Was passiert beim Lesen mit euch?

  • Mir geht es so, dass ich super oft Bilder und Stimmen im Kopf habe, aber nur wenn mir das Buch wirklich gut gefällt.
    Sobald das Buch verfilmt wird bin ich oftmals total enttäuscht, weil ich mir eine Stadt, eine Straße, ein Haus oder ähnliches total anders vorgestellt habe. Das ist manchmal schon schade.

  • Zitat

    Original von Elysia
    "Besetzt" ihr eure Figuren in den Büchern denn auch manchmal mit Menschen aus eurer Umgebung oder Menschen, die ihr nur ganz kurz gesehen habt oder Schauspielern oder so?


    Nein, nie!


    Ein Charakter in einem Buch ist für mich mit dem Aufschlagen der ersten Seite etwas "Jungfräuliches". Das gab es für mich zuvor noch nicht und hat auch keinen Vergleich in der realen Welt. Klingt das wirr? Kann man mir folgen? :wow


    GRÜSSE
    savanna

  • Zitat

    Original von Vandam
    Ich habe allerdings eine grobe Vorstellung von den Leuten, und es stört mich, wenn sie dann nach drölfhundert Seiten endlich beschrieben werden, und zwar anders, als ich sie mir vorgestellt habe. Aktuell: Asta Scheib, Agnes unter den Wölffen. Da ist eine dunkelhaarige junge Frau auf dem Cover mit einem helmartigen Pagenkopf. Für mich war das Agnes, auch wenn ich natürrrlich selber weiß, wie wenig manchmal die Cover mit dem Inhalt zu tun haben. Und irgendwann mal mitten im Buch meckert Agnes über ihre feinen blonden Haare. Da komme ich dann für einen Moment aus dem Konzept.


    Absolut. Ich nehme Coverbilder - bewusst oder unbewusst - immer intensiv wahr und verarbeite das Gesehene auch während des Lesens.


    Die Lücke zwischen Coverfrau und Haarfarbe hatte ich zuletzt übrigens ganz ähnlich bei "Sehnsucht nach Elena"... Grossartiges Buch mit kleinen Fehlern! ;-)


    GRÜSSE
    savanna


  • 1. Man kann dir folgen. :zwinker


    2. Mir geht's ähnlich. Das sind für mich ganz neue Menschen, die ich kennen lerne und dementsprechend fremd sind sie mir auch auf den ersten Seiten, bis ich mich an sie gewöhnt habe.

  • Zitat

    Original von Iszlá


    2. Mir geht's ähnlich. Das sind für mich ganz neue Menschen, die ich kennen lerne und dementsprechend fremd sind sie mir auch auf den ersten Seiten, bis ich mich an sie gewöhnt habe.


    Ja, Du hast das eindeutig einen Ticken besser ausgedrückt! *lach*


    GRÜSSE
    savanna

  • Manchmal habe ich das Gefühl, vor allem, wenn die Geschichte aus der Sicht einer bestimmten Person erzählt ist, dass ich die Handlung quasi aus der Ich-Perspektive miterlebe, selbst wenn das Buch gar nicht in der Ich-Form geschrieben ist. In diesen Momenten 'bin' ich quasi der Charakter und sehe alles durch seine Augen.

  • Zitat

    Original von Rattentod
    Manchmal habe ich das Gefühl, vor allem, wenn die Geschichte aus der Sicht einer bestimmten Person erzählt ist, dass ich die Handlung quasi aus der Ich-Perspektive miterlebe, selbst wenn das Buch gar nicht in der Ich-Form geschrieben ist. In diesen Momenten 'bin' ich quasi der Charakter und sehe alles durch seine Augen.


    Das geht mir auch so!


    Bei manchen Büchern lese ich außerdem die besonders schönen Stellen immer und immer wieder! :-)

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns." :eiskristall
    Franz Kafka


    :lesend Walsch: Gespräche mit Gott
    :lesend Norman: Grausames Spiel
    :lesend Patterson: 1st to die

  • Eine wirklich interessante Frage. Und so schwer sie zu stellen ist, so schwer ist es, die Antwort in Worte zu fassen.
    Wenn ich eine Stimme beim Lesen höre bzw. mich selber "denken" höre, dann weiß ich, daß was nicht paßt, daß ich zu langsam lese, denn idealerweise sollte das gelesene ohne es "auszudenken" direkt ins Hirn einschießen. Was natürlich mit Romanen besser klappt als mit Sachbüchern.


