Kurzbeschreibung
Ostfriesland 1810: Widerwillig beugen sich die Menschen dem Handelsverbot und der Fremdherrschaft der Franzosen. Auch die Borkumerin Inken Hinderks, Tochter eines Walfängers, bekommt deren Willkür zu spüren, als ihr Vater zu Unrecht gefangen genommen wird und sie selbst von der Insel fliehen muss. Völlig auf sich allein gestellt, erhält sie Hilfe von Cirk Hoogestraat, einem Blockadebrecher, in den sie sich verliebt. Cirk bringt sie zu der bärbeißigen Geldverleiherin Tjalda, die Inken Unterschlupf gewährt. Schon bald schafft es Inken mit Hilfe der Chinesin Sumi und Tjaldas zur ersten Teehändlerin Emdens aufzusteigen. Da tritt Cirk erneut in ihr Leben, an seiner Seite die Engländerin Lucia, die behauptet ein Kind von ihm zu bekommen. Als der Schmugglerkönig auch noch gemeinsame Sache mit Inkens verhasstem Konkurrenten macht, bricht für sie eine Welt zusammen. Doch im Augenblick größter Gefahr begegnet sie Cirk erneut und muss sich zwischen Liebe und Hass entscheiden.
Über die Autorin
Jutta Oltmanns ist in Ostfriesland geboren und aufgewachsen. Seit ihrer Kindheit lebt sie in Warsingsfehn, derzeit mit ihren beiden Söhnen Wilko und Jelte. Beruflich ist sie bei der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nordwest tätig. In ihrer Freizeit widmet sie sich jedoch dem Schreiben. Dem Leser möchte sie sowohl in spannender als auch in romantischer Weise ihre Heimat Ostfriesland näher bringen, das zugleich Inspiration und Schauplatz ihrer Bücher ist.
Meine Meinung
Es gibt Bücher, bei deren Anblick sich dieses „Das-will-ich-lesen-und-zwar-sofort“-Gefühl bei mir fast automatisch einstellt; „Die Friesenrose“ ist so ein Buch. Schon allein die Covergestaltung des Schutzumschlages hat mich förmlich magisch angezogen, ist doch dort ein Teezweig und ein aufgeklapptes Tee-Ei abgebildet, und Tee, ja, Tee ist einfach meine Welt.
Ein Wort zum Buch vorab: Die Textgestaltung und das verwendete ganz leicht angeraute, (soll ich sagen) eierschalfarbene Papier sind ausgesprochen lesefreundlich. Es ist außerdem ein Lesebändchen vorhanden, was ich stets als nicht nur nützlich, sondern schlicht als dazugehörig bei HCs empfinde.
Das Buch ist aufgegliedert in einen Prolog, der in China im Jahre 1794 spielt, zwölf Kapiteln, die jeweils noch in Unterkapitel aufgeteilt sind, einen Epilog, der den großen Bogen in das Jahr 2009 schlägt, sowie ein Nachwort, einige Quellenangaben und einer dem Roman vorangestellten Personenliste. Einige der Handelnden sind laut dieser Liste historisch verbürgte Personen.
Die Kurzbeschreibung, die auf der Rückseite des Schutzumschlages zu lesen und oben zitiert ist, könnte im Großen und Ganzen auch als Inhaltsangabe herhalten. Die Flucht Inkens zu ihrer Tante Tine und Onkel Eggo, die im Moor leben, bringt sie in einen Haushalt, in dem die Gewalt verbaler und körperlicher Art vorherrscht. Der Onkel weiß Inken an das Haus durch die Drohung, die Tante totzuprügeln, zu binden. Nach dem Tod der kränklichen Tante Tine sieht sich Inken den drohenden Nachstellungen ihres Onkels ausgesetzt. Dieser findet bei dem Versuch, Inken zu vergewaltigen, einen gewaltsamen Tod. Inken geht nach Emden zur Geldverleiherin Tjalda, die sie nicht nur aufnimmt, sondern ihr auch die Möglichkeit bietet, geschäftliche Dinge zu lernen und einen eigenen Kramladen, eine Kruiderrie zu eröffnen. Wie dieses Geschäft zu einem Erfolg wird, wie, wann und warum Cirk, Blockadebrecher und von den Frauen bewundert und geliebt, wieder auftaucht, warum er auf eine lange Reise nach China geht und vor allen Dingen, ob und wie eventuell aus Inken und Cirk doch noch ein Paar wird, davon erzählt der weitere Verlauf des Romans. Eingebettet in die eigentliche Handlung sind zum Teil auch von handelnden Personen erzählte Berichte zum Beispiel über die französische Besatzung (die Romanhandlung setzt 1810 ein), über den Handel auch mit Tee, über die Warenbeschaffung, über Land und Leute nicht nur in Ostfriesland, über chinesische Essgewohnheiten.
