'Die Lilie von Florenz' - Kapitel 07 - 13

  • Zitat

    Original von Adi
    Haha, der Mann setzt doch seine Prioritäten. Doch so sehr weit kann es ja mit der Liebe nicht sein. Denn wenn Metteo Allegra nicht erkannt hat, hat er in meinen Augen einen kleinen Verrat verübt. Entweder liebt er sie oder nicht.


    Ich hab's vorhin schon im ersten Teil thematisiert, aber ich gehe hier gerne noch mal ausführlicher drauf ein.


    Matteo war es bisher immer gewohnt, sich das zu nehmen, was ihm gefällt, was er haben möchte. Und plötzlich wird er mit Allegra konfrontiert, die ihn völlig durcheinanderbringt. Mir wäre eine Wandlung vom Saulus zum Paulus, von heute auf morgen einfach unrealistisch erschienen, wenn er z.B. zur maskierten und verkleideten Allegra gesagt hätte "mit dir schlaf ich nicht, du bist nicht die, die ich liebe" - so klar kann er das zu dem Zeitpunkt vielleicht auch gar nicht benennen. Und, ach, was keiner weiß ... das kann man ja ruhig mal machen. Dass er sich eben doch mit Allegra vergnügt, die sich gewissermaßen auf diesen Schritt vorbereitet hat, macht die Sache ja besonders delikat.


    @ Alisha: es wird ja vorher erklärt, dass offene Türen quasi eine "Einladung" sind, sich dazu zu gesellen, darum öffnet Matteo die Tür - ein bisschen, um Cristina auch den Spaß zu gönnen. Ein bisschen ist es aber auch Zeichen, dass Matteo sich hier endgültig von Cristina löst - denn ein Mann wie Matteo würde kaum dulden, wenn seine Mätresse sich mit anderen Männern vergnügt.


    LG, Juliane

  • Bevor ich nachher mehr zu diesen Kapiteln schreiben werde, möchte ich kurz etwas anmerken, das mir nicht so recht gefällt:


    In den vorherigen Kapiteln haben mir die erotischen Szenen wirklich gut gefallen, da ich die Wortwahl auch nicht so derb und plump fand. Leider ändert sich das auf dem Maskenball ein wenig. Ich weiß nicht, ob ich das hier so schreiben darf, deswegen spoiler ich mal kurz:



    Das sind leider genau die Worte, die ich alles andere als erotisch finde. Aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache. So, das wollte ich nur mal loswerden! Jetzt lese ich fix weiter, denn die Story fesselt mich! :-)

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns." :eiskristall
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  • Matteo entpuppt sich nun ja doch noch als Mistkerl. Er hat ihrem Vater einen Brief geschrieben, in dem er das geliehene Geld zurück verlangt, das der Vater natürlich nicht hat.
    Nun ist er sehr krank und Allegra verlässt Florenz.
    Sehr schade, dass Luigi sie nicht begleitet sondern mit dieser schweren Aufgabe alleine lässt.


    Ich frage mich, weshalb das Personal noch nicht auf die Idee kam, einen Arzt zu rufen. Können die denn nicht selbständig denken? Menno... :schlaeger
    Noch nicht mal Feuer haben sie für den armen Mann gemacht! Ist denn das die Möglichkeit?


    Matteo hat inzwischen (eigentlich durch eigene Spekulation) von der Principessa erfahren, wer seine unbekannte Geliebte war und fährr ihr hinterher.
    Das schlechte Gewissen wegen des Briefs kommt ein wenig spät.


    Alberto und Cristina, wer hätte das gedacht? :grin
    Auf den ersten Blick passt dieser arme Malergeselle überhaupt nicht zu ihr. Aber mal schauen.


    Matteo scheint sich nun tatsächlich in Allegra verliebt zu haben, er wirkt jetzt im letzten Teil dieses Abschnitts fast schon ein bisschen unsicher und verschüchtert. :lache
    Nun hat er seine Allegra wieder, aber ich fürchte, das geht nicht lange gut.

    LG
    Alisha

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    (Jim Steinman)


  • Auf Seite 159 sagt Allegra auf einmal "Du" zu Matteo. Auf den folgenden Seiten wieder "Ihr". Ist das Absicht? Dass es der jeweiligen Situation angepasst ist?

  • Zitat

    Original von Primavera
    Auf Seite 159 sagt Allegra auf einmal "Du" zu Matteo. Auf den folgenden Seiten wieder "Ihr". Ist das Absicht? Dass es der jeweiligen Situation angepasst ist?


