Das Zauberschwert/Marion Zimmer Bradley

  • Gilt chronologisch als Band 7 des Darkover-Zyklus.
    Originaltitel: The spell sword


    Gehört untrennbar zu „Der verbotene Turm“, welches die Geschichte fortsetzt, weshalb in diesem Fall die richtige Reihenfolge wichtig ist.
    Das betrifft auch die später folgenden Bücher, da wir hier immer wieder auf die gleichen Leute bzw. Familien treffen werden. Das lose Zusammenhängen der Bücher endet ab hier mehr oder weniger.
    (Ich habe sie ursprünglich natürlich in der falschen Reihenfolge gelesen, erst "Turm" dann "Schwert" eh klar …)


    Inhalt:
    Der junge Terraner Andrew Carr stürzt bei einem Kartographierungsflug in den Bergen Darkovers ab. Er ist der einzige Überlebende, nicht zuletzt wegen des eigenartigen Geistermädchens, das ihm schon früher erschienen ist. Nach und nach begreift er, dass sie kein Geist ist, sondern eine mächtige Leronis, Callista, die von nichtmenschlichen Wesen gefangen wurde. Andrew ist der einzige, mit dem sie kommunizieren kann, wodurch ein Band zwischen ihnen geschmiedet wird. Gemeinsam mit ihren Verwandten, allen voran Damon Ridenow und Callistas Zwillingsschwester Ellemir macht er sich daran, seine Traumfrau – im wahrsten Sinne dieses Wortes – zu retten.


    Meinung:
    Das ist kein Buch, sondern ein Büchlein, in jeder Hinsicht. Es ist dünn und die Geschichte ist recht geradlinig, ohne gröbere politische oder sonstige Verwicklungen.
    Im Prinzip bereitet es eigentlich nur den Boden für das anschließende sehr viel tiefer gehende „Der verbotene Turm“ vor.


    Und doch ist es ein typisches Darkoverbuch, denn im Mittelpunkt stehen neben neuen, innovativen Anwendungen des Laran – siehe „Zauberschwert“ – die Menschen, die in diese Geschichte verwickelt sind, allen voran das Quartett Andrew, Callista, Damon und Ellemir.


    Während Andrew versucht, zu begreifen, was mit ihm geschieht, kämpft Damon gegen seine eigenen Minderwertigkeitsgefühle an und lernt, dass er weit stärker ist, als er dachte. Wäre Damon nicht schon in den späten 30ern, könnte man dieses Buch, soweit es ihn betrifft, als coming-of-age-Geschichte betrachten.
    Von den beiden Frauen, Callista und Ellemir sieht man hier noch nicht sehr viel. Callista ist die verzweifelte Gefangene und Ellemir die besorgte Schwester. Doch sind ihre Charaktere hier bereits ein Versprechen für mehr.


    In gewisser Weise ist dieses Buch ein netter Prolog für mein persönliches Highlight des Darkoverzyklus, „Der verbotene Turm“.


    PS: Das verlinkte Cover ist die kuriose Ausgabe, die ich besitze. Und gerade bei dem Buch hätten sie ja ausnahmweise wirklich die halbnackte Frau in den starken Armen des Recken zeigen können! :chen

  • wie war das noch, was mir vorhin im anderen thread durch den kopf ging? :gruebel
    das buch ist episch zu dünn, zu kurz, zu seicht... *nicht-drauf-komm*


    Der schluss lässt in meinen augen zu wünschen über und die ausgestaltung der bösewichter, deren beschreibung und motive hier gänzlich fehlen, sowieso... Die guten stellen, die charakterisierung von Esteban und Damon, gehen angesichts des wischi-waschi-kampfes und des schlusses unter...


    Ich fragte mich an der stelle, als völlig nebensächlich das tote angesengte katzenwesen beschrieben wird, das die zentrale bösewicht-figur des buches ist, warum ich eigentlich MZB lese, wenn mich die bücher als leser nicht befriedigen, und mir immer nur das mäkeln hoch kommt? Die helden sind angesichts des gelösten - hier eingeäscherten - problems völlig gleichgültig gegenüber den möglichen ursachen, die es ausgelöst haben...


    Heutzutage beschreibt man als fantasy-autor konflikte aus der sichtweise beider streitparteien, und gibt dem 'gegner' eine stimme; hier ist noch das einfache strickmuster mach-das-böse-alien-tot vorherrschend.


