Klappentext
»Schwierige Länder, mein lieber Doktor, hier wird niemand Die Kritik der reinen Vernunft schreiben, schlagen Sie sich das aus dem Kopf, das sind Bücher für andere Temperaturen.« Sie haben anderes im Sinn, die alten und gegen ihren Willen weise gewordenen Männer dieses sich selbst überlassenen Hinterlands. Sie erschaffen ihre Vergangenheit, erzählen von überwundenen Gegnern, irregeleiteten Attentätern, »seidigen« Mädchen; sie erzählen in knappen, zeitraffenden Bögen oder in fahrigen Sprüngen, und immer ergibt sich ein ganzer Lebenslauf. Ihr Land ist ihnen eine Legende, an der mitzustricken ihre verdammte Pflicht ist. Eine weite Region am Ufer großer Flüsse, ein tropisches Amerika der unscharfen Grenzen, der alten Machtkämpfe und wilden Bekriegungen, des feuchtheißen Klimas, wo der Zerfall und die schwer greifbare Niederlage lauern. Eine grelle Vergangenheit, von den Geschichtsschreibern und den Machthabern ebenso immer wieder umgedeutet wie von den jungen Seminaristen und Guerrilleros; eine Gegenwart, die verwirrend anbrandet als sinnlicher Augenblicksgenuss, als Erfahrung der Hinfälligkeit oder der Vergeblichkeit. Vor diesem Hintergrund eines Lateinamerika, das sich nicht mehr hinter den Schleiern eines magischen Realismus verbirgt, entfalten sich Rossis sechs scharf umrissene Geschichten.
Über den Autor
Alejandro Rossi wurde 1932 als Kind einer italienisch-venezolanischen Familie in Florenz geboren. Er hat in England, Deutschland und Lateinamerika studiert und lebt seit vielen Jahren als mexikanischer Staatsbürger und Professor der Philosophie in Mexiko-Stadt. Mit seinen wenigen literarischen Veröffentlichungen ist er in der spanischsprachigen Welt zu einem zuallererst von Schriftstellerkollegen bewunderten Prosaisten geworden.
Meine Meinung
Obwohl das Buch nur rund 120 Seiten hat und noch dazu in sechs Geschichten unterteilt ist, habe ich mich schwer damit getan, einen Zugang zu finden. Jede der Geschichten gibt ein Gespräch zwischen zwei alten Männern wieder. Diese Geschichten strotzen vor Andeutungen und Anspielungen auf die lateinamerikanische Geschichte. Die meisten dieser Anspielungen habe ich leider nicht verstanden - zu groß sind hier meine Wissenslücken. Entsprechend bin ich mit dem Buch nicht wirklich warm geworden. Sprachlich hat es mir gut gefallen, doch auf die Dauer war das nicht genug. Meiner Einschätzung nach ist dieser Titel eher ein Geheimtipp für Lateinamerika-Kenner. Alle anderen werden wahrscheinlich nur an der Oberfläche kratzen.