    Ja. Allegra wird sich genau hier, zum Ende der Szene, dessen bewusst, was sie gerade getan hat, und sie versucht, die Distanz wieder zu ihm herzustellen. Was ja auch nur kurz zu ihrer Beruhigung beiträgt; kurze Zeit später gibt sie sich ihm wieder hin.


    LG, Juliane

  • Zitat

    Original von bibliocat
    Der Maskenball war sehr schön beschrieben.


    Das finde ich auch.
    Dass und wie Matteo später herausfindet, dass das Sturmmädchen (ich finde das Wort toll :-)) Allegra steckt, war auch sehr gelungen.
    Ich finde es auch sehr schade, dass es Allegras Vater so schlecht geht und ihr Bruder nicht auch zu ihm fahren kann.


    Ich bin ja gespannt, wie lange es dauert, bis Allegra Matteos Entschuldigung annimmt.


  • Das kann ich auch nur :write. Fand den Anfang auch viel besser, aber vllt. hab ich schön langsam genug. Und hat man denn zu der damaligen Zeit diese Begriffe schon verwendet? (siehe oben und Spoiler)


  • Zitat

    Original von beowulf
    Die sprachen toskanischen Dialekt kein Deutsch


    Das ist schon klar, aber man kann auch Vulgärsprache oder Schimpfwörter, etc. übersetzen. ;-)

  • Eine derbe Sprache gab es sicher durch alle Zeiten, aber ich denke, man muss hier einfach differenzieren.


    Es ist kein historischer Roman, bei dem man natürlich Schlüsselworte ebenso akribisch recherchieren würde wie Kleidung, gesellschaftliche Normen, usw., soweit das eben möglich ist (toskanischer Dialekt), und soweit man dies dann in die deutsche Sprache als deutscher Autor zu übertragen in der Lage ist.


    Hier handelt es sich aber eben nicht um einen Roman, der den Schwerpunkt auf das historische Umfeld legt. Ich erzähle eine erotische Geschichte, die in einen historischen Kontext eingebettet wird, den ich auch recherchiere (bis zu einem gewissen Punkt), weil historische Themen für mich einfach per se faszinierend sind und weil für mich Liebe und Leidenschaft in allen Zeitaltern möglich und erzählenswert ist. Dafür benutze ich die Sprache, die mir dem erotischen Genre angemessen erscheint. Würde ich diese Geschichte als historischen Roman erzählen, würde ich sicher noch mehr einen Schwerpunkt auf die historischen Fakten, den Plot usw. legen. Aber: es ist und bleibt ein Erotikroman. Und zu einem Erotikroman gehört die explizite Sprache, weil die Leser genau das von einem Erotikroman wünschen. Wobei es eben für mich auch ganz klare Grenzen gibt, wie weit ich sprachlich zu gehen bereit bin.


    Wer jetzt neugierig ist, wie andere Autoren das lösen - nur zu. :-) Es gibt da viele verschiedene Abstufungen, angesichts dessen man das, was ich schreibe, vielleicht nicht mehr als sooo derb empfinden wird. ;-) Und auch diese Bücher finden begeisterte Leser.


    LG, Juliane

  • Meiner Ansicht nach sind die jeweiligen Bezeichnungen je nach Situation sehr zielgerichtet eingesetzt worden. Es gibt eben Augenblicke, die die etwas derbere direktere Bezeichnung verlangen, und genau das ist hier sehr geschickt umgesetzt worden.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Zitat

    Original von JulyRose
    Hier handelt es sich aber eben nicht um einen Roman, der den Schwerpunkt auf das historische Umfeld legt. Ich erzähle eine erotische Geschichte, die in einen historischen Kontext eingebettet wird, den ich auch recherchiere (bis zu einem gewissen Punkt), weil historische Themen für mich einfach per se faszinierend sind und weil für mich Liebe und Leidenschaft in allen Zeitaltern möglich und erzählenswert ist. Dafür benutze ich die Sprache, die mir dem erotischen Genre angemessen erscheint. Würde ich diese Geschichte als historischen Roman erzählen, würde ich sicher noch mehr einen Schwerpunkt auf die historischen Fakten, den Plot usw. legen. Aber: es ist und bleibt ein Erotikroman. Und zu einem Erotikroman gehört die explizite Sprache, weil die Leser genau das von einem Erotikroman wünschen. Wobei es eben für mich auch ganz klare Grenzen gibt, wie weit ich sprachlich zu gehen bereit bin.


    Da hast du Recht. Ich weiß auch nicht genau, wieso es mich auf dem Maskenball plötzlich gestört hat. Ich lese ja schließlich auch andere Bücher aus diesem Genre und störe mich da auch nicht an dieser Sprache!

