wagen am ersten Tag seiner Reise zu Schrott gefahren und verbrennt, außer einem bisschen Bargeld und der Urne kann er nichts retten. Genau zu diesem Zeitpunkt trifft er auf Caroline, die zu ihrer tot geglaubten Mutter auf dem Weg nach Frankreich ist, nachdem ein Hagelschauer ihr Gewächshaus buchstäblich erschlagen hat. Trotz ihrer unglücklichen ersten Begegnung steht sie Gregor zur Seite und hilft ihm aus der Klemme.


    Hier beginnt nun ihre gemeinsame Reise, zusammen begeben sie sich auf eine Schnitzeljagd, da Gregor immer nur einen Brief mit Anweisungen seines Onkels für seine letzten Ruhestätten bekommt. An den erreichten Orten erwartet ihn dann ein weiterer Brief. In den Briefen öffnet sich ihm sein Onkel immer mehr, er erzählt von seinem Leben und seinen Gefühlen ihm gegenüber, auch ein Familiengeheimnis verrät er im allerletzten Brief. Es ist für beide eine Reise in die eigenen Vergangenheit, denn auch Caroline wird mit Ereignissen konfrontiert, die sie schockieren und die sie erst einmal verarbeiten muss. Durch die Ereignisse erfahren beide aber auch eine Menge über sich selber, sie werden manchmal gezwungen, nur mit dem Nötigsten die nächsten Tage zu überstehen. Sie finden auch das Vertrauen in Menschen wieder, dass Caroline durch das Verhalten ihrer Mutter und Gregor durch seinen Patenonkel verloren hatten. Es ist ein langer und steiniger Weg dorthin, aber selbst Raub, Trennungen und Gefängnisaufenthalte können sie nicht stoppen.


    Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig, die wörtliche Rede fehlt komplett. Mag der Inhalt auch noch so spannend sein, es ist schwer, sich in das Buch fallen zu lassen, da durch den Stil der Lesefluss einfach nicht zustande kommt. Man kann sich gar nicht vorstellen, was das einfache Weglassen der kleinen Anführungszeichen für große Auswirkungen auf das Verständnis und die Leselust nach sich zieht.


    Abwechselnd erzählen Gregor und Caroline in Ich-Form die Geschichte, in den Kapitelüberschriften erfährt man zum Glück aber immer, wer gerade erzählt. Durch die Abwechslung und die Ich-Form bekommt man aber sehr viel Einblick in ihre Gedanken und Gefühle, die Geschichte wird dadurch sehr lebendig – wenn nicht der Schreibstil wäre.


    Beate Rygiert versteht es, packend und lebendig zu erzählen, ihre Personen gewähren tiefe Einblicke in ihre Seelen. Auch hat sie ein Händchen für ungewöhnliche Orte und ungewöhnliche Begegnungen, man ist immer sehr gespannt, was ihr wohl noch so einfallen wird. Wir laufen durch einen Hagelsturm, stehen an tosenden Klippen und genießen die Sonne Südfrankreichs, die man durch die bildhafte Sprache fast auf der Haut spüren kann.


    Leider verliert das Buch im letzten Drittel seine Lebhaftigkeit. Die Ereignisse mutieren fast schon zum Klamauk, Gefühle und Gedanken werden episch breit ausgeführt. Das Verhalten der Polizei in Frankreich und Spanien ist lächerlich, unglaubwürdig und menschenverachtend, hier kann man wirklich nur hoffen, dass es erfunden ist. Durch den Schreibstil wird die Geschichte langweilig, man findet einfach keinen Zugang zu den Personen mehr. Der Schluß ist viel zu schnell und zu kitschig, er passt einfach nicht zu der bis dahin gefühlvollen und tiefgrundigen Geschichte. Der Titel ist allerdings sehr gut gewählt, er macht neugierig auf den Inhalt und gibt auch schon einen Teil der Geschichte wieder.

