Der Kommandant und das Mädchen - Pam Jenoff

  • Über das Buch (Klappentext)


    Krakau im Zweiten Weltkrieg: Als die Stadt von den Nazis besetzt wird, verliert die junge Jüdin Emma ihre Familie: Ihr Mann taucht unter, ihre Familie muss ins Ghetto. Sie folgt der Familie zunächst freiwillig, flieht jedoch später aus dem Ghetto und findet mit einer neuen Identität als Christin „Anna“ Unterschlupf. Sie wird die Assistentin Georg Richwalders, des stellvertretenden Generalgouverneurs der Nazis. Er verliebt sich in sie und vertraut „Anna“. Emma hat nun Zugang zu geheimen Informationen und wichtigen Dokumenten für ihre Freunde im Untergrund. Schon bald gelingt ihr ein erster Coup, als sie Passierscheine erfolgreich nach draußen schmuggelt. Aber als die Lage in der Stadt sich zuspitzt und Emma unerwartet ihren Mann wiedersieht, steht sie vor einer persönlichen Krise. Denn mittlerweile hat auch sie sich in Georg verliebt ...


    Über die Autorin (Buchinnenseite)


    Pam Jenoff wuchs in der Nähe von Philadelphia auf. Sie studierte Geschichte und arbeitete unter anderem im US-Verteidigungsministerium und beim Auswärtigen Amt in Krakau/Polen. Mittlerweile ist sie eine gefragte Expertin für die Holocaust-Thematik, hat eine Reihe wissenschaftlicher Artikel veröffentlicht und ist für ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnet worden. Der Kommandant und das Mädchen ist ihr erster Roman, für den sie bereits für mehrere Preise nominiert wurde und der sowohl in den USA als auch in England Furore machte.


    Mein Eindruck:


    Ein Roman aus dem Zweiten Weltkrieg, der nicht nur das Leben der Juden und Christen in Polen schildert sondern vor allem ein Einzelschicksal zeigt. Im Mittelpunkt steht die Figur der Emma, ihre Erlebnisse, ihre Gefühle und ihr Erleben der Situation. Es ist kein historischer Roman, sondern eine Romanhandlung, eingebettet in tatsächliche Begebenheiten. Ich habe mich öfters beim Lesen des Buches gefragt, ob die Geschichte denn wirklich so möglich gewesen wäre. Zum Finale passieren zu viele Zufälligkeiten, als das es noch glaubhaft wirkt, aber das tat der Spannung keinen Abbruch – es ist ein Roman und das ist von Anfang an klar.


    Die Handlung verläuft von Anfang an spannend und interessant, obwohl manche Entwicklungen vorhersehbar sind. Ich fand die Gegebenheiten gut beschrieben und konnte mich wirklich in diese Zeit hineinversetzen. Zum Finale spitzt sich die Situation dramatisch zu, so dass es noch sehr nervenaufreibend wird. Auch den Schluss fand ich sehr gelungen (und das ist bei Büchern dieser Art bei mir oft nicht der Fall).


    Am besten gefiel mir die Beschreibung der vielfältigen und wiedersprechenden Gefühle der Protagonistin. Es gibt kein Schwarz oder Weiß, sondern viele Grautöne. Ihre Zerrissenheit zwischen Angst um sich und ihre Lieben und ihren Mut zum Widerstand, zwischen Abneigung und Anziehung dem Kommandanten gegenüber und ihre Auflehnung und Dankbarkeit gegenüber der Widerstandsbewegung fand ich sehr gut nachvollziehbar. In leisen Tönen werden diese Gefühle geschildert, sehr sachte und behutsam, oft auch zwischen den Zeilen.
    Es gab auch eine Textstelle, die mir sicher in Erinnerung bleiben wird:
    „Man hat immer eine Wahl. Wir müssen für unser Handeln Verantwortung übernehmen. Nur so können wir verhindern, dass wir zu Opfern werden, und nur so können wir unsere Würde bewahren.“


    Was mir persönlich gefehlt hat, ist ein Nachwort mit einer Klarstellung, wie viel der Rahmenhandlung der Realität entspricht. Tatsachen über die Juden in Krakau und dem Widerstand wären in diesem Zusammenhang sehr interessant gewesen, so bleibt mir leider nur die eigene Internetrecherche.