    Wirkliche Bilder sehe ich nicht, eher Schemen. Es muß etwas schon sehr plastisch beschrieben sein oder eine Erinnerung hervorrufen, daß ich es bildhaft sehe. Bei den Gesichtern ist es genauso. Meist ist es wie ein Muster, das ich bei den Charakteren "sehe". Das führt dann zu bücherübergreifenden Vergleichen, wenn ich das gleiche "Muster" - in Ermangelung eines besseren Worts - bei der anderen Figur sehe.
    Konkrete Gesichter habe ich nur selten. Hier funktioniert es aber auch wieder über das "Muster", wenn sich eine Romanfigur ähnlich wie eine aus Film, TV, etc. anfühlt. Oder wenn ich die Verfilmung zuerst gesehen habe und das Gesicht zu prägnant war. Aber sogar das kann ich ganz gut ausblenden.


    Klingt total irre. Und irgendwie so kühl. Kann das Gefühl beim Lesen eigentlich nicht wiedergeben, denn irgendwie stecke ich ja doch im Buch drin, wenn es gut ist, auch ohne es zu "sehen". Es muß wohl auch bei mir in erster Linie über das gefühlte funktionieren.

  • Wenn ich ein Buch anfange, lese ich erst nur. Bisher ist mir aber keine Stimme aufgefallen - ich weiss nicht - ich lese wohl stimmlos, wenn das geht.
    Je nachdem, wie gut mir das Buch gefällt, bin ich schon nach ein paar Seiten drin, manchmal gar nicht.


    Ich finde das Wort "flippen" (aus "Talisman" von Stephen King/Peter Straub) passt genau dazu, wie ich mich fühle, wenn mir ein Buch gut gefällt. Ich springe einfach in die Handlung und bin voll dabei. Dabei ist es aber nicht so, dass ich mir die Handlung bewusst vorstelle, sondern es passiert einfach.


    Von den Hauptdarstellern hab ich ein eigenes Bild. Irritiert hat mich z. B., dass Edward (von den Biss-Büchern) rote Haare hat. Für mich war er immer schwarzhaarig. Keine Ahnung wieso.


    Gerüche und Umgebung etc. nehme ich nur wahr, wenn ich das Buch richtig richtig gut finde. Das ist mir z. B. bei "Unter dem Safranmond" passiert. Ich wurde gefragt, was ich am Vortag gemacht habe und habe spontan gesagt, ich war in der Wüste :lache


    Emotionen sehr oft, aber besonders intensiv, wenn mir das Buch gut gefällt. Es kann durchaus sein, das ich entweder laut lachend, herzzerreissend heulend oder ungläubig bin. Was meine Umwelt dabei denkt, interessiert mich dabei so gar nicht. Ich lese ja, wann und wo ich kann.


    Meine Horrorvorstellung ist es, dass ich nur in Worten lese ohne die Bilder im Kopf zu haben. Das hab ich glücklicherweise sehr selten. Wenn es dauerhaft so wäre, wüsste ich, dass ich im restlichen Leben ;-) nen Gang zurückschalten muss. Die Erfahrung hab ich schon öfter gemacht. Ohne Bilder im Kopf ist das Lesen für mich nichts mehr wert.


    Ich habe mich auch schon mit mehreren Leuten über das Thema unterhalten. Viele halten es für Spinnerei, dass ich in den Büchern lebe. Aber ich weiss ja, dass es noch mehr Verrückte gibt ;-)

  • Zitat

    Original von Vandam
    Geht mir ähnlich. Ich habe allerdings eine grobe Vorstellung von den Leuten, und es stört mich, wenn sie dann nach drölfhundert Seiten endlich beschrieben werden, und zwar anders, als ich sie mir vorgestellt habe. Aktuell: Asta Scheib, Agnes unter den Wölffen. Da ist eine dunkelhaarige junge Frau auf dem Cover mit einem helmartigen Pagenkopf. Für mich war das Agnes, auch wenn ich natürrrlich selber weiß, wie wenig manchmal die Cover mit dem Inhalt zu tun haben. Und irgendwann mal mitten im Buch meckert Agnes über ihre feinen blonden Haare. Da komme ich dann für einen Moment aus dem Konzept.