  • Ich muss sagen, dass ich dieeses Buch richtig gut fand! Besonders der Perspektivenwechsel zu jedem neuen Kapitel (mal wird die Geschichte aus Carolines, mal aus Gregors Sicht erzählt) hat mir gut gefallen! Das Ende war mir leider dann doch etwas zu konstruiert und hat seine Natürlichkeit dafür eingebüßt, aber das stört mich nicht weiter!
    :-)

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns." :eiskristall
    Franz Kafka


    :lesend Walsch: Gespräche mit Gott
    :lesend Norman: Grausames Spiel
    :lesend Patterson: 1st to die

  • Mir hat das Buch extrem gut gefallen!
    Starke Einblicke in die Gefühlswelten der zuerst so unterschiedliche scheinenden Menschen hat es geboten. Wirklich sehr tiefgehend und schön beschrieben. Die Sprache hat mir gefallen, poetisch, nachdenklich, aber nicht zu sehr. Dass die wörtliche Rede nicht mit Anführungszeichen abgesetzt ist hat mich anfangs gestört und ich musste manchen Satz zweimal lesen, um Rede und Erzählen auseinander zu klamüseln. Hat dem Buch aber nicht geschadet.
    Das Ende ist ein Bisschen dick aufgetragen, aber bei der gemeinsamen Reise die die beiden Menschen machen doch irgendwie gelungen, der Weg zu sich selbst, wenn auch auf ungewöhnliche Weise.
    Schön finde ich die Symbolik der Farne, toll den Hund und den Leuchtturmwächter.
    Eine wunderschöne, zarte Liebesgeschichte, aber eben auch die Entwicklung zweier Personen, eine Art Selbst-Findung. Dazu noch die Reisebeschreibungen - wie gesagt hat es mir wirklich sehr gut gefallen! Ein Buch, dass ich mir für meinen Schrank kaufen werden, denn durch die verschachtelten Sätze finde ich bestimmt beim zweiten Mal lesen noch viele Details, die mir bisher entgangen sind. Ein Highlight bei mir! :anbet

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

  • Ich bin mir nicht ganz sicher was ich von dem Buch halten soll. Wie oben schon erwähnt stört mich auch ein wenig die gewöhnungsbedürftige Schreibweise ohne wörtliche Rede. Die abwechselnden Kapitel finde ich gut gemacht. Ansonsten ist die Geschichte leicht durchschaubar mit wenig Spannung. Trotz allem ein nettes Buch für zwischendurch in dem man auch tatsächlich etwas über Farne erfährt.

    Diese Eintrag wurde bisher 47 mal bearbeited, zultzt gerade ebend, wegen schwere Rechtsschreipfeler.

  • Ich habe eine zwiegespaltene Meinung zu dem Buch. Weit über die Hälfte hinaus hat es mir ausgesprochen gut gefallen. Es war flüssig zu lesen, die Perspektivwechsel zu jedem neuen Kapitel und somit die verschiedenen Blickwinkel der Protagonisten auf das Geschehen haben mich sehr angesprochen, ich fand es humorvoll geschrieben, habe einige Male laut lachen müssen und konnte mich in die Handlungsweisen der Protagonisten gut hineinversetzen z.b. weiß ich auch nicht, ob ich bei dem Anhalter hätte nein sagen können, obwohl mein Bauchgefühl etwas anderes meldete. Die Handlung nahm immer wieder eine neue Wendung, unvorhersehbar und doch sehr gut in die Geschichte passend.
    Die letzten Kapitel und das Ende jedoch empfand ich so, als müsse die Autorin jetzt mal fertig werden, dafür hätte sie sich mehr Zeit lassen können, und ich fand es ein bisschen zu kitschig, was wiederum das Gefühl in mir hervorrief, na endlich ist es zu Ende.
    Am besten gefiel mir der Hund, der war ein ganz großes Highlight des Romans.


    Ich kann das Buch trotzallem empfehlen und gebe 7 von 10 Punkten.

  • Irgendwem hat es so wenig gefallen, dass er es bei Hennies den Unbilden des Eulenlebens ausgesetzt hat und es den Weg in mein RuB fand, wo es alsbald in Vergessenheit geriet, jetzt aber Platz räumen musste für Nachschub.


    Ein Buch wie ein Drehbuch zu einem Roadmovie. Zwei Menschen auf der Suche nach sich selbst, auf der Suche nach der eigenen Vergangenheit und Zukunft, zwei Menschen eigentlich zu sehr mit sich selbst beschäftigt, zu ich-bezogen um ein du zuzulassen begegnen sich einander und finden letztlich die Antwort auf ihre Fragen im jeweils Anderen. Unterhaltsam geschrieben, nicht zu kitschig, real (was da über die spanische Polizei steht ist nicht erfunden, nur nachempfunden), schöne Sommerlektüre.

  • Ich würde das jetzt nicht als klassische Chicklit beschreiben wollen. Eher so ein spätpubertierendes wir werden Erwachsen mit kurz vor dreißig, aber ich glaube es wäre nicht so dein Ding.