    Mein Fazit: Ein lesenswertes Buch, wenn man es als Roman und nicht als Tatsachenbericht liest.


    Edit: Die ISBN des Hardcovers mochte der PC nicht, jetzt habe ich es als Taschenbuch eingegeben.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

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  • Über das Buch:
    Krakau 1941: Die Jüdin Emma muss zusehen, wie ihre Eltern über Nacht in das polnische Ghetto verschleppt werden. Ihr Mann Jacob ist bereits im Widerstand untergetaucht. Emma flüchtet sich in das Haus von Jacobs Tante. Aus der Jüdin Emma wird die Katholikin Anna. Bald aber bekommt sie einen heiklen Auftrag: Der deutsche Wehrmachtsoffizier Georg Richwalder findet Gefallen an dem aparten Mädchen, und diese Sympathie soll sich Anna für den Widerstand zunutze machen. Sie nimmt eine Stelle als Sekretärin im Krakauer Hauptquartier der Deutschen an, schmuggelt Passierscheine nach draußen, bespitzelt ihren Kommandanten. Die Ereignisse spitzen sich zu, als Anna merkt, dass sie sich in einen Mann verliebt hat, der ihr Volk, ihren Mann, ihre Eltern, verfolgt und tötet.
    Ein höchst eindringlicher, sensibler Romane um menschliche Gefühle, die vor keinem politischen System Halt machen. (Quelle: www. mira-taschenbuch.de)



    Über die Autorin:
    Pam Jenoff lebte mehrere Jahre in Krakau. Als Expertin für den Holocaust in Polen war sie zudem im Pentagon tätig und wurde für ihre Arbeit von unterschiedlichen Menschenrechtsorganisationen vielfach ausgezeichnet. Der Kommandant und das Mädchen ist ihr erster Roman, für den sie für mehrere Preise nominiert wurde und der sowohl in den USA als auch in England Furore machte. (Quelle: www. mira-taschenbuch.de)


    Meine Meinung:
    Auch dieses Buch stand schon ein paar Jahre in meinem Regal, bevor ich nun endlich dazu gegriffen habe. Es gibt Geschichten die berühren einem beim Lesen vom ersten Augenblick an und genau so ging es mir mit diesem Buch. Pam Jenofff erzählt diese Geschichte so eindrucksvoll und authentisch, sodass man als Leser das Gefühl hat genauso wie Emma durch das Ghetto in Krakau zu streifen. Die Atmosphäre und die Stimmung zu der Zeit hat die Autorin in einer unnachahmlichen Weise eingefangen. Es sind die leisen Töne, die kleinen Gesten, die dieses beklemmende Gefühl auslösen. Manchmal ist schweigen genauso schlimm wie die schlimmste Hasstirade, eine abfällige Geste schärfer als jedes Messer was sich in die Eingeweide bohrt.
    Behutsam und doch eindringlich beschreibt Pam Jenoff, die Wandlung von Emma zu Anna. Sich selbst verleugnen zu müssen um zu leben, kommt dem eigenen Tod sehr nahe. Doch Gefühle lassen sich nicht immer mit Verstand beherrschen, sie gehen ihren eigenen Weg und wir Menschen sind manchmal machtlos im Chaos der Gefühle.
    Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen und es ist interessant, wie die Autorin die Geschichte immer weiter ausbaut und komplexer werden lässt. Zweifellos weiß die Autorin von was sie schreibt, die Recherche ist vorzüglich und man bekommt einen authentischen Eindruck und keineswegs einen Geschönten. Gut gefallen hat mir auch die Entwicklung, die einige Nebenfiguren genommen haben, jeder hat eine eigene Motivation die ihn antreibt, aber viele haben dasselbe Ziel, auch wenn sie es auf einem anderen Weg erreichen wollten.
    Der Folgeband „Die Frau des Diplomaten“ steht auch schon im Regal und es werden bestimmt nicht wieder Jahre vergehen, bevor ich wieder zu einem Roman vom Pam Jenoff greife.
    Für alle die sich für die NS-Zeit interessieren, besonders aus der jüdischen Sicht, denen möchten ich diesen Roman ans Herz legen. Eine ruhige, aber eindringliche Stimme die viele Leser verdient hat.