Inhalt:
Sophie ist 34, aber wild verliebt wie ein Teenager. Dummerweise hasst ihr Traummann nichts so sehr wie Unehrlichkeit - und Sophie hat ihn in einem entscheidenden Detail angeschwindelt ...
Tom findet Sophie toll: Während er selbst keine Arbeit hat, ist sie eine erfolgreiche Karrierefrau. Denkt er. Tatsächlich schlägt sich Sophie mit Gelegenheitsjobs durch und wohnt nicht in einem Penthouse, sondern in einer Damen-WG mit den lebenslustigen Omas Hedi und Lotti. Aber kann Sophie riskieren, Tom die Wahrheit zu sagen? Auf keinen Fall! Sie will ihn nicht verlieren! Wenn ihr Leben nicht ihren Schwindeleien entspricht, muss sie die Realität eben dem Wunschtraum anpassen. So einfach ist das! Oder auch nicht, wenn man sich mit der resoluten Dame vom Arbeitsamt herumschlägt, die beste Freundin mit einem GEZ-Eintreiber flirtet und eine seltsame Zimmerpflanze namens Miss Hepburn kluge Ratschläge erteilt.
Meine Meinung:
Sterne vom Himmel holen kann doch jeder....
.... der Mond aber ist Tom vorbehalten!
Nun seien wir doch mal ehrlich: Wie oft haben uns irgendwelche dahergelaufenen Kerle schon die Sterne vom Himmel geholt, die irgendwann dann zu Hause rumflogen, bis sie eines Tages verstaubt und vergessen vor sich hinschlummerten, bis wir die großen Kisten mit den Erinnerungsbriefen, getrockneten Rosen und abgeknutschten Stofftieren in den Keller gebracht haben, um sie von dort aus eines Tages in den Müll zu befördern. Samt Sternen! Mit einem Mond allerdings, der genauso gut vom Himmel geholt werden kann, läuft das Ganze mit Sicherheit nicht so ab! Denn hier gibt sich der Mann noch so richtig Mühe.
In diesem wundervollen Roman von Silke Schütze (es ist mein erster Roman von ihr, aber ihre anderen beiden Bücher 'Links und rechts vom Glück' und 'Schwimmende Väter' warten bereits in meinem Bücherregal auf mich) sind wir hautnah dabei, als sich Sophie in den Typen verliebt, der auf der Hochzeit ihres Bruders kellnert. Es ist keine Vermutung, dass Sophie aufgrund einiger Unehrlichkeiten von ihrer Familie den Spitznamen eines bekannten Lügenbarons bekommen hat, sondern Fakt. Denn Sophie flunkert gern und leider passiert ihr dies auch an jenem Abend mit Tom. Anfangs eigentlich eher aus Unachtsamkeit und Witz, verliert sie sich dann aber immer mehr in ihrem eigenen Lügengebilde, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Ist eine Lüge erstmal ausgesprochen, so gesellen sich weitere einfach dazu, was die ganze Geschichte nicht nur lustig macht, sondern vor allem auch spannend. Vor allem dann, wenn Sophie versucht, aus ihren Lügen einfach kurzerhand die Wahrheit zu machen.
Ganz besonders hinreißend und urkomisch fand ich die Stellen in dem Buch, in welchem sich Sophie mit ihrer Topfblume unterhält, die sie liebevoll 'Miss Hepburn' nennt und an der man erkennt, dass selbst Pflanzen ein Eigenleben haben und durchaus auch mal zickig sein können. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich als Leserin eines Tages sagen würde, dass ich eine Topfblume jemals so sehr ins Herz schließen würde, wie ich es nun mit Miss Hepburn getan habe.
Zudem lebt Sophie mit zwei alten Damen, die man von Anfang an ins Herz schließt, in einer WG zusammen und was man dort erleben kann, wenn verschiedene Generationen zusammenstoßen ist äußerst interessant.
Silke Schütze hat einen wunderbar lebhaften und lustigen Schreibstil, der es leicht macht, der Geschichte von Tom und Sophie zu folgen. Doch auch ernste Gedanken und Themen werden angeschnitten und gerade bei denen bekam ich Gänsehaut und feuchte Augen. Einige Stellen dieses Buches muße ich einfach mehrfach lesen. Nicht etwa, weil ich sie nicht verstanden habe, sondern vielmehr deshalb, weil sie so schön waren, dass ich meine Augen nicht von den Sätzen trennen konnte. Gerade die Stelle, in der Tom den besagten Mond vom Himmel holt, ist so wunderwunderschön!!
Ich kann dieses Buch absolut uneingeschränkt empfehlen und ich frage mich, warum ich diese Autorin nicht schon viel früher für mich entdeckt habe. Eines weiß ich aber auf jeden Fall: ich werde sie im Auge behalten und ich wünsche mir, dass sie noch ganz viele Bücher aus dem Phantasiehimmel holt und sie aufschreibt, damit ich sie neben den Mond von Tom in mein Bücherregal stellen kann.
Chapeau für mehr als unterhaltsame Stunden!!