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  • July : da mich das mit der Sprache ja auch schon interessiert hat und ich deswegen schon nachgefragt hatte:
    Danke für die Erklärung!


    Das ist natürlich ganz logisch, es ist in erster Linie ein Erotikroman. An manchen Stellen hatte ich das vielleicht vergessen.


    :wave

    LG
    Alisha

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    (Jim Steinman)


  • So, hier kommt auch mein Senf zum zweiten Teil.


    Wir lernen Cristina und ihren betagten Gatten kennen und erfahren von Matteos „schlimmen Gelüsten“: seine Geliebte soll sich die Augen verbinden lassen? Na, da wüsste ich aber Schlimmeres ... ;-)


    Cristina ist sehr unterwürfig, sehr darauf bedacht, Matteo zu gefallen – im Gegensatz zu Allegra, die eben das nicht mitmachen will. Auf dem Ball dann kleines Schaulaufen der sexuellen Varianten – ich sage jetzt nicht Absonderlichkeiten, denn ganz so schlimm finde ich es nicht. Chaque'un a son goût.


    Matteo hat den angeblichen Kastraten Alessandro zu seinem Favoriten auserkoren; unbewusst fühlt er sich von Allegras Weiblichkeit angezogen (nicht, dass er sich etwa zu sehr zu Knaben hingezogen fühlt!) und entdeckt tatsächlich ihre Weiblichkeit, nicht aber ihr Geheimnis. Allegras erste Liebesnacht ist sehr ausführlich und schön beschrieben. Aber dass der gute Matteo Allegra in ihrer Verkleidung nicht erkennt ...


    Cristina findet zuerst Gefallen an gleich zwei Männern und später dann an Alberto – schöne Konstellation, so sind beide ‚versorgt‘.


    Stimmungsvolle Bilder, als Allegra nach Hause fährt; es wird Herbst, die Stimmung kippt, der Vater ist todkrank, die Familie pleite, und Allegra weiß, dass nur die Heirat sie retten kann; Matteos Brief an den Vater kennzeichnet ihn als Schuft, denn er fordert das Geld zurück und verursacht damit die Krankheit des Vaters.


    Matteo, der endlich Allegras Identität aufgedeckt hat, gesteht sich seine Liebe ein; sehr schön sein ‚Sturmmädchen‘. Er reist ihr nach, und dieser Teil endet mit einer es kommt wunderbar versöhnlichen Sex-Szene. Aber so versöhnlich wird es wohl nicht blieben ...


    Liebe Grüße


    Inez

  • Allmählich durchschau ich die Leserundeneinteilung, dieser Abschnitt endet wieder mit einer besonders gelungenen Sexszene. Ich empfinde sie zunehmend als sinnlich und elegant, die Figuren sind mit ihrem Innenleben voll und ganz bei der Sache, das ist kein einfaches Rein und Raus, und vielleicht fallen mir Möse und Muschi deshalb auch eher auf als üblicherweise.


    Die Personen gewinnen inzwischen stärkere Konturen, zeigen mehr Facetten. Inzwischen könnte ich sogar Cristina mögen ... Matteo auf jeden Fall. Er muss erst mal damit klar kommen, dass er tatsächlich jemanden liebt. Und das "Sturmmädchen" aus seinem Mund ist wirklich wunderschön.


    Sein Sehvermögen halt ich ja auch für ein bisschen eingeschränkt. :grin Da war er schon drauf und dran, sie zu erkennen, als sie tatsächlich noch als Mann vor ihm stand, und jetzt entblößt sie sich, und er raffts immer noch nicht. Na gut, es hat gewittert, war bestimmt etwas düster im Raum.


    Ich war erleichtert, dass sie nur kurz auf ihn sauer war und sich das Hin und Her nicht länger hinzog, denn da warten ja noch genug Probleme.

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken


    Ich bin wirklich schon völlig gaga, ich hab hier getwittert gelesen ;-)


    Das kann ich durchaus nachvollziehen, dass du da "getwittert" gelesen hast. Geht mir nicht anders. ;-)


    edit: Ergänzung

  • So, dann will ich auch noch ein bisschen was zu diesem Abschnitt schreiben.