Diese Buch hat mich, um ehrlich zu sein, nicht ganz glücklich machen können. Einige Personen wie die Chinesin Sumi, die ausländerfeindlichen Äußerungen und Handlungen ausgesetzt ist, wie die Geldverleiherin Tjalda, eine Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt und die so etwas wie eine Art Lebensversicherung für Matrosen geschaffen hat, wie der Weinhändler Bonné, ein verschmitzt-charmanter wohlbeleibter Verehrer Tjaldas, habe ich ins Herz geschlossen; andere, wie die intrigante Lucia, wie der macht- und geldgierige Kaufmann Reemt Neehus, erst recht der brutale Onkel Eggo sind von der Autorin wohl sehr bewusst so angelegt worden, dass zumindest ich sie überhaupt nicht mögen kann. Das nimmt, wenn man sich das Tun und Handeln der Erwähnten anschaut, nicht Wunder, Negativfiguren, Bösewichter braucht fast jeder Roman. Dass zu den von mir nicht sonderlich geschätzten Personen aber auch die Hauptprotagonistin Inken gehört, kann die Autorin aber wohl nicht gewollt haben. Aber: Mir kam einiges an dem Verhalten Inkens einfach nicht nachvollziehbar vor. Sie erlebt hautnah den gewaltsamen Tod zweier Männer mit, wie sie damit umgeht, wie sie damit fertig wird, darf ich mir anhand einiger weniger Worte selber vorstellen. Die Art und Weise, wie sie Cirk, der männlichen Hauptfigur, begegnet, erschien mir doch ein wenig zu „liebesromanheldinnenhaft“. Sie versinkt in seinen strahlend blauen Augen, mehrfach sogar, will wirklich „alles“ über ihn wissen. Sie verbringt vier Tage (und Nächte) allein mit ihm auf Norderney und kann sich ein Leben mit ihm vorstellen. Sie weigert sich dann allerdings, Fragen zu stellen und Antworten zu hören, Antworten, die ihr Cirk geben würde, als die wunderschöne und – so scheint es – männermordende Lucia an Cirks Seite auftaucht und erwähnt, dass sie ein Kind erwartet. Inken setzt sofort voraus, dass – natürlich – nur Cirk der Vater sein kann. Für mich stellte sich die Frage, warum sie sofort an eine mögliche „Schuld“ Cirks glauben will, warum sie nicht einmal nachfragt, warum sie fortläuft, als Cirk ihr Erklärungen bieten will. Wie will sie an eine gemeinsame Zukunft glauben, wenn sie nicht einmal am Anfang zumindest ein wenig Vertrauen hat, wenn sie das Gespräch schlichtweg verweigert? Dass eine Liebende wirklich jedes noch so dumme oder böse Gerede über den Mann ihres Herzens für bare Münze nimmt, jedem noch so dunklen Bild, das über ihn gezeichnet wird, jeder Intrige Glauben schenkt, das geht mir denn doch etwas zu weit. Inken ist ziemlich gut darin, dem erstbesten Anschein, das gegen Cirk spricht, Glauben zu schenken und es nicht zu hinterfragen. Meinen Respekt hat sie allerdings dann, wenn sie versucht, ihr Leben zu meistern, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen.
„Meine Geschichten verpacke ich möglichst spannend und eine gute Portion „Liebe“ gehört für mich ganz selbstverständlich dazu“ sagt Jutta Oltmanns auf ihrer Homepage. Nun, um es kurz zu sagen, nach dieser Art Liebesgeschichte steht mir nicht der Sinn. Für mich haben die "Guten" ein wenig zu viel harte Schicksalsschläge erfahren, sind die Intrigen ein wenig zu gewollt dahergekommen, sind die "Bösewichter" ein bisschen zu eindeutig "böse". Wäre diese Geschichte nicht in irgendeiner Weise mit dem von mir so sehr geliebten Tee verbandelt gewesen, hätte sie mich nicht einmal sonderlich interessiert und ich hätte sie wohl auch nicht gelesen. Die „Portion Liebe“, die die Autorin hier serviert, hat mir nicht sonderlich gemundet.
Ein leichtes Stirnrunzeln hat mir auch der eine oder andere Satz wörtlicher Rede entlockt, zwei Beispiele darf ich hier anführen: „Um die Zellwände zu öffnen und die überschüssige Flüssigkeit entweichen zu lassen, drücken die Frauen den Tee mit ihren Händen und schlagen ihn mit kleinen Stöcken.“ „In Amsterdam herrschte damals solch ein hohes Verkehrsaufkommen, dass die Händler und Reisenden mit ihren Fuhrwerken vor den Stadttoren halten und die Waren dort auf kleinere Gefährte umladen mussten.“ Als Teil eines geschriebenen Berichtes zum Beispiel in einer Zeitschrift oder einem Buch würde ich mir bei einem solchen Satz nicht die geringsten Gedanken machen, als Teil eines Gespräches wirken sie auf mich, man verzeihe mir das, etwas arg aufgesetzt.
Die bereits oben erwähnten Geschichten und Berichte über die Teeherstellung oder über die Handelsbeziehungen und anderes mehr habe ich mit Interesse gelesen.
Dieses Buch wird andere LeserInnen finden, die es nicht nur gerne lesen, sondern auch lieben werden. Dass ich dazu nicht gehöre, werden Roman und Autorin verschmerzen.
Von mir gibt es sechs Punkte.