    So erging es mir vor einigen Jahren, als ich "Die Herren der Insel" von Pat Conroy gelesen hab. Ich hatte zuvor schon die Verfilmung mit Barbra Streisand (Herr der Gezeiten) gesehen und hatte immer Barbra Streisand vor Augen und plötzlich hatte die Psychologin im Buch schwarze Haare. Das hat mich total irritiert und geärgert, das Buch mußte ich für den Tag zur Seite legen.

    Liebe Grüße
    Sabine


    Ich :lesend"Talberg 1935" von Max Korn

    Ich höre "Mein Leben in deinem" von Jojo Moyes

    SuB: 163

  • Ich hab beim Lesen immer Bilder vor Augen. Meistens weiß ich ganz genau, wie die Leute aussehen. Das wird dann meistens zum Problem, wenn ich eine Verfilmung der gelesenen Bücher sehe. Da sehen sie dann selten so aus :wow Schlimm war das z. B. bei "PS, ich liebe Dich", da hab ich immer eine Frau wie Kate Hudson vor mir gesehen.


    Ab und zu hab ich so bildliche Vorstellung von einem Buch, da ist es mir passiert, dass ich Monate später dachte, ich hätte einen Film im TV oder Kino gesehen und werde schier verrückt, weil sich mein Mann nicht daran erinnern kann. Da wird man dann schon etwas kleinlaut, wenn man den "Film" später im Bücherregal wiederfindet. :lache

    Liebe Grüße
    Sabine


    Ich :lesend"Talberg 1935" von Max Korn

    Ich höre "Mein Leben in deinem" von Jojo Moyes

    SuB: 163

  • Tolle Frage, schwierige Antwort.


    Also ein Kinofilm läuft bei mir nicht ab, dennoch lese ich nicht nur Wörter, sondern ein Geschehen. Ich finde, dass jedes Buch, jeder Autor eine besondere "Stimme" hat. Manche Romane haben eine rasante und sehr direkte Ausdrucksweise. Die lese ich dann auch schneller und tauche richtig ins Geschehen ein. Andere sind lyrisch, zärtlich, sehnsuchtsvoll oder auch humorig, kauzig, sarkastisch, voller Wortwitz...ich lasse also von dem Buch den Ton angeben...empfinde es quasi mit. Das hört sich jetzt wahrscheinlich komisch an. Aber jedes Buch hat so etwas wie eine eigene Melodie und bestimmte Emotionen.
    Ich stelle mir oft die Stimme des Autoren vor, aber eher so unterschwellig. Also ich höre quasi keine besondere Stimme, sondern empfinde sie. Und wenn sie etwas in mir zum Schwingen bringt, lebe ich in der Welt des Buches, bis ich es schliesse.


    Übrigens mache ich zu mir selbst manchmal humorige Anmerkungen beim Lesen.
    Ich lese nicht in meinem Kopf vor, das würde mein Tempo deutlich verlangsamen.


    Genau vorstellen tu ich mir die Protas auch nicht. Manchmal würde ich aber schon gerne wissen, wie jemand aussieht (Eric aus der Sookie Stackhouse Serie z. B. sieht für mich eher Brett Michaels-mässig aus...gruslig, hätte ich aber ein genaues Bild, würde es dieses ablösen).
    Landschaftsbeschreibungen finde ich gut wenn sie sehr kurz sind, lange überfliege ich schon aus Prinzip...komischerweise kann ich mir aber dennoch Landschaften und Orte besser als Protas vorstellen.

  • Wenn ich lese, habe ich oft das Gefühl nicht mehr im Bett oder sonst wo zu sein, sondern mit dem Protagonisten auf Schritt und Tritt mit zu Leben. Ich habe dann genau die Situationen vor meinem geistigen Auge.

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Ich kann mir beim lesen alles genau vorstellen, es ist so als würde ein
    Film in meinem Kopf spielen. Die Charaktere haben für mich alle ein richtiges
    Gesicht und auch ihre eigenen passenden Stimmen die Orte kann ich mir richtig
    detailiert vorstellen einfach alles ist bildlich vorhanden.
    Und dann wird ein Buch verfilmt und das meiste habe ich mir ganz anders vorgestellt. Das ist immer sehr zu verzweifeln :bonk

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Auch bei mir gibt es ein bissel Kopfkino. Ich stelle mir die Umgebung vor, die Situationen, die beschreiben wurde und natürlich auch die Personen die Buch vorkommen.