    Die comyn gehen mir wieder einmal gehörig auf den wecker: in ihrer widerlichen arroganz gehen sie selbstredend davon aus, dass sie die einzigen sind, die matrix-energie richtig anwenden können/dürfen, und einzig und allein ein recht haben zu bestimmen, wer gewalt über matrix-kristalle bekommt. Als ein katzenwesen lernt, eine matrix zu beherrschen, und sich als verbündete der trockenstädter seinen anteil an darkover als eine der ursprünglichen spezies zurückzuholen versucht, kann das ja nur böse gemeint sein, und man kann einem halben tier und einem untermenschen/einer unterkatze, ja nix beibringen... man muss ja nicht einmal in jahrtausenden der besiedlung kontakt zu ihnen aufzunehmen und sie zu verstehen versuchen - in dem teil kommen die trockenstädter wesentlich sympathischer als die comyn weg, weil sie sich zumindest mit den katzenwesen unterhalten und mit ihnen einen pakt eingehen.
    Die comyn hingegen reden ja nicht einmal mit trockenstädtern, mit denen sie die herkunft teilen...


    Das buch ist einfach zu dünn und zu kurz, um wirklich gut zu sein, und was Andrew Carr zuletzt tut, der gedanken-beam hinter eine magische barriere, durch die nicht einmal ein erfahrener matrix-arbeiter durchmessen kann, passt nicht ganz zum Laran-bild, wie es in den anderen büchern dargestellt wird, und war eigentlich in meinen augen völlig überflüssig...


    Ich hab in den büchen, die ich lese, gerne eine lückenlose durchplanung des plots. Der autor darf sich nicht innerhalb desselben buchs widersprechen, die handlung muss in eine stimmige umwelt und deren glaubwürdige historische entwicklung eingefügt sein, und vor allem will ich wesentliche details nicht ausgelassen wissen - die eheanbahnungen der personen sind für mich als leser eher zweitrangig, ich will gute abenteuergeschichten lesen, gute und ausführliche charakterisierungen, und hier wird wieder ein interessantes politisches motiv, das bündnis zwischen trockenstädtern und katzenwesen, gnadenlos zugunsten einer mäßigen liebesgeschichte verschenkt.
    Einige der Darkover-bücher scheinen mir hingegen binnen weniger wochen nebenbei aus dem handgelenk geschüttelt und ohne weitere überarbeitung und ohne beteiligung eines aufmerksamen lektors auf den markt geworfen. Ich halte das nicht für 'authentisch' sondern schlicht und ergreifend für lieblos und schlecht. Dieses buch hat den eindruck wieder einmal verschärft: ein kleines rand-geschichtchen zu einem wichtigeren buch, das schnell nebenbei abgehakt wird...


    Da ich nicht aufgeben will, und schon mal alle DO-Bände da stehen habe, geht es demnächst mit dem Verbotenen Turm weiter, der vom titel her keinerlei erinnerung in mir wach ruft, und wahrscheinlich ebenso zuvor ungelesen wie dieses ist
    - sehen wir, ob der nächste band wieder besser wird...


    *magma beisst sich wacker durch*

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Zitat

    Original von MagnaMater
    Ich fragte mich an der stelle, (...) warum ich eigentlich MZB lese, wenn mich die bücher als leser nicht befriedigen, (...)


    Die Frage habe ich mir auch schon gestellt. Da mir irgendwie die Ideen für eine Rezi ausgegangen sind (so viel habe ich in der Leserunde doch gar nicht geschrieben?), beginne ich also mit diesem Zitat.


    Andererseits habe ich das Buch recht zufrieden zugeklappt, denn durch die Leserunde wußte ich, daß es quasi die Ouvertüre zum nächsten ist, und mit dem Ende konnte ich gut leben. :-)


    Das Buch hat ein Copyright von 1974. Möglicherweise hat man damals so geschrieben, das vermag ich nicht zu beurteilen. Andererseits passen die bisherigen Darkover-Bücher irgendwie nicht zu den epischen Werken, die ich von MZB schon gelesen habe. In letzter Zeit (bis auf eines) die Avalon-Bücher, früher einige andere. Bisher entzieht es sich mir, was das stilistisch-handwerkliche betrifft, weshalb sie durch die Darkover-Bücher berühmt wurde und die als Hauptwerk gelten.


