Nach anfänglichem, zögernden lesen, die Geschichte und die Sprache haben mir nur langsam zugesagt, bin ich jetzt durch. Ab Mitte des Buches nimmt es Fahrt auf, man beginnt sich für die Personen zu interessieren, rätselt mit und wird immer wieder auf die Spur geführt.
Wie gesagt, während der ersten Hälfte war ich immer wieder versucht abzubrechen. Zum einen ist die Sprache sehr nüchtern, die Ermittlungen, die Marlene mit Herrn Claussen führt werden fast protokollmäßig abgehandelt. Und irgendwie hat auch die Handlung selbst nicht richtig gezogen. Allein die Thematik und der schauplatz ließen mich anfangs weiterlesen, was sich letztendlich doch gelohnt hat. Diskussionen über Gerechtigkeit in der Strafgebung bei Misshandlungen und psychologische Auseinandersetzungen gaben dem Buch einen zusätzlichen Reiz. Ein schwieriges Thema, gut umgesetzt. von mir 8 Punkte
Sabine Kornbichler - Das Richterspiel
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Habe dieses Buch in der vergangenen Woche "verschlungen".
Von Anfang an war ich hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, das Buch schnell durchzuschmökern, um bald zu erfahren, wie die Geschichte ausgeht und dem Bedürfnis, langsam und bewusst zu lesen, um den angenehmen und schönen Schreibstil möglichst lange und ausführlich genießen zu können.
Sabine Kornbichler schreibt so selbstverständlich und natürlich, dass man das Gefühl hat, der Handlungsablauf könnte durchaus auch in der eigenen Nachbarschaft geschehen. Die Protagonistin ist mir sehr sympathisch, und ich könnte mir die liebenswerte und mutige junge Frau gut als Freundin vorstellen. Ihre Beweggründe und Reaktionen waren für mich überzeugend und nachvollziehbar.
Ich fand es sehr interessant, Marlene und Claussen bei ihren Nachforschungen über die Schulter zu schauen. Auch die wechselhafte Gemütslage des blinden Ex-Kommissars kann man ermessen, wenn man sich in seine Situation versetzt, was mit Hilfe der feinfühligen Beschreibung seines Schicksals sehr gut gelingt.
Die Handlung fesselt, zieht den Leser mit und lässt ihn bis zum Ende nicht los. Es ist nicht nur ein spannender, raffiniert angelegter Kriminalroman, sondern wie man es von ihr kennt bringt die Autorin wieder ein heikles Thema ins Geschehen. Diesmal geht es um Kindesmisshandlung, sensibel und doch eindringlich zur Sprache gebracht.
Der Leser wird animiert, sich mit diesem brisanten und erschreckend realistischen Fall auseinanderzusetzen. Da geht es nicht einfach um einen Mord und ein greifbares Motiv, sondern hier spielt menschliches Versagen und falsch verstandene Psychologie eine Rolle; uralte Wunden werden berührt.
„Das Richterspiel“ ist ein sehr gelungener Roman, mit komplexen Zusammenhängen, ausgefeilt und bis zuletzt nicht vorhersehbar. -
Inhalt
Den Silvesterabend hatte sich Marlene eigentlich anders vorgestellt... Auf einer Silvesterparty lernt sie Max, einen Freund ihres Bruders, kennen, der sie in das Haus ihrer Lieblingskundin begleitet. Denn Marlene führt einen Seniorenservice und kümmert sich um die Katze von Heidrun Momberg, die wegen eines Unfalls im Krankenhaus liegt und Marlene sehr vertraut. Marlene und Max kommen sich im Wohnzimmer von Frau Momberg näher und entdecken dabei hinter dem Sofa eine Frauenleiche... Es stellt sich heraus, dass die Tote eine der vier Adoptivtöchter ist. Doch weshalb wurde Dagmar Momberg ermordet? Kurz darauf wird die Seniorenbetreuerin von Herrn Claussen engagiert, der nicht in ihr übliches Kundenschema passt - denn Arnold Claussen ist erst um die 50 und blind. Der Ex-Kripobeamte möchte Marlenes Hilfe bei seinen inoffiziellen Nachforschungen, die er im Fall der ermordeten Kindergärtnerin anstellt. Und so gerät die 35-jährige unfreiwillig in diesen Fall und kann kaum glauben, was sie nach und nach herausfinden...Die tote Dagmar Momberg war nämlich die Betreuerin des kleinen Leon, der seit Tagen spurlos verschwunden ist und der anscheinend zu Hause misshandelt wurde... Hängen die beiden Fälle zusammen?Meine Meinung
