... Wie der blinde James Holman zum größten Reisenden der Geschichte wurde
OT: A Sense of the World - How a Blind Man Became History's Greatest Traveller
Über den Autor
Jason Roberts ist als Journalist, Literaturkritiker und Gastdozent u. a. an der Stanford University tätig. 2005 erhielt er den in diesem Jahr von Michael Chabon ins Leben gerufenen Van Zorn Prize, der an junge Schriftsteller vergeben wird. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Marin County, Kalifornien.
Kurzbeschreibung
England 1811. Als Kind hatte er davon geträumt, die ganze Welt zu sehen, als Zwölfjähriger trat er in den Dienst der Royal Navy. Kaum erwachsen geworden, erblindet James Holman vollständig. Doch anstatt sich in das Schicksal eines bettelnden Invaliden zu fügen, erfüllt er sich seinen Traum und schreibt Geschichte. Auf sich allein gestellt bereist Holman sämtliche Kontinente und avanciert zur herausragenden Figur des ausgehenden Entdeckerzeitalters.
Obwohl er sie nicht sehen konnte, erlebte James Holman so viel von der Welt wie kaum ein Mensch vor ihm. Er bestieg den Vesuv während eines Ausbruchs und erfror beinahe in sibirischer Gefangenschaft, er jagte wilde Elefanten auf Ceylon und Sklavenhändler vor der afrikanischen Küste.
Anderthalb Mal umrundete Holman den Globus, der Schiffsjunge aus Exeter wurde gefeierter Autor, respektierter Wissenschaftler und Günstling des britischen Königshauses, der Charles Darwin und Richard Burton zu seinen Bewunderern zählte. Zu einer Zeit, da die Weltkarten noch mehr weiße Flecken als gesicherte Erkenntnisse aufwiesen, nahm der »Blinde Reisende« stoisch jede Strapaze auf sich, um per Schiff, zu Pferde und vor allem zu Fuß das Unbekannte und Entlegene zu erkunden. Wo andere zeitgenössische Entdecker verdreckte Wilde, exotische Käferarten und unbenannte Berggipfel vorzufinden meinten, lernte Holman fremde Sprachen, Freunde fürs Leben und sich selbst kennen.
Die Sehnsucht nach Freiheit und Individualität, eine einsame Seele, die sich wider alle Vernunft einen Weg bahnt: Mit seinem international erfolgreichen ersten Buch legt Jason Roberts nicht nur eine einfühlsame und erstaunliche Biografie vor, sondern auch ein tiefenscharfes Panoramabild der Romantik.Nominiert für den National Book Critics Circle Award und den Guardian First Book Award.
Meine Rezension
James Holman ist ein ungewöhnlicher Zeitgenosse. In einer Zeit, in der noch durch Aderlaß und sonstige schröckliche Mittel Krankheiten „geheilt“ wurden :yikes, erblindet er in jungen Jahren – nachdem er bereits einige Jahre zur See gefahren ist - aus unbekannter Ursache. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Behinderten seiner Zeit, zieht er sich nicht in sein Privatleben zurück, sondern macht sich auf, die Welt zu erkunden. Seine Reisen führen ihn bis nach Sibirien und später sogar rund um die ganze Welt.
Dabei hat er nicht nur mit gesundheitlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, sondern auch mit vielen Vorurteilen und nicht zuletzt hat er auch stets Geldsorgen. Doch er gibt niemals auf und verfasst auch noch Bücher über seine Abenteuer.
Seine Zeitgenossen stehen ihm jedoch auch oft kritisch gegenüber, es fehlt noch jeder Sinn dafür, dass ein Blinder seine Umgebung auf andere Weise „sieht“ als ein Sehender und so hat er auch gegen Spötter zu kämpfen, die ihm vorwerfen, „seine Blindheit ließe echte Einsichten nicht zu“ und an anderer Stelle z.B. „er mochte in Sansibar gewesen sein, aber wie konnte ein blinder Reisender behaupten, Sansibar zu kennen?“
Zu seiner Zeit verkannt, tauchte er oft (historisch) nur als Randfigur auf, obwohl er der am weitest gereiste Mensch seiner Zeit ist. Da er die Welt ja nicht „mit eigenen Augen“ gesehen hat, wird er leider oft nicht ernstgenommen.
Sein Motto: Der Hindernisse gibt es vielerlei, Doch weder find ich sie, noch ruf ich sie herbei – danach lebt er und er lässt sich auch durch nichts beirren, was sich ihm im Laufe seiner Reisen entgegenstellt.
Dieses Buch ist die sehr interessante Lebensgeschichte eines außergewöhnlichen Mannes. Man erfährt aber nicht nur viel über das Leben des James Holman, sondern auch über „seine Zeit“ und besonders auch die gruseligen Heilmethoden derselben. Auch der Umgang mit Behinderten ist erschreckend.
Das Buch ist größtenteils lesenswert geschrieben, weist für mich aber dennoch einige Längen und für die Handlung eigentlich irrelevante Nebenstränge auf. Alles in allem fand ich es jedoch sehr interessant und lesenswert.
Am Anfang des Buches sind Karten mit den Reisen des James Holman abgebildet, am Ende sind historisch belegte Zitate und Textstellen in einer Art Quellenverzeichnis gesammelt. Im Buch selbst sind ein paar Bilder und sogar ein Foto von James Holman in seinen späteren Jahren.