    Der Maskenball ist natürlich sehr aufregend. Ich hätte gar nicht erwartet, dass Allegra nun doch schon "so schnell" mit Matteo eine Nacht verbringt.
    Ich hatte eigentlich erwartet, dass ihre Liebeslektionen mit Alberto noch ein wenig länger andauert und er ihr erst noch mehr beibringt, ehe Sie dann mit Matteo zusammentrifft. Aber so ist es auch gut. :-]


    Die Beziehung zu Christina ist ja nun entgültig von Matteo beendet worden. Sie hat es ja schon länger geahnt und ist sicherlich nicht weiter überrascht darüber. Sie findet ja auch sehr schnell Ersatz. (im übrigen sehr geschickt gemacht von Matteo extra die Tür zum blauen Zimmer zu öffnen :chen)


    Das Christina dann letztendlich auf Alberto trifft finde ich eigentlich sehr gelungen. Im Grunde sehnt auch Sie sich ja nach jemand der ihr Zuneigung entgegen bringt und ich denke in diesem Fall ist Alberto da besser geeignet als Matteo.


    In diesem Abschnitt erfährt man nun auch, wieso Christina sich neben ihrem Mann eigentlich noch andere Männer sucht. Er ist viel älter als Sie, versucht aus ihr im Grunde seine vorherige Frau zu machen, mit der er bereits drei Kinder hat und lässt sie zuhause hochgeschlossene Kleider tragen. In einer Passage steht ja sogar, dass seine Kinder vom Alter her besser zu ihr passen würden, als er. Kein Wunder also, dass er sie nicht so recht zu befriedigen vermag.


    Wichtig in diesem Abschnitt ist natürlich auch die Krankheit von Allegras Vater. Es wird deutlich, dass ihr Vater doch finanziell viel schlechter dasteht, als erwartet und als er dann auch noch einen Brief von Matteo erhält, der von ihm seine Schulden beglichen haben will, wird er schwer krank. So richtig kann ich hier auch nicht nachvollziehen, dass Allegra Matteo so schnell verzeiht. ;-)


    Aber immerhin hat Matteo nun begriffen, mit wem er während des Maskenballs das Vergnügen hatte. Hat aber auch lang genug gedauert... :rolleyes ;-)


    Die Szenen sind sehr gut beschrieben, auch wenn ich wie manch andere auch ein wenig über manche Begriffe gestolpert bin, aber ich schätze das ist für das Genre wohl in der Tat nicht ungewöhnlich.

    :lesend Julie Peters - Das Lied der Sonnenfänger
    Flüchtest du mal vor der Welt, bieten dir Bücher Zuflucht.
    ~Eda Kocapinar

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Alyson ()

  • Auch hier fällt mir wieder auf, was ich schon zum ersten Teil schrieb: dieses Genre hat, was die Handlung betrifft, manches mit der Komödie gemeinsam, und da ist es für mich auch völlig okay, z.B. dass ausgerechnet Alberto und Cristina zusammenkommen. Der arme Alberto kommt so auch endlich zum Sch... zur sexuellen Erfüllung, meine ich.


    Die Versöhnung, als Matteo Allegra nachreist, wäre mir in einem anderen Roman zu schnell gewesen, aber hier konnte ich sie auch als genretypisch akzeptieren.


    Zitat

    Original von Alisha
    July : da mich das mit der Sprache ja auch schon interessiert hat und ich deswegen schon nachgefragt hatte:
    Danke für die Erklärung!


    Das ist natürlich ganz logisch, es ist in erster Linie ein Erotikroman. An manchen Stellen hatte ich das vielleicht vergessen.


    Ich finde, das ist ein Kompliment für die Autorin.


    Ich offenbare mal ein Geheimnis: Als SabineW und ich erfahren haben, dass Juliane an einem historischen Erotikroman schreibt, haben wir uns ein bisschen in dem Genre umgetan und zwei einschlägige Romane gelesen. Schließlich wollten wir wissen, was da auf uns zukommt. ;-)
    Die Sprache ist natürlich überall explizit, das gehört zum Genre dazu. Was mir allerdings nicht so gut gefallen hat, war, dass ich in den anderen Romanen die Handlung nur als etwas erlebt habe, was möglichst schnell von einer Sexszene zur anderen führen sollte. Der Handlungsfaden wurde mitunter so dünn, dass er riss, wenn z.B. Personen auftraten, von denen bisher noch nie die Rede war, sie wilden Sex miteinander hatten und auf Nimmerwiedersehen verschwanden. (Das erinnerte dann an Pornofilme, die eben durch diese lieblose Machart fast schon wieder etwas Puritanisches haben.)
    Die "Lilie" hingegen würde, mit etwas anderer Schwerpunktsetzung, auch als historischer Roman funktionieren. Das gefällt mir daran und macht mir Lust auf die weiteren Romane von "Julie Gordon".