Hunger – Knut Hamsun

  • Hörbuch
    Gekürzte Lesung von Oscar Werner, 1961
    Verlag: HörbuchHamburg, 2 CD


    Originaltitel:Sult
    Aus dem Norwegischen von J.Sandmeier und S.Angermann


    Kurzbeschreibung:
    Nicht dass es heute genauso wäre. Aber der junge Mann, der durch Oslos Straßen läuft, hat Großes vor, er will Schriftsteller werden, verdingt sich als Journalist, doch seine Artikel werden nicht genommen. Hilfe geht er aus dem Weg, denn er ist stolz und voller Scham. Verzweifelt versucht er, seine Armut zu verbergen. Seine Habseligkeiten hat er längst zum Pfandleiher getragen, aus seiner Bleibe wird er rausgeworfen, sein letztes Geld verschenkt er an einen Bettler. Oft glaubt er, fabelhafte Einfälle zu haben, doch genauso oft verfliegen sie. Hunger ist mittlerweile das ihn dominierende, wahrnehmungssteigernde Gefühl geworden. Hunger nach Brot, nach Liebe, nach Anerkennung. Knut Hamsun hat in seinem ersten Roman eigene Erfahrungen verarbeitet, als er sich in Oslo mühsam mit dem Schreiben von kleinen Feuilletons über Wasser hielt. Mit dem Erscheinen von Hunger begründete er seinen Weltruhm.


    Über den Autor:
    Knut Hamsun (eigentlich Knut Pedersen, 1859 bis 1952), übte verschiedene Berufe aus, bis sich ein erster literarischer Erfolg mit dem autobiographischen Roman Hunger einstellte. Hamsun lebte mehrere Jahre in Paris und bereiste Finnland, Russland, Persien und die Türkei. Einen Bruch in der Verehrung Norwegens für seinen Starautor gab es, als Hamsun die Besetzung durch die Nazis begrüßte. Die Qualität seines literarischen Werkes und Hamsuns Einfluss auf die europäische Literatur nahmen daran jedoch keinen bleibenden Schaden. 1920 erhielt er für den Roman Segen der Erde den Nobelpreis.


    Über den Sprecher:
    Oskar Werner, geboren am 13.11.1922, gehörte zu den Stars des Wiener Burgtheaters. Bekannt wurde er vor allem durch die Truffaut-Filme Jules und Jim (1961) und Fahrenheit 451 (1966). Für seine Rolle in Das Narrenschiff wurde er Oscar-nominiert. Werner war ein begnadeter Vorleser und Rezitator.


    Meine Meinung:
    Dieser erste Roman von Literaturnobelpreis Knut Hamsun, 1890 veröffentlicht, ist ein tief empfundener innerer Monolog des Protagonisten, der durch den österreichischen Schauspieler Oscar Werner adäquat gesprochen wird.
    Der Schriftsteller und Journalist ist pleite, seine Artikel werden abgelehnt, sein Zimmer wurde ihm gekündigt. Jetzt irrt er in der fast fieberhaft durch das schneiende Kristiana (Oslo).
    Hier kommt auch ein wirklich glaubwürdiges autobiographisches Element zum Tragen. Ein Redakteur lehnt seine Artikel ab, sie seien zu heftig, zu fieberhaft. So kennt man Knut Hamsun in seinen besten Texten.


    Er verpfändet seinen Mantel, in seiner Not begeht er sogar einen Betrug in einem Wirtshaus, aus schlechten Gewissen verschenkt er das Geld aber wieder. Stark sind auch die Dialoge mit einer Frau, die er bewundert und die ihn sogar küsst. Doch einer Erfüllung dieser Liebe steht seine schlechte Situation entgegen.
    Und bald geht es ihm immer schlecht. Er bekommt wirklich Fieber, friert und hungert.


    Das dieser alte Text auch gerade heute noch so modern wirkt, liegt daran dass er so logisch aufzeigt, wie rasant es mit einem bergab gehen kann, wenn man erst einmal in Not geraten ist. Der Verlust an Arbeit und Geld, verzehrt auch das Selbstbewusstsein, Scham und Selbstzweifel entstehen. Ein Verlust der Selbstachtung kann die Folge sein und irrationale Handlung und Verhalten entsteht. Dem äußeren Absturz folgt der Innere.


    Dass Oscar Werner die Geschichte auf höchstem Niveau spricht, nein, geradezu durchlebt, muss nicht erwähnt werden. Nur jemand, der ebenfalls als exzentrisch gilt, kann diesen Romaninhalt so gut verstehen. Er durchdringt den Text ganz und das packt den Zuhörer so stark, dass man fast atemlos folgt und genauso durch das alte Oslo taumelt.
    Oscar Werner war ein großer Rezitator, und bei diesem Text stimmt einfach jede Betonung, die kleinen Tempowechsel und das Verändern der Tonlage und Lautstärke um nur wenige Nuancen. Einfach überragend!

  • Danke für die Rezi, Herr Palomar.


    Ich war erst kürzlich über das Buch gestolpert, das wohl neu herausgegeben wurde.
    Aber das klingt ja so, als würde sich das Hörbuch definitiv lohnen.

    Liebe Grüße, Sigrid

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