Nachdem mir schon "Die Todesbotschaft" so gut gefallen hat, musste ein weiteres Buch von Sabine Kornbichler her und die Wahl ist auf "Das Richterspiel" gefallen. Buchcover und Titel passen zur Geschichte, was nicht immer eine Selbstverständlichkeit ist. Als Schauplatz hat die Autorin Berlin gewählt. Die Geschichte beginnt am 31. Dezember und endet schätzungsweise 2, 3 Wochen später.Marlene Degner wohnt in Berlin und betreibt seit dem Tod ihres Vaters, den sie jahrelang gepflegt hat, einen Seniorenservice. Sie kümmert sich um alte Menschen, die Hilfe beim Rasenmähen, Autofahren oder beim Einkaufen benötigen, sie kommt zum Vorlesen oder einfach nur zum Plaudern - alles, was ihre Auftraggeber wünschen. Die 35-jährige Marlene hat nur mehr ihren Bruder Fabian, da ihre Mutter bei Marlenes Geburt starb und der Vater kürzlich das Zeitliche gesegnet hat. Da der Seniorenservice noch nicht so gut läuft, unterstützt sie ihr 39-jähriger Bruder finanziell. Deshalb stimmt sie zu, Fabian auf eine Silvesterparty zu begleiten, um dort zahlungskräftige Klienten zu finden. Dort lernt sie Dr. Max Viereck, einen smarten Kinderarzt kennen, zu dem sie sich gleich hingezogen fühlt. Und kurz darauf tritt dann auch noch der ungehobelte Arnold Claussen in Marlenes Leben und fordert ungewöhnliche Hilfe. Da Marlene aber jeden Euro gut gebrauchen kann, nimmt sie den Auftrag des 53-jährigen blinden Ex-Polizisten an und wird dadurch mehr in den Fall der toten Dagmar Momberg verwickelt als ihr lieb ist...
Marlene steht mit beiden Beinen fest im Leben und ist um jeden Auftrag froh. Die Selbstständige ist über jeden Auftrag froh, da ihr Auto schon fast auseinanderfällt und sie sogar an den Heizkosten in ihrer Wohnung spart. Es ist schön, einer Hauptperson zu begegnen, die alles andere als perfekt ist und sich mit ganz alltäglichen Problemen herumschlagen muss. Die Protagonisten sind interessante Persönlichkeiten, die facettenreich dargestellt und mit liebenswerten Macken versehen wurden. Die mitwirkenden Charaktere überzeugen mich vollkommen und agieren durchwegs authentisch. Nach einer kurzen Vorstellung der Charaktere bzw. ihrer Umgebung nimmt die Geschichte rasch an Fahrt zu, hält durchgehend die Spannung und gipfelt schließlich in einem rasanten Showdown. Geschickt lockt Sabine Kornbichler ihre Leser auf eine Reise voller raffinierter Irrwege, falscher Fährten und höchst überraschender Wendungen, wobei einen die Story von "Das Richterspiel" vollkommen in seinen Bann zieht und nicht mehr so schnell los lässt.
Ich-Erzählerin Marlene schildert die Geschehnisse sehr eindrucksvoll und überzeugend und gewährt uns einen tiefen Einblick in ihre Gedanken & Gefühle. Wie schon erwähnt, wirken die Charaktere glaubwürdig, so dass man nimmt ihnen die Handlungen und Taten abnimmt. In diesem Kriminalroman, der schon in Richtung Psychothriller geht, werden auch solche Themen wie Familie, Pflegekinder, Erziehungsmethoden und alte Schuld angesprochen - was zum Nachdenken anregt. Neben einer fabelhaften Grundidee, die mit ausgezeichneter Recherchearbeit und logischen Handlungssträngen abgerundet wurde, begeistert "Das Richterspiel" mit leisen Tönen und psychologischen Raffinessen. Dieser "Psychokrimi", der ohne viel Blut & Leichen auskommt, lässt sich dank des fesselnden Schreibstils und der unterhaltsamen Dialoge wunderbar flüssig lesen.
Fazit
Wer gern hervorragend ausgeklügelte Krimis liest, die mit einer reizvollen Hauptperson, einem atmosphärisch dichten Plot voller Überraschungen sowie einer packenden Schreibweise ausgestattet sind, wird "Das Richterspiel" lieben. Nachdem mich dieses Werk wirklich wunderbar unterhalten hat, vergebe ich gern 10 Punkte und freue mich auf weitere Bücher von Sabine Kornbichler. -
Ich fand das Buch auch sehr interessant, allerdings ist mir Marlene doch irgendwie ein bißchen auf den Keks gegangen, sie ist doch recht verpeilt. Aber der Krimi war gut geschrieben, sicherlich nicht megaspannend, aber man war doch neugierig, wer nun der Täter ist.