    Womit klar ist, daß meine Kritik (abgesehen von einigen Inkonsistenzen, die MagnaMater besser beschreiben kann) vor allem auf handwerkliche Dinge abzielt. Wie vor allem die fehlende epische Breite. Statt 200 Seiten würden man heute wohl deren 500 schreiben, und hätte dann den Platz, der diesem Buch eben fehlt.


    Aber genug kritisiert.


    Gefallen hat mir die Thematik „Terraner verliebt sich in Darkoverianerin“. Das darin vorhandene Potential wurde leider nicht voll ausgenutzt, die Geschichte geradlinig, ohne große Ausschmückung oder Umwege erzählt. Das Herantasten der Protagonisten, die wortwörtlich aus verschiedenen Welten kamen, das Erkennen, daß der bisher eingeschlagene Weg möglicherweise nicht der richtige war - ich mag Bücher, in denen solches thematisiert wird. Da verzeihe ich auch gerne die angesprochenen Mängel; ich fülle die Geschichte eben einfach beim Lesen im Kopf mit der notwendigen „Breite und Tiefe“ an.


    Das „Heldenquartett“ ist mir jedenfalls ans Herz gewachsen und ich freue mich, ihnen im nächsten Buch wieder zu begegnen.


    Da eine Ouvertüre ja nur die Motive vorstellen, nicht aber ausführen soll, ist das mit der Kürze vielleicht doch nicht so schlimm. Es wird sich bald zeigen. Ich freue mich auf die Fortsetzung. :-)


    Ich habe übrigens die hier mit verlinkte Weltbild-Ausgabe. Das erste Buch der Reihe, das ein annähernd passendes Covermotiv hat.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Bisher entzieht es sich mir, was das stilistisch-handwerkliche betrifft, weshalb sie durch die Darkover-Bücher berühmt wurde und die als Hauptwerk gelten.


    Ich glaube u.a. auch, weil sie hier mit vielen Themen gespielt hat, die damals neu und innovativ waren. Hier hat es gefehlt, aber wir hatten in den vorigen Büchern, ob episch oder nicht, schon nette Grundsatzdiskussionen über Frauenrollen, Abtreibung, genetische Manipulationen, etc. Das, denke ich, spielt eine Rolle.
    Aber auch, daß wir bisher wenige von den Klassikern der Reihe hatten, diese richtigen Highlights, als das wären "Der verbotene Turm", "Die blutige Sonne" oder, für mich wohl das beste von ihr, "Hasturs Erbe". Sowas wie "Das Zauberschwert" oder auch ein paar von den anderen, dünneren, die noch kommen, wie "Kräfte der Comyn" oder "Winde von Darkover" sind dann wieder Füllselbücher, wo sie irgendetwas spezielles untersuchen wollte, aber nicht zur "epischen Breite" :grin gefunden hat.


    Dieses Hin und Her zwischen Higlights und Büchlein entsteht sicher auch durch das ungeregelte Schreiben. Ein GRRM zB schreibt alle 5 Jahre - 15??? - einen Ziegelstein. Bei ihr ging es schneller, aber eben auch weniger festgelegt.
    Dadurch wirkt die Reihe natürlich etwas inhomogen.


    Wobei es wie bei vielen Jugendlieben schwer ist, zu sagen, ob ich sie heute noch lieben würde, wenn ich es nicht damals schon getan hätte. Deine Reaktion darauf, SiCollier, zeigt mir, daß wir "Jugendlieber" doch nicht ganz von der Rolle sein können, wenn Du hier etwas findest, was Dich anspricht.


    Zitat

    Ich habe übrigens die hier mit verlinkte Weltbild-Ausgabe. Das erste Buch der Reihe, das ein annähernd passendes Covermotiv hat.


    Aber auch nur, weil der Mann ein Schwert in der Hand hat. Damon ist das nicht. Abgesehen davon, daß er rothaarig ist und hoffentlich keinen so blöden Gesichtsausdruck hat, wirkt der Kerl ja genau wie dieser Reckentyp, der unser eher gelehrtenhaft wirkender Damon eben nicht ist.