    Allerdings kommt es immer auf das Buch an, ob es mich fesselt z. B. Es ist schon vorgekommen, dass ein Hauptcharakter gesichtslos blieb. Ebenso farblos/oberflächlich war die Zeichnung der Person im Buch.


    Emotional berührt hat mich so manches Buch. Neulich, nachdem ich die letzten Seiten gelesen habe, musste ich ein paar Tränen wegdrücken. *sigh*

  • Zitat

    Original von Booklooker


    Emotionen sehr oft, aber besonders intensiv, wenn mir das Buch gut gefällt. Es kann durchaus sein, das ich entweder laut lachend, herzzerreissend heulend oder ungläubig bin. Was meine Umwelt dabei denkt, interessiert mich dabei so gar nicht. Ich lese ja, wann und wo ich kann.


    Beneidenswert (dass Du da so überall lesen kannst, ich nämlich nicht).

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Zur Zeit lese ich leider etwas wenig.
    Aber in der Zeit als ich für 15 Jahre Nachts Taxi fuhr las ich Berge von Bücher.


    Alles mögliche,bis eines Tages ein Fahrgast sagte ich sollte etwas GUTES lesen.
    Das erste HARDCOVER war ein Roman von Konsalik.(Das Schloß der blauen Vögel)
    Diesem Buch verdanke ich das ich am Taxistand des öfteren von Kollegen in die "Wirklichkeit" zurück geholt wurde.
    Oft träume ich das gelesene,schön in Farbe wie einen Film.
    Ein BUch ist für mich dann gut , wenn ich es nciht mehr aus der Hand legen kann. Wenn ich hineingezogen werde und fühle,leide und mich herrlich fühle dann erschleicht mich eine wEHMUT wenn die letzte Seite gelesen ist. Ich mache das Buch zu und schnaufe erst mal durch. Und mein geist fliegt noch einmal durch die Geschichte.


    Ich bin mit FURY, Lassie und anderen Tierbüchern groß geworden.


    Ich könnte mich heute grün ärgern das meine Mutter meine Bücher aus der Kindheit verschenkte.


    Heute gäbe ich etwas darum alle meine Jugendbücher noch zu haben.


    Die letzten 35 Jahre gab ich kein Buch mehr weg....zum Leidwesen meiner Möbelpacker....über 10 Umzugskisten Bücher..ich liebe jedes einzelne.


    Lesen ist Leben in einem anderen Zustand.

  • Tolle Frage :-)


    Ich habe sowieso ein extrem visuelles Vorstellungsvermögen. Wenn man mir was erzählt, ich etwas lese, über irgendwas nachdenke, dann sehe ich. Und ich fühle. Kann von Vorteil sein, aber glaubt mir, kann auch sehr von Nachteil sein ... das ist einer der Gründe, warum ich beim Seelenbrecher bisher nicht über die ersten drei Seiten raus gekommen bin.


    Es gibt Bücher, bei denen ist das nicht so schlimm. Ich meine, da stört es mich nicht, beeinflusst mich nicht negativ, wenn ich zum Beispiel etwas sehr grausames lese. Bei anderen Büchern kann ich dann nicht weiter lesen.


    Aber dennoch kann ich nach dem Lesen nicht bildhaft beschreiben, was ich da gelesen habe. Ich sehe es vor mir, aber kann es nicht wiedergeben.


    Generell - ich tauche in die Bücher ein und lebe in ihnen, zumindest in der Zeit, in der ich sie lese. Protagonisten sehe ich vor mir - aber nur, wenn sie mir sympathisch sind, sonst nicht. Aber sie ähneln nie tatsächlich lebenden Personen, sind immer abgesondert davon.


    Schon witzig, wie verschieden Menschen lesen :wave

    Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.
    (Hermann Hesse)

  • Mir geht es auch so, wenn ein Buch sehr spannend und interessant ist, kann ich mich in die Handlung rein versetzen und kann sogar die gerade zu lesende Person verstehen und fühle mir ihr (ihn). Wenn ich dann lese, lasse ich mich auch nicht durch irgendwas, oder jemanden stören. Bei Büchern die mich nicht so begeistern, kommt es eher selten vor, da bin ich froh wenn das Buch ausgelesen ist.
    :wave

    Zitat

    Bücher haben Ehrgefühl, wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück. T.Fontane


    :lesend :fruehstueck
    Ich lese Thomas Mann; Der Zauberberg;