Der Crash kommt - Max Otte

Ah... eigentlich wollte ich hier nur sagen, dass ich es in Mutterns Regal fand, es kurzfristig enteignete und es auch grad lese, und sehr inspirierend, informierend und stellenweise auch sehr erheiternd finde.

Dieses Buch hat in seiner Originalfassung (2006) schon einige Jährchen auf dem Buckel, und war ob seines Hinterfragen des Wirtschaftssystems und der Vorhersage eines Zusammenbruchs sehr prophetisch.

Heute, 2009, ist es jedoch ziemlich danach: wer damals keine anderen Geldanlage-möglichkeiten genutzt hat, und sich noch immer Fonds einreden liess, obwohl der Wellenkamm der Krise in der Ferne bereits weiss schimmerte, ist bereits eingefahren.

Es gibt darob eine aktualisierte und erweiterte Neuausgabe:
Otte meint, es könnte auch noch viel, sehr viel schlimmer kommen, und gibt Investment-tipps in Zeiten der Krise (wie immer ohne Gewähr).

Der Autor, Max Otte, ist Ökonom, promovierte in Princeton, Professor der Fachhochschule Worms, Leiter seines eigenen Instituts für Vermögensentwicklung IFVE, und Verfasser von bislang acht mahnenden Wirtschaftsbüchern.

Lasset den Manne selber sprechen (obwohl der Hintergrund von secret-TV etwas zweifelhaft ist, das Interview steht für sich)
http://www.youtube.com/watch?v=ZwzNBuUJuyA&NR=1

Wirtschaftliche und wirtschaftspolitische zusammenhänge...
und ganz hässliche auch noch...

er macht natürlich werbung für seine firma, aber erst im schlusswort - das kann man ja ignorieren

LOOOOOOL *weiss nur nicht ob vor amüsement oder vor verzweiflung*

der Autor rät einem vierköpfigen haushalt glatt eine 'rettungsweste' von 90.000 €uronen für 3 jahre rezession und eventuelle arbeitslosigkeit zu haben, für eine längere rezession am besten ein rettungsboot von mindestens 300.000€ für 10 jahre reserve in sicheren kapitalanlagen...

*durchsucht ihre taschen* ich habe mit einem einkommen von nicht ganz 8000€/jahr 10 jahre gebraucht, um mir 10.000€ zu ersparen, und von dem hat mir die bank meines misstrauens schon wieder gut 1000€ durch fehlspekulation in angeblich 'idiotensicheren', 'guten' fonds verloren...

er behauptet, rettungsanker gold... nu, hätt ich damals allerdings wirklich gold statt den komischen papieren genommen...

bist du die alleinige alma mater einer vierköpfigen familie?

*seufz* der mann hat einfach eine andere klientel als wir es sind... er betreut leute, die jahreseinkommen von 80.000€ aufwärts und wie er selbst beobachtet hat, keinerlei ahnung vom haushalten haben...

ne, aber seine sonstigen einsichten in den globalen finanzmarkt und seine zusammenhänge waren schon lesenswert...
und sein buch hat mich auch aufgeklärt, wieso ich auf meine bank reingefallen bin, und vor allem was da gelaufen ist, und warum ich jetzt weniger geld als vorher hab...
ich besitze eine als tolle und sichere anlage verkaufte ungesunde mischung aus riskanten papieren und junkbonds, von denen sich die bank 2007 befreien wollte, und die sie, da sie keine anderen käufer fand, als zukunftsträchtiger hoffnungsfond an ihre kunden weiterreichte, was mir vorher nicht so bewusst war...

trau schau wem, das nächste mal schau ich mir die firmen an, bevor ich für die im auge der banken mikrige aber für mich essentielle summe von 2500€ ein papier kauf

ich hab von ihm noch einige dinge gelernt, die ich bislang nicht wusste, oder nicht so wahrnahm:
es gibt glatt palladium-münzen, dabei fragte mich meine bankfrau zuletzt naiv, was denn palladium sei kunststück, sie will sie mir sowas nicht verkaufen, die bank verdient nicht daran, wenn sie's für mich bestellte (und ich wollte nur wissen, wieviel sowas kosten WÜRDE, wenn ich dazu das geld hätte...
den kanadischen maple-leaf gibts auch in platin, und platinum ist grad anders als aurum wegen der autokrise extrem billig und als langfristige anlage zwar nicht sonderlich gewinnbringend, aber vermögenserhaltend und wenn ich in meinen taschen tief genug grabe, meine buch- und sonstigen luxusausgaben streiche, find ich vielleicht das geld für ein solches weisses ahornblättchen
das dürfte dann zusammen mit einem scheibchen palladium auch in etwa die verlangten 15-25% des gesamtvermögens in edelmetallen abdecken...

no, all diese klugen wirtschaftsleute übersehen etwas völlig fundamentales: wenn man kein einkommen hat, oder das bisschen, was man bekommt, mit ach und krach grad mal für die miete, die betriebskosten, die versicherung und das essen reichen, kann man schwerlich damit sparen...

immerhin waren Ottes 30.000/jahr der lacherfolg unter meinen freundinnen, denn von uns verdient keine mehr als 10.000 pro jahr, und sogar die bestverdienendste hat nach einem kurzen überschlag festgestellt, dass sie das berühmte 300.000€ rettungsboot sogar wenn sie alle ihre erhaltenen und zu bekommenden einkommen zusammenzählt bis an ihr lebensende nie erreichen wird...