  • Um damit anzufangen: auf das Schwert der Coverabbildung bezog sich mein Kommentar auch. „Mann mit Schwert“ paßt doch; der Rest sind nur ... Kleinigkeiten. Hätte das auch noch stimmen sollen, hätte man im Verlag das Buch lesen müssen. Und wo kommen wir denn da hin, wenn die für den Klappentext oder das Cover Verantwortlichen auch noch die Bücher lesen sollen. :yikes :chen




    Zitat

    Original von Grisel
    Ich glaube u.a. auch, weil sie hier mit vielen Themen gespielt hat, die damals neu und innovativ waren. Hier hat es gefehlt, aber wir hatten in den vorigen Büchern, ob episch oder nicht, schon nette Grundsatzdiskussionen über Frauenrollen, Abtreibung, genetische Manipulationen, etc. Das, denke ich, spielt eine Rolle.


    Ja, und wie wir in den Leserunden festgestellt haben, sind die Themen immer noch aktuell. Also war sie ihrer Zeit eigentlich voraus. Vielleicht haben mir hier (wie beim vorigen Band, wenn ich recht erinnere) diese Grundsatzdiskussionen etwas gefehlt, zumal der Stoff im Prinzip solche hergegeben hätte. Denn wie erwähnt liebe ich das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen und das Lösen der sich daraus ergebenden Konflikte ohne Waffengewalt. Nun, ich schätze, wir werden wieder Gelegenheit dazu bekommen.




    Zitat

    Original von Grisel
    Wobei es wie bei vielen Jugendlieben schwer ist, zu sagen, ob ich sie heute noch lieben würde, wenn ich es nicht damals schon getan hätte.


    Interessante Frage. Obwohl ich bei etlichen der Erstveröffentlichungen im „besten Jugendalter“ für sowas war, sind die Bücher doch irgendwie an mir vorbeigegangen. Ich habe vielleicht mal den Namen „Darkover“ gehört, das wars aber auch. Wirklich bewußt ist mir MZB beim Erstlesen der „Nebel von Avalon“ begegnet; danach habe ich einige andere von ihr gelesen („Die Feuer von Troia“ etwa), aber nie ihre SF-Romane. Vielleicht bin ich von daher auch mit einer falschen „Vorprägung“ versehen.


    Aber ich bin ja immer noch lernfähig und werde auch weiter dabei bleiben. Alleine schon wegen unserer Diskussionen. :-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich kann mich den Vorredner größtenteils anschließen: diesem Buch hätte ein größerer Umfang und weitere Ausholungen gutgetan, so wurde doch einiges an Potenzial verschenkt. Dennoch ganz lesenswert, da mir alle Charaktere sympathisch waren und mich auch das Ende zufriedenstellte. Interessant fand ich MagnaMaters Sichtweise in Hinblick auf die bisherige Ignoranz der herrschende Kaste die Trockenstädter sowie die Katzenwesen betreffend; auf den Gedanken bin ich bislang gar nicht bekommen bzw. habe ich mich nie daran gestört. Aufgrund Grisels Hinweis, "Das Zauberschwert" sei quasi der Prolog zum nächsten, ausführlicheren Teil, bin ich schon gespannt, wie sich die Figuren weiterentwickeln und was da noch so kommen wird, zunächst allerdings werden einige andere drängende Bücher gelesen.


    Ach ja, was ein "GRRM" (siehe Grisels 2. Posting) ist, würde mich interessieren. :gruebel

  • Zitat

    Original von mankell
    Ach ja, was ein "GRRM" (siehe Grisels 2. Posting) ist, würde mich interessieren. :gruebel


    :lache
    Entschuldigung, die Tippfaulheit. GRRM steht für den Autor George R. R. Martin, bei dem es schon ein Running Gag geworden ist, ob und wann die weiteren Fortsetzungen seiner "Ice and Fire"-Serie erscheinen.

  • Danke für deine Erklärung, ich hatte schon vermutet, es geht um einen Autorennamen und hab eine Weile herumgetüftelt - bloß den tatsächlich gemeinten kenne ich nicht einmal. :-)

  • Zitat

    Original von mankell
    Danke für deine Erklärung, ich hatte schon vermutet, es geht um einen Autorennamen und hab eine Weile herumgetüftelt - bloß den tatsächlich gemeinten kenne ich nicht einmal. :-)


    Ich verspreche, nächstes Mal schreibe ich wenigstens den Nachnamen aus. :grin


    Zum "Zauberschwert", wenn Du die Leute magst, könnte ich mir vorstellen, daß Du am "Verbotenen Turm" dann wirklich mehr Freude hast. Hoffentlich, denn ich liebe das Buch. :-]